Dead Rising 4 – Weihnachtliche Zombiejagd im Test

Rund 2 Monate nach Release von Dead Rising 4 im europäischen Umland begibt sich der rasende Reporter Frank West nun auch auf Schnetzeljagd in deutschen Wohnzimmern. Frei nach dem Motto: Die Letzten werden die Ersten sein, wenn es um einen Release eines Dead Rising Teils in Deutschland geht. Wurden doch bisher alle drei Vorgänger der Reihe von der BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) auf die Liste B gesetzt (mehr zum Indizierungsverfahren und Jugendschutz). Ich durfte Hand an Capcoms neuesten Titel legen und erzähle euch, was der berichtende MacGyver-Verschnitt so draufhat.

Oh du fröhliche…

Zombieapokalypse. Dead Rising 4 lässt allein vom Namen her schon vermuten, worum es geht. Zombies und natürlich eine ganzen Stadt voll davon. Der Ausbruch passiert auch noch ausgerechnet zur Weihnachtszeit und ganz Willamette ist für dieses christliche Fest geschmückt. Aber zuerst etwas zur Vorgeschichte. Journalist Frank West hat sich niedergelassen und doziert an einer Universität. Trotzdem kann er die Finger nicht von seinen Studenten lassen und Studentin Vick fährt mit ihm, unter dem Vorwand Minigolf zu spielen, nach Willamette. Hier soll es nämlich ein Ausbildungslager des Militärs geben, was aber nur nach Außen so wirken soll. Vick und Frank schleichen sich mit der Kamera im Anschlag hinein und stellen schnell fest, dass es sich hierbei um eine paramilitärische Organisation namens Obscuris handelt, welche an einem Zombievirus forscht. Durch einen Unfall bricht der Alarm aus und wir verlieren bei der Flucht unsere Studentin Vick. Wir schaffen es zu fliehen und werden rund sechs Woche später von ZVK-Direktor Brad Park (Zombie-Verteidigung und Kontrolle) dazu überredet den Zombieausbruch in dem Einkaufscenter von Willamette zu untersuchen. Frank willigt widerwillig ein um auch gleichzeitig nach seiner verlorenen Studentin zu suchen. Scheinbar möchte man in Willamette allerdings alleine sein. Unser Helikopter wird abgeschossen und wir stürzen in besagtem Einkaufscenter ab. Hier besinnen sich die Macher auf die Wurzeln der Reihe, spielte auch schon der erste Teil in einer Mall von Willamette, mit dem Unterschied, dass wir uns nun durch die ganze Stadt bewegen können. Sowohl Frank als auch Brad überleben den Absturz und kämpfen sich zu einem Sicherheitsbunker in der Mall, welcher für das Erste unser Hauptquartier darstellt. Frank macht sich auf dem Weg, herauszufinden was es mit dem Ausbruch auf sich hat und was Obscuris damit zu tun hat.

Büroklammer und Kaugummi

Dead Rising 4 ist während des gesamten Spielverlaufs in 6 Kapitel eingeteilt in der wir jeweils eine Hauptquest haben, welche es zu verfolgen gilt. Dabei steht natürlich eines im Fokus: Zombies metzeln! Allerdings nicht auf herkömmliche Art sondern je skurriler desto besser. Hier kommt die Bastelwut von Frank ins Spiel. Mit Bauplänen, ein wenig Fantasie und den nötigen Kleinteilen bauen wir uns die verrücktesten Antizombie Maßnahmen zusammen. Um die verschiedenen Waffen aus zwei Gegenständen mit genügend Panzertape herstellen zu können, müssen wir Baupläne finden die überall in der Stadt verteilt sind. Haben wir alle benötigten Komponenten, basteln wir uns neue Wurf-, Nahkampf- und Schusswaffen zusammen. Sogar Fahrzeuge lassen sich „pimpen“. Nehmen wir uns ein Seniorenmobil und kombinieren es mit einem Rasenmäher ist jeder Zombie, der sich uns in den Weg stellt sauber auf 2 cm Höhe gekürzt. Ein Fest für jeden deutschen Vorgartenbesitzer. Aber mit den gebauten Waffen prügeln oder schießen wir uns auch elegant durch die Massen. Mit einem Eisschwert frieren wir unsere Gegner ein oder erleben mit einer elektrisierenden Kampfaxt, wie der Funke überspringt. Eine Armbrust mit Feuerwerksraketen scheint auch als eine ziemlich gute Idee. Leider ist das Crafting System ein wenig fummelig, haben wir zu Beginn für die drei verschiedenen Waffenkategorien nur jeweils vier Slots zur Verfügung. So sammeln wir die normalen Waffen auf, in der Hoffnung irgendwo in der Nähe einen entsprechenden Gegenstand zu finden mit dem wir unsere besonderen Prügel herstellen können. Ein Inventar mit dem wir zusätzliche Gegenstände mit uns führen können gibt es nämlich nicht. So müssen wir immer in ganzer MacGyver-Manier mit dem vorhandenen arbeiten, was allerdings ganz schön mühsam ist, denn die Selektion der richtigen Gegenstände auf dem Boden kann sehr schnell schief gehen, wimmelt es nur so von interaktionsfähigen Gegenständen. Unterwegs finden wir ab und an auch die Exo-Suits, die von Obscuris an verschiedenen Orten platziert wurden. Die Powerrüstung gibt uns für einen begrenzten Zeitraum ordentliche Vorteile. Wir können schwere Waffen nutzen und selbst mit bloßen Händen die Zombies in der Luft zerreißen. Mit jedem Treffer den wir landen geht unser Zähler hoch der in regelmäßigen Schritten einen Spezialangriff freischaltet. Der Special Move wird immer mit der aktuell ausgerüsteten Nahkampfwaffe ausgeführt und ist für Jede anders in Szene gesetzt. Neben allerhand Waffen gibt es aber auch Kleidungsgegenstände, Schlüssel für Waffenschränke und Panikräume, sowie diverse Sammelgegenstände wie Handys, Podcasts oder Zeitungen. Zu finden gibt es in Dead Rising 4 viel, ja eigentlich schon zu viel, wirkt es doch schon offensichtlich so, als wolle man von dem kurzen Hauptstory-Strang ablenken.

Immer schön im Goldenen Schnitt bleiben

Ein weiteres Merkmal eines Reporters ist neben dem blitzschnellen und frechen Mundwerk natürlich die Kamera. Mit diesem kleinen Stück Technik kann Frank West nicht nur Selfies schießen, sie dient uns auch als Nachtsichtgerät und mit dem Spektralfilter können wir Detektiv spielen. Bei der Suche nach Informationen können wir mit zuletzt genannten Filter Fingerabdrücke und Geheimschriften sichtbar machen um versteckte Räume und Botschaften zu finden. Jedes Foto welches wir machen wird anhand des Inhalts bewertet und je besser die Fotos, desto bessere Belohnungen schalten wir frei. Auf unserem Weg durch die Stadt werden zufällig auch immer wieder kleine Events gestartet, bei denen es gilt einen Überlebenden vor den Zombies zu retten, einen neuen Notbunker zu säubern und als weiteres Quartier einzurichten, eine Gruppe Plünderer zu begegnen oder Nachschub Abwürfe von Obscuris zu plündern. Durch metzeln, erfüllen von Aufgaben und fotografieren sammeln wir Erfahrungspunkte, welche wir in den vier verschiedenen Fähigkeitsbäumen versenken können. Prügeln lässt uns im Umgang mit Schwertern, stumpfen Gegenständen oder sogar den bloßen Fäusten besser werden. Standhaftigkeit gibt uns einen Schub bei Trefferpunkten und Ausdauer. Der Talentbaum Schießen erklärt sich von selbst und Überleben verbessert unsere Fähigkeiten beim Bauen von Waffen und erweitert unser Inventar. Sollten wir überhaupt keine Lust auf das Craftingsystem haben, können wir auch auf die Notbunker ausweichen. Die Überlebenden dort verkaufen uns im Austausch gegen die vorherrschende Währung Schrott Waffen, Fahrzeuge, Nahrung und Kleidungsgegenstände.

Zusammen sind wir stark

Zombies schlachten kann alleine ganz schön eintönig werden, warum also nicht gemeinsam ein wenig auf die Jagd gehen? Das hat sich Capcom wohl auch gedacht und baute einen Koop Modus für bis zu vier Spieler ein. Hier können wir in der Truppe separate Missionen bestreiten. Hier sammeln wir genauso wie im Hauptspiel Erfahrungspunkte und investieren diese in die Talentbäume. Zusätzlich gibt es hier allerdings noch einen Multiplayer Talentbaum der Fähigkeiten und Zusätzliche Gadgets für die Gruppe freischaltet. Zwischendurch müssen wir immer mal wieder kleinere Bossgegner umnieten, um in den Missionen weiter zu kommen. Dabei wetteifern wir in der Gruppe um den höchsten Zähler in Sachen Zombiebeseitigung, schließlich kann es nur einen wahren Gewinner geben. In insgesamt vier verschiedenen Episoden können wir gemeinsam auf die Hatz gehen. Die gesammelten Erfahrungspunkte sichern wir uns indem wir jeden Tag überleben. Am Ende eines Tages gilt es nämlich rechtzeitig in die sichere Unterkunft zu gelangen. Hier können wir uns dann kurz erholen und Ausrüstung nachladen. So rotieren wir zwischen Aufgaben erledigen, Zombies schnetzeln und zur neuen Unterkunft rennen. Am Ende einer jeden Aufgabe bekommen wir immer eine dicke Belohnungskiste, in der man auch die lebensrettenden Kombiwaffen findet. Natürlich können wir aber auch hier wieder unsere eigenen Waffen herstellen. Sollte einmal jemand aus der Gruppe zu Boden gehen, haben die Gruppenmitglieder kurz Zeit den Kumpanen wieder auf die Beine zu helfen. Passiert das nicht, muss unser totes Mitglied eine gewisse Zeit warten. In der Zeit muss die Gruppe allerdings ohne die helfende Hand auskommen und überleben. Sind alle Tod oder schafft die Gruppe es nicht in die Unterkunft ist das Spiel vorbei.

In voller Pracht

Schon im Vorgänger wurde die hauseigene Forge Engine genutzt. Es gab zwar Vermutungen das die Unreal Engine 4 zum Einsatz kommen wird, was aber durch Microsoft dementiert wurde. Und die Engine braucht sich nicht zu verstecken, man trifft nur sehr selten auf die kurzen Ladezeiten in der offenen Welt. Leider kommt die Xbox One Fassung gelegentlich an ihre Grenzen, sind die hohen Zombiemassen mit viele Physikberechnungen zu viel. Das äußert sich in leichten Bildrateneinbrüchen die allerdings wirklich selten auftreten. Gestalterisch bringt Willamette mit der besinnlichen Weihnachtszeit in Kombination einer Zombieapokalypse sehr gut rüber. Schwächen treten hier bei dem etwas generischen Design auf. Die Notbunker sehen alle gleich aus und bei der Vielfalt der Gegnertypen hat man sich auch nicht zu viele Gedanken gemacht. Drei verschiedene Zombiearten müssen reichen, schließlich gibt es ja noch menschliche Gegner die uns mit allerhand Waffen ans Leder wollen. Die Animationen der Waffeneffekte und Kampfbewegungen machen dabei allerdings wirklich Spaß. Feuer, Wind, Blitze oder Eis sehen gut aus und bringen genügend Abwechslung. Auch das präzise Zerlegen der Gegner ist ziemlich genau umgesetzt und Umgebung, Protagonist und Gegner sehen nach Einsatz eines Katanas oder einer stumpfen Waffe danach auch entsprechend aus. Eine der größten Schwächen ist wohl die Vertonung. Ist die musikalische Untermalung in Form von Weihnachtshits stimmungsvoll, hapert es häufig an der Synchronisation der Zwischensequenzen. Während meinen Spielsitzungen ist es zweimal passiert, dass nur eine Person gesprochen hat und mich bei der anderen Person an den Untertitel halten musste um dem Dialog folgen zu können. Das ist wirklich schade denn die Sprüche und Unterhaltungen sind witzig geschrieben und die ein oder andere Phrase erinnern schnell an die Serie Ash and the Evil Dead, sollte ein Ausfallen der Tonspur aber nicht häufiger passieren. Überhaupt könnten Frank West und Ash Williams Geschwister sein. Beide versuchen immer wieder sich einzureden, dass ihre beste Zeit noch nicht vorbei ist. Splatterhumor und jede Menge Sarkasmus sind hier vorprogrammiert.

Fazit

Dead Rising 4 entpuppt sich als ein riesengroßer Zombie Sandkasten, der gar nicht erst versucht eine klare Linie zu verfolgen. Viele Events strecken die mit 6 bis 7 Stunden lange Hauptstory in die Länge. Fans die hier eine dichte und gute Handlung erwarten werden wohl ziemlich enttäuscht sein. Freunde des gepflegten Schnetzelns, die ohne große Story zurechtkommen werden hier auf voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Insgesamt ist der Titel aber leider nicht mehr als Durschnittskost.

Dead Rising 4
Grafik/Präsentation
73
Story/Atmosphäre
74
Gameplay
76
Multiplayer
70
Spielspaß
76
Leserwertung0 Bewertungen
0
74