Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs – Ein wunschlos glücklicher Test

Manchmal könnte das Leben so einfach sein. Dragon Quest VIII macht fast alles besser als sein Vorgänger und nichts wirklich schlechter, 90% völlig verdient. Ich hätte mir reichlich Arbeit gespart und alle wären zufrieden bis auf den Chefredakteur. Und vielleicht die paar Menschen, die Dragon Quest VII auf dem 3DS noch gar nicht gespielt haben. Na gut, alle die den Vorgänger haben, würden vielleicht noch wissen wollen, was denn nun anders ist. Ein paar Zeilen mehr dürften es also vielleicht doch sein. Dummerweise hat sich Trode seinen Test ebenso redlich verdient wie der Held Yangus und seine Begleiter Medea und Munchie.

Auf der Reise

Anders als beim hierzulande erst kürzlich erschienenen Dragon Quest VII dürfen wir beim achten Serienteil niemand geringeres als König Trode von Trodain ziemlich direkt ins Abenteuer stürzen. Besagter König und seine Tochter Medea wurden vom vermeintlichen Narren Dhoulmagus verwandelt und ihr ganzes Schloss wurde mit einem Zauber belegt. Während der arme König nun ein Leben als grünes, froschgesichtiges Monster fristen musste, bekam Prinzessin Medea wortwörtlich ein Pferdegesicht verpasst, samt vier Beinen, Schweif, Mähne und allem was zu einem richtigen Ross gehört. Begleitet werden die zwei vom ehemaligen Dieb Yangus und unserem, obligatorisch namenlosen, Helden. Das erste Reiseziel stellt dabei Farebury, Wohnort des Magiers Rylus. Der ist nicht nur unser Ziel, sondern auch das von Dhoulmagus. Dumm nur, dass dieser seinen alten Mentor vor uns erreicht und kurzen Prozess mit ihm macht. Nachdem König Trode wegen seines Aussehens beinahe von der Stadtbevölkerung gelyncht worden wäre und letztlich durch das Einschreiten der jungen Valentina gerettet wird, bekommen wir auch unsere erste richtige Quest. Ihr Vater, der berühmte Wahrsager Kalderasha, hat vor einiger Zeit seine Kristallkugel verloren und Valentina weiß genau, wo sich diese befindet.

Ziemlich schnell wird hier schon klar, was Dragon Quest VIII über weite Teile ausmacht. Einerseits ist besagter Kampf mit dem Herrn des Wasserfalls Geysir ziemlich komisch. Dieser hat die Kristallkugel seinerzeit voll auf die Zwölf bekommen und leidet seitdem an einem Sprachfehler. Andererseits stellt sich im Anschluss heraus, das Kalderasha seine Hellseherhilfe selbst entsorgt hatte, weil er mit seiner Vergangenheit als großer Wahrsager brechen wollte.

Auch die beiden weiteren Partymitglieder müssen durch Dhoulmagus Verluste erleiden, die sie letzten Endes dazu bringen, unseren Helden zu begleiten. Da wäre die hübsche Jessica, die auch ganz spezielle Fertigkeiten entwickeln kann, aus gutem Hause kommt und nebenbei eine angehende Zauberin ist. Oder der junge Templer Angelo, Kartenspieler, Weiberheld, Gelegenheitsbetrüger und dennoch eine treue Seele. Tatsächlich ist die kleine aber feine Truppe der Reise des verwunschenen Königs damit auch ziemlich schnell komplett. Dhoulmagus Motive dagegen bleiben noch einige Zeit im Dunklen. Klar wird vorerst nur, dass er mit irgendeiner bösen Macht in Verbindung stehen muss.

Im Vergleich mit Dragon Quest VII legt der achte Serienteil wesentlich mehr Tempo vor, bleibt bei der Handlung über weite Teile aber auch kleiner, kompakter und persönlicher. Noch weit mehr als beim Vorgänger fühlt man sich immer wieder mal an Akira Toriyamas Manga, gerade auch Dragonball, erinnert. Die ein oder andere Parallele bei den Abläufen kann man einfach nicht abstreiten. Dabei machen die Helden auch eine klassische Entwicklung durch. Yangus etwa spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem er das erste Mal seinen langjährigen Schwarm die rote Elster, in der englischen Sprachausgabe fast immer kurz Red, wiedertrifft.

Schöne Aussichten

Verglichen mit der 3DS Variante von Fragmente der Vergangenheit liegt hier auch direkt eine weitere Stärke von Dragon Quest VIII. Viele Dialoge, darunter so ziemlich alle wichtigen, sind voll vertont und zwar mit größtenteils sehr passenden britischen Akzenten. Auch wenn die deutschen Texte dem kaum nachstehen, mit der Vertonung gewinnt der achte Teil noch mal deutlich. Auch grafisch macht dieser Titel noch mal eine sichtlich bessere Figur. Das gilt einerseits für die Technik allgemein, andererseits sind NPC’s um einiges variantenreicher und auch nicht immer in denselben Farben gekleidet. Erst wenn man das Spiel mit der PlayStation 2 Vorlage vergleicht stellt man fest, dass es stellenweise Federn lassen musste, allerdings auch nicht überall. So sind Texturen teils schlicht anders, ab und an sind mehr Objekte wie etwa Fässer im Hintergrund zu sehen und andere Kleinigkeiten. Kritischer kann man, zumindest sofern man zu den 3D Fans gehört, sehen, dass Dragon Quest VIII einen Großteil der Zeit nur in 2D läuft. Das stört mich persönlich zum Beispiel gar nicht, dürfte für viele 3D Anhänger aber eine Enttäuschung sein. Letztlich ändert es aber nichts am wirklich guten Gesamtbild, das den Toriyama Stil wieder wunderbar einfängt, mit teils herrlich schrägen Monsterdesigns gefallen und neben der Sprachausgabe natürlich wieder mit den klassischen Dragon Quest Kompositionen überzeugen kann. Bei Technik und Artdesign lässt König Trode einfach nix anbrennen.

Dennoch gab es, gerade in Verbindung mit der Grafik, eine leidige Diskussion um Zensur beim 3DS Remaster. Tatsächlich bietet die Handheldfassung fast keine wirklichen inhaltlichen Änderungen, von einer Handvoll leicht abweichender Szenen mal abgesehen, fallen aber auch einige Outfits weniger knapp aus. Das gilt aber bereits für die japanische Fassung. Da Alterseinstufungen, gerade bei mehr oder minder sexuellen Inhalten, auch im Land der aufgehenden Sonne nicht mehr ganz so locker wie früher gehandhabt werden, mussten sowohl Nebencharaktere als auch Jessica zu etwas mehr Stoff greifen als zu PlayStation 2 Zeiten. Besagte Änderungen wurden auch von Square-Enix und nicht von Nintendo vorgenommen. Letztlich muss hier jeder selbst urteilen, wirklich etwas unglücklich empfand ich allerdings nur die Änderung an Jessicas Tänzerinnen Outfit, das in der Handheldfassung nicht sonderlich stimmig und irgendwie lieblos wirkt.

Alt aber gut und trotzdem neu

Spielmechanisch profitiert die Hosentaschenfassung von Dragon Quest VIII vor allem von zwei Dingen, sichtbaren Monstern und Beschleunigung. Ersteres kennt man womöglich schon vom 3DS-Vorgänger. Bei Teil acht machen die sichtbaren Gegner aber erheblich mehr Sinn, weil sie sich nahezu immer wesentlich besser umgehen lassen als noch bei Fragmente der Vergangenheit. Ab und an kommt es zwar immer noch vor, dass man aus einem Rundenkampf heraus unglücklich direkt ins nächste Monster rennt oder eine Stelle zu eng ist, um vernünftig ausweichen zu können, die meiste Zeit geht das aber ziemlich problemlos. Ebenso bedeutsam ist es, dass alles viel zügiger geht. Weder müssen sich 3DS Besitzer mit Ladezeiten noch mit langen Kampfanimationen rumquälen. Kämpfe sind die meiste Zeit verdammt fix absolviert, allerdings, auch wenn die Schwierigkeit insgesamt eher niedrig liegt, nicht ganz so leicht wie im Vorgänger. So lohnen sich Zauber wie Megastärkung (erhöht physische Abwehr) oder auch Hintertür (führt unmittelbar aus Dungeons) wesentlich eher. Neben dem klassischen Levelsystem werden auch ziemlich schnell die weiteren Fertigkeiten freigeschaltet, für deren Entwicklung man Punkte bekommt.

Diese dürfen frei verteilt werden, entweder auf eine von drei Waffenkategorien oder auf die Sonderfähigkeiten des jeweiligen Partymitglieds. So stehen Yangus als klassischem Tank unter anderem Äxte zur Spezialisierung frei. Jessica als Magierin kann auch ihren Sexappeal weiterentwickeln. Bevor hier jemand Sexismus schreit, Dragon Quest macht das nicht nur auf witzige und sympathische Weise, bestimmte Gegnertypen können ähnliche Fähigkeiten auch gegen die drei männlichen Viertel unserer Truppe einsetzen.

Generell gibt sich das Dragon Quest Kampfsystem gewohnt unkompliziert und schnell. Insbesondere Bosskämpfe können bereits früh im Spiel taktisch anspruchsvoller und einigermaßen komplex werden. JRPG Profis werden hier zwar nicht vor allzu große Herausforderungen gestellt, dennoch kann Die Reise des verwunschenen Königs dank der flotten Fights wirklich punkten. Wirklich große Gruppen von Gegnern, die Verstärkung rufen können, sind einer der wenigen Fälle, in denen sich Auseinandersetzungen auch mal wirklich ziehen können.

Besser als Booking

Die Werbung verspricht eigentlich immer Rundum-sorglos-Pakete. Meistens ist die Realität meilenweit davon entfernt. Manchmal aber auch nah dran. Ab und an gibt es aber auch wirklich das absolute Rundum-sorglos-Paket. Klar, mit etwas Gesuche kann man auch bei Dragon Quest VIII Kritikpunkte finden, nur sporadisches 3D etwa oder gelegentliche Kämpfe, die sich dann doch ziehen. Ganz kritische Zeitgenossen könnten sich vielleicht noch darüber beschweren, dass andere Serienteile storyseitig größere Geschütze auffahren als Die Reise des verwunschenen Königs. Über den letzten Punkt könnte man aber prima streiten. Denn tatsächlich kann König Trodes lange Fahrt erzählerisch in vielen Dingen punkten und die kleine Party hat auch ihre charakterlichen Vorteile. Mehr noch, selbst wer das Spiel vermeintlich durch hat, bekommt noch einige hochinteressante Stunden Abenteuer zum Nachtisch, samt interessanter Wendungen. Dragon Quest VIII ist einfach ein erstklassiges

Fazit

Mein größter Kritikpunkt an Dragon Quest VIII: Nach mehreren Spielstunden mit dem Standard 3DS tut mir der rechte Daumen weh, das Grundgelenk, um präzise zu sein. Es gibt einfach kaum etwas zu kritisieren, echte Negativpunkte sind ausgesprochen rar. Man muss schon Akira Toriyamas Charakterdesigns hassen oder eine schwere Allergie für Rundenkämpfe haben, um dieses Spiel nicht zu mögen. Das Wort Pflichtkauf nehme ich eigentlich nicht in den Mund, täte ich es, dann würde ich Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs aber ganz klar als Pflichtkauf für alle Freunde japanischer Rollenspiele bezeichnen. Have fun!

Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs
Grafik/Präsentation
89
Story/Atmosphäre
90
Gameplay
90
Spielspaß
91
Leserwertung0 Bewertungen
0
90