Bloodstained: Curse of the Moon im Test – The Castle in Vania

Crowdfunding ist so eine Sache. Nicht immer kommt das raus, was man sich versprochen hatte. Das gilt auch für große Namen wie Keiji Inafune und seinen inoffiziellen Mega Man-Nachfolger Mighty No.9. Entsprechend kritisch wird auch ein ganz anderes Spiel beobachtet, Koji Igarashis Bloodstained: Ritual of the Night. Bereits vor drei Jahren über Kickstarter finanziert, verschob sich der mit über fünfeinhalb Millionen Dollar finanzierte Titel immer wieder. Dabei ging sogar völlig unter, dass die Kickstarter Kampagne noch solche Besonderheiten wie ein Prequel im 8-Bit-Stil enthielt, nämlich Bloodstained: Curse of the Moon. Ob das ein leckerer Appetizer für Ritual of the Night ist, sogar für sich alleine stehen kann oder eher ein Rohrkrepierer wie Mighty No.9 darstellt, steht natürlich im Test.

Fast wie früher

Zu Beginn haben wir die Wahl zwischen Casual Mode- und klassischem ‘Veteran Mode’-Gameplay. Ersteres bietet nicht nur unendlich Leben, sondern wir werden bei Gegnerkontakt auch nicht zurückgeworfen. Gerade letzteres kann beim traditionelleren Schwierigkeitsgrad schnell eines unserer drei Leben kosten. Davon ab erinnert unser erster Protagonist dezent an Soma Cruz, kämpft er doch neben seiner Spezialfertigkeit mit einem Schwert statt Peitsche. Hinter Kerzen und manchmal auch hinter Mauerwerk verbergen sich Lebens- und Spezialfertigkeitenenergie, Geldsäcke für unseren Score oder auch mal alternative Fertigkeiten. Die leicht verzweigenden und vor allem anfangs eher linearen Level laden weniger zum Erkunden als zur Itemsuche ein.

Auch die Gegnermuster, Bewegungsabläufe und dergleichen erinnern geradezu frappierend an 8-Bit-Castlevanias bis zum ersten ziemlich fetten Boss. Der ist bildschirmfüllender als alles, was es auf echten 8-Bit-Systemen normalerweise gab und gibt nach unserem Sieg die Peitschenschwingerin Miriam frei. Und genau an dieser Stelle beginnen die großen Unterschiede zu den oldschool Castlevanias.

Vier gewinnt

Zwischen freigespielten Helden darf jederzeit gewechselt werden und das ist enorm praktisch, wenn nicht sogar bitter nötig. Miriam hält etwas weniger aus als unser Anfangsheld, hat aber den höheren Sprung und einen Dash, beides Fähigkeiten, die neue Wege freigeben. Mindestens ebenso wichtig ist aber, dass ihre Primärwaffe wesentlich mehr Reichweite bietet. Der Alchemist Alfred kann die Burning Sphere erzeugen, die uns unter anderem sicher an Bogenschützen mit Dauerfeuer vorbei bringt. Überhaupt hat Alfred starke Spezialfertigkeiten, ist aber ziemlich langsam und hält kaum etwas aus. Gebel schließlich kann sich unter anderem in eine Fledermaus verwandeln, was uns sicher über Abgründe bringen kann.

Sehr praktisch: Eines unserer seltenen Leben verlieren wir erst, wenn wir alle vier Charaktere haben sterben lassen. Wer bei den klassischen Castlevanias nicht fit ist, der dürfte den Game Over Screen im Veteran Mode aber trotzdem relativ häufig sehen.

Klassisch kurz knackig

Eigentlich bietet Curse of the Moon nur acht Stages, die sich auch noch relativ schnell durchspielen lassen. Gerade im Veteran Mode lebt es aber vom immer wieder neu beginnen und sich langsam durchbeißen. So gesehen ist es der bessere, aber auch der frustrierendere Modus. Allerdings wird selbst im Casual Mode nicht jeder Boss sofort klein beigeben. Je nach Ausrüstung und Zustand unseres Heldenquartetts kann es schnell passieren, dass wir mehrere Runden gegen einen Boss antreten müssen, zumindest in der zweiten Spielhälfte.

Trotzdem wäre ein dritter Schwierigkeitsgrad oder etwas mehr Freiheit zum selbst Einstellen sicher nicht verkehrt gewesen. Etwa die Kombination aus unendlich Leben und von Gegnern zurückgestoßen werden.

Bei den Gegnern lässt Curse of the Moon wiederum nix anbrennen. Wie bereits erwähnt, viele Gegner oder zumindest deren Bewegungsmuster rufen Erinnerungen an die klassischen Castlevanias wach, üblicherweise lauern unsere Opponenten genau an den richtigen Stellen und bieten genug Abwechslung. Das Highlight sind aber definitiv die Bosskämpfe. Sei es zweiköpfiger Drache, Sturmdämon im strömenden Regen oder Dampfmaschinenmonster, die Bosse warten mit gelungenen Manövern und Kampfmustern auf uns, sind entweder selbst bildschirmfüllend oder bieten entsprechende Attacken und sind immer eine Augenweide.

Ein bisschen schade ist, dass die einzelnen Stages nicht noch mehr unterschiedliche Wege für die einzelnen Charaktere bieten. Im Prinzip ist Curse of the Moon ein lineares Spiel. Es erinnert deutlich an die älteren Castlevania-Episoden und nicht zuletzt an den dritten Serienteil.

8-Bit mit Turbolader

Mit Downloadgrößen nur knapp über 30 Megabyte ist Bloodstained: Curse of the Moon für moderne Verhältnisse geradezu winzig. Sicher ein Vorteil von Look & Sound des Spiels. Dabei sieht es aber nie schlecht aus und hört sich auch nicht so an. Im Gegenteil, gerade die oldschooligen Chiptunes machen dank guter Kompositionen richtig Laune. Wem sich bei entsprechenden Klängen die Zehennägel hochrollen, der sollte allerdings besser den Ton abdrehen. Ganz sicher gibt es reichlich Parallelen zu, genau, den 8-Bit-Castlevanias.

Natürlich muss sich die Grafikseite auch kein bisschen verstecken. Zwar gibt es traditionelle zwei-Phasen-Animationen für unsere Helden genauso wie knappe Farbpalette, aber Effekte wie Parallaxscrolling und schick animierte Wolken können genauso punkten wie große Zwischengegner oder die tollen Bosse. So oder so wirkt Bloodstained immer stimmig.

Ganz klar, die audiovisuelle Komponente ist auch immer wieder Quelle von Flashbacks und Déjà-vus für Serienkenner, die Mischung aus alt und neu geht einfach hervorragend auf.

Bloodstained ist sicher nicht für jeden. Vielen könnte es tatsächlich zu retro und im Veteran Mode vielleicht sogar zu schwer sein. Ein kleiner Knackpunkt ist, dass die Steuerung ab und an gerade bei Treppen genauso hakelig sein kann wie früher bei Castlevania – nix wirklich wildes natürlich. Überhaupt, echte Fehler darf man hier mit der Lupe suchen. Bloodstained: Curse of the Moon bietet schlicht und ergreifend geradlinige oldschool Action in Reinkultur.

Fazit

Ich freue mich neuerdings so richtig auf Bloodstained: Ritual of the Night. Und das nicht, weil Curse of the Moon schlecht wäre. Im Gegenteil, Inti Creates hat hier ein richtig gutes Retro-Castlevania abgeliefert. Auf die Neuinterpretation bin ich jetzt umso mehr gespannt.

Bloodstained: Curse of the Moon
Grafik/Präsentation
85
Story/Atmosphäre
79
Gameplay
83
Spielspaß
85
Leserwertung0 Bewertungen
0
83