Das Spielkonzept „Denk wie eine Schlange“, hört sich erstmal recht banal an. Die damit verbundene Steuerung, welche damit einhergeht, hebt den Schwierigkeitsgrad aber deutlich an. Entwickler und zugleich Publisher Sumo Digital haben unteranderem an Spielen wie Little Big Planet 3 oder Baphomets Fluch: Der Engel des Todes mitgearbeitet. Ob nun Snake Pass etwas taugt, verrate ich euch im Test.
Snake! Snaaake! SNAAAAAAKE!
Schlafend und an einer Bambusstange hängend werden wir als Schlange Noodle von unserem Kolibri Freund Doodle geweckt. Jemand hat die Schlüsselsteine unserer Portal gestohlen, womit wir nicht mehr frei durch ‚Haven Mountain‘ schlängeln können. Also zischen wir ab und sammeln gemeinsam mit Doodle die drei Schlüsselsteine jedes Abschnittes, um damit die verschlossenen Tore zu öffnen, die uns ins nächste Level schlängeln lassen. Wer die Tore verschlossen hat, bleibt völlig ungeklärt und auch die Entwickler scheinen nicht bemüht, dieses Geheimnis vor Ende zu lüften. Na gut, dann sammeln wir halt die Schlüsselsteine, aber wofür sind hier noch diese wabernden blauen Blasen und goldene Münzen? Der etwas erfahrene Spieler wird dazu geneigt sein diese erstmal zu sammeln, wird später wohl noch für etwas gut sein. Fehlanzeige! Die Blasen und Münzen sollen dem Spieler nur eine Nebenherausforderung bieten. Pflicht sind immer nur die Schlüsselsteine, der Rest ist nur die Kür. Bis auf eine Anzeige in der Statistik haben beide Collectables keinen Einfluss auf das weitere Spielgeschehen. Generell wird die Story auch nur sehr träge und mit geringem Spannungsbogen erzählt. Während wir uns also auf die Suche nach den Schlüsselsteinen begeben, müssen wir gelegentlich kleinere Rätsel lösen, häufig entpuppen dieses sich aber als simples Schalter umlegen oder das richtige Timing bei drehenden Plattformen zu treffen.
Die Steuerung aus dem Fegefeuer der Hölle!
Eine der größten Herausforderungen in diesem Geschicklichkeitsspiel, ist wohl die Steuerung von Noodle. Denn hier geht es nicht wie gewohnt per Analogstick rechts, links, vor und zurück, sondern ungewohnt anders. Mit dem Analogstick können wir den Kopf nach rechts oder links bewegen. Durch abwechselnde Links Rechts Bewegungen können wir so beschleunigt durch die Landschaft schlängeln. Per Knopfdruck lässt sich aber auch Noodles Kopf anheben, um Stufen zu erklimmen oder an eine Bambusstange heran zu kommen. Nun kommt der wirklich knifflige Part, denn die Schwerkraft spielt auch noch eine Rolle. Gegner die Noodle gefährlich werden könnten, finden wir nur in unserer eigenen Ungeschicktheit, denn das Klettern ist die größte und einzige Herausforderung des Spiels im Zusammenspiel mit der gewöhnungsbedürftigen Steuerung. So versuchen wir mit einer links Bewegung den Kopf an einer Stange vorbeizuführen um dann mit einer Kombination aus Rechts Bewegung, Kopf heben und weiter schlängeln Noodle um die Stange zu wickeln. Mit einer anderen Schultertaste versuchen wir uns dann fest zuhalten, damit wir nicht zu weit gleiten. Hier liegt wirklich in der Ruhe die Kraft. Rutschen wir zu weit hängen wir sofort über und fallen schnell von der Stange herunter. Ziemlich ungünstig wenn wir uns gerade über einem Abgrund oder einer Stachelgrube befinden.
Sollten wir einmal das zeitliche Segnen, werden wir an vorher besuchte Checkpoints zurückgesetzt. Jeder Fortschritt zwischen Checkpoint und Ableben geht allerdings verloren. Checkpoints sind aber noch lange keine Speicherpunkte. Schalten wir in einem frustigen Moment das Spiel aus, weil wir schon 30 mal an einer Kletterstelle gescheitert sind, müssen wir beim nächsten Start das Level komplett neu spielen. Aber nicht nur die Kletterpassagen erweisen sich als fummelig, sondern auch als teilweise wirklich nervig entpuppten sich Puzzles in denen wir eine Kugel schieben müssen. Das ist mit der Steuerung wirklich nur sehr schwer möglich. Aber auch unser zwitschernder Begleiter Doodle spielt eine kleine Rolle in unserem Fortschritt. Er hilft uns an schwierigen Stellen, indem er uns am Schwanz ein wenig anhebt oder mit Hilfe von Aufwind sogar über Schluchten helfen kann. Für ein etwas höheren Level braucht man mit etwas Übung zwischen 15 und 30 Minuten nur für die Schlüsselsteine. Dann sind aber noch lange nicht alle Münzen und Blasen gesammelt. Der Completionist wird den Titel also vermutlich verfluchen, wenn er eine Stunde an einem Level sitzt und aus zeitlichen Gründen aufhören muss. Die eigene Frustgrenze wird in Snake Pass häufig auf die Probe gestellt. Ist das dem Spieler noch nicht genug, gibt es für jedes Level auch eine Zeit Herausforderung, die nach Abschluss der jeweiligen Themenwelt freigeschaltet wird.
Optisch macht Snake Pass einen wirklich schicken Eindruck. Kräftige Farben und die Kunterbunte Gestaltung der Umgebung schauen wirklich liebevoll aus, auch bei den Animationen haben sich die Entwickler mühe gegeben. Als ein wenig hakelig stellt sich, wie so oft bei solchen Spielen, die Kamera heraus. Die bleibt nämlich gerne mal an einer Kante hängen und springt dann auf einmal um, was sich gerade bei den schwierigeren Kletterpassagen negativ auswirken kann. Das ist technisch mittlerweile einfach besser lösbar und vermeidbar. Ansonsten lief Snake Pass während meiner Sessions größtenteils flüssig mit 30 fps bei voller Full HD Auflösung. Nur an wenigen Stellen ist die Framerate ein wenig eingebrochen. Lichteffekte sehen gut aus, das fällt zum Beispiel auf wenn Noodle aus dem Wasser schlängelt und sich das Licht in der schuppigen Haut spiegelt. Noodle hat man neben den Bewegungsanimationen kleine Details spendiert. So schläft er ein, wenn wir den Controller zur Seite legen, woraufhin Doodle uns direkt durch den Bildschirm anschaut. Oder wenn Noodle bemerkt, dass er abrutscht und fällt, formt sein Mund einen fast stummen Schrei. Generell ist der Vertonung eher dünn. Dialoge, wenn es denn überhaupt welche gibt, werden als Textboxen dargestellt und mit ein wenig Gezwitscher von Doodle artikuliert. Die Musik dagegen geht schnell ins Ohr und bringt einen typischen tropischen Flair und gute Laune mit sich.
Fazit
Snake Pass sieht mit den bunten knalligen Farben auf den ersten Blick richtig drollig aus, aber der Schein trügt. Denn im Zusammenspiel mit der Steuerung ist der Titel eine richtige Geschlichkeitsherausforderung und nichts für Spieler mit niedriger Frustgrenze. Die fehlende Speicherfunktion in den Leveln, die leichten technischen Probleme und die sehr magere Story trügen das Spielerlebnis zwar ein wenig, im Kern finden wir hier aber einen fordernden 3D-Puzzler der für rund 20€ sein Geld allemal wert ist.