Earth Atlantis im Test – Ein Nerd geht auf Tauchstation

Bisher hat man von Pixel Perfex vermutlich nur gehört, wenn man des Öfteren auf dem Smartphone spielt. Nun wagt das kleine Entwicklerstudio den Schritt auf die Konsole. Gemeinsam mit Publisher Headup Games bringen sie Earth Atlantis auf die Nintendo Switch. Ob die postapokalyptische Unterwasserwelt begeistern kann, verrate ich euch im Test.

Tief unter dem Meer

In einer fiktiven Zukunft sind durch den Klimawandel 96% der Erde von Wasser bedeckt. Der technologische Fortschritt hat eine Wende mit sich gebracht, die die Menschheit wohl eher nicht vorhergesehen hat. Maschinen haben sich nämlich gegen alles Leben gestellt und sich in Form von Wasserlebewesen auf dem Planeten verbreitet. In dieser unwirtlichen Welt erhalten wir von einem verschwundenen Trupp einen Notruf und machen uns auf die Suche. Die Story hört sich im ersten Moment wie eine Mischung von Day after Tomorrow und Terminator an, wird aber auch nicht weiter ausgeführt. Wir sind in unserem U-Boot unterwegs und schießen uns damit durch allerhand mechanische Meeresbewohner.

Der Sidescroller möchte mit einer Shmup Mechanik begeistern. Unsere besiegten Gegner hinterlassen gelegentlich kleine Luftblasen, welche verschiedene Gegenstände enthalten. Neben neuer Energie gibt es Powerups, welche unsere Standardwaffe verstärken, oder sogar einen Spezialangriff. Dieser besteht aus normalen oder zielsuchenden Torpedos, kleinen Bomben oder einer statischen Aufladung, welche allen Gegnern in der Nähe schadet. Am Buchstaben in der Blase können wir erkennen, um welche Art Powerup es sich handelt. Denn wir können immer nur einen Spezialangriff ausrüsten. Nehmen wir eine andere Waffe auf, werfen wir automatisch die aktuell Genutzte von Bord. Finden wir schon eine bereits ausgerüstete Waffe noch einmal, können wir diese durch Aufnehmen verstärken. So können wir die Spezialwaffen bis zu viermal stacken, unsere Standard Schießprügel dagegen häufiger. Bei der Aufrüstung der Standardwaffe wird beim Standard U-Boot schnell auch eine Waffe nach hinten gerichtet, so dass wir gleichzeitig in Blickrichtung und in unseren Rücken gleichzeitig schießen können.

Nasses Grab

So ballern wir uns also durch die verschiedenen Unterwasserhöhlen und suchen uns einen Weg zu den verschiedenen Signalen. Mithilfe einer Karte, welche lediglich ein leeres Rechteck mit eingezeichneten Punkten darstellt, müssen wir erahnen, wie wir uns durch das Höhlensystem bewegen müssen um den Ort zu erreichen. Man ärgert sich ein wenig, wenn man kurz vor einem Punkt steht, sich dazwischen aber dann doch noch eine Steinwand befindet. Also einen anderen Weg finden. Die Kartenmarkierungen bestehen entweder aus normalen Punkten oder aus gekreuzten Schwertern. An den normalen Punkten befinden sich meistens Kisten mit Powerups. Die gekreuzten Schwerter zeigen bevorstehende Bosskämpfe an und davon gibt es viele. Insgesamt gibt es 37 Einträge für Seemonster, welche wohl in Earth Atlantis auf uns warten, welche wir nach und nach freischalten. Besiegen wir den aktuellen „Drop“, häufig bestehend aus drei bis vier Bosskämpfen, öffnen sich neue Wege. Steinmauern oder Ruinen stürzen ein und geben neue Passagen oder Abkürzungen frei. So grasen wir die verschiedenen Bosskämpfe nach und nach ab, reisen damit immer wieder durch die bekannten Höhlensysteme. Hier ist wohl eine der größten Schwächen des Spiels. Das Backtracking überwiegt gegenüber den neu freigeschalteten Wegen. Die Gebietsteile oder Tunnel die sich dazugesellen sind einfach zu klein, wodurch wir uns in den Tunneln zwar schnell zurechtfinden es aber stark an Abwechslung mangelt.

Sollten wir einmal zerstört werden heißt es erst einmal grinden. Wir verlieren alle unsere Fähigkeiten und unsere Waffensysteme und fangen wieder bei null an. Zwar werden wir beim nächstgelegenen Startpunkt wiederbelebt, kann Das aber auch ganz schön knifflig werden, wenn wir tiefer in den Höhlen sind, wo wir auf stärkere Gegner treffen. Also vorsichtig wieder aufrüsten um dann ein weiteres Mal dem Bossgegner gegenüber zu treten. Die „Bestrafung“ beim Ableben ist durchaus hart, gerade weil man für viele Bossgegner einen gewissen Rhythmus finden muss, den wir durch das neue hochleveln wieder verlieren. Haben wir es dann durch die Kampagne geschafft, schalten wir danach weitere U-Boote frei und einen Jagdmodus, in dem wir uns auf die Bossgegner konzentrieren.

Into the Sepia

Audiovisuell will Earth Atlantis mit einem mit Tusche gezeichneten Sepialook und seichter Musik punkten. Das funktioniert bedingt, ist es nach zwei bis drei Stunden doch zu monoton. Details in den Hintergrundgrafiken wie beispielsweise eine in Vergessenheit geratene Freiheitsstatue oder Hochhäusern zu entdecken macht Spaß, sie sind aber zu rar gesät. Das Gegnerdesign dagegen kann sich sehen lassen. Viele verschiedene Gegnertypen, die sich nicht nur in Aussehen, sondern auch im Angriffsmuster unterscheiden bringen gepaart mit den tollen Effekten die gesuchte Abwechslung ins Spiel. Größtes Problem ist aber wohl beim Sepia-Tusche Look, dass der Kontrast zu Weiß sehr gering ist. Gerade wenn man im Handheld Modus spielt und Energieangriffe auf einen zubrausen, kann man diese nur schwer wahrnehmen und noch rechtzeitig ausweichen. Die Musik wechselt situationsabhängig zwischen dem normalen Track und einer Bossfightmusik, kann mein Bedürfnis nach Abwechslung aber auch nicht befriedigen.

Fazit

Das jahrelange Warten auf Cuphead hat sich gelohnt und die Gebrüder Moldenhauer haben ein einzigartig schönes Spiel geschaffen. Die Welt von Cuphead wirkt unheimlich detailverliebt und vor allem der hohe Schwierigkeit mit dem gleichzeitig durchdachten und nie unfairen Leveldesign ist das absolute Plus des Spiels. Spieler mit ihrem Scheitern zu motivieren ist eine Kunst, die Cuphead mit bravour meistert.

Earth Atlantis
Grafik/Präsentation
73
Story/Atmosphäre
71
Gameplay
74
Spielspaß
75
Leserwertung0 Bewertungen
0
73