Cities: Skylines Xbox One Edition im Test – Aufbaustrategie auf der Konsole

Die letzte Städtesimulation auf einer Konsole, welche ich gespielt habe, war Sim City 2000 auf dem Super Nintendo. Traditionell ist dieses Genre eher etwas für die großen Rechner mit Maus und Tastatur. Jetzt hat sich aber der Überraschungshit „Cities: Skylines“ auf die Xbox One verirrt. Wie gut die Portierung auf die Konsole geklappt hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Die Steuerung ist das A und O

Sieht komplizierter aus als es ist, die Steuerung von Cities: Skylines Xbox One Edition

Als während des Xbox Media Briefings auf der Gamescom 2015 Cities: Skylines kurz angekündigt wurde, war ich überrascht. Spiele dieses Genres schaffen es eher selten auf die Konsole, da die komplexen Möglichkeiten besser auf den Heimcomputer mit Maus und Tastatur zugeschnitten sind. Gut eineinhalb Jahre später, nachdem ich das Spiel zeitweise bereits aus meinem Bewusstsein verdrängt hatte, steht Cities: Skylines als Xbox One Edition nun in den Verkaufsregalen.

Das australische Studio Tantalus Media hatte die schwierige Aufgabe, Cities: Skylines auf die Konsole zu portieren. Neben der Steuerung beinhaltet dies noch weitere Aspekte wie Anpassung der Menüs und Textausgabe für Konsoleros, die in der Regel weiter vom Fernsehgerät weg sitzen. Und um es nicht unnötig spannend zu machen, das hat Tantalus wirklich gut hinbekommen. Auch wenn die Steuerung nicht immer gut erklärt wird und man diese stellenweise per Trial and Error herausfinden muss, geht sie nach kurzer Lernphase doch schnell in Fleisch und Blut über. Zur Hilfe werden in wichtigen Menüs, zusätzlich die jeweiligen Knöpfe am Controller angezeigt. Ein bisschen frickelig ist es nur, wenn man mit dem Cursor kleinere Bauplätze treffen muss, was man in der Regel mit heranzoomen geregelt bekommt.

Der Rest ist intuitiv und geht gut von der Hand. Schnell eine der verschiedenen und vorgefertigten Landschaften ausgewählt, die ersten Straßen sind schnell gezogen und die ersten Baugebiete freigegeben. Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete sind in Grün, Blau und Gelb gekennzeichnet, wie man es bereits von der PC/Mac-Version oder dem ehemaligen Platzhirsch Sim City kennt. Hier und da haben sich allerdings Erklärungstexte in die Konsolenfassung verirrt , die nicht abgeändert wurden und weiterhin irgendwas von Maus und Tastatur erzählen.

Ausgewogene Versorgung ist besonders wichtig

Zu stark frequentierte Straßen sorgen für Staus und Problemen

Was man vermutlich nach kurzer Zeit bei seiner ersten Stadt merken wird, das Straßennetz ist besonders wichtig und man sollte von Beginn an sehr darauf achten. Auch wenn es abwegig klingt und am Anfang auch gar nicht nötig ist, rate ich von der Autobahn-Zufahrt direkt mit großen Straßen zu beginnen. Nachdem ich in meiner ersten Stadt schnell für ein Verkehrschaos gesorgt hatte, weil ich zu viele kleine Straßen mit allerhand Kreuzungen und Abzweigungen gebaut hatte, habe ich beim Projekt meine Heimatstadt Verl zu bauen, einfach mit der größtmöglichen Kategorie begonnen. Vierspurig, breit, viel zu groß für eine Kleinstadt, aber langfristig genau das richtige.

Denn vernachlässigt man das Straßennetz und baut planlos drauf los, bricht quasi alles in sich zusammen und es bilden sich an allen Ecken und Enden lange Staus und damit entstehen viele Probleme. Läden können nicht mehr beliefert werden, die Industrie kann ihre Waren nicht mehr abtransportieren, Müllwagen kommen nicht in die Wohngebiete und die Müllberge türmen sich auf den Straßen, Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr kommen nicht rechtzeitig zu ihren Einsatzorten und noch makabrer, die Leichenwagen brauchen ewig die verstorbenen Einwohner abzuholen und zum Friedhof zu bringen.

Zwar kann man versuchen mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen, U-Bahn, Eisenbahn oder Taxis die Leute von den eigenen Autos abzubringen, aber je nach Grad der Fehlplanung ist dies auch nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Bei der Einrichtung von Bus-, U-Bahn oder Eisenbahn-Linien fand ich im übrigen die Steuerung nicht unbedingt intuitiv und ich musste Google bemühen, um eine Lösung zu finden. Hierbei muss man jede Haltestelle entsprechend des Linienwegs setzen und am Ende einen geschlossenen Kreis bilden. Es passiert allerdings schnell mal, dass man die Haltestelle auf der falschen Straßenseite setzt und diese dann wieder entfernen muss. Und genau das Entfernen finde ich etwas hakelig. In der Theorie geht das mit der Taste X, aber irgendwie auch nicht immer. Nervig.

Ein neue Feuerstation, den Bewohnern gefällts.

Auch wenn die Straßen am wichtigsten sind, sollte der Rest wohlüberlegt sein, auch wenn Fehler hierbei leichter wieder behoben werden können, als beim Straßennetz. Insgesamt macht es einem das Spiel aber relativ leicht, das richtige zutun. Wenn man beispielsweise eine der eben genannten Einrichtungen wie Polizei, Feuerwehr oder Krankenhaus baut, dann wird einem farblich hervorgehoben wie groß deren Revier ist und welche Straßenzüge und Gebiete abgedeckt werden. So kann man die Verteilung der öffentlichen Einrichtungen schnell und effizient planen, so dass es keine Versorgungslücken gibt und sich dadurch beispielsweise Kriminalität oder Krankheiten in der Stadt ausbreiten können.

Abgerundet werden die Überwachungsmöglichkeiten durch allerhand Statistiken, die einem die derzeitige Stimmung in der Stadt visualisieren. Gibt es Schieflagen in der Stadt oder in nur einzelnen, selbst festlegbaren Stadtteilen, kann man mit verschiedenen Richtlinien arbeiten, die auf die ganze Stadt oder eben nur bestimmte Teile anwendbar sind. So kann man beispielweise ganze Stadtteile als ruhige Wohnviertel ohne nächtlichen Lärm festlegen oder den Bewohnern vorschreiben, dass sie doch lieber arbeiten sollten, anstatt zu sehr auf die Bildung zu setzen. Die Industrie wird es freuen. Steuern erhöhen, Steuererleichterungen fürs Gewerbe oder Schlupflöcher für die Industrie. In den schnell erreichbaren Menüs gibt es allerhand Einstellungsmöglichkeiten, um sich bei den Bewohnern beliebt oder unbeliebt zu machen.

Die Stadt bei Nacht. Ansprechende Grafik im Modellbau-Look.

Grafisch, um mal einen doofen Wortwitz zu bringen, muss man die Kirche im Dorf lassen. Cities: Skylines braucht keine besonders tolle Grafik und das hat es auch nicht. Die Modellbau- und Wimmelbild-Optik weiß aber trotzdem zu gefallen. Auch aus größerer Entfernung herrscht ein buntes Treiben in der Stadt und man erkennt sogar einzelne Passanten auf den Straßen. Hier wurde, wie man es auch schon vom PC/Mac kennt, viel liebe ins Detail gesteckt. Aufgrund der Fülle an Objekten sind die 3D-Modelle natürlich recht einfach gehalten und gerade bei kleiner Zoomstufe wirken die Texturen etwas matschig. Ziel bei dieser Art von Spiel muss es allerdings sein, dass es flüssig läuft und das ist bei der Xbox One Edition der Fall. Nur bei schnellen Kamerafahrten fällt ein merkliches, wenn auch leichtes, ruckeln auf. Um die Performance aufrecht zu erhalten hat man sich hier eines beliebten Mittels bedient. Erst wenn man heranzoomt, werden immer mehr Details und Elemente auf den Straßen eingeblendet. Es gibt Spiele, wo dies wirklich stört oder sogar zur Unspielbarkeit führt, hier allerdings nicht.

Schwierigkeitsgrad ist überschaubar

Es brennt und die Feuerwehr ist schon da. Liebe zum Detail.

Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt die Geschicke der Stadt zu beeinflussen, fällt einem relativ schnell auf, dass Cities: Skylines etwas schwerer hätte sein dürfen. Hat man seine Stadt gut aufgestellt und die Bewohner sind zufrieden, dann wächst die Stadt quasi stetig und das Konto füllt sich von ganz allein. Um eine Stadt so richtig vor die Wand zu fahren und es auch mit Krediten bei der Bank nicht hinzubekommen, muss man sich schon fast Mühe geben.

Auch den Controller mal Controller sein lassen, bei diesem Spiel kein Problem. Ihr müsst noch duschen, essen kochen oder gar einkaufen? Lasst die Konsole einfach an, eure Stadt läuft in der Zwischenzeit weiter und wenn ihr wiederkommt habt ihr ein prall gefülltes Konto. Das einzige ist nur, dass man dann vermutlich überfüllte Müllhalden hat und der Hausmüll nicht mehr abgeholt wird und es in Gewerbe- und Industriegebieten verlassene Häuser gibt, die abgerissen werden müssen. Ein wirkliches Problem stellt das aber nicht dar. Tatsächlich ist man gerade am Anfang manchmal zum nichts tun verdammt, wo eine kleine Nebenbeschäftigung sogar willkommen ist. Das Geld ist noch nicht so flüssig und aufgrund der wenigen Bewohner kommen auch die Steuereinnahmen eher spärlich. Hier wäre eine Vorspulfunktion sehr praktisch, um die Zeit etwas schneller laufen zu lassen und schneller wieder zu Geld zu kommen, die es in der PC/Mac-Fassung auch gibt.

Wenn einem das zu lange dauert und ein Spielerlebnis ganz ohne Anspruch und Hindernissen haben möchte, der kann in den Einstellungen das Häkchen immer noch bei „unendlich viel Geld“ setzen. Aber Vorsicht wenn ihr Erfolge freischalten wollt, das geht in diesem Modus nicht.

After Dark als einziges AddOn mit an Bord

Eine Brücke ins nirgendwo.

Für PC und Mac gibt es mittlerweile zahlreiche AddOns für Cities: Skylines, die das Basisspiel um weitere Herausforderungen, Möglichkeiten und Unwägbarkeiten erweitern. Snowfall, das bald erscheinende Mass Transit, Natural Disasters und After Dark stünden hier zur Auswahl. Leider oder soll man sagen immerhin, hat es nur After Dark mit seinem Tag- und Nachtzyklus und dem Einfluss von Tourismus und Nachtleben, in die Xbox One Version geschafft.

Aber gerade Natural Disasters mit seinen Umweltkatastrophen hätte ich mir gewünscht, da man damit nochmal neue Schwierigkeiten in das Spiel bekommen und den zu leichten Schwierigkeitsgrad somit erhöht hätte. Denn unvorhergesehene Ereignisse wie eben Naturkatastrophen, Angriffe von Aliens oder Godzilla, wie man sie aus Sim City kennt, sucht man leider vergebens.

Stand jetzt sind weitere AddOns für die Xbox One Edition nicht in der Planung. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Gerade, wenn das Spiel auch auf der Konsole seinen Siegeszug fortsetzen sollte, kann man die Spieler so noch länger als virtueller Bürgermeister binden.

Fazit

Unterm Strich kann Cities: Skylines auch auf der Xbox One überzeugen. Tantalus hat die schwierigste Aufgabe, und zwar eine ansprechende Steuerung zu bieten, sehr gut gemeistert. Man hat diese schnell verinnerlicht und navigiert sich schnell durch die diversen Menüs. Kleine Schwierigkeiten gibt es zwar hier und da, aber das sind auch keine unlösbaren Aufgaben. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar überschaubar aber mit den verschiedenen Karten hat man reichlich Herausforderungen zu meistern. Nur schade, dass es After Dark als einziges AddOn in das Spiel geschafft hat. Ich hoffe, dass hier per DLC noch nachgelegt wird.

Cities: Skylines
Grafik/Präsentation
75
Gameplay
79
Spielspaß
80
Leserwertung1 Bewertung
96
78