Ark: Survival Evolved – Urzeitliche Abenteuer mit Beigeschmack

Das Rezept ist einfach: Man nehme ein prähistorisches Setting mit Dinos, mixt das Ganze mit einem ordentlichen Schuss Open World und MMO, fügt eine feine Aufbau-Note Minecraft dazu und würzt alles mit Survival-Elementen und schon erhält man sein ideales Online-Abenteuer, so zumindest in der Vorstellung. Ark: Survival Evolved ist eines jener Games, das man liebhaben will, weil es so ambitioniert ist und Innovationen verbreiten will. Letztlich muss man aber die Jurassic-Park-Brille absetzen und der harten Realität ins Auge sehen: Das Game wimmelt mehr von “Hätte sein können” und Wunschdenken, als dass es wirklich jenes vielseitige, unglaubliche Survival-Spiel ist, das geneigter Spieler sich wünscht. Obendrein werden einem die unzähligen (Game-)Bugs mehr ärgern, als es die fiesesten Dinos je vermocht hätten.

Ein langer, verwirrender Weg

Vielen wird Ark einfach ein Begriff sein, weil das Spiel bereits einige Monate, wenn nicht Jahre auf den Buckel hat. Viele Gamer werden es längst auf ihrer Steam-Plattform ihr Eigen nennen und stets war das Game mit einer Welle an Kritik verbunden, seit die Early-Access-Version im Sommer 2015 gestartet ist. Ein Dauergast auf der Unbeliebtheitsskala waren die immensen Performance Probleme, selbst auf Rechnern mit neuester Hardware. Nicht weit davon entfernt waren die nicht aufhörenden Meldungen über Bugs und Spielfehler. Ebenso für Aufmerksamkeit im negativen Sinne sorgte die chaotische Marketing-Kampagne rund um das Spiel. Oft erschien es, als stand es den Machern im Sinne, die Fans bestmöglich zu vergraulen, noch ehe das Spiel veröffentlicht wurde. Denn der Veröffentlichungstermin wurde nicht nur um ein Jahr verschoben, plötzlich existierte auch eine Free-2-Play-Variante und schließlich wurde auch noch ein DLC angeboten, ehe das Game überhaupt da war. Auf Steam machte das Game daher vor allem in den Foren Furore, da um sein Entstehen und Fortbestehen heftigst diskutiert wurde. Umso spannender gestaltete sich die Tatsache, dass Ark trotz des von Kritikern umsäumten Weges eine solide Fan-Basis aufgebaut hat, deren Anhänger sich zu gerne in ihrer Dino-Welt verlieren und stundenlang mit dem Aufbau ihres Lagers und ihres Helden verbringen können. Vorneweg sei gesagt: Ark: Survival Evolved hat seine Momente, vor allem die Open World und das unvorhergesehene Spielerlebnis in der Gemeinschaft strahlen heraus. Die Frage bleibt letztlich, ob dies auf Dauer ausreichen kann.

Es war einmal … der Mensch

Wer erinnert sich nicht an die französische Zeichentrickserie Ende der 70iger, in der in anschaulichen Episoden die Geschichte der Menschheit seit der Steinzeit bis in die Moderne illustriert wird. Zwar bleibt Ark im Steinzeit-Setting hängen, doch anfangs fühlt man sich ebenso verloren, wie es die Protagonisten in den ersten Episoden der Zeichentrickserie sind. Betritt man einen Ark-Server das erste Mal, wird man nackt auf eine Insel geworfen, ohne Ziel, ohne Bestimmung, ohne Ahnung. Gerade diese Orientierungslosigkeit ist ein Kernelement der Atmosphäre des Spiels, da hier keine Hilfestellung in Form von Story oder Tutorial Hilfe anbietet. Lediglich durch Notizen und im Spielverlauf wird einem nach und nach deutlicher, was es mit der Spielewelt auf sich hat. Doch bis dahin vergehen sicher dutzende Spielstunden. Zu Beginn geht es, wie bei “The Forest” und anderen Survival Games ums sprichwörtliche Überleben. Hunger, Durst, Kälte und allerlei Dinos trachten einem nach dem Leben. Durch Anzeigen kann man sich beständig darüber informieren, wo es beim Helden brennt. Deswegen bewegen wir uns in den ersten Spielstunden hauptsächlich mit der Absicht umher, unser Männchen oder Weibchen vor dem Abnippeln zu bewahren, indem wir Nahrung, Wasser, Kleidung sowie ein Lagerfeuer beschaffen. Das Ganze funktioniert in Minecraft-Manier, indem wir Holz durch schlagen von Bäumen erhalten, Steine sammeln oder Beeren von Sträuchern pflücken. Durch Rezepte erbauen wir uns nach und nach unsere ersten Werkzeuge, leveln auf und können dadurch neue Fertigkeiten freischalten. RPG-mäßig lassen sich damit verbunden auch Skills wie Lebenskraft, Ausdauer und Kraft erhöhen. Das System ist sicher nicht innovativ zu nennen, erfüllt jedoch recht gut seine Suchtfunktion, da man ständig mit neuen Mini-Zielen in Form der nächsten Fertigkeit beschäftigt wird.

Wo geht’s hier zum Spiel?

Der beschriebene Atmosphäre-Bonus der absoluten Verlorenheit in einer riesigen Welt ohne Ziele und Hilfestellungen kann jedoch leicht zum Nachteil verkommen. Denn was soll man mit aller Freiheit anfangen? Da Ark äußerst sparsam mit jeglichen Erklärungen umgeht und jedes Spielprinzip über Trial&Error daher kommt, verbringt man einen Großteil seiner Zeit damit, Dinos zu erforschen und zu zähmen oder dabei umzukommen. Da jeder Tod auch mit der altbekannten Nacktheit am Strand daher kommt, lernt man sehr schnell, viel vorsichtiger in Ark vorzugehen. Diese unglaubliche Freiheit mag einigen gefallen. Andere werden keine Zeit oder Lust haben, sich erst Stunden mit der Spielmechanik und den Inhalten zu beschäftigen, bevor sie erste Erfolge nachweisen können. Daher entspringt bei einem in Ark recht schnell der Wunsch, in Kontakt zu anderen Spielern zu treten, weil man entweder nicht weiß, was man tun soll oder es gemeinsam mehr Spaß macht, seiner Unwissenheit entgegen zu treten. Obwohl Ark auch Solo angehbar ist, wird einem recht schnell klar, dass die gemeinsame Jagd und der gemeinsame Basis-Aufbau viel spannender ist, als sich alleine durch die Wildnis zu schlagen. Wer sich zudem gleich mit bis zu hundert Spielern in einem Stamm zusammenschließt, der kann sich viele Dinge durch Aufgabenverteilung noch mehr erleichtern. Natürlich funktioniert das nur, falls man entsprechend kooperative Mitspieler und keine Egomanen in seiner Gruppe vorfindet. Einzelspieler haben im Kontrast zum Stamm da eher schlechte Karten, da alles einfach viel zeitintensiver ist und sich die Vorgänge doch zu sehr wiederholen. Grinding ist das Stichwort. Vor allem das Dino-Zähmen kann zur Tortur verkommen, das Betäuben und Verfüttern von begehrtem Essen dauert seine Zeit. Zudem kann jeder Fehler dazu führen, dass der Dino der Wahl von einem ablässt oder einen gar angreift. Ark ist sicher kein Game für Geduldsarme, die schnelle Action suchen. Das Dino-Zähmen kann Stunden um Stunden erfordern, ebenso der Aufbau einer stattlichen Urzeit-Hütte.

Zwei Tiefschläge: Die Steuerung und die Bugs

Ein Riesen-Manko bei Ark: Survival Evolved, die dem Spieler zum Wahnsinn führen können, ist die eher dürftig geratene Bedienung. Da ist zum Einen die umständlich gestaltete Menüführung mit zu vielen Einträgen, zum anderen die äußerst madige Controller-Portierung auf der PS4. Oftmals ist man selbst verwirrt, welche Buttons man drücken muss, um wohin zu geraten. Zudem erfordert das Blättern im Menü, dass man nur die linke Seite des Touchpads benutzt, eine ziemlich fragwürdige Designer-Entscheidung. Auf eine wahre Zereissprobe muss man sich einstellen, wenn man all den Bugs begegnet. Ark: Surival Evolved bietet ein Heer an Spielfehlern, die trotz vieler Updates immer noch ihr Unwesen treiben. Glitches bei Sauriern, Ineinander rennende Spieler, eine abenteuerliche Wegfindung, Clipping-Fehler und matschige Texturen sowie Ruckler ohne Ende. Daran hat auch die PlayStation 4 Konvertierung nichts ändern können. Oftmals verspürt man den Wunsch, die Auflösung der PS4 runterschrauben zu können, um doch endlich ein einigermaßen flüssiges Erlebnis generieren zu können. 30 FPS bleiben ein Wunschtraum, selbst eine PlayStation 4 Pro wird oftmals von derben Rucklern heimgesucht. Einen Riesenärger bereitet zudem, wenn Items einfach so verschwinden, da gibt es auch keine Ausreden mehr, hier hätten die Designer durchaus mehr Feinschliff erwarten lassen können. Wer spätestens hier nicht das Game in die Ecke gefeuert und sich über die 60 verlorenen Euro geärgert hat, hat eine immense Geduld oder ist schlicht treuer Fan des Spiels.

Und ewig lockt das Urzeit-Abenteuer

Ark: Survival Evovled verlangt vor allem Zeit. Und Geduld. Zeit, um sich in das Spiel einzuarbeiten, um wirklich die zum Teil herausragende Atmosphäre und besonderen Highlights zu erleben sowie Geduld, sich neben der anpassungsbedürftigen Spielmechanik nicht von den Bugs den Spielspaß verderben zu lassen. Denn Ark entfacht seine wahre Stärke erst mit deutlich vorangeschrittener Spielzeit. Sobald man eine feste Gruppe aus Freunden und Bekannten in seinem Stamm sein Eigen nennt, können einem die vielen Möglichkeiten monatelang beschäftigen. Sei es der Bau eines ganzen Lagers zur Festung, samt Dino-Park, das Erkunden neuer und neuer Ländereien, von Bergregionen über Steppen oder der Krieg mit anderen Stämmen. Ebenso liefern die Bossmonster im Spiel dauerwährenden Anreiz, sich zu verbessern. Wer also besagte Zeit und Geduld mitbringt, der kann sich bei Ark Surival Evolved – wohlgemerkt im Gruppenspiel – durchaus auf ein herausragendes Spielgefühl gefasst machen.

Fazit

Stets gibt es Games, die einen umhauen, die einen nerven, die einen kalt lassen oder bei denen man zwischen allem schwankt. Und genau dies sind die schwierigsten. Ark: Surival Evolved, dessen Entstehungsgeschichte bereits einer Achterbahn gleicht, spaltet die Gemüter. Für die einen ist es schlicht ihr Spiel, bei dem gerade die Gruppendynamik in der Open World seinesgleichen sucht. Andere werden durch die Probleme des Spiels, allen voran die Bugs und Orientierungslosigkeit, schnell das Weite suchen. Wer jedoch das Experiment sucht und sich in ein innovatives Spielabenteuer im interessanten Ambiente stürzen will, der liegt mit Ark goldrichtig. Denn auf eines kann man sich durch die lange Zeit seines Bestehens gewiss sein: in Ark: Survival Evolved wird man von einer großen Community aufgefangen, die einem auch gerne weiterhilft. Wer also eher der Gruppenspieler ist, der sollte durchaus ein Auge auf Ark: Surival Evolved werfen.

Ark: Survival Evolved
Grafik/Präsentation
70
Story/Atmosphäre
78
Gameplay
69
Multiplayer
80
Spielspaß
66
Leserwertung0 Bewertungen
0
73