Spiele im Retro-Look sind momentan weltweit ganz schön angesagt. Diesen Trend nutzten die Jungs und Mädels bei Yacht Club Games und beschlossen ebenfalls auf diesen durchaus lukrativen Zug aufzuspringen. So startete man einen Kickstarter-Aufruf um das Projekt zu finanzieren. Das Vorhaben 75.000 Dollar zu sammeln gelang eindrucksvoll schnell. Am Ende kamen sogar stolze 331.000 Dollar zusammen und das Spiel war gesichert. Die erste Version von Shovel Knight erschien bereits im Juni 2014 für Windows, Nintendo 3DS und die Nintendo Wii U. Jetzt besucht der Shovel Knight auch retro-verliebte Spieler auf der PlayStation 4, PlayStation Vita und Xbox One. Für die etwas längere Wartezeit hat er sogar extra Content für euch im Gepäck. So gibt es für PlayStation-Spieler einen speziellen Bossfight gegen Sony “Maskottchen” und Dauer-Wüterich Kratos der mit der God of War-Serie Berühmtheit erlang. Auf Xbox One bekommen Spieler einen extra Level mit einer Begegnung der älteren Art. Yacht Club Games durfte die aus Battletoads in Battlemaniacs bekannten Kampfkröten Rash und Pimple aus der Versenkung holen. Ihr spielt die bekannten Levelabschnitte der Wreckingball und Hoovercraft Stages nach. Doch was bietet dieser “8 Bit-Titel” neben dem extra Content? Lohnt sich die Anschaffung und um was geht es überhaupt? Keine Panik, erkläre ich euch gerne im nachfolgenden Text.
Es war einmal in einem fernen Land…
So oder so ähnlich startet auch die Geschichte um unseren namensgebenden Helden Shovel Knight. Er und seine Geliebte, Shield Knight, durchstreifen permanent die Ländereien auf der Suche nach Abenteuern und Leuten denen sie behilflich sein können – Ritter Codex und so. Eines Tages geraten sie jedoch bei ihren Beutezügen an das falsche Schmuckstück und die Folgen für die beiden Turteltäubchen sind fatal. Ein verfluchtes Amulett aus dem Turm des Schicksals übernimmt die Kontrolle über Shield Knight, schleudert ihre bessere Hälfte aus dem Turm und versklavt Sie und bindet sie an den Turm des Schicksals. Zu allem Überfluss erweckte das Amulett dabei die böse Verzauberin, die sich sogleich Verstärkung im Kampf gegen die friedliebende Bevölkerung sucht und den Orden ohne Gnade gründet. Diesem gehören nun acht thematisch unterschiedliche Ritter inkl. derer Festungen an. Shovel Knight bleibt keine Wahl, er macht sich auf die beschwerliche Reise zum Turm des Schicksals um seine Liebste aus den Klauen des Bösen zu befreien. Leute die den NES nicht lediglich aus dem Museum kennen, entdecken beim Anspielen sofort die Parallelen zu einigen 8-Bit-Klassikern von damals. Die erste Übereinstimmung bildet als Grundgerüst ganz klar Mega Man und Castlevania. Das Leveldesign jeder Welt versetzt euch spielerisch sofort und ohne Umschweife in die Zeiten des Blauen Bombers und des Vampirjägers zurück. Die Weltkarte wurde von Super Mario Bros. 3 inspiriert und der Schwertsturz feierte sein Comeback auf dem Gehstock der reichsten Ente der Welt; Dagobert Duck mit seinem Pogo-Sprung. Yacht Club Games bedient sich recht schamlos aber dabei sehr sympathisch der Ideen vergangener NES-Klassiker. Spielerisch ist das ganze also eine Art “Mega Duck Castle” mit einigen Elementen aus der Neuzeit. Ein wenig Dark Souls hat es nämlich auch ins Spiel geschafft, dazu später aber mehr.
Wer anderen eine Grube gräbt…
…besitzt möglicherweise das legendäre Schaufel-Schwert. Der Name des Titels verrät es schon, irgendwo im Spiel muss auch eine Schaufel auftauchen. Unser Held trägt nämlich kein ordinär-normales Schlachtwerkzeug mit sich, sondern eine Waffe aus der Gattung “extravagant”. So dient das Schaufel-Schwert euch als normales Schwert, aber eben auch als Schaufel. Mehr als ein kleiner Gag der Entwickler steckt allerdings nicht hinter der Sache. Spielerisch lässt sich nur an sehr wenigen Stellen auch wirklich graben. In der Regel bekämpft ihr eure Feinde mit einem gezielten Schaufel-Schlag oder eben dem Schwertsturz. Dazu drückt ihr den Stick oder das Steuerkreuz in der Luft nach unten und Shovel Knight stürzt mit der Schaufel voran, wutgeladen auf seine Feinde nieder. Gespielt wird meistens wie im Fußball – von links nach rechts. Nicht selten orientiert sich Shovel Knight aber auch an der traditionellen Level-Architektur eines alten Mega Man-Spiels. So scrollt ihr euch über zahlreiche Leitern auch mal ein paar Bildschirme nach oben oder unten. Das bringt schicke Abwechslung ins Level-Design und ruft alte schöne Erinnerungen bei älteren Zockern hervor. Neben den zwei Basis-Angriffen stehen euch noch unterschiedliche Relikte zur Verfügung, die ihr in den Boss-Levels finden oder auch nach Absolvieren des Levels bei einem Händler kaufen könnt. Der Einsatz der Relikte kostet euch Magiepunkte wobei die Anzahl derer sich nach der Effektivität des Reliktes richtet. Das Kriegshorn beispielsweise kostet euch satte 20 Punkte, funktioniert jedoch ähnlich brachial wie eine “Power Bomb”. Einmal gezündet, vernichtet sie automatisch alle Feinde in seinem Radius. Ein Schuss aus dem Feuerstab hingegen kostet nur sechs Punkte, der kleine Feuerball teilt jedoch auch sehr viel weniger Schaden aus, ist so klein wie ein Tennisball und fliegt nur “stupide” geradeaus. Sehr nützlich ist noch ein Amulett, dass euch für acht Punkte eine kurze Zeit unverwundbar macht. Zusätzlich findet ihr im Spiel noch zwei Kelche des Kultes vom Apfisch (Eine Mischung aus Apfel und Fisch) in die ihr drei verschiedene Sekrete (Elixiere) füllen könnt. Regeneriert zum Beispiel eure gesamten HP und MP, macht euch für ganze zehn Sekunden unverwundbar oder teilt für einige Zeit mehr Schaden aus.
Gold statt Seelen
Besiegte Feinde und geöffnete Schatztruhen fördern bei Shovel Knight allerhand Edelsteine zu Tage. Diese Schätze werden in Gold gezählt und dienen euch als Währung für eure Einkäufe. Ihr könnt damit die oben bereits angesprochenen Relikte kaufen oder aber Shovel Knight selber aufmotzen. Im Dorf gibt es Händler, die euch die Anzahl der Lebens -und Magiepunkte erhöhen. Sinnloses Gold farmen lohnt sich aber nur bedingt, da ihr nur eine maximale Anzahl an LP und MP besitzen dürft. Möglichkeiten euer überschüssiges Gold loszuwerden, gibt es dennoch: So trefft ihr im Spiel noch auf zwei Schmiede, die eure Rüstung und euer Schaufel-Schwert mit extra “Perks”, also Fähigkeiten, ausstatten können. Bei voll-aufgeladener Lebensenergie kann nicht nur Link mit seinem Master Schwert schießen, nach Bezahlung von ca. 5000 Gold beherrscht Shovel Knight diese Trickserei nämlich ebenso. Schneller schaufeln oder eine Blitz-Attacke während des “Pogo-Angriffs” könnt ihr ebenso käuflich erwerben. Bei den Rüstung-Upgrades habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Spielstilen. Während die eine euch schneller schaufeln lässt, erhöht wiederum eine andere eure Magiepunkte, verringert aber euer Leben. Ich hatte mich für die Variante entschieden, die euch bei Treffern nicht mehr zurückwirft, mit der ihr aber nach der Landung noch ein Stückchen rutscht.
Acht Robotmaster…. Äh ich meine acht Ritter
Den Weg zum Turm des Schicksals versperren euch die acht Mitglieder des Ordens ohne Gnade. Ähnlich wie schon damals bei Mega Man sind das acht thematisch unterschiedliche sehr charaktervolle Ritter inkl. derer Stages mit persönlichem Touch. Treasure Knight beispielsweise ist quasi ein Easter Egg zu 2K’s Egoshooter-Reihe Bioshock. Sein Level ist ein versunkenes walartiges U-Boot und er selber könnte mit einem Big Daddy verwandt sein – zumindest optisch. Sonstige klassische Themen wie Feuer, Eis oder auch Luft Levels werden selbstverständlich auch alle abgedeckt. Das Spiel hat mit Mega Man vor allem aber auch den Schwierigkeitsgrad gemeinsam. In den Leveln warten einige gemeine Passagen, die durch fiese Sprungkombinationen euer Geschick auf die Probe stellen. Die Steuerung ist zum Glück sehr präzise und ist niemals Schuld wenn Shovel Knight doch mal über die Klippe geht. Aber auch punktgenau platzierte Gegner erschweren euch das ein oder andere Mal das Vorankommen und treiben euch in den Tod. Nach dem Ableben tritt der Dark Souls-Effekt in Kraft. Ihr verliert einen ordentlichen Teil eures bis dahin erbeuteten Goldes, welches an Ort und Stelle eures Versagens zurückbleibt. Nun gilt es mindestens wieder bis zu dieser Stelle vorzustoßen, denn bei erneutem Verlust eines Lebens sind die vorherigen Punkte für immer verloren. Die Stages bieten euch jedoch fair verteilte Checkpunkte an, die ebenfalls eine kleine Überraschung beinhalten; sie lassen sich nämlich zerstören. Solltet ihr euch dazu entscheiden, erhaltet ihr zwar eine Menge Gold, der Checkpoint ist aber dafür nicht mehr zu gebrauchen. Besonders selbstbewusste oder mutige Zeitgenossen holen sich so einen kleinen extra Kick und füllen ihren Geldbeutel deutlich schneller.
Kunstwerk in 8 Bit-Optik
Wie ihr auf den Screenshots unklar erkennen können, ist das Abenteuer der Macher von Yacht Club Games im charmanten 8 Bit-Style gehalten. Ältere Semester erinnern sich ja meistens mit Freude an die alte Zeit zurück und so schafft es auch Shovel Knight gleich das entsprechende Clientel in seinen Bann zu ziehen. Das klappt übrigens sofort ab dem Titelbildschirm, denn schon der Soundtrack dort katapultiert zurück nach 1989 und ihr sitzt gedanklich vor dem kleinen grauen Nintendo-Kasten. Für den fantastischen Soundtrack verantwortlich ist Jake Kaufmann aka Virt. Und er hat seine Arbeit mit Bravour abgeliefert. Der Soundtrack ist ziemlich gelungen und behält einige auditive wirbellose Kriechtiere für euch parat – Genau, ich meine Ohrwürmer. Technisch hat Shovel Knight selbstredend keine Probleme auf der getesteten Xbox One. Alles läuft selbstverständlich sehr flüssig und ohne Probleme. Der Rest der Optik überzeugt durch einen für 8 Bit-Verhältnisse angenehm-hohen Grad an Details. Die Levels bieten euch durch die verschiedenen Elemente und Inhalte zudem viel Abwechslung und wie oben schon erwähnt: Charme. So stürmt ihr die strahlend-goldene Burg von King Knight oder durchquert den pixeligen Friedhof von Sensenmann Specter Knight. Das Dorf bietet euch allerhand lustig-aussehende NPC’s von denen die wenigsten eine wirkliche Relevanz haben. Für besonders sammelfreudige Spieler unter euch sind im gesammten Spiel 60 Notenblätter versteckt. Für Freunde von Gamersore und Trophies gibt es zum Spiel fast schon die einzigen schlechten Nachrichten: Hier haben die Entwickler wenig Humor bewiesen. Wer hier wirklich Punkte erspielen will, muss sich ganz schön auf den Hosenboden setzen. Bei Shovel Knight gibt es nichts geschenkt und die Erfolge sind wirklich harte Nüsse. Der Schwierigkeitsgrad geht nach der ersten Eingewöhnungsphase aber dennoch klar. Übung macht bekanntlich auch den Meister. Durch das Aufleveln von Shovel Knights HP und MP, kann man der Härte schon brauchbar entgegen wirken. Nach dem Durchspielen hatte ich dennoch 70 Todesfälle zu beklagen und habe für die Reise fast genau fünf Stunden Zeit benötigt. Puristen vergnügen sich nach dem Durchspielen mit dem Sammeln der Notenblätter oder dem New Game Plus Modus.
Fazit
Shovel Knight ist das perfekte Spiel für Nostalgiker-Nerds mit Hang zu eben jenen großen Vorbildern, welcher sich der Ritter mit der Schaufel so großzügig aber sympathisch bedient. Wer also damals wie heute gerne noch ein paar Runden Mega Man, Castlevania oder auch Duck Tales daddelt, der wird mit Shovel Knights seine helle Freude haben. Schwierig wird es für die jüngeren Telespielbegeisterten Mitmenschen unter uns. Einige lassen sich vielleicht durch Optik oder generelles Setting abschrecken. Ihr tut jedoch gut daran, euch auf das Abenteuer mit Shovel Knight einzulassen. Erlebt einfach mal, womit die Ü30-Fraktion damals groß geworden ist und lasst euch auf diese Art Spiel ein. Das Machwerk der Yacht Club Games bietet allen ein wunderbar puristische, wie aber auch modernes Plattform-Spiel mit einem knackigen Schwierigkeitsgrad. Durch die Checkpoints und die unendlichen Leben ist aber auch jeder Level mit der nötigen Geduld und etwas Geschick am Gamepad machbar. Der Preis ist für die gebotene Qualität auf jeden Fall gerechtfertigt, einzig der Umfang könnte etwas Spielraum zur Beschwerde lassen. Die getesteten fünf Stunden waren geprägten von sämtlichen Bonus-Leveln und Zwischengegnern. Sonst gibt es bei Shovel Knight durchaus wenig Grund zur Kritik. Das Spiel spielt und steuert sich fantastisch. Es bietet etliche Herausforderungen und fängt den Charme der Achtziger selbst im Jahre 2015 nahezu perfekt ein. Pixelliebhaber und neugierige Jung-Nerds sollten also keine Bedenken haben und den Download in die Gänge leiten. Und wir hoffen, dass Yacht Club Games uns vielleicht in 2016 eine Fortsetzung vor die Nase setzt. Das wäre großartig.