Knights and Bikes im Test – Radfahrer der Tafelrunde

Knights and Bikes ist das Ergebnis einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne, die es 2016 geschafft hat, mehr als 135.000 Euro von Unterstützern einzubringen. Dass Tim Schaefer mit seinem Studio Double Fine die Finger da mit drin hatte, war sicherlich kein Nachteil. Der eigentliche zwei Mann starke Entwickler Foam Sword lässt sich für seine Erzählung offensichtlich von anderen Coming-of-Age-Geschichten wie The Goonies und Stand by Me inspirieren.

Worum geht’s?

Die Geschichte spielt in den Achtzigern und folgt zwei jungen Mädchen namens Nessa und Demelza, die auf der fiktiven Insel Penfurzy vor der Küste von Cornwall in England nach einem vergrabenen Schatz suchen. Demelza ist die jüngere der beiden und hat eine sehr aktive Vorstellungskraft. Sie stammt von Penfurzy Island und ist bereit, ihrer neuen besten Freundin die Gegend zu zeigen. Nessa ist so etwas wie eine Rebellin und ist in der Hoffnung nach Penfurzy gereist, einen längst verlorenen Schatz zu finden.

Die lokalen Legenden besagen nämlich, dass eine Gruppe von Rittern einst eine Burg auf der Insel Penfurzy baute und dass ihr Schatz noch dort liegt. Nessa und Demelza fahren gemeinsam mit ihrer treuen Gans mit dem Fahrrad auf der Suche nach dem verlorenen Schatz über die Insel, was zu einer innigen Reise zwischen zwei Mädchen wird, die beide jede für sich auch einige innige Freundschaft gut gebrauchen können.

Abenteuerland

Knights and Bikes ist ein Action-Abenteuer, das die Geschichte der beiden Kinder in den 80er Jahren Englands erzählt. Der Titel ist ein Koop-Spiel, bei dem je ein Spieler die Rolle von Demelza oder Nessa übernimmt. Es ist auch möglich, das Spiel online mit einem Freund oder alleine mit der KI zu spielen, die den anderen Charakter kontrolliert.

Demelza und Nessa erhalten im Laufe des Spiels verschiedene Waffen, mit denen sie Rätsel lösen und Feinde bekämpfen können. Demelza hat Zugang zu Gegenständen wie einem Paar Gummistiefeln, mit denen Pfützen trockengehüpft werden können, und einem Sprung mit großer Reichweite, mit dem Barrieren niedergerissen werden können. Nessa kann Gegenstände wie einen Frisbee verwenden, um Feinde aus der Ferne oder auch Wasserballons zu treffen, damit Feuer gelöscht werden kann. Die Idee, kindliche Utensilien als Waffen einzusetzen, erinnert an Spiele wie Earthbound (SNES, 1996) und passt sehr gut zum kompletten Stil.

Das Kind in uns

Die Ereignisse im Spiel finden über insgesamt sechs Spieltage statt, während denen Demelza und Nessa die Insel nach Hinweisen auf den Fundort des Schatzes durchsuchen. Es wird schnell klar, dass ein uralter Fluch entfesselt wurde und die beiden auf ihrer Reise von allen möglichen besessenen Gegenständen angegriffen werden. Das Spiel besteht primär aus Erkundungssequenzen, die von Scharmützeln und Rätseln unterbrochen werden, während die Spieler die Insel durchsuchen und an jedem der sechs Tage neue Gebiete entdecken.
Dabei erinnert das Gameplay frappierend an die Genre-Ahnen der Zelda-Reihe, das Spiel an sich konzentriert sich jedoch viel stärker auf die Charakterbildung und das Fortführen der Story.

Ein Fokus liegt sehr auf den Szenen, in denen die Mädchen nur mit dem Fahrrad durch die Wildnis fahren, und schafft es, die Essenz dessen einzufangen, was es heißt, ein Kind zu sein, das mit einem Freund rumhängt. Die authentisch geschriebenen Dialoge (Textboxen) tragen dabei einen großen Teil zur insgesamt faszinierenden Atmosphäre bei.

Gilt es, Rätsel lösen, werden die Unterschiede zwischen den beiden Charakteren wirklich deutlich. Die Rätsel sind vom Niveau her überschaubar und eher einfacher, damit der Spieler nie zu lange an einer Stelle kleben bleibt. Viele der Rätsel sind so konzipiert, dass zwei Spieler miteinander kooperieren können – gerade daraus ergibt sich ein Gefühl der Kameradschaft. Wer niemanden für den Couch-Koop begeistern kann, sollte zunächst versuchen, online einen menschlichen Partner zu finden und mit diesem das Abenteuer anzugehen. Die KI ist ein solider Sidekick, doch es ist eine ganz andere Faszination, dieses Spiel mit einem menschlichen Kompagnon zu erleben.

Hervorragendes Design

Der auffälligste Aspekt von Knights and Bikes ist die Grafik. Die Insel Penfurzy und ihre Bewohner sehen aus wie direkt aus einem Kinderbuch. Dies schafft eine sehr warme und gemütliche Atmosphäre. Das Spiel sieht aus wie ein Aquarell, das zum Leben erweckt wird. Die Animationen sind auch herausragend und die Macher haben großartige Arbeit geleistet, um Demelza und Nessa als realitätsnah agierende Kinder darzustellen.

Negativ fallen leider die schlecht abgemischten und sehr comichaft überzogenen Soundeffekte auf. Die wirken im Vergleich zur Begleitmusik einfach zu laut und störend, zudem ist ihre übersteigerte Albernheit mitunter fehl am Platz.

Fazit

Es braucht keine zuckenden Reflexe oder perfektionierte Beherrschung der Analogsticks. Alles, was das Spiel erfordert, ist Abenteuerlust. Knights and Bikes ist eine kraftvolle Nostalgiereise, die uns zu unseren phantasievollen Abenteuern in der Kindheit zurückführt. Der Grafikstil, die Animation, der Soundtrack und das Gameplay verleihen der Geschichte von Nessas und Demelzas aufkeimender Freundschaft Authentizität und einen großartigen Rahmen. Ein etwas anspruchsvollerer Schwierigkeitsgrad insgesamt wäre schöner gewesen. Doch diese luftige Indie-Produktion erzählt eine Geschichte über Selbstfindung, Freundschaft und Erwachsenwerden mit so viel Glaubwürdigkeit, dass darüber hinwegzusehen nicht schwer fällt.

 

Grafik/Präsentation
74
Story/Atmosphäre
86
Gameplay
74
Spielspaß
79
Multiplayer
82
Leserwertung7 Bewertungen
76
brillant geschriebene Story
großartiger Kinderbuch-Grafikstil
Koop-Modus sehr gut designed
störende Soundeffekte
Rätsel insgesamt zu einfach
79