Salt and Sanctuary im Test – Das 2D Dark Souls

Die Ska-Studios (Dishwasher-Reihe) scheinen große Fans der Dark Souls-Spiele zu sein, denn was sie ihn ihrem aktuellen Werk Salt and Sanctuary abgeliefert haben, fühlt sich trotz seines Plattform-Gameplays an vielen Stellen wie ein waschechtes Dark Souls an. Entpuppt sich dieses beinharte 2D-Action-Adventure als eine liebevolle Hommage an das Original oder stellt es sich am Ende doch nur als eine schlechte Kopie heraus? Und lässt sich das Konzept, sowie schon fast einzigartige Dark Souls-Feeling überhaupt in 2D darstellen? Nur um so viel schon vorweg zu nehmen, Salt and Sanctuary fühlt sich als Soul-Liebhaber (ich meine die Spiele nicht die Musik!) sehr vertraut an, weckt aber durch sein 2D-Gameplay ebenso Erinnerungen an eine andere, schon fast vergessene Spielereihe auf. Um welche es sich dabei handelt und warum Fans von Dark Souls Salt and Sanctuary auf jeden Fall eine Chance geben sollten, klärt der folgende Test.

Salz statt Seelen

Salt and Sanctuary_20160601221958Wer die Souls-Spiele kennt wird sich im Grundgerüst von Salt and Sanctuary schnell zurecht finden. Vor Beginn des Abenteuers wählen wir aus den Stereotypen Klassen wie beispielsweise Ritter, Dieb, Magier oder sogar den Bettler, welcher es ins Spiel geschafft hat. Das Aussehen können wir, aufgrund der an Comics orientierten Grafik, im Vergleich zu anderen Charaktereditoren nicht so allumfassend beeinflussen doch reicht es durchaus für genug individuelle Designmöglichkeiten aus. Selbst eine Gabe, also eine Art „Anfangsgeschenk“, können wir wählen. Auch bezüglich des Kampfsystems bedient sich Salt and Sanctuary voll und ganz bei From Softwares großen Vorbildern. Es gibt eine Lebensleiste (rot) und eine Ausdauerleiste (grün). Jeder Schlag, Block und Ausweichrolle benötigt einen Teil der grünen Ausdauerenergie. Wer also pausenlos auf Gegner eindrescht, wird ziemlich schnell sämtliche Ausdauer verbraucht haben und somit ungeschützt vor dem Gegner stehen. Daher sollte auch in diesem Spiel der grüne Energiebalken immer im Auge behalten werden.

Als Währungsmittel dient das Titelgebende Salz. Das Salz stellt in etwa das Äquivalent zu den Seelen aus der Souls-Reihe. Nur mit diesemSalt and Sanctuary_20160601235948 Gewürz könnt ihr euren Charakter, sowie Waffen und Rüstungen aufleveln. Apropos leveln, einen Stufenaufstieg führt ihr an sogenannten Heiligtümern durch, welche wiederum auch als Rücksetzpunkt dienen, falls ihr gestorben seid. Jegliche Verbindungen und Assoziationen zu Leuchtfeuern sind nicht rein zufällig. Um die Brücke zum großen Vorbild komplett zu machen, gibt es im Verlauf des Spiels sogar die Möglichkeit diversen Kulten beizutreten (hat da jemand gerade „Eid“ gesagt!?). Selbst das Rufen anderer Spieler zur Unterstützung sowie klassische PvP-Kämpfe sind je nach Kult möglich oder werden gar belohnt. Die Kämpfe gegen die Bosse erweisen sich als knüppelharte Herausforderungen und nur durch genaues Studieren ihre Angriffe und Bewegungen ist es möglich hier als Sieger hervor zugehen. Und natürlich darf die kultige Nachrichtenfunktion (hier allerdings in Form von Flaschenpost) nicht fehlen.

Vieles in Salt and Sanctuary erinnert dermaßen an Dark Souls, dass man sich das ein oder andere Mal die Frage stellt, ob das nicht doch schon etwas dreist geklaut oder einfach nur genial kopiert ist. Fakt bleibt jedoch, dass die Stimmung und das Grundgerüst des Gameplays gut funktionieren.

Was ist anders?

Salt and Sanctuary_20160601220723Salt and Sanctuary bedient sich also mehr als großzügig bei Dark Souls, doch es gibt auch genug Unterschiede zum großen Vorbild. Der wohl offensichtlichste Unterschied liegt in der 2D-Perspektive. Auch wenn das Kampfsystem weitestgehend von den Souls-Spielen übernommen wurde, verleiht das Plattform-Leveldesgin dem Spiel eine eigene Würze. Einstürzende Wege, pfeilschnelle Gegner in hohen Baumkronen mit wenig festen Boden unter den Füßen sorgen für einige knifflige Geschicklichkeitsmomente wie man sie aus Jump & Runs oder Shoot‘em up’s  kennt. Hier wirken sich die gewählte Klasse und die schwere der Rüstung merklich auf die Spielweise aus. Ein flinker Dieb in leichter Rüstung hat es, aufgrund seiner besseren Beweglichkeit, in manchen Abschnitten leichter als der schwer gepanzerte, dafür aber auch trägere, Ritter.

Ein weiterer Unterschied ist Gold als zweites Währungsmittel. Dieses wird benötigt, um neue Ausrüstung sowie Items beim Händler zu kaufen. Das hat den Vorteil, dass man sein hart erkämpftes Salz in eine Fertigkeiten und die Verbesserung von Waffen und Rüstungen investieren kann. Händler und Schmiede können übrigens in den bereits Erwähnten Heiligtümern mit Hilfe kleiner Opfergaben gerufen werden. Da sich diese Opfergaben in Form von kleinen Statuen nur selten Im Spiel finden lassen, sollten sie weise eingesetzt werden. Ein Heiligtum in welches man nur selten zurückkehrt, wäre demnach kein geeigneter Ort für einen Schmied oder Händler.

Auch bezüglich des Level-und Fähigkeitensystem geht Salt and Sanctuary einen anderen weg. Jeder Levelaufstieg gewährt einen Salt and Sanctuary_20160601235417Fähigkeitenpunkt auf dem Skill-Baum. Das System erinnert an das Sphärobrett aus Final Fantasy 10. Die Investition in eine Fähigkeit schaltet neue Wege und Verästelungen frei. Theoretisch ist es auch hier möglich aus einem Ritter einen Magier zu machen, da der Skill-Baum die individuellen Fähigkeiten aller Charakterklassen enthält. Leider wird der Baum dadurch auch etwas unübersichtlich und man verliert vor allen in höheren Stufen schnell man die Orientierung. Durch den Beitritt zu gewissen Kulten, erhält man übrigens bestimmte Techniken, die im Skill-Baum nicht zu finden sind. So war es mir beispielsweise möglich, nach einem Pakt an bestimmten Stellen im Spiel die Gesetze der Schwerkraft zu ändern und ich konnte nun kopfüber an der Decke entlanglaufen. Allein diese Fähigkeit öffnete mir den Zugang zu neuen, vorher unerreichbaren Orte im Spiel.

Castlesouls

Salt and Sanctuary_20160601220338Fassen wir also nochmals zusammen: Ein offenes 2D-Actionspiel mit starken RPG-Elementen in einer verzweigten, großen Spielwelt in der wir unter anderen erst durch bestimmte Items oder Fähigkeiten neue Wege freischalten. Fasst man Salt and Sanctuary so zusammen, klingt das Spielprinzip viel mehr nach einem 2D-Castlevainia als nach einem Dark Souls. Und tatsächlich ist es auch so. Wer die klassischen Castlevainias, allen voran die DS-Reihe und den Klassiker „Symphony oft he Night“ kennt, wird auch hier das ein oder andere Mal ein Déjà-vu-Erlebnis haben. Spätestens als ich einen alten Burgkomplex betrat, fühlte es sich für mich so an, als sei ich mit Alucard in Draculas Schloss unterwegs.

Leider haben die Entwickler in diesem Fall die Tugenden eines Castlevanias ignoriert eine Karte vergessen. Das ist gerade im späteren Verlauf des Spiels ärgerlich, da die Levels immer größer werden und man sich gerade in dunklen Höhlen oder Katakomben schnell mal verläuft. Auf der anderen Seite wirkt das Spiel so natürlich noch eine Spur puritanischer und ich höre die Stimmen der Achtziger-Jahre-Zocker wie sie mir zurufen „Karte!? So nen Schnick-Schnack hatten wir damals nicht!“.

Fazit

Dreister Klon in 2D!? Von wegen! Die Ska-Studios haben sich Dark Souls genau angeschaut und seine besten Eigenschaften liebe- und würdevoll in ein 2D-Castlevainia-Grundgerüst gesteckt. Von schweißtreibenden Kämpfen über wortkarge NPCs bis hin zu gut versteckten Items bietet mir Salt and Sanktuary all das, was ich mir auch von einem Dark Souls wünschen würde. Doch die Entwickler ruhen sich bei weitem nicht auf den gut kopierten Ansätzen aus, sondern erweitern diese noch um eine eigene stilistische sowie gameplaytechnische Note. So wirken Gegner- und Leveldesgin durchaus vertraut, bieten durch den Comic-Look aber noch einen eigenen Stil. Die Soundkulisse wird mit einer schaurig schönen Ambiente-Musik untermalt, während die Waffen und Kampfgeräusche, wie schon in den Dishwasher-Spielen, hart und brachial klingen. Als Sahnehäubchen obendrauf, wird Fans, die sehnsüchtig auf ein neues 2D-Castlevainia warten, eine mehr als gelungene Alternative geboten. Negativ fallen lediglich Kleinigkeiten wie die fehlende Karte, der unübersichtliche Skill-Baum sowie eine (in vielen Indietiteln leider schon traditionelle) grottige deutsche Lokalisation auf. Zum Glück ist die englische Sprachausgabe im Menü wählbar. Salt and Sanctuary richtet sich an Dark Souls-Spieler die einfach nicht genug bekommen können und auch an Castlevainia-Fans die das Warten auf Koji Igarashis Kickstarter-Projekt Bloodstained: Ritual of the Night sinnvoll überbrücken wollen.

Salt and Sanctuary
Grafik/Präsentation
88
Story/Atmosphäre
88
Gameplay
90
Spielspaß
90
Leserwertung1 Bewertung
92
89