Shift Happens im Test – Laborratten auf Abwegen

Es war die Gamescom 2015 als Christoph mich im Businessbereich in einen kleinen Raum zog. Hier traf ich erstmals die Jungs von Klonk Games und konnte Einblick in ihr Shift Happens erhalten. Auch im folgenden Jahr ließen wir ein Hallo in der Runde da und ich durfte mir einen weiteren kleinen Eindruck von dem Spiel machen. Wenn ich Spiele wie Lovers in a Dangerous Spacetime, Chariot oder eben Shift Happens sehe, freue ich mich insgeheim wieder einen Titel mit meiner besseren Hälfte gemeinsam spielen zu können. Ob Shift Happens dem Pärchen-Test standhalten konnte oder unsere Beziehung nachhaltig gestört wurde, verrate ich euch im Test.

Dumm gelaufen…

Ein Unfall in einer Testeinrichtung erschafft die beiden Gelee-Klone Bismo und Plom. Die Klone haben beide die Fähigkeit ihre Größe und Maße zu verändern. Durch eine Fehlfunktion einer Maschine werden die beiden aber miteinander verbunden, wodurch nur immer einer groß und der andere klein sein kann. Wir bahnen uns also einen Weg durch die Laboreinrichtung, um eine Maschine zu finden, die den roten Bismo und den blauen Plom wieder voneinander trennen. Hierfür müssen die Zwei sich von Abschnitt zu Abschnitt rätseln. Shift Happens ist nämlich ein Side-Scroll-Plattform-Puzzler, indem ihr einen Raum nach dem anderen Raum durchqueren müsst. Die Testkammern erinnern dabei durchaus mit den Kisten, Sprungplattformen und Lasern an Portal. Das Ganze allerdings ohne die namensgebenden Portale. Viel mehr gilt es hier, sich gegenseitig durch den Raum zu helfen. Entweder mit einer Art Waage in Form einer Sprungplattform, in der wir uns durch Gewichtsverlagerung immer höher schaukeln oder indem wir einen der beiden Figuren über ein Hindernis werfen, damit dieser einen Schalter betätigen kann. Bei den Rätseln hat man im Bezug auf den Schwierigkeitsgrad ein gesundes Mittelmaß gefunden, welches zum Ende hin leicht ansteigt, aber nie frustrierend ist.

Die Rätsel bestehen, wie schon erwähnt, aus verschiedenen Elementen. Sprungplattformen, um höhere Stellen zu erreichen. Kisten, die auf Schalter geschoben werden müssen. Viele Rätsel sind vor allem auf die Zusammenarbeit der beiden Flubber-Klone ausgelegt und lassen sich nur sehr selten allein lösen. Sei es das richtige Timing beim Wechseln des Gewichtes an der Sprungplattform oder das Betätigen des Schalters, während der andere von Plattform zu Plattform hüpft. Einen zusätzlichen Reiz die Testkammern komplett zu lösen, bieten die einsammelbaren Gelee-Drops. Pro Level gibt es davon insgesamt immer 75 Stück und füllen am Ende einen Zähler, welcher bei Vervollständigung ein Leben spendiert, sowie eine 3-Sterne-Bewertung für die Kammer. Zusätzlich gibt es dann auch noch die Bonuskisten, welche es einzusammeln gilt. Besonderer Clou ist, dass die Kiste nach dem Einsammeln zwischen Bismo und Plom schwebt und für ein paar Sekunden auf einer Abgabeplattform gehalten werden muss, um sie zu sichern. Durch das Sammeln der Kisten schalten wir nach und nach verschiedene Bonuslevel frei, welche sich durch den Faktor Zeit ein wenig hervorheben. So müssen wir hier auf einem Floß Hindernisse überwinden oder möglichst schnell einen Turm empor klettern, um der ansteigenden Säure zu entkommen. Insgesamt können wir vier Level dieser Art freischalten und uns dieser besonderen Prüfungen stellen. Nach dem wir eine Testkammer erfolgreich abgeschlossen haben, bekommen wir noch eine zusätzliche Herausforderung in Form eines Speedruns. Es gilt das Level unter der angegebenen Zeit zu lösen, um einen weiteren Stern zu ergattern.

Hin und her

Die Jungs von Klonk Games haben sich bei der Steuerung wirklich besonders Mühe gegeben. Zwei Figuren alleine zu steuern, hört sich erstmal schwierig an. Aber durch die simple Steuerung ist es kein Ding der Unmöglichkeit. Mit dem rechten Analog Stick wechseln wir zu dem jeweils anderen Charakter. Das geschieht intuitiv durch Bewegung des Analog Sticks in die Richtung, in der sich der inaktive Flubber befindet. Aber auch wenn der eine inaktiv ist, können wir ihm Befehle geben, wie einen Schalter zu drücken, den anderen aufzufangen oder zu werfen. Springen, laufen und werfen sind dabei äußerst präzise und wir bekommen für alle Bewegungen schnell ein Gefühl. Lediglich bei schnellerem Wechseln, wo das Timing eine Rolle spielt, kann es zu wenigen frickligen Momenten kommen. Wenn man springen, hochwerfen, das Gewicht wechseln und einen Schalter im richtigen Moment betätigen muss, braucht man gelegentlich mehr als einen Anlauf. Ich erwähnte ja bereits zu Beginn, dass ich immer auf der Suche nach Koop-Spielen bin. Natürlich ist Shift Happens gerade dazu prädestiniert, wenn nicht sogar mit der Hauptintention, im Koop gespielt zu werden. Dabei ist es naheliegend, dass jeder einen der beiden Figuren übernimmt und man sich so gemeinsam durch die verschiedenen Kammern rätselt. Dabei fällt schnell auf, dass die Kammern ein wenig anders zu den Einzelspieler Kammern aufgebaut sind. So werden auch zwei separate Speicherstände für Einzelspieler und Multiplayer angelegt. Der Multiplayer ist sowohl im lokalen Koop als auch online mit einem Freund spielbar. Eine Partie ist dafür aber zwingend notwendig, denn ohne Absprache kommt man nicht weit. Besonders im Kampf um die Gelee-Drops kann in Verbindung mit dem Verschieben des Gewichtes der ein oder andere Klinsch losgetreten werden. Am Ende bekommt nämlich derjenige, der die meisten Punkte besitzt, die Kammer in seiner Farbe markiert. Auch hier gibt es wieder erwähnte Bonuslevel, Zeitherausforderungen und Sternewertungen.

Ebene für Ebene

Audiovisuell hat Shift Happens wohl die größten Schwächen. Zwar sind die Animationen, Charaktere und Rätselelemente liebevoll gestaltet, aber technisch kann es insgesamt nicht überzeugen. Mit der etablierten Unity Engine sollte das Bild einfach nicht für längere Zeit einfrieren, vor allem nicht wenn es ein kleinerer Titel ist, der einen technisch niedrigen Aufwand suggeriert. Zwar sind erwähnte Ruckler durch das etwas langsame Gameplay eines Puzzlers kaum spielentscheidend, aber es trügt dennoch das Spielerlebnis. Dafür hat Klonk Games sich wirklich Mühe bei den Animationen und der Gestaltung gegeben. Die verschiedenen Rätselkammern bekommen durch vier verschiedene Themenwelten genügend Abwechslung, um nicht in Monotonie zu enden. Mit den Umgebungen Labor, Wald, Wüste und Grotte werden wir gut unterhalten, auch die Idee, dass die Settings durch eine Art Holodeck dargestellt werden, verstärkt das Feeling eine Laborratte zu sein. Auch bei den Animationen von Bismo und Plom hat man sich sichtlich Gedanken gemacht. Zwar unterscheiden sich die beiden Gelee-Klone auf den ersten Blick nur durch die Farbe, aber beim zweiten Hinsehen sind noch mehr Details erkennbar. Unterhaltsam ist es auch dem Größerem dabei zuzuschauen, wie er seinen Bierbauch vor sich herschiebt. Musikalisch bietet der Titel leider nur wenig Abwechslung. So gibt es jeweils eine Melodie für Hub-Welt, Labor, Wüste, Grotte, Wald und natürlich für den Fahrstuhl. Ja der Titel bietet sogar einen Fahrstuhljingle. Insgesamt hätte es aber ruhig ein wenig mehr Abwechslung sein dürfen.

Fazit

Shift Happens ist für Rätselfans, die die Herausforderung suchen, sich mit Freunden koordinieren zu müssen, hervorragend geeignet. Leider leidet der Titel unter den technischen Schwierigkeiten und bleibt so eher Mittelmaß. Den Fauxpas hätte man mit einem geringen Mehraufwand verhindern können. Trotzdem, Spieler, die ein wenig frisches Rätselmaterial benötigen, können bei Shift Happens beherzt zugreifen. Ich werde definitiv noch die ein oder andere Rätselrunde mit meiner Freundin hinlegen.

Shift Happens
Grafik/Präsentation
72
Story/Atmosphäre
74
Gameplay
79
Multiplayer
82
Spielspaß
79
Leserwertung0 Bewertungen
0
77