2Dark im Test – Horror-Stealth-Action vom Feinsten?

Zelten im Wald – für mich spätestens seit Blair Witch Project ein Albtraum. Dieser Albtraum wird in 2Dark Realität. In dem neuen Spiel der Macher von Alone in the Dark geht es wieder blutig und finster zu. Unser Protagonist Mr. Smith zeltet mit Frau und Kindern auf einer Waldlichtung als diese auf der Suche nach Feuerholz plötzlich verschwinden. Während Mrs. Smith ermordet auf dem Waldboden aufgefunden sind, sieht unser Held in Spe seine wimmernden Kids noch in einem Bus davonfahren – sie wurden entführt. Und da geht es auch schon los mit der Story von 2Dark. Privatdetektiv, Vater und Witwer Smith macht sich auf die Suche nach seinen Sprösslingen, deren Entführung sich nahtlos in eine Reihe anderer Kindesentführungen in der Kleinstadt Gloomyditch einfügt. Um das Geheimnis um die vielen vermissen Kinder zu lüften, schleicht sich unser Held durch allerlei gruselige Locations wie einem verlassenen Vergnügungspark oder ein dunkles Krankenhaus. Wie das Horror-Schleich-Spiel in 2D-Pixelgrafik gefallen hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Gruselspaß mit Witz in liebevoller 2D-Pixelgrafik

Bereits zu Beginn des Spiels ist klar: Neben Grusel spielt auch Humor eine große Rolle. Die Macher von 2Dark setzen mit automatisch eingeblendeten Monologen von Mr. Smith auf eine besondere Erzählweise. So gibt unser Held beim Betreten von Räumen und sichten neuer Gegenstände oftmals einen witzigen Kommentar ab. Aber auch seine Widersacher geben in Mono- und Dialogen Informationen auf lustige Art und Weise preis. Richtig gruselig ist das Spiel im Grunde nicht, da aufgrund der 2D-Pixelgrafik natürlich weit weniger Atmosphäre transportiert werden kann als bei einer realitätsnahen 3D-Grafik. Dennoch hat die 2D-Optik ihren ganz eigenen Charme und wird vor allem älteren Gamern, welche den Grafikstil noch aus den frühen 90ern kennen, gefallen. Der Voxel-Style sorgt für Nostalgiegefühle und erinnert an Nintendoklassiker wie “Zelda: A Link to the Past” oder “Secret of Mana”. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Liebe zum Detail: Schon zu Beginn des Spiels im Haus unseres Protagonisten fiel mir die detaillierte Einrichtung und die teilweise versteckten Funktionen auf. Dies sorgte bei mir neben einem Schmunzeln auch häufiger für kleine Überraschungen – sehr schön Gloomywood!

Die Waffe, verdammt!!! – Frickelige Steuerung und Messi-Inventar

Aber nicht nur die Grafik stammt aus den 90ern und die Überschrift lässt es bereits erahnen: Auch die Steuerung scheint von Gestern zu sein und macht einen in Kombination mit dem Inventar des Öfteren einfach nur wahnsinnig. Vor allem im weiteren Verlauf des Spiels mit der wachsenden Anzahl an Gegenständen wird der schnelle Wechsel von Waffe zu Taschenlampe oder anderen Gegenständen in brenzligen Situationen zum Spießroutenlauf. Da stirbt Mr. Smith dann auch das eine oder andere Mal, da man es nicht schnell genug schafft die Waffe zu ziehen. An dieser Stelle hätte man vielleicht auf die 90er verzichten können und sich mehr an aktuellen Standards orientieren sollen. Zwar kann man sich die Erklärung zur Steuerung jederzeit nochmal aufrufen, aber auch das hilft leider nicht über die wenig durchdachte Tastenbelegung und -kombination hinweg. Auch das Inventar an sich ist wenig durchdacht, dafür umso unübersichtlicher und wenig handlich. So reihen sich alle gefundenen Gegenstände links am Bildschirmrand auf und die schnelle Sichtung sowie Auswahl von Gegenständen bleibt ein Traum. Wichtig ist jedoch alles zu sammeln, was nicht niet- und nagelfest ist. Die gesammelten Gegenstände gilt es nämlich zwischen den einzelnen Leveln im Haus von Mr. Smith zusammenzutragen und auszuwerten, um die Geschichte hinter den Kindesentführungen aufzudecken – Detektivarbeit eben.

Vielfältige Level, steigender Schwierigkeitsgrad

Die Level gestalten sich sowohl vom Setting als auch Aufbau vielfältig. Gefallen haben die schaurigen Locations, da diese an sich schon etwas Gruseliges haben. Wer denkt in einem verlassenen Vergnügungspark nicht an den kindermordenden Clown? Und so schleicht man sich durch dunkle Areale, um stets unentdeckt Kinder aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Dabei sind die Level nicht nur dunkel, sondern eher stockfinster. So sieht man bei ausgeschalteter Taschenlampe nur die tappsenden Fußspuren auf schwarzem Grund. Eine gute Strategie um unentdeckt zu bleiben, aber auch um zu sterben. Passt man im Dunkeln nicht auf, spießt man sich schon mal selbst an installierten Fallen auf. Die clevere Kombination von vorheriger Ausleuchtung der Level mittels Taschenlampe, Schleichen, Analyse der gegnerischen Laufwege, Leichen beseitigen und Ablenkungsmanöver durch Rufen und Werfen von roten Bonbons sind bei 2Dark überlebenswichtig. Die Verknappung von Pistolenmunition und Batterien für die Taschenlampe tut zudem ihr Übriges. So muss man die gegebenen Ressourcen mit Bedacht einsetzen und nicht direkt seine Ganze Munition für den ersten Gegner verprassen. Hilfreich sind hier Meuchelmorde von Hinten in feinster Stealth-Manier. Im weiteren Spielverlauf steigt der Schwierigkeitsgrad zudem weiter an: So rettet man dann nicht nur ein Kind, sondern gleich mehrere, die man wie der Rattenfänger von Hameln durch das Level hinter sich herzieht. Das kann einstweilen recht tricky sein und führt ab und an zu einem vorzeitigen Ableben. Hier tut man gut daran die kleinen Racker an einem sicheren Ort im Level zu abzustellen und nach und nach zum Ausgang zu befördern.

Feind oder Verbündeter?

Dies Beförderung zum Ausgang ist jedoch nicht so leicht. Denn neben den wimmernden Kindern, trifft man in 2Dark auch auf eine Vielzahl anderer Personen bei denen nicht immer direkt klar ist, ob sie einem freundlich oder feindlich gesinnt sind. Schon die Feinde an sich unterscheiden sich deutlich voneinander. Während die einen versuchen Mr. Smith direkt abzumurksen, rennen die anderen weg, um mittels Alarm Verstärkung herbeizurufen. Alle Feinde haben ein Sichtfeld, von dem man sich am besten fernhält, indem man die Laufwege vorab studiert. Hat man dieses Prozedere verinnerlicht fällt einem das Ausschalten der Gegner direkt leicht. Leider ist die KI nicht sonderlich ausgeprägt und so kann man den Gegnern auch bei Verfolgung recht schnell entkommen. Neben Feinden läuft man auch mal Verbündeten bzw. Personen über den Weg, die einem wohl gesonnen sind. Diese geben im Gespräch neue Infos oder Tipps preis, die für ein Fortkommen sehr hilfreich sein können. Aber auch das Belauschen von Gegnern ist hilfreich, um weiterzukommen.

Fazit

2Dark hat seinen ganz eigenen Charme, den es jedoch erst mal zu entdecken gilt. Am Anfang stellt einen das Spiel nämlich auf eine harte Probe, da man sich zunächst an die etwas seltsame Steuerung gewöhnen und in dem recht eigenwilligen Messi-Inventar zurechtfinden muss. Hat man dies jedoch hinter sich, überzeugt der Titel mit feinen Rätseln, lustigen Dialogen und viel Liebe zum Detail. Mir haben die charmanten Kleinigkeiten wie das Abspeichern mittels Raucherpause, die Tatsache dass man bei Blitzen für Gegner sichtbar wird sowie die Homebase unseres Detektivs besonders gut gefallen, die für einen ganz besonderen Charme sorgen. Auch die Dialoge spielen hier eine wichtige Rolle, der ab und an jedoch aufgrund einer fehlenden Vertonung schwerlich zu folgen ist, wenn ein wahnsinniger Massenmörder hinter einem her ist. Einen großen Pluspunkt gibt es für die Möglichkeit, Level auf verschiedenen Wegen abzuschließen. Im Großen und Ganzen ist 2Dark ein gelungenes Spiel, das von seinen liebevollen Ideen lebt und weniger von einem tiefergehendem Schleichspiel-Konzept.

2Dark
Grafik/Präsentation
80
Story/Atmosphäre
75
Gameplay
65
Spielspaß
75
Leserwertung0 Bewertungen
0
74