Fire: Ungh’s Quest – Spielerische Steinzeit im Test

Darf man einen Test eigentlich damit anfangen, dass man erstmal meckert? Eigentlich sollte das nicht der Fall sein. Erst recht nicht wenn es nur eine bestimmte Version betrifft. Leider muss ich ausgerechnet bei Daedalics „Fire“ eine große Ausnahme machen. Grund für das Ärgernis ist ein kleines aber in meinen Augen unschönes Detail der Wii U Fassung. Will man am Fernseher spielen, lässt sich die Fassung nur per Wiimote bedienen. Wer am Gamepad im Off-TV Modus spielt, darf dagegen auf komfortable Touchscreensteuerung zugreifen. Die fühlt sich wohl auch deshalb richtig rund an weil der kleine Neandertaler so gar nicht steinzeitlich zuerst seinen Weg auf Smartphones und Tablets fand. Ärgerlich ist das Kapitel Steuerung für alle die keine Wiimote haben. Oder die ‘Fuchtelsteuerung’ einfach nicht mögen. Warum sich Fire: Ungh’s Quest trotzdem lohnt erfahrt ihr im Folgenden.

In der Steinzeit…

wvw69jynnua0bkjip_wird allgemein nicht besonders viel gequatscht. Erst recht nicht von Neandertalern. Ob nun ‘Am Anfang war das Feuer’ oder Spongebob Schwammkopf in der Steinzeit, der wortlose Ungh findet sich in bester Gesellschaft. Und das in mehr als einer Hinsicht, geht doch auch hier das Feuer aus. Allerdings passiert das nur weil Ungh ein Schläfchen hält, statt seiner Aufgabe das Feuer zu bewachen nachzukommen. So geht das nicht, also wird er kurzerhand vor die Tür gesetzt. Zumindest bis er wieder neue Flammen mitbringt.

Nachdem wir das relativ einfache erste Rätsel gelöst und einen Apfel vom Baum gepflückt haben kommt Ungh eine Vision. Irgendwas erzählt uns das Grünzeug da, gleichzeitig erscheinen Leuchtkäfer, alles von psychedelischen Farbspielen untermalt. Könnte glatt der Baum der Erkenntnis sein. Die Leuchtkäfer jedenfalls öffnen uns Tore durch Zeit und Raum. Die werden wir also in den folgenden Rätseln suchen und befreien müssen.

Leider endet die erzählte Geschichte hier auch erstmal. Schade, denn Daedalic verschenkt damit einiges an Potenzial. Fire kann nämlich besonders gut und unterhaltsam ohne Worte erzählen. Stattdessen präsentieren sich uns geschlossene Szenarien, die eigentlich immer schräg und meist drei Bilder groß sind.

In den Kopf geschaut

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Da wäre etwa der nicht mehr ganz frisch aussehende Dinosaurier.Betätigen wir den richtigen ‘Knopf’ dann öffnet sich, absolut wortwörtlich, ein Vorhang und wir können dem armen Vieh nicht nur aufs Hirn gucken sondern auch drücken. Einmal im Dino stellen wir fest dass wir unbedingt einen Gegenstand aus dem armen Vieh rausbekommen müssen. Anscheinend führt hier kein Weg zurück, also muss das irgendwie weiter bis ganz nach hinten durch. Was in dem Fall übrigens das erste Bild ist. Klingt verwirrend? Ist es auch. Zumindest anfangs. Dem ganzen liegt eine spielinterne Logik zugrunde. Im Fall des Dinosauriers müssen wir unseren Gegenstand letztlich in den Schwanz befördern und den anheben. Denn das Endstück ist eigentlich offen und mit anheben des Schwanzes kullert das Ding, dass wir brauchen natürlich heraus.

In einem anderen Rätsel brauchen wir die richtige Musik, um letztlich an Vogelfutter zu kommen. Wie das funktioniert? Drei kleine Kerlchen mit Holzmaske spielen uns auf Touchscreendruck einen Takt jeweils eines Liedes vor. Vier Tierchen die wir erstmal aus den Bäumen schütteln müssen und anschließend mit jeweils einer Beere füttern können nun wiederum auf ein Instrument aus jedem Lied gestimmt werden. Mit der richtigen Kombi…, jetzt hab ich eigentlich schon fast alles verraten.

Auf Knopfdruck zeigt uns Fire an, mit welchen Gegenständen wir interagieren können. Die kleine aber praktische Spielhilfe macht das Leben deutlich leichter sollte man mal etwas übersehen haben. Manchmal macht sie es uns aber auch zu leicht, nicht zuletzt weil die Rätsel räumlich immer eng begrenzt sind.

wvw69jydxkacsf-zdqAnders als bei so manchem Genreklassiker der Point & Click Adventures, bei denen man nicht immer so genau weiß, was man nun eigentlich wann und wie braucht, beschleunigt die räumliche Begrenzung viele Rätsel enorm. Gerade wenn man nicht unnötig oft hin und her läuft sind einzelne Puzzles sehr schnell lösbar. Trotzdem wird es eigentlich nie langweilig, wofür vor allem die abwechslungsreiche Gestaltung sorgt. Mal spielen Töne oder gar Musik eine wichtige Rolle, mal kleine Geschicklichkeitseinlagen. Wenn ein zur Maus verwandelter Ungh etwa durch ein kleines Labyrinth geführt werden muss ohne den Rand zu berühren.

Schick aber verschenkt

wvw69jydzwsltpazncFire: Ungh’s Quest sieht einfach absolut sympathisch aus. Man könnte vielleicht über ein paar Animationsphasen mehr diskutieren, davon ab ist die gezeichnete 2D Grafik aber in sich geschlossen, visuell passend zum Spiel und oft charmant-witzig. Die Musik steht dem nicht nur in nichts nach sondern setzt oftmals einen drauf, dass macht einfach Spaß. Da die einzelnen Szenarien auch optisch abwechslungsreich gestaltet sind. Die Übersichtskarte des Spiels verspricht hier keineswegs zu viel.

Leider kann Ungh hier erzählerisch einfach nicht mithalten, was sich nach dem Vorspann aber kaum auf die Wortlosigkeit des Spiels zurückführen lässt. Erst relativ spät blitzt wieder so etwas wie eine rudimentäre Erzählung auf. Schade, hier hat Daedalic ausnahmsweise mal wirklich Potenzial verschenkt. Das mag letztlich auch an der Handyherkunft liegen. Der doch sehr episodenhafte Aufbau macht den schnellen Wiedereinstieg zwischendurch nun mal deutlich leichter. Auf Konsolen ist man aber von Adventures deutlich mehr gewohnt.

Für Zwischendurch?

Fire: Ungh’s Quest stammt vom Smartphone- und Tabletsektor. Das merkt man immer wieder mal. Die wichtige Frage ist ob das stört. Erwartet man von einem Adventure eine großartige Story dürfte man hier ebenso enttäuscht sein wie wenn man nur mit hochkomplexen Rätseln glücklich wird.

wvw69jynnze5ztuva7Hier kommt man im Zweifelsfall auch meist mit Trial & Error Methodik weiter. Und die Handlung tritt für nahezu das gesamte Spiel in den Hintergrund.

Andererseits, Ungh’s Abenteuer eignet sich wirklich mal für Jung und Alt. Die einzelnen Rätsel sind eigentlich immer charmant-witzig und man ist einfach sehr schnell wieder drin, gerade weil keine Passage wirklich lange dauert. Also ja, Fire eignet sich prima für zwischendurch. Aber nicht nur.

Kritik geht vor allem in Richtung der Steuerungsoptionen. Ich erwarte auch bei einem Wii U Spiel dass ich das per Gamepad am Fernseher spielen kann. Das ist nun mal der Standardcontroller! Sollte Daedalic der Steinzeit einen weiteren Besuch abstatten würde ich mir dann auch ein wenig mehr Handlung wünschen, gerne auch weiterhin ohne Worte.

Fazit

Nicht unbedingt perfekt aber dennoch unterhaltsam. Fire: Ungh’s Quest kann schlicht und ergreifend Spaß machen, auch wenn in einigen Punkten mehr drin gewesen wäre. Ärgerlich sind die Steuerungsoptionen, hier sollte Daedalic in jedem Fall ein Update nachreichen. Denn davon ab macht der kleine Neandertaler auch nichts wirklich verkehrt.

Fire: Ungh's Quest
Grafik/Präsentation
85
Story/Atmosphäre
62
Gameplay
76
Spielspaß
84
Leserwertung0 Bewertungen
0
77