Beleidigen. Aber bitte mit Stil – Oh Sir!!…The Insult Simulator im Test

Du, ein Gegner, ein Battleground und jede Menge Beleidigungs-
potential. Ein Kampf bis aufs Blut! Erwartet habe ich nichts und Spaß hatte ich viel. Gefühlt habe ich mich ein bisschen wie damals auf dem Schulhof. Als man sich kichernd schlechte “Deine Mutter”-Sprüche um die Ohren gehauen hat. Du bist doof! Spiegel! Doppelspiegel! Gebattelt wird sich im Insult Simulator aber nicht auf dem Schulhof, sondern an wählbaren verschiedenen Orten, wie im Zoogeschäft oder am See. Da liegt schon mal eine Leiche am See, neben der gemütlich ein Tässchen Tee geschlürft wird, oder ein toter Papagei auf dem Tisch. Jeder einzelne Battleground wird in den Kampf mit einbezogen und beginnt mit einem kurzen Dialog der Protagonisten. “Does this dead body belong to you by chance?” – “Of course not, I just borrowed it to put my teacup on.”

You proxy chicken-hearted buffoon!

Auch wenn das Spiel an sich recht simpel erscheint sollte man sich dem Tutorial widmen. Hier bekommt man durchaus hilfreiche Tipps, wie man eine Beleidigung am besten aufbaut. So sind lange Beleidigungen zum Beispiel besser als kurze. Aber nur, wenn sie auch Qualität haben. Vielleicht wartet im Tutorial auch die ein oder andere Überraschung auf euch. Übrigens wird man in dem Tutorial von der CPU sogar beim Verlassen dessen beleidigt. Da wurde es mir direkt ein bisschen warm um mein kleines Gamerherz. Liebe für’s Detail. Das hat mich sehr gefreut! Und diese netten kleinen Details, ziehen sich durch das ganze Spiel.

Your mother still uses Windows Vista!

Beleidigen kann man sowohl die CPU, einen Mitspieler auf dem heimischen Sofa, als auch eine zufällig ausgewählte Person aus dem Netz. Eine Möglichkeit Kontakt zum Gegner aus dem Netz aufzunehmen gibt es nicht. Das ist vielleicht auch ganz gut so. Der Fokus liegt einzig und allein auf dem Battle, den das Spiel einem ermöglicht. Gebattelt wird sich mithilfe von Textbausteinen, welche zu Beginn zufällig ausgewählt werden. Beide Protagonisten haben die selben Bausteine und können sich diese auch gegenseitig wegschnappen. Da muss man schon mal kurz überlegen wie man den Satz beenden kann, ohne das man am Ende eine halbfertige Beleidigung stammelt. Mit “Your Brother looks like….uhhhh ehhhh.” Bekommt man nämlich 0 Punkte und verliert womöglich. Beide Wettkampfteilnehmer haben außerdem zwei extra Textbausteine zur Verfügung. Sollte man also doch mal nicht weiterwissen, wie man den anderen beleidigen soll, hat man hier die Möglichkeit Bausteine auszuwählen, und den Satz zu beenden. Eingesehen werden können die Extrabausteine nur von einem selbst, nicht aber vom Gegner. Man weiss also nie, ob der nicht vielleicht auch noch die Kurve kriegt.

Your Sister can’t dance and never watched Star Wars!

Die Protagonisten haben, wie jeder von uns, wunde Punkte die es herauszufinden gilt. So ist der Eine alt und hat den Anschluss an die aktuelle moderne Welt verloren, die Nächste hat keine Ahnung was Star Wars ist und hat Probleme mit ihrem Alter. Auch vor Stilempfinden und Familienproblemen wird nicht halt gemacht. Dein Hut! Dein Haus! Deine Mutter! Deine Schwester! Dein Sohn! Hat man den wunden Punkt des anderen gefunden, und sich eine Beleidigung zurecht gebastelt, richtet man mit dem Triggern des Punktes beim Gegenüber mehr Schaden an, als mit einer normalen Beleidigung. Beleidigt man seinen Gegner zwei, drei oder auch viermal hintereinander mit bestimmten Schlüsselwörtern, gibt es extra Kombopunkte. Beendet ist der Battle, wenn die Lebensenergie auf null gesunken ist. Passend dazu ertönt, ähnlich wie beim Boxkampf, ein Gong. Dem einen oder anderen Protagonisten springt bei einer Niederlage schon mal das Brillenglas und er hat ein blaues Auge. Die Dame schnäuzt sich beherzt in ihr Stofftaschentuch. Sollten sich beide mit ihrer Lebensenergie auf letzter Rille befinden, und sich punktemäßig im Gleichstand den Garaus machen, wird sich gemessen. Wer dann mit seiner Beleidigung die meisten Punkte erzielt, hat das Battle gewonnen.

 

Your Son supports Satan.

Neben den normalen Battles, gibt es außerdem das Tournament. Es gibt insgesamt fünf Runden wovon jede gegen einen anderen Protagonisten, auf einem anderen Ground, stattfindet. Die fünfte Runde macht am meisten Spaß, hier kann man Gott beleidigen. Und der hat, weiß Gott *badumtss*, mächtig Probleme. So richtig ernst nimmt er seine Rolle dann auch nicht. So möchte er uns, anstatt dem Sinn des Lebens, doch lieber erklären wie die Zahnpasta in die Tube kommt. Mithilfe des Tournaments schaltet man unter anderem andere Protagonisten frei. Das ist aber, wie ich finde, nicht zwingend erforderlich. Es gibt genug Möglichkeiten, jeden mal ordentlich zu Beleidigen. Mit Niveau versteht sich.

Das ist aber nicht die feine englische Art!

Doch! Auf jeden Fall. Durch den britischen Charme, den jeder Protagonist mitbringt, und der sich durch das ganze Spiel zieht, sind die Battles immer auf einem angenehmen Niveau. Sir! Man möchte sich am Ende gern mit einem kräftigen Händedruck oder einem Knicks, für die Unterhaltung und das nette Spielchen bedanken. Überhaupt ist Oh Sir!!…The Insult Simulator liebevoll detailreich gestaltet. Immerhin steht man sich bloß einfach so gegenüber, mal hier mal dort. Aber sowas einfaches wie das Angehen einer Wandleuchte, neben dem der gerade dran ist seine Beleidigung zu basteln, hat mich dann doch überrascht. Wenn man genau hinsieht, kann man bei jedem Charakter etwas entdecken. Einzig der Soundtrack, auch wenn er zum jeweiligen Battleground passt, ist etwas anstrengend mit der Zeit. Gerade wenn man gegen die CPU spielt und so ganz allein ist, mit sich und dem Spiel. So richtig Stimmung ist da bei mir leider nicht aufgekommen. Das sah im Multiplayermodus anders aus. Da hat mich der Sound, und der sinkende Lebensenergiebalken, ein wenig angestachelt.

Oh Sir!!...The Insult Simulator
Grafik/Präsentation
75
Gameplay
75
Multiplayer
80
Spielspaß
80
Leserwertung0 Bewertungen
0
78