Bubsy: Paws on fire im Test – Sonic war schon damals besser

Ui, die 1990er. Schauplatz grandioser Jump’n’Runs von Weltruhm! 8 Bit, 16 Bit, 64 Bit… jede Konsole konnte dem passionierten Hüpfspielfreund eine ganze Palette von spielerisch unterschiedlichen und meistens hoch unterhaltsamen Titeln präsentieren. Auch Accolade wagte seinerzeit den Versuch und schickte die Katze (oder war’s doch ein Luchs) Bubsy auf SNES, Mega Drive und Jaguar. 25 Jahre später jetzt der Reboot auf den aktuellen Konsolen.

Worum geht’s?

1994 war es eine Alien-Invasion, angeführt von einer doppelköpfigen Königin. Sogenannte Woolies klauten sämtliche Wollknäuel dieses Planeten, und legidlich Bubsy bemerkte den Diebstahl. Also galt es, in 2D-Leveln Wollknäuel zu sammeln und außerirdischen Invasoren auf den Kopf zu hüpfen. Das Ganze scrollte butterweich, was damals auch bitter nötig war, denn Accolade schuf Bubsy als lupenreines Sonic-Plagiat mit rasender Geschwindigkeit. In der Summe war Bubsy und dessen Nachfolger keine schlechten Spiele, die ungenaue Steuerung verbaute allerdings den Weg in den Hüpfolymp. 2019 hat Bubsy den Auftrag, das böse Geschäftsschwein Oinker P. Hamm daran zu hindern, jedes Tier in der Galaxis für seinen persönlichen Zoo zu stehlen. Da Bubsy glaubt, dass er selbst in Gefahr ist, nimmt er die Mission an und macht sich auf den Weg.

Bit Trip Runner lässt grüßen

Die Story ist also genretypisch bescheuert und total egal. Nach einem mehr oder weniger trashigen Vorspannfilmchen wird sich also das Joypad geschnappt – mal sehen, ob Bubsy auch nach fast drei Dekaden immer noch so ein Highspeed-Hüpfer ist wie damals. Doch Überraschung: Das Spiel kommt eher semiautomatisch daher.

Es gibt drei mögliche Charaktere, um einen Level zu bewältigen: Bubsy, Virgil und Woolie. Jeder der Charaktere hat unterschiedliche Fähigkeiten und Möglichkeiten. Zum Beispiel kann Bubsy bei jedem Sprung gleiten und nach vorne springen, um Gegner zu besiegen, oder Virgil hat die Fähigkeit, unter bestimmten Objekten doppelt zu springen und zu gleiten. Auf der anderen Seite haben wir Woolie, die aus irgendeinem Grund ein völlig anderes Gameplay darstellt. Sie ist in einem kleinen UFO, da sie eines der 1990er-Alien ist und in einer Untertasse herumfliegt.

Das Spiel ist im Wesentlichen ein Auto-Scrolling-Sammelspiel ähnlich Bit Trip Runner. Das Gameplay beschränkt sich größtenteils nur auf Knöpfchendrücken im richtigen Moment – nicht nur die Umgebung scrollt automatisch, auch der Charakter bewegt sich automatisch. Ein gegnerischer Treffer wirft uns zum letzten Rücksetzpunkt zurück. Die Mechanik ist insgesamt – obwohl leicht zu merken – schwer zu beherrschen. Wir spielen Level für Level durch, um Objekte zu sammeln, deren Design je nach dem Charakter, mit dem wir spielen, variiert. Wo Bubsy im richtigen Moment hüpfen und gleiten muss, spielt sich Woolie eher wie ein Shoot’em’up aus den 1980er Jahren. Das fühlt sich gerade dann, wenn man noch das Original der 16 Bit-Konsolen kennt, alles ein bisschen spooky an. Die Mischung aus Railgunshooter und Jump’n’Run ist mal was Neues, allerdings eine Kombination, die aus dem Genre bloße Reaktionstests im Knöpfchendrücken werden lässt. Eine so starke Simplifizierung des Gameplays hat das Genre nicht verdient, gerade wenn man den gedanklichen Vergleich mit den letzten herausragenden Rayman-Titeln zieht.

Jump’n’Run Light

Es gibt in den Levels allerlei zu sammeln. Da wir uns mit unserer Spielfigur aber eh wie auf Schienen bewegen, benötigen wir nur den richtig getimten Knopfdruck, um die 150x je Level vorhandenen Wollknäuel oder Bonusgegenstände aller Art zuverlässig einzuheimsen.

Ein großes Problem, das mit fortschreitendem Spielverlauf auftritt, sind die erzwungenen Wiederholungen. Wer ein Level mit einem Charakter geschlagen hat, erhält eine Siegesmedaille. Das Spiel ist in drei Welten mit jeweils 10 Levels aufgeteilt (9 normale Levels plus ein Bosskampf). Um das Spiel voranzutreiben, muss stets eine bestimmte Anzahl von Siegesmedaillen gesammelt werden. Dies ist kein Problem, wenn sowieso jede Medaille auf einem Level Highscore-mäßig gesammelt werden soll, bevor es zum nächsten Level geht. Dadurch können Levels übersprungen werden. In meinem Durchspielen habe ich tatsächlich den ersten Boss erreicht, ohne die Hälfte der Welt zu spielen, weil ich alle Medaillen für jedes Level erspielt habe.

Fazit

Bubsy war in den 1990er Jahren kein besonders erfolgreiches Franchise und ging im Vergleich zum pfeilschnellen Sonic sehr schnell unter. Der hier vorliegende Neuaufguss versucht, das Bit Trip Runner-Prinzip auszubauen und in ein Retro-Lizenzkleid zu packen (Retro geht nämlich immer), doch hier überwiegt nach fünf Stunden Durchspielzeit der Eindruck, dass es dieser Variation nicht bedurfte. Da kann man besser Bit Trip Runner spielen – und Bubsy eine Katze sein lassen. Oder einen Luchs. Denn die Mittelmäßigkeit der fast 30 Jahre alten Originale wurde komplett in die Gegenwart „gerettet“. Für das Gebotene sollte man maximal im Sale für fünf Euro zulangen, um mal reinzuschnuppern.

Bubsy: Paws on Fire
Grafik/Präsentation
67
Story/Atmosphäre
36
Gameplay
39
Spielspaß
52
Leserwertung0 Bewertungen
0
Retro-Charaktere
Gameplay zu einfallslos
zu viele Wiederholungen
kurze Spieldauer
49