Elex im Test – Nichts für Weicheier

Willkommen auf Magalan. Ein Planet, der eine schöne Tundra besitzt,atemberaubende Berg- und Waldlandschaften, interessante Wüsten und coole Eislandschaften. Man kann fremde Länder bereisen, mit den örtlichen Einwohnern handeln oder fremde Kreaturen jagen. Selten hat man Ländereien mit so wenigen Grenzen gesehen. Aber reicht so ein Setting schon für ein Spiel oder steckt in Elex sogar noch mehr?

Fallout trifft auf Skyrim

Für jene, die sich bisher noch gar nicht mit Elex beschäftigt haben, für die kann man mit einem kurzen Satz das ganze Setting beschreiben und dabei gleichzeitig dem Spiel so viel Falsches zu unterstellen wie selten sonst: „Fallout trifft auf Skyrim“.

Ja, wir haben ein postapokalyptisches Setting, ähnlich wie in Fallout, in dem wir verschiedene Highend-Technologien oder auch Waffen finden, die nur der Neuzeit entsprechen. Gleichzeitig ist, zumindest bei einem Teil der Waffen und Fraktionen, der Fokus stärker Nahkampforientiert als bei Fallout und erinnert mehr an Skyrim. Dies und die Tatsache, dass wir uns in einem Open-World-Rollenspiel befinden, weckt bei vielen Spielern die Erinnerung an die beiden Spiele. Spieler, die vorher schon Spiele des Ruhrpott-Entwicklers gespielt haben, wie Risen oder Gothic, die werden den Vergleich dagegen eher bei jenen Spielen suchen.

Dabei haben wir eine riesige Welt, die wir zu Fuß erforschen und per Teleporter, welche überall in der Welt verteilt sind und die wir vor Gebraucht erstmal finden müssen, bereisen. Es gibt dabei keine Landschaft, die es nicht gibt. Wüsten mit ehemaligen Militärfahrzeugen, die an US-Stationen erinnern. Küsten und Seen. Von Eis zerklüftete Landschaften, genau wie von Vulkanen und Lava geformte Regionen. Dank Jetpack werden wir regelrecht aufgefordert überall hochzuspringen und zu erforschen, ob man da hochkommt und was man an der Klippe findet. Alles verpackt in einem Rollenspiel mit den klassischen Attributen, wie Stärke, Konstitution, Geschicklichkeit oder Intelligenz.

Aus Werten ergeben sich Fähigkeiten

Ähnlich wie bei jedem Pen & Paper-Rollenspiel ergeben sich aus den Grundwerten verschiedene Möglichkeiten und bilden sich in den Fähigkeiten weiter. So benötigen wir verschiedene Grundattribute um eine Ausbildung beim Kampflehrer annehmen zu können und um uns besonders im Nah- oder Fernkampf auszubilden. Und hier heißt es rechnen und überlegen, was man genau für einen Charakter eigentlich spielen möchte, weil ein Allrounder noch nie jemandem gutgetan hat und in der Rollenspielwelt auch eher verpönt ist. Und so bekommen wir für jede Ratte, jede erfüllte Quest und jedes Monster, welches wir erlegen XP, um uns so wiederum aufzuleveln und stärker zu werden. Dies ist auch zwingend notwendig, weil die Welt von Magalan nicht gerade nett gesinnt ist.

Badass, kleines trotziges Kind oder einfach ein Arschloch.

Nett gesinnt, das sind wir aber auch nicht. Anders wie bei den typischen Rollenspielen übernehmen wir bei Elex keine leere Hülle, die wir selbständig mit neuem Leben befüllen und die allein von unserem Handeln seine Gesinnung findet. Nein – Wir sind Jax, ein ehemaliger Alb, eine der vier großen Fraktionen im Spiel, von welcher er sich abgewandt hat und der nun auf Magalan zurechtkommen soll. Dieser Charakter hat eine Geschichte die Piranha Bytes mit Elex erzählt. Wir können zwar überall unsere eigene Antwort auswählen, diese spricht dann Jax wie ein wahrer Mann aus. Stellenweise wirkt das aber sehr aufgesetzt und eher wie ein kleines trotziges Kind, das einfach nun seinen Willen durchkriegen möchte, oder in manchen Situationen auch einfach wie ein Arschloch, das immer der Meinung ist: „Mein Wort ist das Gesetz“.

Das ist zwar nicht unbedingt verkehrt. Andere Spiele machen das ja auch und in The Surge oder in Dishonored übernehme ich ebenfalls eine Rolle, die mir vorgeschrieben wird. Trotzdem fühlt es sich, gerade bei einem klassischen Rollenspiel, anders an, in meinen Augen sogar gar nicht mal gut.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Die Welt von Elex ist dabei noch nicht einmal sehr schön. Natürlich es gib ein paar wunderschöne Landschaften und die Welt ist irre groß, aber im Detail wirkt das dann doch nicht so detailliert wie bei der Konkurrenz. Besonders deutlich sieht man das an Wassertexturen, zum Beispiel bei einem Wasserfall.

Ähnlich wirkt es bei der Soundkulisse. Elex hat zwar einen sehr stimmigen Soundtrack und die deutsche Synchronisation ist auch kein totaler Ausfall. Die Soundeffekte hören sich aber dennoch nicht sehr weltbewegend an und wirken eher dumpf.

Großes Highlight dagegen ist die Queststruktur, die abseits der trotzigen Antworten, doch sehr komplex ist und uns so viele Möglichkeiten wie kaum ein Spiel ermöglicht und wir so eine besonders intensive Geschichte erleben können, wenn wir uns darauf einlassen.

Ich bin zu weichgespült

Mein größter Kritikpunkt geht aber an mich selber und dass ich durch andere Spiele viel zu sehr verwöhnt wurde. Bis auf ein sehr kleines Tutorial von wenigen Minuten schmeißt mich Elex direkt in das Spiel. Mache ich etwas falsch, dann sterbe ich. Ich bekomme keine (oder kaum eine) Warnung im Vorfeld und mir wird auch nicht an jeder Ecke erklärt, dass es vielleicht nicht klug ist gegen den Gegner zu kämpfen oder dort entlang zu gehen. Viel mehr überlässt es Piranha Bytes dem Spieler selbt, wie er sich wo entlang hangelt und mit wem er sich anlegt. Ich kann dadurch fast 90% der NPC sogar töten oder einfach eine ganze Fraktion bestehlen. Dies passiert leider aber auch recht schnell, weil wir zwar sehen können, dass wir etwas stehlen, wir aber nicht anderweitig gefragt werden, ob wir dies wirklich tun wollen und so ein falscher Click „Hass und Wut“ gegen uns aufbringen kann.

Ein weiterer Punkt an dem ich gemerkt habe, dass ich von Spielen wie Assassin’s Creed und Co. zu sehr verwöhnt werde, sind die Karten. Auf der Weltkarte gibt es, mit Ausnahmen von den Teleportern, nur die Markierungen für Lehrer, Gefährten, Händler, Auftraggeber und besondere Missionsziele. Die Minimap ist sogar nochmal sehr viel minimalistischer und zeigt uns nur die Richtung von unserem Marker, den wir auf der großen Map gesetzt haben, und Gegner / NPC in Form eines kleinen Punktes, ähnlich wie einem Radar. Eine wirkliche Miniaturvariante der Map ist die Minimap aber nicht.

Diese beiden Punkte können einen Spieler, der sich der Tatsachen nicht bewusst war, sehr schnell in die Verzweiflung führen und dazu, dass man weinend zu einem Spiel greift, welches doch viel mehr vorkaut und viel mehr Fehler verzeiht.

Fazit

Piranha Bytes hat hier ein Spiel geschaffen, das auf der einen Seite dem Spieler mehr Möglichkeiten anbietet als viele andere Spiele heutzutage. Das ist sogar, dank der Queststruktur, ein richtiges Meisterwerk. Aber ich fühle mich zu weichgespült für das Spiel und mag mich, selbst nach mehreren Stunden, am liebsten immer noch unter einem Stein verkriechen und weinen. Sowohl die Tatsache, dass ich auf der Karte nicht viel herauslesen kann als auch, dass Gegner mir schnell klarmachen: „Du bist hier nicht der Babo“ frustriert mich sehr stark. Wer aber den richtigen Einstieg geschafft hat und die Hürde überschritten hat oder wem diese Stolpersteine im Vorfeld sogar klar sind, der wird ein Spiel vorfinden, in dem er eine tolle und interessante Welt erforschen kann, in der sogar schlecht animierte Wasserfälle nicht stören.

Elex
Grafik/Präsentation
75
Gameplay
75
Multiplayer
80
Spielspaß
80
Leserwertung3 Bewertungen
40
78