Mafia Definitive Edition im Test – Ein Remake wie es sein sollte

Als Fan des Originals von 2002 wurde ich bei der Ankündigung der Mafia Definitive Edition hellhörig. Definitive Edition mag nun erstmal klingen wie eine Zusammenfassung des Hauptspiels samt allen DLC’s. Damals hätte man das Konvolut an DLC’s wohl noch Add-on genannt. Aber weit gefehlt! Zum einen gab es keine späteren Zusatzinhalte für Mafia und zum anderen verbirgt sich in der Mafia Definitive Edition ein komplettes Remake. Das Spiel wurde also von Grund auf neu gebaut. Ob Hangar 13 den Charme und die Stärken des Originals erhalten konnte, verrate ich euch hier im Test. 

Das wichtigste ist die Familie 

Es ist 1930 während der Prohibition und die organisierte Kriminalität in Lost Heaven nimmt stetig zu. Taxifahrer Thomas Angelo erliegt dem typischen fall von “Am falschen Ort zur falschen Zeit“. Pauli und Sam sind auf der Flucht vor Morellos Leuten. Da kommt Thomas Taxi sehr gelegen. Er bringt die beiden Ganoven sicher zu Salieris Bar und bekommt eine nette Entschädigung. Leider haben Morellos Leute Thomas erkannt und lauern ihm auf. Schutz suchend findet Tommy natürlich Hilfe bei Salieri aber wie das mit den Gefallen so ist zieht es Tommy immer weiter in die Familie hinein. Wer das Original gespielt hat, kennt die Story im Grunde. Dennoch, durch das Remake wurde gerade das Writing überarbeitet und noch einmal verbessert. Charaktere bekommen durch die großzügigeren Cutscences mehr Tiefe und über die neuen Dialoge erfährt man einfach mehr über die Beziehung der Charaktere. Gerade die schon fast brüderliche Beziehung zwischen Frank und Salieri bekommt eine größere Bedeutung. Die narrative Ebene wird durch das Remake einfach in so vielen Punkten noch verbessert und macht einfach Spaß zu verfolgen. Mehr möchte ich hier nicht auf die Story eingehen, diejenigen die das Original gespielt haben, kennen den Plot auch. Diejenigen die das Spiel nun nachholen wollen, sollten die Story möglichst frei von Vorwissen erleben.

Tommy Gun Tommy 

Als Mafiosi wird natürlich auch geballert. War in dem Original von 2002 noch keine Deckungsmechanik in den Feuergefechten vorhanden, hat man diese nun im Remake sinnvoll ergänzt. So kann man an Autos geduckt entlang gehen und von Deckung zu Deckung wechseln. Das Gunplay ist für einen Thirdperson Shooter in Ordnung. Die Schießeisen aus der damaligen Zeit haben eine relativ große Streuung. Trotzdem ist es manchmal ein wenig seltsam, wenn man den Scharfschützen mit der Pistole vom Turm schießt. Die Nahkämpfe sind allerdings ein wenig nervig inszeniert und laufen schnell auf einfaches Kontern heraus. Alles in allem wurde hier aber auf heutige Standards gesetzt. Auch die Fahrphysik hat sich etwas verbessert. Die Fahrzeuge sind immer noch recht träge in der Beschleunigung und die Kurvenlage ist eher bescheiden. Es kommt mit den schicken Schlitten aber ein richtiges “Cruisen-Gefühl” auf. Zusätzlich gibt es nun auch noch Motorräder, mit denen wir Lost Heaven unsicher machen können. Je nach Schwierigkeitsgrad verhält sich auch die Polizei anders. So werden die Ordnungshüter euch auch im klassischen Modus anhalten, wenn ihr zu schnell gefahren seid. Hier müsst ihr dann anhalten und es droht euch ein Bußgeld. Solltet ihr euch mehr zu schulden kommen lassen, kann es auch sein, dass ihr verhaftet werdet. Ihr werdet also nicht wie in den meisten anderen Spielen mit aller Gewalt verfolgt, was damals wie heute erfrischend anders ist. Für die notorischen Bleifußfahrer unter euch gibt es aber auch wieder den Tempomaten, damit ihr nicht zu sehr auf das Tempolimit schauen müsst.

Meine größte Sorge galt der Rennfahrer Mission, diese war für den ein oder anderen 2002 schon ein Game Breaker. Durch die Anpassungen in der Fahrphysik ist diese aber nun auch auf hohem Schwierigkeitsgrad relativ gut zu bewältigen. Ich habe das Vorgeplänkel und das Rennen mit zwei Versuchen abschließen können. 

In der Kürze liegt die Würze 

Mafia ist zwar bekannt als Open World Spiel, nichtsdestotrotz ist die Story sehr linear aufgebaut. Nebenmissionen gibt es so im Kampagnen Modus eigentlich keine, sondern es geht nach jeder Mission nahtlos in der Geschichte um die Salieris und Tommy weiter. Dadurch verliert die Geschichte kein Pacing und kann Spannungsbögen aufrechterhalten. Ich bin unheimlich dankbar nicht von dem Symbolwahnsinn typischer Open World Spiele erschlagen zu werden, sodass ich mich voll und ganz der Hauptstory widmen kann. Wer dennoch Lost Heaven einmal erkunden will, kann das im “Freie Fahrt” Modus machen. Wer sich hier auch ein wenig auskennt, findet sogar die ein oder andere Nebenmission. Auf der Karte sind diese allerdings nicht eingezeichnet. Hinzu kommt, dass diese Missionen erst nach Abschluss der Geschichte verfügbar sind. So ist die gesamte Story in 10 bis 15 Stunden machbar. Wer allerdings auch noch alle Sammelgegenstände finden will, wird deutlich mehr Zeit benötigen.  

Alles neu was glänzt 

Hangar 13 hat sich für das Remake ordentlich ins Zeug gelegt. Neues Motioncapturing, neue Vertonung, neue Grafik Engine. Traditionalisten werden vielleicht das veränderte Aussehen mancher Charaktere bemängeln. Ich für meinen Teil finde die Charaktere gut gewählt und man erkennt sie dennoch wieder, gerade wenn man das Original schon so lange nicht mehr gespielt hat. Hangar 13 hat hier grafisch an den richtigen Stellschrauben gedreht. Auch die partielle Zerstörung der Fahrzeuge, für die Mafia 2002 so sehr gelobt wurde, ist nochmal weiter verbessert und detailreicher gestaltet worden. Das Spiel hat selten Probleme mit zu spät aufpoppenden Gegenständen und die Weitsicht mit dem dynamischen Wetter und Tageszyklen bringt richtig Atmosphäre rein. Sei es in einer verregneten Nacht auf einer verlassenen Farm oder die Lichtreflexe auf der nassen Straße. Das Spiel wird in allen Punkten auf heutige Standards gesetzt, behält dabei aber seine Stärken von damals. Auch die Vertonung und die Musikalische Neuauswahl ist hervorragend. Zwar sind nicht alle Titel aus dem Original dabei, aber es wurde sinnvoll ersetzt und der orchestrale Soundtrack wurde noch einmal komplett neu vertont.  

Fazit 

Alles in allem ist die Mafia Definitive Edition, dass was ich mir von einem Remake erhoffe. Kein stupider Port mit grafischen Anpassungen an die heutige Zeit, sondern mit sinnvollen Ergänzungen und Verbesserungen der alten Mechaniken ohne den Flair des Originals zu zerstören. Hangar 13 hat es für mich geschafft, dass beste bisher erschiene Remake eines geliebten Klassikers zu kreieren. Das Beste überhaupt: Für 40 € UVP kann ich auch nur unverbindliche Kaufempfehlung aussprechen. Wer das Original geliebt hat und es genießt, dass ein Open World Titel sich nicht an belanglosen Nebenmissionen oder dem Feature-Unlock mit verbundenem Sammelwahn aufhält, sondern sich ganz der Story widmet, der wird mit der Mafia Definitive Edition seine wahre Freude haben. 

Mafia Definitive Edition
Präsentation (Grafik, Sound)
85
Story, Atmosphäre
88
Gameplay
84
Spielspaß
87
Leserwertung0 Bewertungen
0
Tolles Writing
Keine belanglosen Open World Ablenkungen
Inneren Werte vom Original sind erhalten geblieben
Mehr und sinvoll gesetzte Checkpoints
Lästige Zweikämpfe
Manchmal auch bei höherem Schwierigkeitsgrad zu einfach
86