Forza Motorsport 6 – Der rasante Test!

Geburtstage sind immer etwas Tolles. Meistens gibt es Kuchen, man bekommt Geschenke und je nach Alter ist der ganze Spaß auch mit viel Alkohol verbunden. Turn 10 feiert in diesem Herbst auch einen Geburtstag, aber ohne Alkohol – wegen Fahren und so. Die Forza Motorsport-Reihe wird runde zehn Jahre alt. Herzlichen Glückwünsch erst einmal dazu. Passend zum Thema Rennspiele legen die Jungs und Mädels aus Redmond ebenso viel Wert auf Geschwindigkeit und Präzision in der Programmierung ihrer Forza-Titel. In den zehn Jahren seit Bestehen der Reihe hievten die rennsport-verrückten Amerikaner gleich acht Forza-Spiele in die weltweiten Verkaufsregale. Den Start markierte im Jahr 2005 der erste Teil, damals noch auf der ersten Xbox. Nun sind zehn Jahre ins Land gegangen und es folgten fünf weitere Teile der weltweit beliebten und geschätzten Motorsport-Spiele. 2012 verließ man bei Turn 10 erstmalig den bekannten Kurs und sah sich auch abseits der Rennstrecken nach Alternativen um. Mit Forza Horizon kreierten die Entwickler eine Spin-Off-Reihe, die sich von ihren simulationslastigen Vorfahren deutlich unterscheidet. Hier wurde realistischer Anspruch gegen „simplen“ Arcade-Fahrspaß getauscht und heraus kam ein famos-spaßiger Renntitel an der sonnigen Küste der Vereinigten Staaten. Eins haben beide Serien jedoch gemeinsam: Weltweit heimsten alle Forza-Spiele regelmäßig Spitzenwertungen ein. Ob der neuste Streich, Forza Motorsport 6, an diese Erfolge anknüpfen oder sie gar überholen kann, verraten wir euch im Test.

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Bereits im Vorfeld klotzte man bei Microsoft und Turn 10 eher, als dass man kleckerte. So befeuerte die Marketingabteilung die Presse mit Superlativen rund um das neuste Machwerk. Über 460 Rennboliden, mit 26 Strecken mehr als in jedem Vorgänger, noch besserer Grafik, erstmalig Nacht –und Regenrennen und das alles mit der bisher realistischsten Physik-Engine, die es jemals in der Forza-Serie gab. Die Messlatte liegt also schon zu Beginn recht hoch. Nach der Installation der 44 GB an Spielmaterial dürft ihr auch gleich eure Hände ans virtuelle Lenkrad legen. Serientypisch fahrt ihr gleich am Anfang ein Rennen zur Einschätzung eurer fahrerischen Fähigkeiten. Ihr nehmt gleich Platz hinter dem Steuer des Coverstars – dem neuen Ford GT40. Für Laien bedeutet das: Ein Monster mit 3,5-Liter-Ecoboost-Benziner basierend auf sechs Zylindern mit Doppelturbo, der stolze 600 PS auf den Asphalt bringt, angetrieben von einem Siebengang-Doppelkupplungs-Getriebe, geschmückt von einem Spoiler, dessen Höhe und Winkel variabel auf das Tempo und angepasst wird, eine Fahrgastzelle aus Kohlefaser, Keramikbremsen, Drehstab-Federung mit Pushrod-Dämpfern und Michelin-Sportreifen auf 20-Zoll-Felgen…. Okay, ich drifte etwas ab.

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Los geht es im Land, wo #DieMannschaft letztes Jahr ihren Weltmeistertitel feierte – Brasilien. Genauer gesagt in der Hauptstadt Rio de Janeiro. Wie schon beim Prag-Kurs in Forza Motorsport 5 handelt es sich bei dieser Strecke um einen fiktiv-erfundenen Stadtkurs, der im Gegensatz zu den echten Rennstrecken, etwas mehr fürs Auge bietet. Malerisch schöne Landschaften und Häuser fliegen vorbei und berauschen die Sinne. Der Motorsound des Ford GT 40 donnert aus den Boxen und versetzen euch mitten in die PS-Schlacht die ihr gegen die anderen Fahrer austragt. Anhand des Abschneidens in diesem ersten Rennen, empfiehlt euch das Spiel anschließend einen Schwierigkeitsgrad und assistiert euch bei den generellen Einstellungen der Fahrhilfen. Hier ist tatsächlich für Jedermann etwas dabei. Die Schwierigkeit des Spiels lässt sich individuell bis ins kleinste Detail anpassen. So lassen sich Ideallinien, Bremshilfen, Rückspulfunktionen und vieles mehr aktivieren, nur in speziellen Fällen (wie zum Beispiel in Kurven) aktivieren oder auch ganz deaktivieren. Zusätzlich stellt ihr die Erfahrung der gegnerischen Drivatare ein. Bei einem Drivatar handelt es sich um eine Art virtuelles Abbild eines Spielers. Dazu macht dieses Feature regen Gebrauch von Microsofts Cloud-Diensten, die das individuelle Fahrverhalten jedes Spielers online auswertet und speichert. Euer eigener Drivatar befindet sich also ebenfalls ständig in der Cloud, fährt in eurer Abwesenheit Online-Rennen und spült euch somit permanent ein bisschen Kohle in die Kasse.

Hiervon lassen sich unter anderem neue Wagen oder Upgrades kaufen. Eine neue Art um eure Credits auf den Kopf zu hauen, stellen die sogenannten Mods dar. Mods bringen euch in Forza Motorsport 6 kleinere und größere Vorteile während der Rennen. Ihr könnt sie zu sehr unterschiedlichen Preisen in einer Art Kartenpack kaufen. Preislich liegen diese bei 12.000 bis 150.000 Credits. In einem Pack sind immer fünf Karten enthalten, wobei deren Qualität sich nach der Höhe des Preises richtet. Die Karten und deren Wirkung unterscheiden sich in ihrer Effektivität sowie in ihrer Anwendungsanzahl. Manche Karten verschwinden nach einmaligem Benutzen aus eurem Inventar, während sich andere permanent in einem eurer vier belegbaren Slots befinden. So geben euch manche Mods für ein Rennen beispielsweise 10% mehr Credits oder Erfahrungspunkte oder auch 6% mehr Bodenhaftung bei Nässe. Um also teilweise noch etwas mehr Performance aus euren Flitzern zu holen und die Rundenzeiten doch noch einmal verbessern zu können, spielt die Wahl der Mods bei Forza Motorsport 6 eine nicht ganz unwichtige Rolle.

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Auch im sechsten Forza Motorsport spielt eure persönliche Karriere natürlich wieder die tragende Hauptrolle im Spiel. Wie sonst in der Serie auch, startet ihr zu Beginn eurer Raser-Laufbahn noch in eher moderat-motorisierten Vehikeln eure Reise zum Profi-Rennfahrer. Unterteilt ist eure Karriere in fünf Ober-Klassen, die es zu absolvieren gilt. Zum Start tretet ihr in der Kategorie „Super Straßenrennen“ an. Hier habt ihr die freie Auswahl aus allen Fahrzeugen bis Leistungsstufe B – also Beispielsweise die 1er Reihe von BMW, die A-Klasse von Mercedes Benz oder den All Time Classic –den Mazda MX5. Nun gilt es drei Rennreihen (bedeutet 15 Rennen) gegen abzuschließen, bevor ihr zur nächst-höheren Klasse zugelassen werdet. Auf der Strecke sind dieses Mal 24 Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs und sorgen für reichlich Verkehr. Bei den Rennreihen habt ihr jeweils auch noch einmal die Auswahl aus sechs verschiedenen Fahrzeug-Kategorien. Bei den Super Straßenrennen sind diese zum Beispiel Japan Ikonen, Sport-Coupes oder Hatchbacks. Weitere Oberklassen sind Sportikonen, GranTurismo, Profirennen und Ultimativer Rennsport. Alles in allem bietet euch das Spiel also gute 450 verschiedene Rennen an. Alle Rennserien und Klassen lassen sich selbstverständlich beliebig nachträglich nachholen, damit besonders emsige Fahrer auch ja alle Klassen komplettieren können. Bei den insgesamt 26 Strecken gibt es fiktive Strecken wie Rio de Janeiro, Prag oder auch die Berner Alpen. Auf der anderen Seite sind im Spiel natürlich auch wieder echte Rennstrecken integriert.

Diese wurden übrigens detailgetreu mit spezieller Lasertechnik vermessen und somit 1:1 ins Spiel gebracht. Physikalisch werden die unterschiedlichen Bodenbeläge alle einzeln und unterschiedlich berechnet. Sei es Beton, Asphalt, Schotter oder Teer. Jeder Belag hat spürbar unterschiedliche Auswirkungen auf euer Auto. Waren vorher alle Forza-Piloten gezwungene „Schönwetter-Fahrer“, finden nun erstmalig in der Reihe auch Rennen bei Nacht und bei Regen statt. Während das Dunkel der Nacht vornehmlich Auswirkungen auf die Atmosphäre der Rennen hat, müsst ihr euch bei nasser Fahrbahn schon ordentlich umstellen. So ist der Fahrbahn-Untergrund nicht lediglich nass und schmierig, sondern es bilden sich im Laufe des Rennens auch richtige Pfützen, die auch als solche physikalisch berechnet werden. Brettert ihr also mit 200 Sachen durch eine gemeine Ansammlung des nassen Elements, bekommt ihr das recht unverblümt zu spüren. Man registriert deutlich den Aufprall des Wassers am Reifen und gerät zudem ziemlich ins Schlingern. Wie im echten Leben ist hier also Vorsicht geboten.

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Etabliert hat sich in der Forza-Reihe (und auch in vielen anderen Rennern) die Tatsache wie in Rollenspielen schon immer üblich pro abgeschlossenes Rennen auch Erfahrungspunkte zu erhalten. So sammelt ihr fleißig Punkte, steigt stetig im Fahrerlevel auf und erhaltet für jedes neue Level (ca. alle zwei bis drei Rennen) ein Tombola-Los, mit dem ihr wirklich fette Preise absahnen könnt. Unter den Gewinnen befinden sich neben neuen Rennboliden nämlich auch Geldpakete und die eingangs erwähnten Mod-Karten. Die Kombination aus recht schnellen Level-Up’s und den verlockenden Losen motivieren den geneigten Spieler dazu noch das ein oder andere extra Rennen zu fahren. Aufgelockert wird die Karriere durch zwischenzeitliche Schaurennen. Dieses Prinzip fand in Forza Horizon seinen Einstand und feiert nun auch seine Premiere in der Motorsport-Serie. Mitten in den Karriere-Rennen werdet ihr zu eben diesen Schaurennen eingeladen und dürft leihweise mit besonders exotischen PS-Schleudern über die Strecken heizen. Das lockert die Rennserien angenehm auf und setzt euch öfter hinter ein unbekanntes Steuer, damit ihr die Verhaltensweisen der verschiedenen Autos im Spiel erlebt. Denn simulations-typisch steuern sich die Fahrzeuge bei Forza Motorsport nun mal tatsächlich merklich unterschiedlich. Weitere Neuerung: Startklar sind alle Fahrzeuge dieses Mal übrigens gleich von Anfang. Im Modus „freies Spiel“ steckt sofort in sämtlichen Boliden des Spiels der Zündschlüssel damit ihr gleich losbrettern könnt.

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Den Großteil der Online-Modi konnten wir leider aufgrund von Zeitmangel noch nicht unter Wettbewerbsbedingungen unter die Lupe nehmen. Jedoch bietet Forza Motorsport 6 auch für Online-Duellanten eine Menge Beschäftigung. Gerast wird dieses Mal online wie offline übrigens in einem 24 Teilnehmer großen Feld – die Anzahl der Konkurrenten wurde also im Vergleich zu den älteren Teilen aufgestockt. Selbstverständlich schafft es Forza Motorsport 6 auch in dieser Ausgabe wieder das Community-Gefühl recht stark in den Fokus zu rücken. Nach abgeschlossenen Rennen werden euch die besten Runden –und Rennzeiten eurer Xbox Live Freunde angezeigt und besonders hartnäckige Drivatare von Freunden werden euch so manches Mal gnadenlos über die Piste jagen. Neu im Angebot der Online-Raserei sind die Ligen. Hier arbeitet ihr euch anhand eures Skill-Levels und eurer Art zu fahren nach oben. Seid ihr eher temperamentvoll unterwegs oder fahrt ihr vorsichtig mit Bedacht und stets sauber? Forza Motorsport 6 sucht euch die für euch passenden Gegner. Solltet ihr kein Fan von Online-Gaming sein, lässt sich der Turn 10-Raser auch via Split-Screen zusammen an einer Konsole daddeln. Auch Freunde individueller Lackierungen kommen wieder voll auf ihre Kosten. Kauft ihr einen neuen Wagen, schlägt euch das Spiel die beliebtesten von der Community erstellten Designs vor.

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Technisch bewegt sich Forza Motorsport 6 im Konsolenbereich auf der Überholspur. Turn 10 verspricht in den technischen Angaben zum Spiel eine knackscharfe Auflösung von 1080p bei flüssigen und konstanten 60 Bildern pro Sekunde. Unser Eindruck bestätigt diese Angaben, das Spiel läuft durchgehend butterweich. Framerateeinbrüche hatten wir mit dem Testmuster zu keinem Zeitpunkt zu beklagen. Die Fahrzeuge strotzen vor Details und netten Effekten. Seien es Spiegelungen im Lack, Dreck durch schmutzige Streckenabschnitte oder auch nur das Wasser vom Regen, welches von der Karosserie abperlt – alles wirkt wie aus einem Guss und liefert ein sehr stimmiges Bild. Beim Schadensmodell hielt man sich serientypisch nicht ganz an die Realität. Autohersteller geben nun mal meistens strenge Vorgaben, dass ihre Schmuckstücke in Spielen zwar beschädigt, aber nie „zerstört“ werden dürfen. So bleibt es auch bei höheren Geschwindigkeiten bei Knutschern mit einer Wand höchstens bei kosmetischen Blechschäden. Spielerisch lassen sich Schäden natürlich auch wieder auf „Simulation“ einstellen. Härtere Aufpralle haben hier konsequente Auswirkungen auf das Fahrverhalten eures Wagens, da die Beschädigungen an Achsen, Reifen oder Aufhängung realistisch berechnet und vom Spiel umgesetzt werden. Während die Motoren satt und unterschiedlich klingen, lässt die Musikauswahl ein bisschen Luft nach oben. Sicherlich ist Musik immer eine Frage des persönlichen Geschmacks, ich finde sie jedoch etwas unangebracht. Ein paar alternative Musikgenres wären eine nette Option gewesen. So werdet ihr permanent von “heldenhafter” Filmmusik beschallt. Ein bisschen Rock oder eben Elektro hätte das Geschehen sicher abwechslungsreicher gestaltet.

Fazit

Microsoft und Turn 10 haben nicht zu viel versprochen. Man wollte mit Forza Motorsport 6 einen neuen Standard im Renngenre setzen und hat dieses Vorhaben eindrucksvoll bewerkstelligt. In diesem Rennsport-Paket stimmt einfach alles. Gab es zuletzt bei Forza Motorsport 5 aufgrund der Strecken -und Fahrzeuganzahl noch Grund zur Kritik, wurde diese mit Forza Motorsport 6 nun durch den Auspuff gejagt. 460 Fahrzeuge, 26 Strecken, 24 Teilnehmer großes Starterfeld und 450 Einzelrennen, die Nacht -und Regenrennen, sowie die neuen Mods sind die nackten Fakten in Papierform. Den Fahrspaß muss man aber am besten selber erleben. Die Kombination aus schicken Stadtkursen und bekannten Rennstrecken lockert die sonst etwas steife Karriere herrlich auf. Die neuen Ligen in den Online-Rennen suchen euch die passenden Gegner aus und bannen Raserherzen eine lange Zeit vor den Bildschirm. Konstante 60 Bilder pro Sekunde bei einer herrlich scharfen Auflösung von 1080p lassen technisch keine Wünsche offen. Mit Forza Motorsport 6 rast Turn 10 ohne Umwege auf die aktuelle Pole Position im Rennspiel-Sektor. Wer also Rennsimulationen mag, wird Forza Motorsport 6 lieben. Also anschnallen und dieses virtuose Rennsport-Spektakel selber genießen.

 

 

Forza 6
Grafik/Präsentation
91
Gameplay
91
Spielspaß
93
Leserwertung1 Bewertung
4
92