BioShock: The Collection im Test – Zurück nach Rapture und Columbia

Mit BioShock: The Collection bekommen wir jetzt nochmal alle drei Teile aufgehübscht für die Next-Gen-Konsolen und können in einem Rutsch aus der Tiefsee gen Himmel steigen. Neulinge werden sich nun fragen: Um was geht es in BioShock eigentlich? Die Veteranen unter euch wiederum nur: Warum sollte ich mir die Reihe noch einmal kaufen? Ein kleiner Geschichtsexkurs, Exklusivmaterial und vieles mehr erfahrt ihr in folgendem Test/Seriencheck.

Is it someone new?

screens-bound-ps4-3Wir starten unsere Reise mit Jack. Der beendet seine eigentliche Reise zu Beginn von Teil eins nämlich mit einem tragischen Flugzeugabsturz. Mitten im Ozean findet Jack, als einzig Überlebender, einen mysteriös anmutenden Leuchtturm. Besser als im Wasser zu ertrinken, also begeben wir uns in den besagten Leuchtturm. Alles was wir in diesem vorfinden, sind eine Unmenge an goldenen Statuen und ein kleines, rundes U-Boot, das mit offen stehender Tür scheinbar auf uns gewartet hat. Wir tauchen immer tiefer, bis wir es endlich vor uns sehen: Rapture – eine Stadt im Meer. Vor uns liegt eine zerfallene Utopie. Das Mastermind dahinter wird mit kaputten Plakaten oder Skulpturen an jeder Ecke groß zelebriert: Andrew Ryan. Wir müssen versuchen, lebend aus dieser Stadt zu entkommen. Neben Kreaturen wie Splicern, Big Daddys und Little Sisters gilt es auch Andrews Fallen und Sicherheitssysteme zu bekämpfen. Dies gelingt uns mit allerhand Waffen. Oder aber mit sogenannten Plasmiden. Einmal injiziert, ist es uns möglich elektrische Bolzen, Feuersalven oder Telekinese gegen unsere Widersacher einzusetzen. Über ein Voxophon – eine Art kleiner, portabler Plattenspieler – kommunzieren wir mit Atlas. Er ist unsere einzige Hoffnung wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen.screens-bound-ps4-9

BioShock 2 spielt acht Jahre nach den Ereignisse aus Teil 1. Diesmal steuern wir einen Big Daddy Prototypen namens Subject Delta. Uns wurde nach einem tragischen Tod vor den Augen unserer Little Sister eine zweite Chance gegeben. Diese Chance müssen wir nutzen und sind auf der Suche nach Eleanor, der Little Sister, die diese Tragödie miterleben musste. Doch Bioshock wäre nicht Bioshock, wenn nicht auch hier wieder Unmengen an Gefahren auf uns warten. Erneut treffen wir auf andere Big Daddys, Little Sisters und Splicer – doch diesmal auch auf Big Sisters. Diese können wir diesmal neben einem Arsenal an Waffen und Plasmiden auch mit unserem Big Daddy-typischen Bohrarm aufspießen oder weghauen.

screens-bound-ps4-14BioShock: Infinite – der dritte Teil der Serie – führt uns weg von den Tiefen des Meeres und schickt uns hoch hinaus in die Wolkenstadt Columbia. Wir spielen Booker DeWitt. Auf unerklärliche Weise geraten auch wir zu Beginn in einen Leuchtturm mitten im Meer. Dieser katapultiert uns über die Wolken, wo wir erst einmal getauft werden müssen, um die Stadt betreten zu dürfen. Dort angekommen gilt es nun ein Mädchen zu finden und die Schuld zu tilgen. Welches Mädchen? Elizabeth, die von Songbird – einer vogel- und Big Daddy-ähnlichen Schöpfung – und Zachary Hale Comstock – mehr oder weniger der Erschaffer von Columbia – von kleinauf in einem Turm festgehalten wird. In einem deutlich freundlicheren, aber nicht weniger unheimlicheren Setting als Rapture, haben wir es in Columbia mit einer Anzahl an menschlichen Gegnern und Steampunk-Maschinen zu tun. Mit Waffen und Plasmiden gewappnet und Elizabeth an unserer Seite versuchen wir mit ihr aus der Stadt zu entkommen und unseren Auftrag zu erfüllen.

Alles in einem Paket

Neben diesen drei Spielen erhaltet ihr in BioShock: The Collection, aber noch einige andere Gimmicks, die teilweise auch erst mit dieser der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Euch stehen zu jedem Teil alle DLCs zur Verfügung. In Teil 1 habt ihr neben den Duellräumen auch die Möglichkeit in dem Museum der verwaisten Konzepte Charaktermodelle und Konzeptzeichnungen zu begutachten, die es so nicht in das finale Spiel geschafft haben. Ersteres bietet euch besondere Herausforderungen – beispielsweise einen Big Daddy ohne Waffen und Plasmide zu besigen –, falls euch BioShock auf höchster Schwierigkeitsstufe noch nicht screens-bound-ps4-7fordernd genug war.

Teil 2 beinhaltet Minerva’s Den, in der ihr als Subject Sigma durch drei neue Level streift, und The Protector’s Trail. Hierbei müsst ihr Little Sisters vor einer Welle an Gegner beschützen, während sie gerade wichtiges ADAM – die Substanz, die die Kleinen am Leben hält und euch unter anderem Plasmide schenkt – aus gefallenen Gegnern saugt. Wenn ihr diese Herausforderung meistert, könnt ihr ungesehene Konzeptzeichnungen und Storyboards bestaunen.

In Infinite habt ihr mit Columbia’s Finest die Möglichkeit, besondere Waffen, Upgrades und allerhand anderen Schnickschnack im The Blue Ribbon Restaurant zu ersteigern. Dazu kommt noch das DLC Clash in the Clouds in dem ihr in verschiedenen Leveln Gegnerwellen besiegt und dafür Punkte kassiert. Am Ende seid ihr um einige Trophäen und Easter Eggs reicher. Zusätzlich dazu beinhaltet BioShock: The Collection auch beide Teile des fantastischen DLC Burial at Sea, in dem ihr wieder in Rapture agiert. In Teil 1 noch als Booker DeWitt in einem noch unverwüsteten Rapture, könnt ihr in Teil 2 auch als Elizabeth spielen und seit auf der Suche nach einem kleinen Mädchen namens Sally. Dieses DLC rundet die Geschichte rund um BioShock gekonnt ab.

Doch es gibt auch Content, den wir bisher noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Im ersten Teil können wir mehrere goldene Filmrollen finden. Hinter diesen versteckt sich Behind-the-Scenes-Material in Form von Interviews mit den Entwicklern und geben nochmal einen neuen Blick auf die Entstehung rund um Rapture und Columbia.

Remastered

screens-bound-ps4-10Gefühlt jeder Entwickler hübscht in letzter Zeit seine fast schon vergessenen Klassiker auf, um mit diesen auf der aktuellen Generation nochmal Geld einzuheimsen. BioShock ist da keine Ausnahme. Vor allem die ersten beiden Teile wirken durch die Grafikanpassungen jetzt noch realistischer und können nun auch neben Infinite auf einer Ebene mithalten. Dadurch fügt sich die Serie trotz unterschiedlicher Szenarien zu einem Komplex zusammen – mehr noch als vorher. BioShock Infinite hatte zu Release bereits eine super Grafik, die hier und da nun minimal ausgebessert wurde und jetzt auf dem Stand ist, den PC-Spieler mit guter Hardware bereits zur Veröffentlichung genießen konnten.

Doch eine Sache stört und reißt diese Kollektion ein wenig auseinander: Die Steuerung. Der Umstieg von PC – auf welchem ich die Reihe damals gespielt habe – auf Konsole war denkbar einfach und die Tastenbelegung wurde schnell intuitiv – in Teil 1 und 2. Beim anschließenden Starten von Infinite musste ich mich komplett umgewöhnen. Auch wenn dies damals schon für Ärger gesorgt haben mag – aber durch den zeitlichen Abstand der Releases nicht sonderlich auffiel – , fällt das bei so einer Sammlung noch mehr ins Gewicht. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Grundlagen wie Springen, Interagieren etc. auf die gleichen Tasten gelegt worden wären.

BioShock ist nicht als herausragender Shooter bekannt. Mit anderen Konsolen-Shootern habe ich – was die Steuerung screens-bound-ps4-5angeht – oftmals meine Schwierigkeiten in der Genauigkeit. Bei BioShock ist die Zielgenauigkeit jedoch von geringer Bedeutung. Die Shooterpassagen sind nicht sonderlich anspruchsvoll und es braucht weder viel Taktik noch herausragende Präzision, um einen Splicer oder sogar einen Big Daddy zu erledigen. Wenn die richtigen Plasmide verwendet werden, braucht man die Pistole noch nicht einmal zu zücken. Selten findet man sich in der Situation, effektiv nach Deckungsmöglichkeiten – die nur spärlich verteilt sind – Ausschau zu halten und diese auch zu nutzen. Dadurch sieht man sich häufig in kamikaze-ähnlichen Situationen mitten im Splicer-Gemenge und die Bedrohungen, die wir eigentlich spüren sollten, verfliegt. Doch in BioShock steht definitiv die einzigartige Story im Vordergrund und diese lässt einen über jene Mängel in einem gewissen Maße hinwegsehen.

Garry Shyman hat mit dem Soundtrack zu BioShock 1,2 und Infinite die Welten noch packender gestaltet. Die ersten Augenblicke auf Rapture und Columbia werden immer im Zusammenhang mit dem großartigen Score in Erinnerung bleiben. Die Musik dient uns aber auch als Hilfe. Vor allem in Infinite kommt sie auch spielerisch zum Tragen, wenn nach einer Kampfsequenz keine Gegner mehr am Leben sind, hören wir das auch durch die Musik, die dann von einer hektischen zu einer ruhigen, monotonen Melodie wechselt. Auch die restliche Musik von Bobby Darin mit „Beyond the Sea“ bis hin zu einer Barbershop Quartet-Version von The Beach Boys’ „God Only Knows“ passt perfekt zu den jeweiligen Spielwelten.

Fazit

Das Rundum-Sorglos-Paket: Mit BioShock: The Collection könnt ihr einfach nichts falsch machen. Vor allem für Neulinge der Reihe ist die Kollektion ein Pflichtkauf. Wer sich hierbei aber auch einen herausragenden Shooter erhofft, wird enttäuscht. Story und Atmosphäre sind in BioShock ohne Zweifel an erster Stelle. Die grafisch stark verbesserten ersten beiden Teile holen nochmal jedes Potenzial aus Rapture heraus. Anders als bei manch anderen Remastered-Spielen, bekommt ihr aber kein reines Grafikupdate serviert. Mit allen DLCs und den Entwicklerinterviews kommen selbst eingefleischte Fans auf ihre Kosten. Wer jetzt nun auch endlich mit der BioShock-Serie anfangen oder alle Teile noch einmal auf der Next-Gen-Konsole spielen möchte, sollte sich BioShock: The Collection in sein (virtuelles) Medienregal stellen. Also wärt ihr so freundlich?

BioShock: The Collection
Grafik/Präsentation
89
Story/Atmosphäre
93
Gameplay
84
Spielspaß
92
Leserwertung3 Bewertungen
8
90