Mit Assassin’s Creed Chronicles: India schickt Ubisoft den nächsten Meuchelmörder auf sein großes Abenteuer. Bereits im letzten April startete die neue Spinoff-Serie mit der Bezeichnung „Chronicles“. Als chinesische Assassinin Shao Jun, einer Schülerin des berühmten Meister-Assassinen Ezio Auditore, begabt ihr euch auf die Suche nach einem mysteriösen Assassinen-Artefakt, was in die Hände der Templer gelangt ist. Nun 2016 führt euch eure Reise nach Indien zur Zeit der britischen Besatzung. Ihr schlüpft in die Rolle des Assassinen Arbaaz, der ebenfalls auf der Suche nach einem bekannten Artefakt ist. Dies wird zu Beginn ebenfalls von den Templern gestohlen und es liegt an euch, die wertvolle Beute zur Bruderschaft zurückzubringen. Wir schärfen das Schwert, packen die Rauchbomben ein und zeigen den britischen Templern mal, dass neben Dhalsim nun auch ein weiterer indischer Videospiel-Held ordentlich austeilen kann – Bühne frei für Arbaaz.
Arbaaz – Krawall in Bollywood
Wirkliche Kenner und Nerds des Assassin’s Creed Universums sollte Arbaaz sogar ein Begriff sein. Er miemt den Helden der Comic-Reihe Assassin’s Creed: Brahman. Für alle die es noch nicht wissen sollten. Bei Assassin’s Creed Chronicles: India handelt es sich nicht um einen klassischen neuen Assassin’s Creed-Teil. Die Chronicle-Serie ist eine wesentlich kleinere Produktion und bietet 2,5D-Action im Arcade-Style. Im Kern könnte man das Spiel als Stealth-Plattformer beschreiben. Ihr bewegt euch primär in 2D durch die Level und müsst dabei hauptsächlich Wachen umgehen oder eben im richtigen Moment ausschalten. Zwar könnt ihr auch auf Krawall aus sein und die direkte Konfrontation suchen, seid dabei aber meistens unterlegen. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Wachen über Gewehre verfügen und euch recht schnell aus den Socken schießen. Die bessere Taktik ist also die Schatten und Deckungen zu nutzen und authentisch heimlich und schnell zuzuschlagen. Die Entwickler fördern diese Herangehensweise auch, da die Routen und Blickrichtungen der Wachen immer so ausgelegt sind, dass man mit der richtigen Taktik auch wirklich ohne Aufsehen quasi „unsichtbar“ durch die Missionen huschen kann. Die Blickrichtungen werden übrigens als Kegelförmiger Bereich dargestellt und machen so sehr präzise Taktiken möglich.
Aus den Schatten, in den Schatten
Zur Unterstützung dieses Vorhabens nutzt Arbaaz die Vorteile seiner Assassinen-Ausrüstung. Zur Standard-Ausstattung eines jeden Assassinen gehören neben Rauchbomben, Wurfpfeilen (In Indien benutzt man Chakras) auch die aus dem Vorgänger bekannten Lärmpfeile. Letztere sind dafür geeignet die Aufmerksamkeit der Wachleute in eine andere Richtung zu lenken, um dann unentdeckt an ihnen vorbei zu schleichen. In den späteren Level müsst ihr teilweise Ausrüstungsgegenstände geschickt kombinieren, wenn ihr eure Entdeckung vermeiden unbedingt wollt. In manchen Missionen ist das Leisetreten unabdingbar, da eurer Enttarnung sonst den Abbruch der Mission zur Folge hat. Die Rauchbomben sind meiner Meinung nach die mächtigste Waffe im Kampf gegen allzu aufmerksame Wachen. Werft dieses lustige Hooligan-Accessoire auf Wachen und ihr könnt problemlos an ihnen vorbei rennen – quasi ein Schleich-Joker. Arbaaz ist im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Shao Jun zudem ein gut geübter Langfinger. Schleicht ihr euch an Feinde an, könnt ihr überprüfen, was diese so Brauchbares in ihren Taschen dabei haben. Mit etwas Glück stockt ihr auf diese Weise eure Munition und Items auf. Die aus dem Vorgänger bekannten Climax-Attacken beherrscht auch Arbaaz. Hierbei handelt es sich um schnelle Instant-Kills, die allerdings von eurer Climax-Leiste erkauft werden müssen.
Stopp! Oder meine Wache schießt!
Jedes der Level dauert gute 30 Minuten, die mit fairen Checkpoints versehen sind. Pro Checkpoint erhält der Spieler eine Wertung, für die er eine bestimmte Anzahl an Punkten einheimst. Solltet ihr also auf die maximale Punktzahl aus sein, könnt ihr bei einer Entdeckung einfach bequem den letzten Savepunkt laden. Für das Erreichen einer bestimmten Punktezahl bekommt ihr nämlich Belohnungen und Upgrades. So erweitert sich beispielsweise die Lebensleiste von Arbaaz oder könnt mehr Items mit euch führen. In den späteren Level werdet ihr übrigens öfter neu laden müssen. Im Gegensatz zum Vorgänger wurde das Feind-Repertoire ordentlich erhöht. So gibt es neben normalen Wachen, eben auch welche mit Gewehren und Kundschafter, die Verstärkung rufen, sobald sie euch bemerkt haben. Premiere in der Indien-Episode feiern die Scharfschützen und diverse Offiziere. Scharfschützen bewachen ein kreisförmiges Gebiet und ihr müsst es vermeiden in diesen „Suchstrahl“ zu geraten. Generell ist der zweite Teil der Chronicles-Trilogie schwerer als die China-Episode. Zumindest die ersten Level haben es schon ganz schön in sich und verlangen Neueinsteigern überraschend viel Können und Geschick ab.
Ein indisches Kunstwerk
Optisch präsentiert sich der Titel sehr schick. Schöne handgezeichnete, bunte Hintergründe, die vor Details strotzen, geben in Kombination der ansehnlichen Animationen ein tolles Gesamtbild ab. Ruckler oder ähnliche Störfaktoren habt ihr nicht zu erwarten, was logisch ist, da das Spiel die aktuelle Generation um PS4 und Xbox One technisch nicht sonderlich fordert. So entführen euch die Macher der Climax Studios in ein indisches Märchenland, das mit knalligen Farben und tollen Tempel-Architekturen kreative Künstlerherzen höher schlagen lässt. Einen angemessenen Umfang erhaltet ihr für den Preis von 10 Euro ebenfalls. Arbaaz und ihr schlagt euch durch neun spielbare Sequenzen, die jeweils unterschiedlich viele Missionen bieten. So dauert der erste Trip durch Indien gute sechs bis sieben Stunden. Nach dem ersten Durchspielen warten zudem zwei neue Schwierigkeitsstufen auf euch, die Fans sicher zu einer zweiten Partie überzeugen kann.
Fazit
Assassin’s Creed Chronicles: India ist ein gelungener Stealth-Plattformer-Mix aus dem erfolgreichen Assassin’s Creed-Universum. Die Spielmechanik wurde sehr spaßig in 2,5D umgewandelt und funktioniert soweit tadellos. Wirkliche Neuerungen zum Vorgänger lassen sich zwar an einer Hand abzählen, das schmälert jedoch den Spielspaß nicht wirklich. Der kleine Spinoff-Ausflug von Arbaaz wandert zudem für äußerst faire 9,99 Euro auf eure Konsolen-Festplatte. Für diesen schmalen Kurs werdet ihr auf jeden Fall angemessen unterhalten, während dazu auch noch der Umfang stimmt. Wer den Vorgänger bereits mochte, der sollte nicht lange überlegen. Ihr bekommt genau das, was euch bereits in der China-Episode Freude bereitet hat. Neueinsteiger sollten, gemessen am Preis, mal einen Blick riskieren – Vorausgesetzt, ihr mögt 2D-Spiele.
Ich jedenfalls freue mich auch wieder auf den dritten Teil und die Reise ins russische Reich.