Star Wars – Episode 4: Eine alte Hoffnung oder Spiele von 1980 bis 2000

Es war einmal vor langer Zeit in einer sehr, sehr analogen Galaxis. Ein kleiner Viertklässler sieht im Sonntag-Nachmittags-Programm auf Sat. 1 einen Film namens Krieg der Sterne und ist hin und weg. Die beiden darauf folgenden Sonntage kommen zwei ebenso grandiose Fortsetzungen. Und dann ganz lange erstmal nichts. Einen Videorecorder (damit konnte man früher Filme aufnehmen und die waren mindestens so groß wie eine Xbox One, liebe Kinder) gab es damals bei uns noch nicht. Trotzdem ging mir die Saga um Raumschiffe, die Macht und helle wie dunkle Seite nicht mehr aus dem Kopf. Wohl mit ein Grund, warum ich mich bei der erstbesten Gelegenheit auf Star Wars Spiele stürzen sollte. Meine persönliche große Zeit der Sternenkriege reicht dabei ungefähr bis zum Jahrtausendwechsel, woran nicht nur die Prequel Trilogie Schuld hatte. Zwar gab es auch danach großartige wie grottige Star Wars Games, die Aufgabe, darüber zu berichten werde ich dann aber an einen Padawan abgeben.

Star Wars in der Spielhalle

Ich gebe zu, tatsächlich habe ich die alten Arcade Titel erst in den Neunzigern auf dem Amiga gespielt. Dabei konnten gerade Star Wars und The Empire Strikes Back noch punkten, Return of the Jedi aber nicht mehr so ganz überzeugen. Das lag weniger an der Optik, bieten erstere doch nur sehr schlichte Vektorgrafiken und der dritte Automat relativ ansehnliche Pixeloptik. Spielerisch gibt es einfach deutlich bessere isometrische Shoot em Ups als beim Sieg der Rebellen über das Imperium. Auch wenn man mit Speeder Bike, AT-ST und Millenium Falcon unterwegs ist, und digitale Soundsamples erklingen, man kennt es von anderen Automaten und auch Konsolenspielen einfach besser.

Im Vergleich dazu waren Star Wars und Empire Strikes Back einfach Highlights ihrer Zeit. Beide sind im Prinzip 3D Railshooter. Der erste bietet dabei natürlich einen Anflug auf den Todesstern samt TIE-Jägern, Geschütztürmen auf der Oberfläche und den berühmten Flug durch den Graben. Teil zwei lässt uns erst reihenweise Suchdroiden abballern bevor man AT-AT Kampfläufer flachlegen und mit dem Falken durch das Asteroidenfeld entkommen darf. Auch diese beiden Automaten bieten digitalisierte Sprachsamples. Star Wars war sogar der erste Arcadetitel, der so etwas bot. Spielerisch kann man die Titel als Vorreiter späterer Rail- und Spaceshooter sehen, sie geben aber auch schon einen Fingerzeig auf zukünftige Star Wars Spiele von Rebel Assault bis X-Wing.

Super Star Wars

Auf Konsolen war es lange still um die Saga. Gab es vor dem Konsolencrash ein paar Titel, die von gut bis schlecht reichten, passierte im Anschluss lange Zeit fast nichts. Erwähnenswert wäre hier noch Namcos Star Wars, ein ordentlicher Action Plattformer für das NES, der allerdings kaum etwas mit dem Film gemein hat. Wesentlich bekannter ist heutzutage sicher die Super Star Wars Trilogie. Spielerisch damals über dem Durchschnitt, aber ein gutes Stück von Spitzenspielen entfernt, konnten alle drei Teile vor allem technisch überzeugen. Dazu trugen neben den actiongeladenen, schick gezeichneten 2D Passagen auch reichlich Mode 7 Abschnitte bei. So dürfen wir mit Lukes Landspeeder auf Tatooine herum ballern, TIE’s auf dem Todesstern abschießen, oder sind in Teil Drei mit den Speeder Bikes unterwegs. Gerade die Mode 7 Passagen allerdings können heute nicht mehr wirklich überzeugen, während andere Spiele einfach die bessere 2D Action bieten. Gewisse Freiheiten erlaubt sich die Super-Trilogie natürlich auch. So metzelt sich Luke höchst selbst durch die Jawas, die allerdings auch ziemlich wehrhaft sind. Pluspunkte können alle drei Spiele bis heute bei der Optik der 2D Abschnitte sammeln und bei der Soundkulisse.

X-Wing und TIE-Fighter

Spätestens seit Wing Commander waren sogenannte Space Operas das große Ding auf dem PC und, in kleinerem Maße, auch auf Homecomputern. Und so schielten Amiga- wie ST-Besitzer 1993 neidisch ins PC-Lager, welches sich über X-Wing einen Ast abfreuen durfte. Tatsächlich gehörte X-Wing nicht zu den am besten erzählten Space Shootern. Dafür aber zu den am besten spielbaren. Das ganz spezielle Flugmodell funktionierte blendend und tut das bis heute. Das Maß zwischen Zugänglichkeit und Komplexität wurde perfekt getroffen. Und vor allem stimmte das Missionsdesign durch die Bank weg. Grafisch gab es nackte, dafür aber schnell berechnete Polygone und, für die damalige Zeit, auch ziemlich detaillierte Modelle. Ein Jahr später sollte TIE-Fighter in praktisch jeder Hinsicht seinen Vorgänger toppen. Ein Novum ist das auch, weil wir uns erstmals, und übrigens bedingungslos, auf die Seite des Imperiums schlagen. Tatsächlich liegt TIE-Fighter auch eine ziemlich brauchbare Geschichte zugrunde, so dass es auch hier mehr überzeugen kann.

Sehr früh ging man bei Lucas Arts auch in Richtung eines reinen Multiplayer Titels. X-Wing vs. TIE-Fighter war auf reine LAN- und Online-Gefechte ausgelegt. Zwei kurze aber ordentliche Kampagnen wurden erst mit der Balance of Power Erweiterung nachgeliefert. Technisch kann der Mehrspieler-Ableger zwar erstmals mit Texturen und CD-Musik punkten, da der Online-Aspekt aber heutzutage nicht mehr wirklich nutzbar ist, ganz zu schweigen vom Spielermangel, ist man mit Vorgängern und Nachfolger besser bedient.

X-Wing Alliance ist als Abschluss der Reihe auch deshalb interessant, weil wir endlich corellianische Frachter fliegen dürfen. Genau genommen starten wir sogar als Frachterpilot. Man kann sich leicht vorstellen, wie ein Han Solo in ähnlicher Umgebung groß wurde und dann die Schmugglerkarriere einschlug. Zusammen mit TIE-Fighter dürfte es aus heutiger Sicht der beste Teil der Reihe sein und auch mit stark angegrauter Optik noch immer einen Blick wert.

Dark Forces und Jedi Knight

Ebenfalls im PC-Sektor zuhause ist die Jedi Knight Reihe. Die allerdings als Dark Forces startete. Der Serieneinstand erschien zwar auch für die PlayStation, steht hierzulande aber dummerweise auf dem Index. In Anbetracht der Darstellung mag das aus heutiger Sicht verwundern, aus der Ego-Perspektive auf menschliche Gegner zu schießen fand die damalige BPjS allerdings generell nicht unbedingt begrüßenswert. Spielmechanisch ist Dark Forces heutzutage vor allem deshalb interessant, weil der Protagonist Kyle Katarn sich erstmals in einem ‚Doom-Klon‘ ducken oder auch schwimmen konnte. Aus heutiger Sicht relevanter ist der Titel allerdings wohl eher, weil er der Startschuss für die Jedi Knight Reihe werden sollte.

Star Wars Jedi Knight: Dark Forces II verdeutlicht schon im Titel, dass der Fokus des Spiels sich geändert hat. Storyseitig stärker von den Filmen emanzipiert wollen wir als Kyle Katarn einerseits unseren Vater rächen und andererseits einen dunklen Jedi daran zu hindern, das Imperium wieder aus der Asche zu heben. Das Storytelling amüsiert dabei heutzutage eher unfreiwillig, agieren hier doch Schauspieler vor billig anmutenden CG-Hintergründen auf C-Movie Niveau. Spielerisch kann Jedi Knight allerdings punkten. Am Anfang noch reiner Shooter und besser aus der ersten Person gespielt entwickelt Kyle nach und nach seine Machtfähigkeiten, die übrigens, abhängig vom Spielverhalten, mehr zur dunklen oder zur hellen Seite tendieren können.

Die einzelnen Level sind dabei oft weitläufig und lassen einige Freiheiten. Auch der Online Multiplayer, der mit Jedi Outcast sogar eSport Relevanz bekommen sollte, hat seinen Ursprung in Jedi Knight. Mit Jedi Outcast und Jedi Academy sollten die beiden Fortsetzungen im neuen Jahrtausend auch wieder ihren Weg auf Konsolen finden, verwurzelt ist die Reihe aber deutlich mehr mit dem PC.

Shadows of the Empire und Rogue Squadron – 64 gewinnt

Zum Europastart darf mit Shadows of the Empire ein Multimedia-Projekt seinen Games-Einstand leisten. Schatten des Imperiums gibt es nämlich unter anderem auch als Buch, dort aber aus anderer Perspektive. Die Handlung führt dabei Fäden aus “Das Imperium Schlägt Zurück” und “Die Rückkehr Der Jedi Ritter” zusammen. Das Raumschiff unseres Protagonisten schafft es sogar in die Star Wars Special Edition, startet es doch von Mos Eisley aus. Aber worum geht es eigentlich? Im Spiel übernehmen wir die Rolle des Schmugglers und ‚Freischaffenden‘ Dash Rendar. Der ist ein bisschen sowas wie eine muskelstrotzende Angeberversion von Han Solo. Nüchtern betrachtet also vielleicht nicht der sympathischste Held, aber typisch für ein Neunzigerjahre Spiel.

Eher zufällig wird Dash, als er gerade die Rebellen auf Hoth beliefert, in die Geschehnisse auf dem Tiefkühlplaneten gezogen. Und so dürfen wir erstmal auf dem Snowspeeder ran, um uns anschließend durch Sturmtruppler zu kämpfen. Im Anschluss gibt es immer wieder Berührungspunkte mit den Rebellen, sowie mit Luke und Leia. Aus heutiger Sicht kann Shadows of the Empire nur noch bedingt überzeugen. Auch wenn man die Wahl zwischen First Person Ansicht und dritter Person hat, spielmechanisch mussten gerade die Fußabschnitte gewaltig Federn lassen. Deutlich eher überzeugt hier der Kampf mit Speeder und Raumschiff.

Warum also nicht gleich ein Spiel daraus machen, das direkt ein technisches Feuerwerk abbrennt und uns gefühlt gegen Dutzende TIE’s und Kampfläufer gleichzeitig antreten lässt? Ring frei für Rogue Squadron von Factor 5. Das ist nicht nur deshalb cool, weil es ein zu Dolby Surround Pro Logic kompatibles Surround Format bietet, sondern auch eine, für die damalige Zeit großartige, Tiefflugaction. Sicher, heutzutage sieht der Titel nicht mehr besonders aus. Vom Sichtweite limitierenden Nebel mal abgesehen hat sich Rogue Squadron allerdings besser gehalten als viele andere Titel der damaligen Zeit. Mehr Schärfe (auf dem N64) gibt es übrigens mit Expansion Pack.

Spielerisch gibt sich Factor 5’s 3D Flugaction dabei deutlich arcadiger als die Titel der X-Wing Reihe. Wohl der Hauptgrund, warum viele PC-Zocker nicht so ganz warm mit dem Spiel wurden. Dabei kann das Missionsdesign zu einem Großteil noch heute überzeugen und gerade die Eingängigkeit der Spielmechanik und Steuerung macht es immer noch gut spielbar. N64 Spieler werden sich wohl auch wegen der Unmengen an Sprachausgabe sowie der Secrets an Rogue Squadron erinnern. Geheime Bonusmissionen, der nur per Code freischaltbare Naboo-Jäger und andere Secrets konnten einen ziemlich lange bei der Stange halten. Erstaunlich wenig beachtet wurde dagegen die zusätzliche Musik, die Chris Hülsbeck komponierte. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass sie sich überraschend unauffällig in den Star Wars Score integriert. Und das ist vielleicht das größte Kompliment.

Natürlich ist das nicht alles zu Rogue Squadron. Mit Battle for Naboo sollte es noch auf dem N64 einen Titel geben, der Spielmechanik und Engine übernahm, im Spielaufbau aber leider nicht ganz mit Rogue Squadron mithalten konnte. Das Spiel sollte mit Rogue Leader und Rebel Strike eine großartige und eine zumindest gute Fortsetzung auf dem Gamecube bekommen. Ihre Fans hat die Rogue Trilogie jedenfalls nicht grundlos auch heute noch.

Von Gurkig bis Großartig, eine Armada an Games

Natürlich ist das bei weitem nicht alles. Es gibt Star Wars Spiele, die bereits zu ihrer Zeit umstritten waren. Jedi Arena gehört ganz sicher dazu. Aus heutiger Sicht wirkt die krude Mischung aus Lichtschwertkampf, Übungsdroide und Breakout-artiger Mechanik bestenfalls skurril. Anfang der Achtziger ärgerte sich sicher das ein oder andere Kind über verbranntes Taschengeld. Ebenfalls eigenwillig, aber gut ist dagegen Droid Works. Hier gehört es zur Aufgabe, für bestimmte Missionen passende Droiden zusammen zu schrauben. Eigentlich eher ein Lernspiel für Kinder kann Droid Works wirklich Spaß machen.

Yoda Stories wiederum gehört klar in die Kategorie Finger weg. Die Grafik mit Kopffüßer Sprites war seinerzeit schon am PC überraschend hässlich, die prozedural generierten Level sind schlicht doof, Story gibt es auch nicht, dafür verpasst man in der Zwischenzeit so interessante Dinge wie Wand anstarren oder auf den Zug warten. Ob ihr mit dem Zug fahren wollt oder nicht ist dabei egal. Es geht hier um die Spannung des Wartens.

Dafür kann beispielsweise der Episode I: Racer überzeugen. Das Pod-Rennspiel sieht auf dem N64 sogar ganz gut aus, Dreamcast und PC können sich in dem Punkt nicht wirklich absetzen. Wichtiger sind heutzutage aber Fahrgefühl und Streckenlayout, die nach wie vor brauchbar sind.

In der Flut von Star Wars Games bis 2000 findet sich noch die ein oder andere Gurke oder Perle. Der Vs. Fighter Masters of Teräs Käsi dürfte dabei den Preis für den schrägsten Titel einheimsen. Andere Spiele wie das Filmspiel The Phantom Menace waren schon zu ihrer Zeit nur Stangenware. So oder so, die Topspiele von13 damals bieten Spielspaß für viele Stunden.

Möge die Macht mit euch sein.