Berserk and the Band of the Hawk im Test – Einer gegen den Rest

Eigentlich klingt es zu gut, um wahr zu sein. Die Entwickler von Omega Force, die sich mit der Dynasty Warriors-Reihe einen Namen gemacht haben, erhalten mit dem Berserk Franchise ein äußerst passendes Setting für ihr seit Jahren erfolgreiches Gameplay-Konzept „Einer gegen Hundert“. Schließlich ist der Held der Berserk-Reihe kein geringerer als Guts, der unter seinen Freunden und Feinden auch als der “Hundred Man Slayer” bekannt ist. Schon seit seinem ersten Mangaauftritt im Jahr 1989 sorgt der stets grimmig dreinschauende Söldner mit seinem übergroßen Breitschwert für Angst und Schrecken unter feindlichen Armeen und Dämonenhorden. Größere Videospielauftritte blieben Guts bisher jedoch verwehrt. Ob Omega Force Berserk Fans ein würdiges Spiel abliefern können oder es sich „nur“ um einen weiteren Dynasty Warriors-Abklatsch handelt, klärt der folgende Test für euch.

Kennste einen, kennste alle

Wem das gängige Gameplay der Dynasty Warriors-Spiele, in Fachkreisen auch Musou-Spiele genannt, unbekannt sein sollte, hier nochmal kurz die wichtigsten Eigenschaften. Man kämpft als übermächtiger Held gegen eine Heerschar aus hunderten von Soldaten, die einzeln in etwa so gefährlich sind, wie die Fragezeichenblöcke in einem klassischen Super Mario. Erst ihre schiere Masse in Kombination mit Zwischen- und Endbossen machen die Spiele durchaus anspruchsvoll. Zudem variieren die Missionsziele von Level zu Level. Mal gilt es, ein bestimmtes Ziel zu zerstören oder zu verteidigen, zu flüchten oder Verbündete zu retten. Über die Jahre hat es der Publisher Koei Temco tatsächlich geschafft, auch einigen bekannten Spielereihen einen Dynasty-Ableger zu spendieren. Zu den Bekannteren dürften hier wohl der Zelda-Ableger Hyrule Warrior sowie Dragon Quest Heroes zählen, wobei zu letzterem sogar bald ein weiterer Teil erscheint.

Berserk and the Band of the Hawk stellt bezüglich des Gameplays auch keine Ausnahme dar. Das Musou-Prinzip wird auch hier konsequent beigehalten und bietet daher spielerisch, im direkten Vergleich zu den anderen Dynasty-Ablegern, so gut wie keine großen Unterschiede. Es gibt eine Taste für schwache und eine für starke Schläge, die man zu diversen Angriffsreihen kombinieren kann. Mit jedem getöteten Soldaten erhöht sich unsere Wutanzeige. Ist diese Leiste gefüllt, können wir den Wutmodus aktivieren, in welcher Guts nicht nur härter zuschlägt, sondern letzten Endes auch eine Finalattacke auslösen kann, die alle Nicht-Bosse in seiner Umgebung auf spektakuläre Weise sofort ins digitale Nirwana schickt.

Nach erfolgreich bestandenen Missionen können wir unseren Helden mit Items ausrüsten, die bestimmte Eigenschaften, wie beispielsweise Lebensanzeige oder Stärke, erhöhen. In späteren Abschnitten sind Items sogar kombinierbar. Im Spiel selbst machen sich diese Verbesserungen allerdings kaum bemerkbar, da wir dem gemeinen Fußvolk eh von Anfang an überlegen sind. Spielerisch bietet Bersek im Bereich der Dynasty-Spiele also so gut wie nichts Neues, was man nicht auch in einem Originalteil der Reihe oder einem anderen Ableger bekommen würde. Warum also dann zu diesem Teil der Reihe greifen?

No Guts no Glory…

Es ist primär das ansprechende Dark Fantasy-Setting rund um seinen wortkargen Helden Guts, welches dem Spiel seinen besonderen Reiz verschafft. Berserk and the Band of the Hawk erzählt zum größten Teil die Geschichte der Filmtrilogie „Das goldene Zeitalter“ wieder. In Zwischensequenzen werden sogar Originalszenen der Filme präsentiert und es ist umso erfreulicher, dass man auch die original japanischen Sprecher für die spielinternen Dialoge engagieren konnte. Hier liegt, vor allem für Kenner der Reihe, allerdings auch das Hauptproblem. Kennt man bereits die Mangas und insbesondere die genannten Filme der Reihe, so bietet die Story in Band of the Hawk nichts Neues. Fans, die sich einige neue Geschichten rund um Guts erhofft hatten, dürften also eher enttäuscht werden.

Für Spieler, die zum ersten Mal in die Welt von Berserk eintauchen, ist dies jedoch eine durchaus stimmige und spannende Angelegenheit. Ein kleiner Wermutstropfen für Leute, die es nicht so mit Englisch haben. Das Spiel bietet leider keine deutschen Bildschirmtexte. Grafisch macht Band of the Hawk leider auch keine großen Sprünge. Zwar wirken einige Schlachtkulissen äußerst ansprechend und vor allem in der Eclipse-Hölle recht kreativ, bleiben jedoch bei genauer Betrachtung etwas zu steril und leblos. Wer sich an einer etwas betagt wirkenden Grafik und Texturen nicht weiter stört und ein Faible für gute und stimmige Dark Fantasy hat, wird inszenatorisch und atmosphärisch jedoch gut auf seine Kosten kommen.

…No Pain no Gain

Band of the Hawk ist selbst im Vergleich zu anderen Dynasty-Ablegern recht blutig ausgefallen. Nach jeder Schlacht ist Guts quasi komplett in Blut getaucht und auch während der Schlachten wird nicht mit dem Lebenssaft gespart. Allerdings bin ich persönlich der Meinung, dass es für ein Bersek-Spiel noch etwas zu sauber zugeht. Versteht mich bitte nicht falsch, mehr Blut bedeutet nicht gleich ein besseres Spiel, doch im Falle von Band of the Hawk hätte ich mir doch etwas mehr Nähe zu den Mangas und der Serie erhofft, da in diesen nach jedem Einsatz von Guts‘ Breitschwert auch mal Arme und Beine umherfliegen. Kaum auszudenken, wie ein Schlachtfeld ausgesehen hätte, wenn man sich etwas mehr an den Gore-Faktor eines Dead Rising 4 gehalten hätte. So bleibt mir Band of the Hawk für ein Spiel im Berserk-Universum leider einen Tick zu sauber.

Fazit

Berserk and the Band of the Hawk bietet Fans der Reihe gewohnte Dynasty Warriors-Kost. Es ist allerdings primär das ansprechende Dark Fantasy-Setting rund um den Helden Guts, welches dem Spiel seine eigene Note und Flair verpasst. Spielerisch wird hier nichts Neues geboten und nicht wenigen Spielern dürfte nach zwei bis drei Missionen, aufgrund der sich schnell wiederholenden Gameplayelemente, die Luft ausgehen. So hält das Spiel vorwiegend durch seine starke Inszenierung und Geschichte bei Laune. Auf der technischen Seite stellt sich das Spiel durch seine kargen Texturen und den für meinen Geschmack etwas zu verhaltenen Gore-Faktor leider selbst ein Bein. Wer ein Dynasty Warriors mit etwas abwechslungsreicherem Gameplay sucht und dafür Abstriche bei Inszenierung und Splatter in Kauf nehmen kann, ist bei Hyrule Warriors wohl besser beraten. Fans von Berserk oder vor allem solche, die es werden wollen, können hingegen einen Blick riskieren, wobei ich hier sogar noch eher zu den Mangas beziehungsweise den Filmen raten würde.

Berserk and the Band of the Hawk
Grafik/Präsentation
70
Story/Atmosphäre
77
Gameplay
75
Spielspaß
75
Leserwertung0 Bewertungen
0
74