Electronic Arts und Coldwood Interactive haben uns zuletzt mit ihrem visuellen Überraschungshit Unravel beeindruckt. Normalerweise fahren die US-Amerikaner eine eher sichere Schiene, wie man lange Zeit an ihrer Release-Liste erkennen konnte. Dieses Jahr besinnt man sich jedoch wohl auf den Firmennamen und veröffentlicht beispielsweise eine oft und viel geforderte Fortsetzung zu einem Titel, der auch von der Norm abweicht. Der Start von Mirror’s Edge Catalyst ist für den 26. Mai terminiert und lässt euch nach gut acht Jahren erneut mit der hübschen Faith über die Hochhausdächer flitzen. Heute ist jedoch ein anderer Titel unser Testkandidat. Vor genau zwei Jahren (Zumindest in den USA) erschien ein Shooter, der die Militär-Ballereien der aktuellen Zeit gehörig auf die Schippe nahm. Plants vs. Zombies: Garden Warfare markierte den Start des Fun-Shooter und bediente sich dabei am Hintergrund der lustigen Popcap Marke Plants vs. Zombies. Was sich in den zwei Jahren alles in Zomburbia getan hat und ob der Titel eher Unkraut jätet oder doch Gartenparty ist, verraten wir euch im Test.
Frisches Gemüse oder Gammelfleisch?
Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 thematisiert den ewig anhaltenden Konflikt von Pflanzen und Zombies. Zomburbia ist Austragungsort dieser letzten großen Schlacht und soll für die endgültige Entscheidung sorgen. Dr. Zomboss und seine fauligen Anhänger nutzen die Fabriken der Stadt um ihre Zombie- und Roboterarmee aufzustocken, während Gärtner Dave und seine Freunde der Fotosynthese ihren Kriegsgarten für den letzten Angriff rüsten. Man muss ehrlich sagen, dass sich die Story nach etwas Lustigem anhört, im Spiel selber bekommt ihr davon jedoch nicht allzu viel mit. Wer eine Kampagne oder eine wirkliche zusammenhängende Geschichte sucht, wird hier nicht fündig. Ähnlich wie beim Erstling der Serie, handelt es sich bei Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 vornehmlich um eine Multiplayer-Gaudi. Gab es für Solisten im ersten Teil kaum etwas zu tun, können diese nun aber etwas aufatmen – der zweite Teil bietet zumindest ein wenig Beschäftigung.
Von L.E.A.F. Agenten und Super Zombies
Oben genannte Organisationen bilden das Grundgerüst für den Singleplayer in Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2. Das Spiel verfügt statt ordinärer Menüs über eine freie Oberwelt in Form genau jener Stadtgrenze, die das Reich der Zombies und der Pflanzen abgrenzt. Beide Parteien haben eine Basis mit einem kleinen Gebiet, in der Mitte ist auf Wunsch PvP angesagt. In den Heimatbasen auf beiden Seiten findet ihr die Menüpunkte in verschiedenen Objekten oder Charakteren. So gibt es zum Beispiel eine Statistikhalle, ein Portal für die Multiplayer-Matches oder eine Umkleidekabine zur Charakterauswahl. Einzelspieler auf Pflanzenseite sprechen am besten mit dem Davebot 3000, dieser gibt euch verschiedene Missionen die es zu erfüllen gilt. Für die Erfüllung erhaltet ihr neben Erfahrungspunkten auch Münzen für neue Stickerpakete. Die Geschichten hinter den Missionen sind kaum der Rede wert. Nachdem ihr alle Missionen für Dave beendet habt, warten weitere drei kleine Abschnitte auf euch. Auf Pflanzen wie auf Zombieseite sind die dortigen Auftraggeber immer die drei neuen Charaktere mit thematisch passenden Missionen. Danach gibt es noch einmal beim jeweiligen Boss neue Missionen.
Die “Kampagne”
Die Missionen bestehen leider aus immer den selben Bausteinen. Befreit und schützt in der Stadt einen besonderen Helden der Pflanzen oder der Zombies. Spielt eine Runde gemeinsam mit oder ohne Bots eine Runde Gartenkommando und sucht in kleineren Abschnitten Objekte die ihr gegen Gegnerwellen verteidigen müsst. Als Übung, zum Münzen sammeln und zur Auffrischung der Charakter-Skills sind diese kleinen Aufträge sicherlich ganz nett, als ernste Einzelspieler-Kampagne reichen sie jedoch nicht. Das ist zwar ein wenig ärgerlich, fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, da man Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 optimaler Weise online mit oder gegen andere Spieler zockt. Dennoch verschenkt PopCap hier Potential. Eine kurze und „richtige“ Kampagne, getragen vom Humor des Spiels wäre sicher eine frische Abwechslung in der doch eher ernsten Shooter-Welt. Vielleicht ja beim nächsten Mal.
Load your Feuer-Erbse!
Im ersten Teil der Shooter-Saga befanden sich zum Start auf beiden Seiten jeweils vier Charakterklassen im Auswahlmenü. Jetzt gesellen sich mit dem zweiten Teil weitere drei pro Seite hinzu, wodurch ihr auf insgesamt 14 Standard-Figuren kommt. Jede Klasse verfügt über drei individuelle Action-Skills, die sie ein wenig in klassische MMO-Charaktere aufteilen. So gibt es auf beiden Seiten eine Heil-Klasse, ein paar Damage Dealer (Close und Range) und den ein oder anderen Supporter. Jeden Standard-Helden gibt es aber noch in alternativen Variationen freizuspielen. Dazu kauft ihr euch am Stickerautomaten einfach die entsprechenden Pakete von euren verdienten Münzen. Electronic Arts verzichtet dieses Mal sogar auf euer echtes, sauer verdientes Geld. Im Erstling konnten spendierfreudige Zocker die Sticker noch im Echtgeld-Shop kaufen. Im zweiten Teil wurde dieses Feature gestrichen. So schaltet ihr nach und nach weitere kreative Pflanzen und Zombies mit speziellen Fertigkeiten frei. Während die Feuererbse einfach nur recht simple Brand-Erbsen verschießt, gibt es teilweise wirklich durchgeknallte Modifikationen zu bestaunen. Besonders die Zombie-Seite hat einige lustige Ideen in petto. Sei es der Zoologe mit einem Stachelschwein als Pumpgun oder eben Major Mais in der Barbeque-Version. In den Stickerpacks findet ihr außerdem kosmetische Anpassungen für die Helden oder kleine Helferlinge, die ihr im Gartenkommando-Modus einsetzen könnt.
Haut euch die Köppe ein
Die Spielmodi kennt man zum großen Teil bereits aus dem Erstwerk von PopCap und Electronic Arts. Zum aufwärmen besucht ihr am besten die Türmatte. Hier spielen zwei Teams mit Standard-Charakteren gegeneinander – Welche Seite zuerst 50 Kills geschafft hat ist der Sieger. Diesen Modus gibt es auch in der normalen Ausführung, wo die Verwendung aller Spezialklassen erlaubt ist. Zusätzlich hat es der Gartenzwerg-Modus auch wieder ins Spiel geschafft. Hier versuchen beide Seiten einen explosiven Gartenzwerg in die Basis des Gegner-Teams zu tragen – Quasi Capture the Flag, nur umgekehrt. In Gärten und Friedhöfe gilt es die jeweilige Basis der anderen Seite zu vernichten. Dazu schaltet man alle Spieler im kreisrunden Areal der Basis aus und „besetzt“ diese bis der Timer durchgelaufen ist. In „Abschuss bestätigt“ hinterlassen abgeschossene Gegner kleine Kugeln. Nur wenn ihr diese Kugeln einsammelt, erzielt ihr Punkte für euer Team. Anders herum, könnt ihr auch Kugeln eurer Team-Mitglieder einsammeln und so die Punktzahl eurer Gegner verringern. Ein schöner taktischer Modus. In Suburbination kämpfen beide Parteien um Punkte auf der Karte wo sie einen Garten oder einen Grabstein bauen können. Das Team mit den meisten eroberten Basen gewinnt die Runde. Kooperativ geht es schließlich bei Gartenkommando zur Sache. Hier schließt ihr euch zusammen und verteidigt als Pflanzen euren Garten vor anstürmenden Zombie-Wellen. Übersteht zehn Wellen und die Runde ist gewonnen. In Runde fünf und zehn erscheinen besondere Boss-Gegner die euch den Erfolg nur ungerne gönnen wollen. Neu im zweiten Teil ist, dass ihr diesen Modus nun auch als Zombie erleben dürft und gegen CPU-gesteuerte Grünlinge antreten könnt.
Verrücktes Artdesign
Technisch ist der Titel kein großes Aushängeschild der Ära Xbox One oder PlayStation 4. Dafür punkten die Entwickler mit liebevollem Design. Seien es die Umgebungen, die Charaktere oder die Maps. Den Designern wurde offensichtlich völlig freie Hand gelassen, was sie dankbar umsetzten und sich kreativ herrlich austobten. Klassische Themen wie ägyptische Pharao-Statuen haben lustige knuffige Zombie-Gesichter, der Langstrecken-Bomber der Pflanzen ist ein riesiger Maiskolben mit Miniguns und überall sind dämliche Graffitis an die Wand gesprüht. Im Spiel selber gerät die Hardware zu keinem Zeitpunkt ins Stocken und alles läuft recht rund. In den rund 10 Teststunden hatte das Spiel jedoch ab und zu mal mit Verbindungsabbrüchen zu kämpfen. Das ist ärgerlich, da jeglicher Fortschritt des Matches oder der Mission unwiederbringlich verloren geht. Unzufrieden bin ich weiterhin auch noch mit den Hitboxen. Zu oft ist das Zielkreuz auf dem Gegner, ihr trefft aber ein kleineres Objekt vor euch und der anvisierte Feind bleibt unversehrt. Weiteres Manko: Beim Zielen müsst ihr sehr stark die Laufrichtung eurer Feinde einrechnen und beim Feuern „vorhalten“. Bei einem „realistischen“ Shooter kann ich solche Design-Entscheidungen verstehen. Bei einem Fun-Shooter wäre mir eine direkte Hitbox einfach lieber.
Fazit
Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 setzt genau da an, wo der spaßige Erstling endete. Wer mit den ernsteren und realistischeren Shootern der heutigen Zeit nicht so viel anfangen kann, sollte sich Electronic Arts Garten-Gaudi vielleicht mal genauer ansehen. Hier bekommt man leicht zugängliche Fun-Shooter-Kost für zwischendurch, welche nach einigen Spielstunden auch eine erstaunliche Tiefe entfalten kann. Dazu gibt es unter anderem massig freischaltbare Items, über 100 verschiedene Charaktere, viele Spielmodi, Splitscreen und sogar eine kleine Kampagne. Nerds mit Humor verbringen lustige Stunden in der bescheuerten Comic-Welt und erfreuen sich vielleicht ein wenig am Feeling vergangener Zockertage. Bunte Cartoon-Spiele waren das Aushängeschild der Neunziger und genau diesen Charme fängt Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 ein wenig wieder ein. Spielerisch gibt es wenig zu beanstanden. Als lockerer Third-Person-Shooter fur unterhaltsame Multiplayer-Matches ist der Titel eine Anschaffung durchaus wert. Wer mit dem “albernen” Look und dem Humor nichts anfangen kann, der sollte Abstand nehmen.