Marvel vs. Capcom: Infinite im Test – Wenn Welten aufeinanderprallen

Wenn Ryu einen Hadouken auf Iron Man abfeuert, dann liegt in der Regel nur das Street Fighter V neben der Avengers-Blu-Ray im Regal. Dieses Mal ist es schon ein wenig anders, weil es sich hier um den neusten Teil von Marvel vs. Capcom handelt. Wenn man ein wenig genauer sein will, dann handelt es sich um den vierten Teil, dem man den Namenszusatz „Infinite“ gegeben hat.

Marvel vs. Capcom: Infinite verbindet ein weiteres Mal die Welten von Marvel, in denen es Helden wie Thor, Spider Man oder den unglaublichen Hulk gibt, mit den Spielewelten von Capcom, die durch Chris Redfield aus der Resident Evil-Reihe oder verschiedenen Charakteren der Street Fighter-Serie bunt durchgemischt werden und miteinander oder gegeneinander in Form eines eher klassischen Prügelspiels antreten dürfen. Hierfür hat sich Capcom auch ein neues Kampfsystem ausgedacht, das sich von Ultimate Marvel vs. Capcom 3 unterscheidet und sogar eine Storykampagne enthält.

Es war einmal…

Die Storykampagne ist dabei recht schnell umrissen: Ultron hat mit Hilfe der Infinity Stones die zwei Dimensionen – Marvel- und Capcom-Universen  verbunden. Die Infinity Stones sind eine intergalaktische Superwaffe, die aus mehreren einzelnen Steinen besteht, die unter anderem auch in den kommenden Marvel-Filmen eine große Rolle spielen werden. Wir übernehmen an dieser Stelle die Rolle von wechselnden Charakteren aus den beiden Universen, um Ultron aufzuhalten und zu versuchen die Welten wieder zu trennen.

Die Geschichte wird hierbei in kleinen Zwischensequenzen erzählt, die zwischen den einzelnen Kämpfen stattfinden. Wer nun auf eine komplette Synchronisation hoffen mag, der soll schon an dieser Stelle enttäuscht werden, da die Sprachausgabe komplett in Englisch ist und nur mit einem deutschen Untertitel synchronisiert wurde.

Auch sollte man sich am besten nicht vom Klappentext täuschen lassen, der einen „Thrilling Cinematic Story Mode“ verspricht. Dieser ist zwar sehr solide und auch das was ich mir bei Marvel vs. Capcom 3 schon ein wenig gewünscht hatte, aber trotzdem nicht annähernd das, was ich mir unter der Beschreibung verspreche.

Test your Might

Anders dagegen die Kämpfe: Hier verspricht Capcom „Robust Single and Multiplayer Features“, welche auch wirklich sehr gut, solide und robust sind. Die Anzahl der teilnehmenden Kämpfer wurden dabei vom dritten Teil auf den vierten Teil von einem 3vs3 auf ein 2vs2 reduziert, was auch, aus meinem Spielgefühl heraus, sehr gut funktioniert. Spielerisch bedeutet dies, dass man nun, anstatt wie vorher „Best of Five“ nur noch „Best of Three“ spielt, in dem man aber keine festen Runden hat, sondern die Runden durch die gewählten Helden und deren Lebensleisten definiert werden. Ist ein Held oder auch Superbösewicht besiegt, wird der nächste in die Runde geschickt. Sind beide besiegt, hat man die Runde gewonnen. Um zu verhindern das man automatisch die Runde verloren hat, wenn der andere einen Konterpick genommen hat, kann man auch schon vorher die Helden und sehr schnell das Verhältnis zum Gegner wechseln. Dies geht nicht nur einmalig, sondern man kann dadurch auch einen sehr schnellen Kampf entwickeln, in dem man die jeweiligen Helden sehr schnell und abhängig von ihrer Stärke einsetzt.

Dies ist aber für Veteranen von der Marvel vs. Capcom-Serie nichts Neues und stellte generell schon den Kern des Spiels da. Die wichtigste und auffälligste Neuheit dürften aber die Infinity Stones darstellen. Diese werden ausführlich in der Singleplayerkampagne erklärt und stellen sechs besondere Fähigkeiten dar, die, neben den jeweiligen Helden und Superhelden, das Spiel und den eigenen Spielstil individualisieren. Die Steine haben zwei verschiedene Fähigkeiten: Eine die man jederzeit nutzen kann und eine die man über das Match hinaus aufladen muss. Der Space-Stein zieht den Gegner zum Beispiel an sich heran und erzeugt bei voller Aufladung einen Energiekäfig, der die Bewegungsfreiheiten einschränkt. Der Time-Stein gibt dagegen einen sehr schnellen Dash und erhöht die Schnelligkeit der Spielfigur, sobald man ihn aktiviert und er aufgeladen ist.

Choose your Destiny

Das Roster der spielbaren Charaktere wurde dabei von 50 Helden und Bösewichten aus dem dritten Teil auf 30 reduziert. Den Rotstift haben vor allem B-Charaktere zu spüren bekommen, die dann doch nicht so eine riesige Fanbase besitzen und eher in der zweiten Liga des jeweiligen Universums bestehen. Aber auch einige meiner Lieblinge wie Jill Valentine oder Storm haben es nicht mehr in das Spiel geschafft.

Marvel

Capcom

Captain America

Arthur (Ghost `n Goblins)

Captain Marvel

Chris Redfield (Resident Evil)

Doctor Strange

Chun-Li (Street Fighter)

Dormammu

Dante (Devil May Cry)

Gamora

Firebrand (Ghost `n Goblins)

Ghost Rider

Frank West (Dead Rising)

Hawkeye

Jedah Dohma (Darkstalkers)

Hulk

Mike Haggar (Final Fight)

Iron Man

Morrigan Aensland (Darkstalkers)

Nova

Nemesis (Resident Evil)

Rocket Raccoon

Nathan Spencer (Bionic Commando)

Spider-Man

Ryu (Street Fighter)

Thanos

Strider Hiryu (Strider)

Thor

X (Mega Man)

Ultron

Zero (Mega Man)

Auch wurden direkt zum Release sechs DLC-Kämpfer angekündigt, die nicht, wie etwa bei Ubisoft’s Rainbow Six: Siege oder For Honor mit einer Ingamewährung kostenlos integriert werden. Diese Helden bzw. Bösewichte werden im Laufe des Jahres noch für einen Preis von knapp 30 € zum Download angeboten. Zusätzlich enthält der Charakter Pass Premiumkostüme für jeden Charakter, nicht nur für die Neuen, die per DLC nachgereicht werden.

Comic Sans und Synchronisation

Wie schon erwähnt, besitzt das Spiel keine vollumfängliche deutsche Synchronisation. Ich würde sogar behaupten das dies, abgesehen von dem Storymode, gar nicht notwendig ist und vielleicht sogar eher nach hinten ausgehen könnte. Daher bin ich schon mit der englischen Vertonung und dem deutschen Untertitel zufrieden.

Bei der Grafik bleibt man bei der altbewährten Comic-Grafik treu, die zwar in den Zwischensequenzen doch sehr stocksteif wirkt, aber bei Kämpfen ein Feuerwerk der Effekte entfacht. Im Verhältnis zum vorherigen remasterten Teil entspricht dies aber nicht wirklich einem Mehrwert. Wo die Grafik aber wirklich einen kleinen Sprung gemacht und ein sehr gutes Upgrade bekommen hat, spiegelt sich in den Levels wieder. Diese sehen lebendiger und bedeutend besser aus, was aber gerade bei einem Beat ’n Up wirklich nur nebensächlich ist.

Fazit

Marvel vs. Capcom: Infinity ist kein schlechtes Spiel – Falls Euch meine Review hier vielleicht in diese Richtung tendieren lässt. Aber es ist auch kein Meilenstein in der Spielegeschichte. Würde man mir die Frage stellen, welches Spiel Marvel vs. Capcom 3 oder Infinity ich besser finden würde, dann könnte ich das nur schwer beantworten, da Infinity schon sehr gute Ideen umsetzt und reinbringt, die ich mir beim dritten Teil gewünscht hätte. Gleichzeitig macht man aber den Fehler, den man auch schon beim dritten Teil gemacht hat und bringt mehrere Helden nur als DLC raus. Dies fühlt sich einfach nicht rund an. Nichtsdestotrotz ist das Spiel, rein von der Technik her, ein gutes Spiel.

Marvel vs. Capcom: Infinite
Grafik/Präsentation
76
Story/Atmosphäre
69
Gameplay
77
Multiplayer
80
Spielspaß
78
Leserwertung0 Bewertungen
0
76