Dragon Bros im Test – Der Nerd und die Drachen-Teenies

Der heutige Test versetzt uns abermals in die glorreichen Zeiten der Neunziger Jahre, wo noch ordentlich von links nach rechts gelaufen und geballert wurde. Und wenn wir sagen geballert, dann meinen wir so richtig geballert. Eigentlich hat man die Feuertaste während des Spielens nur dann losgelassen, wenn man seine Hand während der Ladezeiten nach einem besiegten Boss mal eben in die Chips-Tüte stecken wollte. Heute schlüpfen wir in die schuppige Haut eines jungen Drachen, dessen Mutter entführt wurde und die es nun zu suchen gilt. Bevor ihr jetzt bedenkliche Fantasien zu Daenerys Targaryen bekommt, entschärfen wir eure Gedanken. Der heutige Test dreht sich um Dragon Bros aus dem Hause Space Lizard Studio, welches in Liverpool beheimatet ist. Drachen, Weltraum und fette Knarren? Was soll da eigentlich noch schief gehen?

Teenage Mutant Action Dragons?

Die vier namenlosen Drachenbrüder um die es in Dragon Bros geht, haben einen denkbar schlechten Start ins Leben. Eine aggressive Invasions-Roboter-Armee macht sich auf ihrem Heimatplaneten breit und möchte sie zu skrupellosen Killer-Drachen erziehen. Frisch aus dem Ei gepellt müsst ihr zudem feststellen, dass eure geliebte Drachen-Mama von der Recycling-Bande irgendwo vor euch versteckt wird. Ganz nach alter Videospiel-Story Tradition greift ihr beherzt zur Knarre und sagt den Blechdosen den Krieg an. Eine perfekte Rahmenhandlung also, für zünftige Run and Gun-Kost wie zu seligen Probotector-Zeiten. Geschichten in Spielen dieser Art passen natürlich meist höchstens auf einen handelsüblichen Bierdeckel, können einen durch absurde Kreativität aber, wie in diesem Falle, öfter ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Mit einem, mit einer Shotgun bewaffneten, Drachen spacige Roboter zu zerschießen macht per Se schon gute Laune.

Vom Laufen und Schießen

Das Gameplay mag zunächst limitiert wirken. So steuert ihr in der Regel von links nach rechts, überwindet allerhand Sprungpassagen und nietet alles um, was nach Roboter aussieht. Nach einiger Zeit der normalen Levelabschnitte, gelangt ihr regelmäßig in einen abgesperrten Arena-Bereich in dem ihr angreifende Wellen feindlicher Elektro-Geräte abwehren müsst. Geht ihr siegreich aus der Schlacht hervor, gelangt ihr zum nächsten Checkpoint und kämpft euch zur nächsten Prüfung durch. Standardmäßig habt ihr eine recht fette Knarre zu eurer Verteidigung dabei, findet aber auch bei Feinden oder extra im Level platziert immer wieder separate Waffen. Hier ist alles dabei was euer Herz begehrt. Schrotflinten, Raketenwerfer, Maschinengewehre oder Super-Laser sind allesamt probate Mittel die Bots zu Altmetall zu verarbeiten. Geballert wird dabei in fünf Richtung, da ihr recht modern auch quer nach oben feuern könnt. Per Druck auf die LT-Taste könnt ihr außerdem auch im Stehen schießen. Verschrottet ihr gleich mehrere Gegner hintereinander füllt sich eure Ultra-Leiste, die ihr mit Y aktiviert, um einen deutlich höheren Schadens-Output rauszuhauen. Per Druck auf RT verteilt euer Drache übrigens ordentliche Backpfeifen. Dieser lässt sich in der Luft auch als brachialer Stampfer ausführen.

Meterhohe Endboss-Roboter

Die restliche Steuerung geht ebenfalls wunderbar von der Hand. Mit B vollführt ihr eine herrlich altmodische „Kampfrolle“ (Purzelbaum) mit der ihr flink feindlichen Geschossen oder Fallen ausweichen könnt. Alles ist herrlich präzise, so dass ihr stets eine gute Kontrolle über euren Drachenkrieger habt. Sprünge lassen sich super timen und Geschosse zielgenau an ihren Lieferort übermitteln. Das Gegner-Design ist klassisch bis langweilig und bietet daher recht wenig Überraschungen oder Highlights. Fußsoldaten-Drohnen in allen Größen und Farben stellen sich euch ebenso in den Weg, wie fliegende  Blech-Nervensägen, die euch mit Geschossen in allerlei Richtungen beharken. Level steuert ihr über eine Oberwelt-Karte an. Hier gibt es simple Herausforderungen, die lediglich aus einem Kampf-Bildschirm bestehen, oder richtige Level. Highlights stellen im jeweils dritten Level die Endbosse für diesen Abschnitt der Karte dar. Diese besonders großen Blech-Krieger erfordern einiges an Skill und Taktik und stecken zudem ordentlich Munition weg, bevor sie den virtuellen Geist aufgeben.

12-Bit-Optik und wummernde Technomucke

Optisch ordnet sich der Titel eher zwischen 8  -und 16 Bit ein und ist damit wunderbar spielbar. Das Gegnerdesign ist nicht allzu wagemutig, erfüllt jedoch seinen Zweck. Das restliche Spieldesign geht für Fans stimmiger Oldschool –oder Indie-Titel für in Ordnung. Atmosphärisch macht der Kampf als Drache gegen böse Roboter schon einiges her und sorgt beim Spielen immer wieder für gute Laune. Neben guter Stimmung und Spielbarkeit gibt es sogar noch einen ziemlich guten Soundtrack obendrauf. Dudelig-fordernde Technosamples heizen euch während euer Baller-Orgie zusätzlich an. Zu guter Letzt lässt sich der Drachen-Baller-Spaß lokale, wie online, mit einem Drachen-Freund zusammen spielen.

Fazit

Wer auf altmodische Ballerbuden aus der NES oder SNES-Ära steht, der kann ziemlich stressfrei einen Blick auf Dragon Bros wagen. Zwar glänzt der Titel nicht unbedingt mit Umfang und Pompöß-Technik, lässt jedoch dafür seine Muskeln beim Gameplay aufblitzen. Durch die fünf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen pro Level und Herausforderung, können besonders emsige Schuppen-Fetischisten aber sicherlich auch noch die ein andere vergnügliche Stunde aus dem Spiel pressen. Wenn ihr nur auf Mittel durch das Spiel rennt, solltet ihr nicht sehr viel Zeit dazu einplanen. Die ganze Show ist nach zwei bis drei Stunden nämlich vorbei. Dragon Bros richtet sich also an hauptsächlich an Fans älterer Aktion-Ikonen und verspricht seliges, „anspruchsloses“ Action-Popkorn für kurzweiliges Vergnügen.

 

 

Dragon Bros
Grafik/Präsentation
76
Story/Atmosphäre
71
Gameplay
75
Spielspaß
78
Leserwertung1 Bewertung
100
75