Ursprünglich sollte Devil’s Third vom angesehenen Game-Designer Tomonobu Itagaki unter dem mittlerweile insolventen Publisher THQ für die PlayStation 3 und Xbox 360 erscheinen. Nach dem Aus von THQ war die Fortführung des Projekts ungewiss, bis sich Nintendo dessen annahm und es schließlich ein wenig überraschend auf der E3 2014 exklusiv für die Wii U ankündigte. Ob Devil`s Third aus dem auf der Wii U eher unterrepräsentierten Ego-Shooter-Genre was taugt, erfahrt ihr in unserem Test.
Fünf Jahre Entwicklungszeit auf dem Buckel
Als Tomonobu Itagaki im Jahre 2010 mit seinen frisch gegründeten Valhalla Game Studios das Devil’s Third für die PlayStation 3 und Xbox 360 ankündigte, konnte noch niemand ahnen, dass es nur der Anfang einer langen Entwicklungs-Odyssee sein würde. Nach seinem Abschied vom Team Ninja und erfolgreichen Projekten wie dem Ninja Gaiden Reboot oder der Dead or Alive-Serie, veröffentlichte Itagaki einen brachialen Trailer, von dem fünf Jahre später im fertigen Spiel nicht mehr viel übrigbleiben sollte. Aber immerhin dem Grundkonzept der Mix zwischen Shooter und Martial-Arts ist man treu geblieben.
Ein Wechsel der Grafik-Engine und weitere Verschiebungen sorgten dafür, dass die Kosten für die Entwicklung immer weiter in die Höhe schossen. Als Publisher THQ dann Pleite ging und die Rechte des Spiels zurück an Valhalla gingen, war es ungewiss ob das Spiel überhaupt das Licht der Welt erblicken würde. Wie eingangs bereits erwähnt haben wir es Nintendo zu verdanken, dass wir doch noch in den Genuss des Spiels kommen.
Aus drei wird Ivan
Ursprünglich war es geplant, dass es bei Devil’s Third drei Hauptcharaktere geben wird. Das kann man einerseits am Namen selbst festmachen, aber auch im Logo sind diese drei ursprünglichen Charaktere weiterhin zu finden. Im fertigen Spiel ist aber lediglich der Söldner-Ivan davon übrig geblieben.
Durch einen Meteoriten-Hagel ist die gesamte Satelliten-Kommunikation auf der Erde ausgefallen, was sich die berüchtigte Terror-Organisation SOD zunutze machen will. Klingt nach einem Fall für den im Keller von Guantanamo untergebrachten Söldner-Ivan, der selber mal Mitglied in der zu bekämpfenden und natürlich sowjetischen Organisation war. Der offenbar von einer US-Behörde mit einigen Vorzügen wie einem Schlagzeug und gigantischer Musikanlage untergebrachte Ivan, wird kurzerhand als Geheimagent reaktiviert und kann sein Können direkt darin unter Beweis stellen, in dem er die über ihm stattfindende Revolte nieder schlägt, um überhaupt aus dem Gefängnis zu fliehen. Ab da beginnt eine Reise durch die gesamte Welt, in dem nicht wenig Blut vergossen wird.
Wäre Devil’s Third ein Hollywood Film, dann würde Ivan vermutlich von Vin Diesel oder Jason Statham verkörpert. Muskel bepackt, mit unzähligen Tattoos bedeckt und Wortkarg, so kann man Ivan wohl am besten beschreiben. Eigenschaften die nicht selten für Action-Helden herhalten müssen und dies ist nicht nur ein Klischee, welches in dem Spiel bedient wird. Wir erinnern uns nur mal kurz an die bösen Russen und den guten Amerikanern, die versuchen die Welt zu retten.
Erzählerisch ist Devil’s Third keine Meisterleitung, aber wirklich schlecht ist es auch nicht. Stellenweise ist es Standard-Action-Kost und manchmal sorgt sie mit ihrer Kuriosität und den überspitzen Gewaltdarstellungen auch für ein kleines Schmunzeln. Denn mit Blut und fliegenden Körperteilen wird nicht wirklich gegeizt. Explodierende Köpfe oder zerfetzende Körper sind nicht wirklich selten. Dazu muss man nicht mal zwingen in den Kopf schießen, auch ein gezielter Schuss in die Beine können ungeahnte Folgen haben. Hat man alle Gegner mit viel Blutvergießen aus dem Weg geräumt, wartet am Ende jeder der neun Abschnitte ein Boss-Kampf. Eine besonders große Herausforderung sind diese aber leider nicht. Hat man erst mal den Boss ausgeguckt und die immer wiederkehrende Taktik ausgespäht, ist es kein großes Problem auch den Abschluss jeden Abschnitts erfolgreich hinter sich zu bringen.
Bewegte Historie macht sich bemerkbar
Das wichtigste bei Titeln dieser Art ist allerdings nicht die Story, sondern die grafische Präsentation und die Technik, die hinter dem ganzen steckt. Leider merkt man in beiden fällen teilweise sehr deutlich, dass dieses Spiel eine eher bewegte Historie hinter sich hat.
Grafisch als auch von der Technik wird einem aus heutiger Sicht allenfalls Durschnitt geboten. Wäre das Spiel wie ursprünglich geplant für die PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen, wäre das Fazit womöglich etwas anders ausgefallen, aber durch die aktuelle Konsolengeneration ist man anderes gewohnt. Zwar ist es logisch, dass die Wii U nicht die Power hat gleiche Grafik auf den Bildschirm zu zaubern wie beispielsweise die Xbox One oder PlayStation 4, aber mit dem bald erscheinenden Xenoblade Chronicles X zeigt Nintendo zumindest, dass es deutlich besser geht. Besonders die genutzten Texturen haben bei mir doch das ein oder andere mal für Verwunderung gesorgt. Hinzu kommt das typische Nachladen der Texturen, welches man von der Unreal Engine kennt. Die genutzten Texturen sind oftmals eher eintönig und erzeugen stellenweise eine sterile und leblose Umgebung, wo man aufgrund des Settings eine lebendigere Umgebung erwarten würde . Auch die Ausarbeitung und der Detailgrad der sehr schlauchigen Level hauen einen nicht wirkich vom Hocker. Auch wirken diese nicht immer wie aus einem Guss. Wo einige Passagen wirklich leer und karg wirken, warten andere Level stellenweise doch mit einem hübschen Design auf.
Technisch bewegt sich das Spiel auf einem ähnlichen Niveau. Die gegnerische KI beispielsweise ist stellenweise strunzen doof, an anderen Stellen aber wieder ein harter Gegner. Die Balance zwischen auf den Gegner zulaufen und nicht abgeschossen werden und hartnäckiger Kontrahent stimmt einfach nicht. Auffällig ist, dass besonders Gegner die mit dem Gewehr hantieren deutlich leichter auszuschalten sind, als Gegner die einen mit Ivan in den Nahkampf zwingen. Genauso verhält es sich mit der Steuerung dieser Situationen. Mit dem Gewehr fühlt sie es sich einfach etwas hakeliger an als im Nahkampf mit Katana oder Eisenstange. So ist genaues Zielen nicht so leicht wie man es bei Spielen aus dem Shooter-Genre gewohnt ist. So reicht es nicht aus den Stick nur leicht zu bewegen, um feine Justierung des Fadenkreuzes durchzuführen, sondern man muss den Stick in ganzes Stück bewegen, was dazu führt, dass das Fadenkreuz sich ebenso viel bewegt. Das macht das zielen besonders bei Scharfschützengewehren unnötig schwer. Bei der Vergangenheit von Schöpfer Itagaki um Ninja Gaiden aber keine besonders große Überraschung, dass die Nahkämpfe und Martial Arts-Einlagen ausgereifter und Runder wirken als der Shooter-Part. Darin hat er einfach mehr Erfahrung und seine größten Erfolge feiern können.
Ganze zehn Mehrspieler-Modi
Am meisten Spaß hatte ich mit dem Multiplayer von Devil’s Third, der auch sicherlich ein wenig Langzeitspaß bieten wird. Zwar krankt auch dieser an der eher mäßigen Grafik und der teilweise etwas hakeligen Steuerung, aber immerhin hat er ein paar gute Ansätze zu bieten. Insgesamt gibt es zehn verschiedene Modi wie zum Beispiel altbekannte wie Deathmatch oder eine Art Capture-The-Flag, zusätzlich gibt es aber auch den Chicken-Modus bei dem tatsächlich Hühner gejagt werden müssen. Wie in anderen Shootern auch gibt es Level die es aufzusteigen geht und bei jedem Match werden Erfahrungspunkte erspielt. Damit kann man dann seinen Mehrspieler-Charakter beispielsweise mit neuer Kleidung oder auch anderen Waffen ausstatten. Gesagt sei noch, dass ich keine Probleme hatte ein Online-Match zu starten und in dem beigetretenen Spielen waren auch genügend Spieler unterwegs. Scheinbar war das vor dem Release bei anderen Testern anders, so dass kaum Spiele gestartet werden konnten.
Fazit
Devil’s Third wird sicherlich nicht in die Best-Of des Shooter-Genres aufsteigen, aber ganz schlecht ist das Machwerk von Tomonobu Itagaki auch nicht wie es in manchen Berichten gemacht wird. Das Spiel leidet leider sehr unter den Bedingungen unter denen es entstanden ist. Die lange Entwicklungszeit macht sich leider in der eher mäßigen Grafik und der hakeligen technischen Umsetzung des Spiels bemerkbar. Unterm Strich ist es aber ein passabler Deckungsshooter, der durch den Mix zwischen Shooter- und Martial Arts-Einlagen im Nahkampf willkommene Abwechslung bietet. Bei mir hat es aufgrund der Erzählweise und dem Level-Design eine Art Spielhallen-Feeling hervorgerufen.