Killing Floor 2 im Test – Die nächste Runde Nerd vs. Zombies

Sie sind faul, stinkig und erscheinen am liebsten in großer Anzahl – genau, die Rede ist von Zombies. Passionierte Videospieler befassen sich seit Jahren mit den untoten Gehirn-Gourmets und selbst jeder Casual Spieler hat sicher längst irgendwo bereits Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Zombies geben gerade für Shooter-Freunde zudem eine der geeignetsten Zielscheiben ab, die man sich vorstellen kann. So braucht man absolut keine Reue haben, wenn man die lebenden Toten mit großkalibrigen Waffen auseinander ballert. Sie haben keine trauernde Familie, verfolgen keine politische Meinung und empfinden keine Schmerzen. Bei Tripwire Interactive hat man das Potential dieser Gegnerschar bereits 2009 bemerkt und kreierte den Koop-Shooter Killing Floor. Ganze sieben Jahre später trudelt nun die Fortsetzung des Zombie-Massakers bei uns ein. Ist das x-te Zombie-Spiel mittlerweile routinierter und kalter Kaffee oder weiß der Playstation 4 exklusive Zombie-Shooter zu überraschen? Im Test erfahrt ihr mehr.

Story? Nein danke!

Killing Floor 2_20161126200835Im zweiten Teil sind die Auswirkungen des Erstlings deutlich zu spüren. Vor ungefähr einem Monat setzte der Biotechnologiekonzern Horzine ein tödliches Virus frei, was den größten Teil der europäischen Bevölkerung in sogenannte Zeds (Zombies! Nennt es doch auch so) verwandelte. Ihr schlüpft nun in die Rolle einer kleinen Truppe aus Überlebenden, die sich in diesem apokalyptischen Szenario gegen die untote Masse behaupten muss und so die Hoffnung auf eine zombiefreie Welt aufrecht erhält. Für einen Online-Shooter reicht diese Art der Story natürlich auch. Wer Wert auf großartige Cutscenes, interessante Dialoge oder gar eine gute Geschichte erwartet, der ist hier fehl am Platz. Zur Weltrettung schlüpfen wir als Spieler in die verschiedenen Klassen, die die Entwickler sich für uns überlegt haben. Und hier zeigt sich Tripwire Interactive von seiner kreativsten Seite. Stolze zehn verschiedene Klassen findet ihr im Auswahlmenü. Darunter finden sich zahlreiche Klassiker wie Healer, Sniper oder Supporter in relativ viel Farben und Formen, aber auch Exoten wie den Feuerteufel oder der Revolverheld.

Durchgeknallte Zombie-Krieger

Killing Floor 2_20161126200602Die Vorlieben des Feuerteufels lassen sich bereits am Namen erahnen. Er setzt auf alles an Waffen, die mit dem heißen Element zu tun haben – Brandbomben oder Flammenwerfer sind voll sein Ding. Grundsätzlich ist dafür sein punktueller Schadensoutput etwas geringer, da die meisten seiner Angriffe eher auf Bereichsschaden abzielen statt auf direkten Schaden. Wie ihr vielleicht schon merkt, setzt das Spiel primär auf ein funktionierendes Team. Ähnlich wie in einem MMO sind die jeweiligen Rollen klar verteilt und sollten innerhalb der Missionen auch eingehalten werden. Missionen sind hier fest vorgegebene Karten, auf denen ihr mit eurem Team eine zuvor festgelegte Anzahl an Wellen abwehren müsst. Das alles endet mit der letzten finalen Welle, in der ihr einen Level-Boss besiegen müsst. Killing Floor 2 lässt sich am einfachsten als Mischung aus Left 4 Dead und dem Zombie-Modus aus der Call of Duty-Serie beschreiben. Nur das ihr hier eben eure Charaktere permanent verbessert und nicht jede Runde aufs Neue. Die Stärken hat der Titel deshalb natürlich im Online-Gaming.

Sechs Freunde sollt ihr sein – oder Feinde

Killing Floor 2_20161121235635Spielbar ist Killing Floor 2 sowohl kooperativ wie auch kompetitiv. Bleiben wir zunächst beim fröhlichen Miteinander. Zu Beginn jeder Runde stimmt das Team über die gespielte Karte ab, worauf sich anschließend jeder Teilnehmer für eine Klasse entscheidet. In einer optimalen Zusammenstellung darf primär der Tank und der Healer erst einmal nicht fehlen. Sonst werden die Runden je nach Schwierigkeitsgrad schon etwas knackig. Je nach Level eures Charakters verfügt ihr bereits über freigeschaltete Perks, die beispielsweise euren Schaden oder die beigeführte Munition erhöhen. Zudem kann jede Figur nur mit bestimmten Waffensets hantieren. Der Gunslinger beackert die Zombie-Horden mit seinen zwei Pistolen, während der Scharfschütze auf sein Präzisionsgewehr schwört. Sobald alle Spieler ihre Wahl getroffen haben, startet ihr bei der ersten Welle. Jeder Abschuss oder jede teamdienliche Handlung bringt euch Erfahrungspunkte und bares Geld. Während ihr die EP für das Aufleveln eurer Charaktere herhalten müssen, könnt ihr mit der Kohle nach jeder Welle auf Shopping-Tour gehen.

Mord ist ihr Hobby

Killing Floor 2_20161126200857Nämlich dann öffnet sich an einem zufälligen Punkt der Karte eine Kapsel mit allerhand Waffen, Items und Verbrauchsgegenständen. Hier stockt ihr also Munition auf, kauft euch Panzerwesten oder spart für eine neue, bessere Waffe. All das werdet ihr auch benötigen. Denn mit jeder neuen Welle drängeln sich mehr der Zeds in euer Gebiet und wollen euch ans Leder. Angenehm gestaltet sich die Gegnervielfalt. Auch hier waren die Entwickler wieder eher kreativ, wobei es natürlich auch Standardgegner gibt. Normale Zeds, die nach euch schlagen oder beißen, bilden anzahlmäßig natürlich die größte Masse an Feinden. Zwischen diesen Horden mischen sich jedoch nach und nach immer mehr speziellere Zeds. Stalker schleichen sich getarnt und fast unsichtbar an euch heran, segnen aber auch bereits nach wenigen Treffern das Zeitliche. Sirenen nerven mit ihren Teleportationskünsten und heulen und brüllen euch aus mittlerer Distanz an, desorientieren euch somit und verursachen dabei moderaten Schaden. Der Scrake hingegen rückt euch mit seiner riesigen Kettensäge auf die Pelle und frisst einiges an Munition, bis er letztendlich besiegt ist. Noch härter ist die Begegnung mit einem Fleshpound – Statt Arme, hat er Keulen und versucht euch permanent umzurammen. Verliert ihr die Übersicht und seid zwischen einigen Gegnern gefangen, kloppen euch die Gesellen den Lebensbalken ordentlich runter. Übersicht ist das passende Stichwort. Ihr könnt entweder sehr mobil agieren und versuchen euch flinken Fußes die Zeds vom Leib zu halten oder ihr verbarrikadiert euch in einem der zahlreichen Gebäude. Dort verschweist ihr Türen und Fenster, um euch vor den Hirnfressern zu schützen. Bei auftretenden Schwierigkeiten sind jedoch die Fluchtmöglichkeiten dann sehr eingeschränkt. Gelingt euch eine besondere “coole” Aktion, versetzt euch das Spiel kurzzeitig in einen Zeitlupen-Modus, in dem ihr in schwarz und weiß für ein paar Sekunden mehr Schaden verursacht und eben noch etwas präziser zielen könnt.

Wer ist der König der Zeds?

Neu bei Killing Floor 2 sind die kompetitiven Spielmodi. Erstmals könnt ihr euch nun auch mit anderen menschlichen Spielern in einem Online-Duell messen. Jedes Team besteht aus sechs Spielern, wobei die eine Seite die Menschen in Form der bekannten Charakterklassen übernimmt und die Gegenseite die Untoten steuert. Das ist natürlich eine nette Abwechslung vom sonstigen Heldenalltag und war bereits bei Left 4 Dead eine beliebte Beschäftigung. Die Menschen können auch hier nach jeder Runde ihr verdientes Geld verprassen, während die Gegenseite auf vorgefertigte Standard-Zeds zugreifen muss, die sie wählen dürfen.

Zombie-Technik

Killing Floor 2_20161126200511Leider passt sich die Technik größtenteils dem allgemeinen Stil des Spiels an. So setzen die Entwickler bei Tripwire Interactive nur auf eine modifizierte Version der Unreal Engine 3. Das Alter dieser Technik sieht man Killing Floor 2 auch gleich an. Texturen, Effekte und Weitsicht müssen der aus 2004 stammenden Engine doch einiges an Tribut zollen. Rein optisch ist das Spiel einfach altbacken und wirkt ein paar Jahre, respektive eine Generation zurückversetzt. Der große Vorteil der schlichten Optik zeigt sich in der Bildrate. Die ist entsprechend stabil und liefert permanent 60 Bilder pro Sekunde. Alles andere wäre aber auch reichlich unverschämt – bedenkt man die Power hinter der PlayStation 4. Die flüssige Darstellung geht gleich in die sehr solide Steuerung mit der klassisch-traditionellen Controllerbelegung über. Der Soundtrack ist, zumindest für Metalfans, ein Ohrenschmaus. Hier bekommt ihr schroffe Riffs um die Ohren gehauen. Metal-Core, Death Metal und Industrial bestimmen die musikalische Richtung, wobei sogar echte Szenegrößen wie Fit for a King oder Demon Hunter den ein oder anderen Song spendiert haben. Ein Wehrmutstropfen stellt dagegen das Movement der Spielfigur dar. Alles fühlt sich dann doch etwas holprig an, euer Sprint ist träge und extrem langsam und springen könnt ihr gefühlt nur 20 cm hoch. Dazu kommt, dass ihr ständig an Level-Gegenständen hängen bleibt und euch nur schwer aus einer Zombie-Meute wieder herauskämpfen könnt.

Fazit

Killing Floor 2 von Tripwire Interactive ist eine nette Multiplayer-Alternative um abends Spaß mit ein paar Freunden zu haben. Schade ist natürlich, dass der Titel keine Singleplayer-Kampagne bietet, da die Atmophäre einer Zombikalypse im Spiel doch eigentlich ganz gut auf den Zuschauer transportiert wird. So bleibt das Spiel eine eigenständige Version des Call of Duty Zombie-Mode, verpasst es aber klar in die Fußstampfen eines Left 4 Dead zu schlüpfen. Zwar bietet euch Klling Floor 2 mehr Optionen, mehr Möglichkeiten euren Charakter aufzuwerten und auch viel mehr Waffen, dafür hinkt es im eigentlichen Gameplay aber klar hinterher. Als Kenner von Shootern im Konsolenbereich muss ich einfach klar sagen, dass ich 2016 einfach deutlich besseres gewohnt bin, was die Steuerung betrifft. Weiter negativ ausgewirkt hat sich bei mir auch die reine Optik des Titels. Die Engine hat ihre besten Tage einfach weit hinter sich und zeigt diesen Sachverhalt auch eindeutig auf eurem Bildschirm. Wer mit Freunden oder auch “Fremden” einfach gerne ein paar Zeds (Zombies) umnieten will, der kann es für einen relativ niedrigen Preis von ca. 40 Euro natürlich mal testen. Wer eine Singleplayer-Kampagne inkl. Multiplayer-Part erwartet, der dürfte dann doch etwas verdutzt vor dem Fernseher sitzen.

Killing Floor 2
Grafik/Präsentation
68
Story/Atmosphäre
71
Gameplay
73
Multiplayer
75
Spielspaß
72
Leserwertung1 Bewertung
5
72