Mercenary Kings im Test – Ein Nerd im Pixel-Dschungel

Mit reichlicher Verspätung trudeln die vier Mercenary Kings aktuell digital, nach drei Jahren Wartezeit, auch auf den restlichen Konsolen am Markt ein. Bereits am 1. April 2014 feierte der Titel nämlich seinen fulminanten Einstand auf Sonys PlayStation 4. Gestartet hatte der Titel aus dem Hause Tribute Games als ursprüngliches Kickstarter-Projekt eine Woche vorher im Windows Store. Optisch und stilistisch scheint das pixelige Run and Gun-Abenteuer ein naher Verwandter der beliebten Metal Slug-Reihe zu sein. Doch spielerisch unterscheiden sich die beiden Söldner-Ballereien gehörig voneinander. Wir schärften das Messer, füllten unser Magazin und knoteten unser rotes Bandana um den Kopf, um den fiesen Schurken der Terrororganisation CLAW das Handwerk zu legen.

Eine Insel mit vielen Terroristen

Die Geschichte rund um die 2D-Sidescroller-Ballerei ist relativ schnell erzählt. Angeführt vom fiesen Oberschurken Commander Byron Baron hat sich die Terrorgruppe CLAW auf einer einsamen Insel eine Basis samt Armee zusammengeschustert. Ihr schlüpft in die Haut von einem der vier verbliebenen Team-Mitglieder der Mercenary Kings, der härtesten Söldner-Truppe der Welt. Der Rest hat viel von Rambo oder Phantom Kommando, denn ihr zieht alleine oder mit bis zu drei Mitspielern aus, um CLAW das Handwerk zu legen und ballert euch dabei durch die verschiedenen Insel-Settings. Spielerisch erinnert Mercenary Kings an die guten alten 2D 16 Bit Zeiten orientiert sich am ehesten an Metal Slug, Contra oder Gunstar Heroes. Diese Vergleiche beziehen sich jedoch nur auf das Gunplay. Der sonstige Spielablauf könnte unterschiedlicher nicht sein. Als erstes fällt auf, dass die Level generell offener gestaltet sind und sich eher als eine Art Map oder eben Karte sehen, auf denen ihr nicht nur von links nach rechts unterwegs seid. Ähnlich wie eine Metroidvania-Karte erklimmt ihr hier je nach Missionsziel auf mal luftige Höhen oder erforscht die Welt unter Tage.

Level Recycling mal anders

Aber der Reihe nach: Eine Mission bzw. ein Level startet ihr von eurem eigenen kleinen Basiscamp aus. Zu erledigen gibt es im Spiel reichlich, über einhundert Missionen warten auf euren Einsatz. Das klingt zunächst erstaunlich viel, entpuppt sich jedoch ein wenig als Mogelpackung. So sind die Missionen in unterschiedliche Abschnitte der Insel unterteilt. Die ersten zehn Missionen finden im Anfangsgebiet des Dschungels statt und basieren alle auf der selben Levelkarte. Danach wechselt das Setting und es gibt wieder mehrere Missionen auf der selben Karte. Je nach Mission müsst ihr jedoch andere Ziele erfüllen oder auch Material farmen. Dazu später mehr. Wenigstens bieten die Missionen ein gewisses Maß an Abwechslung und werden euch jeweils auf eurer Übersichtskarte angezeigt. Manches Mal müsst ihr innerhalb eines Zeitraums acht feindliche Sniper erledigen, ein anderes mal müsst ihr Geiseln befreien oder schlicht Rohstoffe sammeln. Denn auch diese haben eine Daseinsberechtigung im Spiel. In eurer Basis baut ihr nach und nach eine Art Infrastruktur inkl. verschiedener Händler auf. Eure Schusswaffe zum Beispiel baut ihr lediglich um, statt euch andere zu kaufen. Trotzdem verändert ihr mit unter alle Eigenschaften eurer Kanone, so dass diese sich im Grunde wie andere Waffen spielen. Schraubt ihr an eure Pistole einen Schrotflintenlauf, habt ihr im Grunde eine waschechte Pumpgun. So könnt ihr reichlich herumexpementieren und die verschiedensten Kombinationen der Läufe, Aufsätze, Abzüge oder Magazine ausgiebig testen.

Upgrades für euren Mercenary King

Die Ladenbesitzer bieten euch verschiedenste Dinge, neben den etlichen Waffen-Änderungen an. So könnt ihr zum Beispiel bei der Biologin euer gesamtes Profil und kleinere Statuswerte anpassen, oder bei der Physikerin Verbrauchsgegenstände wie Granaten oder Medipacks käuflich erwerben. Der Messerschmied gerät da fast schon ein wenig ins Hintertreffen, weil er nur eurem Nahkampfangriff etwas mehr Finesse verpassen kann. Die benötigten Rohstoffe für die ganzen Upgrades machen sich im Spiel zudem recht rar. Öfter könnt ihr genau den Wunschgegenstand nicht bauen, weil euch ein Metal, ein Holz oder anderer Stoff fehlt. Das hemmt zumindest bei mir etwas den Spielfluss, da diese Art Farming für mich nicht unbedingt mit diesem Genre zusammenpassen möchte.

Den Rest kann man sich schön spielen

Sonst kann man sich bei Mercenary Kings auch einfach zwingen sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Denn spielerisch bietet das Sidescroller-Abenteuer wenig Grund zur Beschwerde. Es gibt genügend verschiedene Gegnertypen, ihr habt eine Lebensanzeige, was den Spielflow etwas dynamischer macht, und die Steuerung geht einem wunderbar einfach von der Hand. Lediglich bei der Nutzung der verschiedenen Items muss man etwas umständlicher erst mal per linker Schultertaste in ein Ringmenü und den gewollten Gegenstand rausfummeln. Gerade bei Kämpfen ist daher die Verwendung der Medipacks etwas komplizierter. Positiver Nebeneffekt ist die Tatsache, dass man die CLAW-Terroristen auch mit bis zu drei lokalen oder auch online Mitspielern beackern kann, was den Spielspaß noch einmal ein wenig erhöht. Weitere Besonderheit: Die bekannte aktive Nachlade-Funktion aus Gears of War hat es ebenfalls ins Spiel geschafft. Während der Nachlade-Animation wird ein kleiner Zeitbalken eingeblendet, drückt ihr im richtigen (grünen) Moment, machen eure Schüsse mehr Schaden, geht das Timing schief, dauert der Magazinwechsel unangenehm lange. Der Rest ist klassische Indie-Ware ohne weitere Probleme oder Highlights. Die Optik ist sauber und läuft zu jeder Zeit flüssig. Hervorzuheben sind die gelungenen Animationen im Metal Slug-Stil, die zudem nicht sonderlich zimperlich daher kommen und ordentlich rote Pixel benutzen.

Fazit

Mercenary Kings ist ein herrlich oldschooliger 2D Shooter, der zudem mit ordentlichem, wenn auch repitivem Gameplay daher kommt. Die Balance aus Level-Recycling und Rohstoffe sammeln ist meiner Meinung nach etwas aus den Wogen geraten. Dem Spiel stünde es besser, wenn man sich mehr auf das eigentliche Kern-Gameplay konzentriert hätte, da dort eher die Stärken liegen. Ständig das selbe Level zu erkunden und kurz die Map zu checken, wo man dieses Mal hin soll, ist ermüdener, als weniger, dafür aber jeweils neue Dinge zu Gesicht zu bekommen. Wenn ihr also mit Spielen dieser Art “groß” geworden seid oder sie vieleicht auch einfach nur mögt, solltet ihr zumindest überlegen, ob diese Tatsache ein Hinderungsgrund sein könnten.

Mercenary Kings
Grafik/Präsentation
78
Story/Atmosphäre
73
Gameplay
76
Multiplayer
79
Spielspaß
76
Leserwertung3 Bewertungen
3
76