AER: Memories of Old im Test – Ein Nerd schwingt sich in die Lüfte

Bereits vor zwei Jahren durfte ich das erste Mal einen Blick auf AER: Memories of Old von Forgotten Key und Daedalic Entertainment werfen und zog mich dort bereits in seinen Bann. Auch Jennifer schwärmte mir dieses Jahr noch einmal von dem kleinen Indie-Titel vor. Zwar wird AER als Action Adventure betitelt, die passendere Bezeichnung ist aber wohl Exploring Adventure. Ob sich die Reise für euch lohnt, erzähle ich euch im Test.

Leuchte mir den Weg

Die junge Dame Auk erreicht ein Alter, in dem sie von ihrem Mentor Medvin zum Schrein der Priesterin Karah geschickt wird. Hier hat Auk eine Vision, dass etwas Dunkles erwacht ist und erhält den Laternenschlüssel von Karah. Das Licht der Laterne vermag es Kontakt mit den alten Geistern aufzunehmen und so kann Auk die Geschehnisse vor dem großen Zerfall aufdecken. Nach dem großen Zerfall driftete die Welt auseinander und besteht nun nur noch aus schwebenden Inseln. Aber woher haben die Menschen die Fähigkeit her sich in Tiere zu verwandeln und was hat den „großen Zerfall“ ausgelöst? All das wird auf der Pilgerreise von Auk aufgelöst und mithilfe von Schriftrollen und den Geistern erklärt.

Wie bereits erwähnt, hat Auk die Möglichkeit sich per Knopfdruck in einen Vogel zu verwandeln und sich durch die Lüfte zu schwingen. Hier besteht neben der Exploration der auseinandergedrifteten Welt von AER auch das Kern-Gameplay Element. Geradezu meditativ gleiten wir durch die Welt oder suchen ein wenig Herausforderung, in dem wir uns riskante Manöver durch Steinbögen oder unter Brücken zum Ziel setzen. Es grenzt an eine majestätisch anmutende Kür, wenn sich Auk durch die Lüfte schwingt. Dabei gibt es in der Welt viel zu entdecken, was eben die Geschichte weiter vorantreibt und viele offene Fragezeichen aufkommen lässt, aber auch wieder schließt. Die Tiergeister, Tiere und die Geisterabbilder von vergangenen Geschehnissen schaffen es häufig monologfrei einen gewissen Kontext zu setzen.

Frei durch die Lüfte

Das zweite Kern-Gameplay Element sind wohl die Tempel. Auch wenn es nur ein entfernter Vergleich ist, erinnern die Tempel mit ihren Rätseln unwillkürlich an die Abenteuer von dem grünen gekleideten Hylianer, allerdings stark reduziert: Keine Gegner, keine zusätzlichen Gadgets, keine Gefahren, in denen Auk ableben könnte. Nein, AER ist ein friedliebendes Spiel, in dem wir zwar eine herannahende Gefahr spüren, diese aber zu keiner Zeit des Spiels wirklich existent ist. Wir rätseln uns also durch die drei Tempel, um ein magisches Amulett zusammen zu tragen, mit dem wir uns der Dunkelheit stellen können. Die Rätsel sind dabei selten wirklich anspruchsvoll und eher unterdurchschnittlich und lässt den geübten Knobler wohl nur müde lächeln. Sollten wir einmal den nächsten Weg unserer Pilgerreise aus den Augen verloren haben, können wir immer wieder in das kleine Dorf zu Beginn fliegen. Hier geben uns die NPC’s in einem kurzen Dialog die richtige Richtung vor. Haben wir einen Tempel einmal abgeschlossen, können wir diesen allerdings nicht noch einmal betreten.

In der Luft steuern wir Auk wie eine Art Flugzeug. Drücken wir den Analogstick nach oben, senkt Auk den Flug, drücken wir nach unten, steigt Auk auf. Nach links und rechts können wir uns ebenfalls via Analogstick neigen oder nutzen die Schultertasten, mit denen wir uns ohne Neigung drehen und durch den Druck beider Schultertasten gleichzeitig abbremsen können. Per Knopfdruck setzen wir einen Flügelschlag ein, um zu beschleunigen. Leider liegt der Knopf zum Verwandeln auf einer zu beliebten Taste. Mir ist es in den fünf bis sechs Stunden, die ich für das Durchspielen benötigt habe, immer wieder passiert, dass ich mich mitten im Flugmanöver verwandelt habe. Vielleicht bin ich hier aber auch einfach zu starrsinnig gewesen, aber gewöhnen konnte ich mich an die Tastenbelegung nicht. Auf den schwebenden Landmassen läuft Auk mit einer Leichtigkeit, dass es schon wie weite Sprünge anmutet. Springen können wir natürlich auch, welche aber ebenfalls ungewohnt lang sind und man sich erst daran gewöhnen muss, dass auch übergroße Abgründe einfach per Sprung überwunden werden können. In Höhlen und Tempeln können wir uns nicht beflügeln lassen und müssen somit genau abschätzen, wo wir herüberkönnen. Gelegentlich kann man mit Schriftrollen, Steintafeln oder Schaltern per Knopfdruck interagieren.

Weniger ist mehr

AER glänzt mit einem zeitlosen Lowpoly Look, der wirklich liebevoll gestaltet ist. Kleine Tiere, die auf den Inseln verstreut leben, hauchen dem Spiel ein wenig Leben ein. Auch die Effekte beim Flug oder der Verwandlung sind wirklich schön. Auk hinterlässt kleine Schaumwellen, wenn sie durch das Wasser schreitet oder wenn wir durch Wolken brechen und ein Tunneleffekt dadurch entsteht. Die gesichtslosen Charaktere sind allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig. AER lief während meiner Testsession auf der Xbox One der ersten Generation einwandfrei. Musikalisch untermalt man die Geschehnisse mit sanften und langsamen Synths, die wirklich hervorragend in die meditative Stimmung des Spiels passt. Insgesamt macht AER technisch einen ordentlichen Job. In Puncto Kantenglättung hätte man aber noch drei oder vier Schippen drauf legen können.

Fazit

AER: Memories of Old ist nichts für Actionliebhaber. Nein viel eher für die, die einfach abschalten und sich meditativ in eine Welt ohne Sorgen stürzen wollen. Ich habe die vier Stunden in AER genossen und habe mich häufig einfach entspannt zurückgelegt und meine Kreise über die Inseln gezogen. Eine Empfehlung gibt es für all diejenigen, die den Drang nach Freiheit verspüren und einfach nur entdecken wollen.

AER: Memories of Old
Grafik/Präsentation
74
Story/Atmosphäre
72
Gameplay
71
Spielspaß
74
Leserwertung1 Bewertung
81
73