Tom Clancys Rainbow Six: Siege – Taktikshooter nach Maß

Rainbow-Six-Siege-4Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft hat Ubisoft einen neuen Ableger der Rainbow Six-Reihe auf den Markt gebracht. Vor ca. vier Jahren hatte man das erste Mal von einem neuen Rainbow Six mit dem Beinamen „Patriots“ gehört. Nach harscher Kritik am Debüttrailer und erstem Gameplaymaterial wurde innerhalb von drei Jahren die Arbeit immer wieder neu gestartet, bis sämtliche Entwicklungen schließlich eingestellt wurden. Daraus hervor kam das nun erschienene Rainbow Six Siege. Dieser Titel entpuppt sich aber entgegen der vergangenen Titel als reiner Multiplayer-Titel – und das auch nicht zu knapp. In einem voran gegangen Artikel erklärte euch Christoph, welches Potential in diesem Titel gerade im eSports-Bereich steckt. Ein paar Singleplayer-Missionen wurden lediglich als Training eingesetzt, um sich mit der recht komplexen Steuerung vertraut zu machen.

Rainbow-Six-Siege-9In den Missionen geht es immer gegen die White Masks, eine Terrororganisation, welche recht zielstrebig gegen die Kontrahenten vorgeht. In diesen zehn verschiedenen Situationen werden die Grundlagen der Steuerung, die verschiedenen Maps sowie die Features von ein paar Operators vorgestellt. Durch diese Situationen werden aber auch erste Ansehenspunkte freigeschaltet. Ansehenspunkte gehören zu einer von zwei Währungen in Rainbow Six Siege. Mit dieser Währung können wir neue Operators freischalten. Von den insgesamt 20 Operators lassen sich je vier den international bekanntesten Spezialeinheiten zuordnen: dem britischen SAS, dem amerikanischen SWAT-Team, der französischen GIGN, der deutschen GSG 9 und den russische SpezNas. Jeder Operator hat seine ganz eigenen Fähigkeiten und Spezialisierungen, die entweder auf den Angriff oder auf die Verteidigung ausgerichtet sind.

Rainbow-Six-Siege-10Während man im Angriff hauptsächlich einen Operator mit Offensiv- und Aufklärungsfähigkeiten spielt, hat man in der Verteidigung die Möglichkeit, Teamverstärkungs- und Abwehrfähigkeiten auszuwählen. Jedem Operator steht neben seiner individuellen Spezialfähigkeit aber auch ein gewisses Waffenarsenal zur Verfügung. Im Schnitt kann jeder Operator zwischen zwei Hauptwaffen, zwei Handfeuerwaffen und Ausrüstungen wählen. Ob man mit Ash nun das G36-C oder die Remington R4 wählt oder als Bandit mit der MP7 die Luft mit einem Kugelhagel schwängert, ist dem Spieler zu Beginn jeder Runder selbst überlassen. Einzig die Aufsätze der Waffen wie Visiere, Griffe oder Mündungsdämpfer müssen im Hauptmenü ausgewählt werden – und das für jeden Operator und Waffe einzeln. Das ist zu Beginn sehr mühselig, da man nicht nur alles separat einstellen, sondern auch für jeden Operator die Aufsätze neu kaufen muss. Dadurch beschränkt man sich zu Beginn doch lieber auf eine handvoll Operator, die man erst einmal nach seinen Belieben anpasst, bevor Neue der Auswahl hinzugefügt werden.

Rainbow-Six-Siege-6Wenn etwas in den Mittelpunkt von Rainbow Six Siege gestellt werden sollte, dann ist es vor allem das Teamplay. Wer alleine um die Häuser zieht, schaut meistens ziemlich schnell in die Röhre und damit ist das tiefe Schwarz gemeint, welches sich in dem Lauf des gegnerischen Gewehrs wieder findet. Aufklärung, Absprachen und gemeinsames Vorrücken gehört als Angreifer in jedem Fall zur Pflicht. Sollte man dann trotz aller taktischen Raffinesse doch einmal ableben, können wir uns durch die verbliebenen Aufklärungsdrohen schalten, um unsere aktiven Teamkameraden vor Hinterhalten zu warnen. Sind wir in der Verteidigung, bekommen wir Zugriff auf das Kameranetzwerk des Gebäudes, um die Übersicht zu behalten und abschätzen zu können, von wo die Angreifer kommen. Um zu gewinnen, muss man darauf achten, was seine Teamkollegen um einen herum tun. Beispielsweise wäre es unklug, eine Wand aufzusprengen,wenn ein Fuze auf der anderen Seite gerade seine Streugranaten in den Raum feuern will. Vermutlich würde das nicht nur in einem heillosen Chaos enden, sondern auch mit dem virtuellen Ableben unseres Operators. Um sich mit seinen Teamkameraden abzusprechen, kann man per Tastendruck kleine Signale auf die Umgebung setzen. Sei es ein Countdown zum Durchbrechen oder das Markieren gegnerischer Einheiten über Drohnen, alles wird für die Teamkollegen gut sichtbar und mit einem kurzen Funkspruch signalisiert.Rainbow-Six-Siege-12 Kleinere Taktische Maßnahmen sind schon mit zwei Leuten machbar. Sitzt man gemeinsam in einer Party und kann sich direkt verständigen, kann der eine beim Angriff Blitz oder Montagne wählen, welche beide mit einem Schild ausgerüstet werden können, während der andere sich mit etwas schwereren Waffen ausrüstet. Nun einfach wie früher, hinter dem lebenden Schutzschild her gehen und dem Gegner ordentlich einheizen. Das ist nun wirklich nur eine rudimentäre Taktik. Aber auch an große Taktikfüchse, die komplexe Schachzüge vermitteln wollen, hat Ubisoft gedacht. Hierzu gibt es auf der offiziellen Rainbow Six-Seite die Möglichkeit, ein Taktikboard zu nutzen. Hier kann man seine Teamkollegen einladen und gemeinsam Taktiken auf die verschiedenen Karten einzeichnen. Was ich früher für Counter Strike Source oder Call of Duty Modern Warfare (CoD 4) mit einem Zusatztool machen musste, geht jetzt einfach und komfortabel über den Browser. Wenn es jetzt noch die Möglichkeit auf der Konsole gibt, wäre es hervorragend.

Hat man seine Taktiken ausgetüftelt und eine feste Gruppe gefunden, die alle Level 20 erreicht haben, kann man sich an den Ranked Modus von Rainbow Six Siege wagen. Dieser hat, ähnlich wie Counter Strike Global Offensive oder League of Legends, ein Ranking System. Nach 5 Spielen werden wir einer von 20 Kategorien zugeteilt. Diese schlüsseln sich von Kupfer, Bronze, Silber und Gold in 4 Stufen auf. Die letzten vier Stufen sind drei Platin Gruppen und zu guter Letzt Diamant. Leider funktioniert eben dieses Matchmaking aber nicht wirklich fehlerfrei. Immer wieder gibt es Probleme mit dem Beitritt in die Lobby. Überwiegend funktioniert zwar alles, aber es kommt ab und an vor, vor allem wenn man in einer fünfer Gruppe unterwegs ist, dass nichts mehr passiert. Man hängt mit seiner Lobby im Ladescreen und es tut sich nichts. Häufig ist das Problem dann nur mit einem Neustart des Spiels zu beheben. Zwar sind diese Fälle eher selten, sie sollten aber dennoch nicht auftreten.

Rainbow-Six-Siege-2Grafisch kann Rainbow Six Siege mit seiner Konkurrenz mithalten. Es ist vielleicht nicht so bombastisch und quietsch fidel bunt wie ein Call of Duty, aber das würde hier auch nicht den Geschmack der Zielgruppe treffen. Das Charakterdesign ist ordentlich gehalten und jeder einzelne Operator lässt sich durch einen geübten Blick gut identifizieren. Die Waffen weisen nicht nur einen eigenen Charakter im Kampf auf, sie kommen auch noch mit einer realitätsgetreuen Optik zum Einsatz. Die Maps sind neben den ordentlichen Texturen auch noch sehr detailreich gestaltet. Herumfliegende Papiere, umgeworfene Mülltonnen, Einschlags- und Einschusslöcher sehen glaubhaft aus und vermitteln eine angespannte Stimmung. Computer auf Tischen nehmen uns gegebenenfalls die Sicht wenn wir hinter einem Tisch in Deckung gehen. Hier muss man allerdings wieder aufpassen, viele Wände geben unter großkalibrigen Waffen schnell nach. Auch die so häufigen Wandsprengungen können sich sehen lassen. Uns durchstörmt pures Adrenalin, wenn sich auf der anderen Seite einer gepanzerten Wand eine Thermitladung durch die Wand frisst, um nur einen kurzen Moment später die Gegner im Raum begrüßen zu können. Ein wenig krass, aber durchaus realitätsnah ist der Bloom Effekt. Schauen wir von dunkleren Räumen nach draußen, sehen wir gefühlt nur noch wage Umrisse, wenn wir nicht direkt vor dem Fenster stehen. Allerdings verhält es sich anders herum genauso, was das Ganze wieder ausgleicht.

Egal, was wir in Rainbow Six Siege machen: Alles, aber wirklich gefühlt Alles erzeugt ein Geräusch. Das wir den Gegner nicht atmen hören, ist auch schon fast alles. Ob wir aufrecht stehend, geduckt oder kriechend unterwegs sind, ein authentisches Geräusch wird nie vermisst. Der springende Splint aus der Granate oder das leise Flüstern der schallgedämpften P90, alles vermittelt ein Klangerlebnis, welches uns komplett ins Kampfgeschehen wirft. Noch intensiver wird das ganze über ein 7.1 Soundsystem, sei es nun virtuell via Headset oder über eine Anlage, wir haben immer das Gefühl, den Gegner ungefähr Orten zu können, was bei einem Taktik-Shooter diesen Ausmaßes einen enormen Vorteile mitbringt. Da schmerzt der etwas minimalistische Soundtrack im Menü nur noch wenig, schließlich sind wir nicht in der Disco, sondern auf einem Schlachtfeld

Fazit

Wenn Ubisoft sich um die Kinderkrankheiten von Rainbow Six Siege kümmert, könnte sich das Spiel weit oben in der eSports-Szene mausern. Die Erwartungen seitens Ubisoft sind erst einmal passiv zu dem Thema eingestellt worden. Wenn die Community nach mehr schreit, könnte sich dies aber schnell ändern. Mit dem kostenfreien Zusatzcontent können die Spieler sicherlich bei Laune gehalten werden. Das Potential im Spiel ist deutlich zu erkennen. Für mich als kleiner Taktikfuchs ist dieser Titel endlich mal wieder ein Shooter nach meinem Geschmack. Wer Rushen, Hoppen oder schnelles Geballer sucht, ist hier definitiv an der falschen Adresse. Auch werden Singleplayer-Liebhaber auf keine Weise glücklich. Klare Kaufempfehlung für Counter Strike-Fans und die, die einen anspruchsvollen, taktischen Multiplayer-Shooter suchen. Rainbow Six Siege – ein Shooter nach meinem Geschmack!

Tom Clancys Rainbow Six: Siege
Grafik/Präsentation
84
Gameplay
79
Multiplayer
80
Spielspaß
85
Leserwertung0 Bewertungen
0
82