Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers im Test

Viele dachten an einen Scherz, als Nintendo während ihrer Direct-Präsentation am 1. April den westlichen Release vom fünften Teil der Project Zero-Reihe bekannt gab. Zugegeben, ein bisschen überraschend kam der Schritt schon, vor allem, weil der Vorgänger es nicht in unsere Gefilde schaffte. Jetzt, über ein Jahr nach dem japanischen Release, dürfen aber auch wir in Europa Hand an Project Zero – Die Priesterin des schwarzen Wassers legen.

Das dunkle Geheimnis des Mount Hikami

screenshot-project-zero-wiiu-02Den Sagen umwobenen Berg Hikami umgibt ein dunkles Geheimnis. Früher war es ein Ort, an dem von einer Art Sekte okkulte Beerdigungs-Zeremonien durchgeführt wurden, bevor es ein Geheimtipp bei Touristen wurde und letztendlich durch eine Lawine überrollt und nahezu zerstört wurde. Einen schlechten Ruf genoss der Ort bereits seit längerem, immer wieder verschwanden Personen oder ganze Gruppen auf mysteriöse Art und Weise. Um das schaurige Bild abzurunden, scheint der Hikami auch anziehend auf Selbstmörder zu wirken.

Viele Leute versuchen dem Berg also fern zu bleiben, aber nicht so die drei Protagonisten Yuri, Miu und Ren. Sie teilen ein gemeinsames Schicksal, sie fühlen sich ebenfalls von dem Ort des Schreckens magisch angezogen. Das aber nicht, weil sie Selbstmord gefährdet sind, sondern weil sie dem Geheimnis des Mount Hikami auf den Grund gehen wollen und teilweise besondere Fähigkeiten haben, um diesem Ziel näher zu kommen. Im Kampf gegen die bösen Geister, dem Versuch das Geheimnis des verwunschenen Mount Hikami und den dort verschwundenen Freunden zu lüften, haben die drei Hauptfiguren nur die sogenannte Kamera Obscura zur Verfügung, mit der man das übernatürliche und unsichtbare sichtbar machen kann.

Gute Einbindung des Gamepad, dennoch etwas hakelig

screenshot-project-zero-wiiu-01Oft wurde es Nintendo vorgeworfen, dass Spiele für die WiiU fehlen, welche die besonderen Features des Gamepads und das integrierte Touchdisplay unterstützen. Mit dem fünften Teil der Project Zero-Reihe haben wir jetzt genau so ein Spiel bekommen. Wie bereits in den vorangegangenen Teilen bekämpft man auch hier die umherirrenden Geister und geschundenen Seelen mit der Kamera Obscura. Sobald man von einem der nicht so wohlgesonnenen Geister angegriffen wird oder man beim Entdecken der Umgebung eine der verirrten Seelen entdeckt, muss man das Gamepad hochhalten, um den Sucher zu aktivieren und die Umgebung durch die Kamera Obscura betrachten. Schaut man jetzt also auf das im Gamepad integrierte Display, werden alle übernatürlichen Erscheinungen sichtbar, welche man auf dem großen Fernseh-Bildschirm wiederum nicht sieht. Dreht man sich nun mit dem Gamepad durch den Raum wie mit einer echten Kamera, so dreht sich auch die derzeit spielbare Hauptperson ohne spürbare Verzögerung in der Spielwelt um die eigene Achse. Ich muss schon sagen, dass dieses Feature wirklich gut umgesetzt wurde. Fotografiert man also einen der Geister, so fügt man diesem Schaden zu. Ist er bereits empfindlich getroffen, so verliert er Fragmente, die wiederum fotografiert werden müssen, damit diese vollends zerstört werden. Bei stärkeren Geistern werden logischerweise mehrere Fotos benötigt, um diese zu besiegen. Allerdings bekommt man im Laufe des screenshot-project-zero-wiiu-05Spiels verschiedene Filme für seine Kamera Obscura, womit auch stärkere Gegner leichter besiegt werden können. Manchmal verringert sich so die Ladezeit bis zum nächsten Foto, oder aber die Fotos sind stärker, so dass diese mehr Schaden zufügen. Ist man aber doch mal verletzt worden, so kann man dafür Medizin nutzen, um sich wieder zu heilen, die man zuhauf in der Spielwelt findet.

Tatsächlich ist das Kampfsystem um die Kamera Obscura wie gemacht für das WiiU-Gamepad und ich war doch überrascht, wie gut es tatsächlich umgesetzt wurde. Ganz reibungslos funktioniert es dann aber doch nicht: zwar geht das Schwenken ohne größere Probleme von der Hand, aber nicht immer muss man sich nur um die eigene Achse drehen, sondern sich auch dabei durch den Raum bewegen. Leider fühlt sich im Gegensatz zur Kamera Obscura die Bewegungssteuerung eher träge und hakelig an. Mir ist es relativ oft passiert, dass ich aufgrund der trägen Steuerung Probleme hatte, mich zu orientieren. Denn so schnell man sich mit dem Gamepad als Kamera Obscura auch drehen kann, vor und zurück oder seitwärts ist ungleich langsamer und träger. Besonders bei hektischen Kämpfen kann diese etwas unausgeglichene Steuerung zu einem Stolperstein werden. Da das Bekämpfen der Geister mit der Kamera Obscura zu den Hauptbeschäftigungen zählt, kann das schon mal vorkommen, besonders zu Anfang, wenn man noch nicht so geübt im Umgang damit ist.

screenshot-project-zero-wiiu-08Abgesehen von der etwas trägen Steuerung haben wir hier auch bereits das Hauptproblem des Spiels. Das Setting ist zwar recht stimmig und entspricht absolut dem gemeinen Japano-Horror, allerdings werden die Kämpfe gegen die Geister etwas eintönig, denn daneben bleibt relativ wenig. Zwar findet man ab und zu ein paar gruselige Fotos, die man dann nachstellen oder zumindest den Ort der Aufnahme finden muss, auch kommt hin und wieder eine Erscheinung daher, die es relativ schnell zu fotografieren gilt und dann sein Schicksal verrät. Darüber hinaus bleibt aber leider relativ wenig übrig. Auch kommt man bis es endlich mit der Gondel rauf auf den Berg geht, immer wieder an den selben Orten vorbei. Der bereits erwähnte Gasthof ist da nur ein Beispiel. Zwar untersucht man dort immer wieder andere Teile der Gebäude oder Gegenden, aber das Leveldesign verhindert leider, dass wirkliche Abwechslung aufkommt. Am Spannendsten habe ich die verstreuten Relikte empfunden, die einem mehr Hintergründe über das Schicksal der Hikami-Region und den Berg verraten. Für meinen Geschmack hätte es davon etwas mehr geben können.

Gelungene filmische Präsentation

Präsentiert wird uns der fünfte Teil von Project Zero mit zahlreichen Stilmitteln, die man vor allem aus der Filmbranche kennt. Das wären zum einen die Kameraeinstellungen, aber auch die relativ starke Körnung, die immerzu über das Bild gelegt wird. Ein netter Nebeneffekt ist dabei, dass die doch eher ausbaufähige grafische Leistung des Spiels ein wenig übertüncht wird. Das soll zwar nicht bedeuten, dass diese schlecht ist, besonders in Außenarealen im Wald sieht diese wirklich hübsch aus und ist auch abwechslungsreich und authentisch gestaltet worden. Wenn man sich screenshot-project-zero-wiiu-03allerdings in geschlossenen Räumen befindet, wirken die sich teilweise sehr oft wiederholenden Texturen etwas eintönig.

Insgesamt wird die gruselige Stimmung allerdings gut transportiert und das ein oder andere mal habe ich einen durchs Bild huschenden Geist verpasst, weil ich überrascht war und mich doch ein wenig erschrocken hatte. Auch die eher knappe Bekleidung und die beim Kriechen fast hervorblitzende Unterwäsche passt in das Bild, welches man von japanischen Horrorfilmen hat, an dessen Stilmitteln sich das Spiel einige Male bedient. Besonders schön finde ich, dass die Bilder teilweise wie düstere Gemälde aussehen. Das gilt vielmehr für die Umgebung, als für die aufreizenden Geisterjägerinnen.

Was in meinen Augen die Stimmung allerdings das ein oder andere Mal zerstört hat, waren die schlechten Soundeffekte. Am Häufigsten sind mir dabei die Laufgeräusche negativ aufgefallen, welche sich bei jedem Schritt einfach 1:1 wiederholten. In solchen Momenten merkt man, wie wichtig abwechslungsreiche und vor Allem passende Geräusche für ein Spiel sind, um Stimmungen zu transportieren. Ein tropfender Wasserhahn ist es zumindest nicht, den ich die ganze Zeit vor Augen hatte, als ich durch Pfützen gelaufen bin. Auch die sonstige musikalische Untermalung ist zwar passend, aber leider nicht herausragend. Dabei ist gerade diese bei gruseligen Spielen besonders wichtig. Da hätte man deutlich mehr rausholen können und müssen.

Fazit

Insgesamt ist Project Zero – Priesterin des schwarzen Wassers ein solides Horror-Spiel und wird vor Allem Fans der Serie sicher gefallen. Für Neueinsteiger sehe ich allerdings nicht so viel Hoffnung, dass ihnen das Spiel zusagt. Da wäre zum Einen die grafisch und soundtechnisch durchwachsene Leistung, aber auch der schleppende Beginn. Leider kommt man im Spiel erst spät so richtig voran. Immerhin ist die Steuerung der Kamera Obscura mit dem WiiU-Gamepad sehr gut umgesetzt worden, leider kommt einem aber auch hier ab und zu die hakelige Steuerung dazwischen.

Project Zero
Grafik/Präsentation
65
Story/Atmosphäre
72
Gameplay
73
Spielspaß
73
Leserwertung0 Bewertungen
0
71