Wo bleiben eigentlich? Mehr Games im Universum von Mass Effect

Mass Effect hat mich schon mit Teil 1 im Jahr 2007, nach kurzen Anlaufschwierigkeiten (mehr dazu im Test der Legendary Edition), vor allem mit seiner riesigen Welt fasziniert. Dabei meine ich jetzt keine Open World oder dergleichen, sondern tatsächlich alles rund um das Thema World Building. Denn als Science-Fiction Fan, der mit einigen Star Trek Serien, Babylon 5 und Earth 2150 aufgewachsen ist, konnte ich von den jeweiligen Details dieser Welten nie genug bekommen. Je mehr es zu entdecken gab, je mehr über die Eigenheiten und der unterschiedlichen Kulturen und Geschichten der Alienvölker erzählt wurde, umso mehr wuchs meine Faszination.

Insbesondere bei Erzählstrukturen die, auch wenn ich damit bis heute immer noch sehr viel Spaß habe, über die Weltraumanomalie oder das Monster der Woche hinaus gehen. Und genau dort hat mich Mass Effect abgeholt. Denn so haben nicht nur die Bücher als Prequel und Verbindungsstücke zwischen den Teilen der ursprünglichen Trilogie viele tiefe Einblicke geboten. Zum Beispiel auch in das Leben in der Flottille der Quarianer. Sondern auch die zahlreichen Kodexeinträge, eine Art digitales Lexikon was sich im Spielverlauf mit immer mehr Informationen füllt. Doch gab es schon damals nicht nur die Möglichkeit sich vielleicht auf den einen oder anderen langweilig wirkende Textpassagen durchzulesen, sondern auch unzählige Dialoge mit NPCs zu führen, die keinen Bezug zur Haupt- oder Nebenmission hatten. Stattdessen konnte man mehr erfahren: mehr über den Erstkontaktkrieg mit den Turianern, warum Elcor so merkwürdig sprechen, warum Hanar so komisch reden und wieso es bei den Asari ausschließlich Frauen gibt. Dass die Elcor recht monoton sprechen, ihre Gefühlslage vor jedem Dialog mit klaren Worten vorausschicken und unter sich eigentlich nur durch Körpersprache und Gerüche kommunizieren ist fantastisch. Und es zu erfahren ist optional. Kein Spieler wird gezwungen, diese tiefe der Welt von Mass Effect zu erleben, sondern wird dazu eingeladen, sich darauf einzulassen. Wer sich darauf einlässt wird mit einer reichhaltigen, stimmigen Science-Fiction Welt belohnt, wo es auch mal Hinweise auf geschichtliche Ereignisse von vor 400 Jahren gibt, die man sich von der VI der Citadel erklären lassen kann. Letztlich eine Art digitaler Touristenguide. Herrlich!

Doch seit 2007 warte ich. Ich warte dabei nicht ausschließlich auf weitere Serienableger der Reihe wie wir sie auch heute, dank der Mass Effect Legendary Edition, kennen. Ich warte auf mehr. Ähnlich wie bei Star Wars gibt es hier die Chance eine Vielzahl unterschiedlicher Spiele innerhalb von Mass Effect stattfinden zu lassen, mit ganz eigenen Erzählstrukturen und das genreübergreifend. Zeit für meine Ideen aus den Jahren 2007 und 2021.

Mass Effect Squadrons

Zugegeben, als ich mehr und mehr Informationen über den Erstkontaktkrieg zwischen Menschen und Turianern erfahren habe, umso mehr drängten sich mir Gedanken an ein Wing Commander während dieser Zeit vor mein inneres Auge. Der Erstkontaktkrieg wurde ausgelöst, als die Menschen das erste Mal auf die Turianer trafen. Es war der erste Kontakt mit Außerirdischen für die Menschheit. Der führte aufgrund von Missverständnissen zum Krieg. Denn eigentlich wollten die Turianer die Menschen vor den Gefahren eines Masseportals aufgrund unserer Unkenntnis über diese Technologie schützen. Leider gipfelte dies in einem bewaffneten Konflikt. Wie toll wäre es ein Wing Commander in der Zeit spielen zu können! Storylastig, mit vielen Zwischensequenzen, der Möglichkeit auf dem eigenen Großkampfschiff und Raumstationen zwischen den Missionen umherzulaufen. Vielleicht ein bisschen wie bei Starcraft 2 oder Wing Commander 4. Gerne auch im Wechsel, ähnlich wie bei Star Wars Squadrons, zwischen der Sicht der Allianz und der Turianer. Das Ganze könnte und sollte auch das abbilden, was der Großvater von Ashley Williams in Shanxii hat durchleben müssen. Er hat sich und die Kolonie, über die er die Befehlsgewalt hatte, den Turianern ergeben müssen. Aufrüstbare Schiffe, verschiedene Schiffsklassen und verschiedenste Missionstypen, über offene Angriffe, Schlachten oberhalb menschlicher Kolonien bis hin zu Schleichmissionen, bei denen es gilt Informationen über den Feind zu beschaffen, könnten hier eine Menge Abwechslung bieten.

Garrus P.I. – A Crime Noir Thriller

Habt ihr Disco Elysium gesehen oder vielleicht sogar schon gespielt? Ein Detektiv-Adventure mit ganz tiefen Rollenspielmechaniken? Oder erinnert ihr euch vielleicht an die Star Trek The Next Generation Folge, in der Captain Picard auf dem Holodeck einen Detektiv spielte? In schwarz-weiß? Denn Garrus erzählt in Mass Effect 1 von seiner Familie, insbesondere seinem Vater, der für die C-Sicherheit, also die Polizei auf der riesigen und dicht von allen Spezies aus der Galaxis besiedelten Weltraumstation Citadel, gearbeitet hat. Vor diesem Hintergrund könnte man eine tolle, spannende und ernste Detektiv Geschichte erzählen. Von Gangsterbossen, Kartellen, Schmugglern und Drogen- sowie Waffenhändlern. Von Fanatikern, großen und kleinen Verbrechen und das alles in eine größere, zusammenhängende Geschichte, oder besser einen zusammenhängenden Fall, eingewoben. Mit leichtem Noir Einschlag. So eine Art L. A. Noire meets Disco Elysium. Gerne mit aktueller und zumindest zeitgemäßer Technik. Ob man Garrus, seinen Dad oder einen P.I., also einen „Private Investigator“ spielt, ist mir dabei gar nicht so wichtig. Oder im Prolog ist man noch bei C-Sicherheit, deckt Korruption auf und wird ausgebootet, gefeuert und macht sich anschließend für das eigentliche Spiel als Detektiv auf der Citadel selbstständig. Das wäre unglaublich spannend und man hätte die Möglichkeit den Spielern noch viel mehr über das Leben auf der Citadel, die Alienvölker und ihre Unterschiede zu zeigen und auch einen Blick in die Gesellschaft zu ermöglichen, über die Hochglanz Bezirke aus Mass Effect hinaus. Die Gameplay-Mechaniken könnten auch an Spiele wie Detroit Become Human angelehnt sein.

Rachni Wars – Ein Kroganer geht seinen Weg

Auf der Citadel findet ihr in Mass Effect eine Statue, die einem Kroganer in voller Rüstung nachempfunden ist. Die VI der Citadel daneben klärt euch gerne über den Hintergrund dieses Monumentes auf. Denn zum Zeitpunkt von Mass Effect ist es 400 Jahre her, dass die Kroganer sich den Rachni, einer Art Insektoidenrasse, in den Weg stellten. Denn die Rachni waren auf dem Vormarsch, das gesamte bekannte Universum zu erobern. Nur die schier unbändige Kampfkraft der Kroganer konnte, auch dank ihrer starken Biotikveranlagung, der Invasionsarmee der Rachni Einhalt gebieten. Allerdings wurden nach dem Sieg die Sieger selbst zum Problem. Denn um zu verhindern, dass nun die Kroganer alles an sich reißen, haben die Ratsvölker die Kroganer „zum Dank“ für ihren Heldenmut mit der Genophage infiziert. Einem Virus, der ihre Geburtenrate drastisch reduziert hat bzw. das stolze Volk der Kroganer an den Rand der Auslöschung getrieben hat. Doch der Rachnikrieg könnte eine tolle Kulisse für ein Actionspektakel sein, bei dem wir als Spieler in die Rolle eines oder mehrerer Kroganer schlüpfen. Das Gameplay könnte angelegt sein an eine Mischung aus Warhammer 40K Space Marine, Gears of War und Star Wars Republic Commando. Also entweder als Egoshooter oder als Deckungsshooter, vielleicht auch mit verschiedenen Klassen und der Möglichkeit, den Krieg gegen die Rachni auch im Koop anzugehen. Dabei dürfen ordentliche Schießprügel und Biotikfähigkeiten genauso wenig fehlen, wie eine zusammenhänge Geschichte, die Einsätze auf verschiedenen Planeten verbinden. Hier darf auf gerne noch eine Prise Starship Troopers mit rein! Denn die Rachni haben durchaus verschiedene Typen von Kriegern, mit stark unterschiedlicher Optik, Fähigkeiten, Angriffsmustern und dann vielleicht ja auch unterschiedlichen Resistenzen oder Schwachstellen. Auszüge davon findet man sogar schon in einer Nebenquestreihe im ersten Mass Effect. Wenn ein Squadmitglied im Koop im Rahmen mit einer Mission durch ein Loch im Boden mitten in ein Rachninest fällt, sich einerseits alleine durchschlagen muss, andererseits von seinen Koopkameraden immer wieder unterstützt werden kann und es am Ende einer Mission zum Bosskampf gegen eine Königin kommt, mit sattem Sound und Next-Gen-Grafikmotor, könnte das ein richtiges Fest für Action- und Koopfans werden. Gerne aufgelockert durch Belagerungssequenzen, in denen es gilt mehrere Wellen angreifender Rachni standzuhalten oder auch mal hinter einem stationären Geschütz oder auf dem Sitz verschiedener Fahrzeuge Platz zu nehmen. Und storyseitig könnte man herausfinden, warum die Rachni-Königin in Mass Effect nichts davon weiß, dass ihr Volk einige Jahrhunderte zuvor die Galaxie mit Krieg überzogen hat. Dies ist ein hässlicher Planet – es ist ein Bug Planet! Möchten Sie mehr wissen?

Volos Empire – Rise to Power

Die Anno Reihe, die Siedler, Civilization und auch Echtzeitstrategiespiele erfreuen sich unlängst auch großer Beliebtheit auf Konsolen und sind nicht mehr nur PC-Spielern vorbehalten. Warum also nicht eben diese Titel in den Mixer werfen und eine Art Science-Fiction-Anno-Siedler-Civilization-Mix im Mass Effect Universum entwickeln? Man könnte sich eine von mehreren Startrassen auswählen, die alle verschiedenen Vor- und Nachteile und Besonderheiten mitbringen und wie schon im letzten Anno 1800 versuchen das Unternehmen der Familien zum absoluten Wirtschaftswunder aufzubauen. Raumschiffe und Kolonien auf Planetenoberflächen und Weltraumstationen statt Segelschiffe und Kontor. Handel mit unterschiedlichen Rassen, Gefahren durch Weltraumanomalien, Naturkatastrophen der einzelnen Planeten und die ständige Gefahr, es mit Weltraumpiraten und Söldnern der Terminussysteme oder den Geth zu tun zu bekommen. Immer wieder muss man auch moralische Entscheidungen treffen: ob man für den schnellen Profit auch mal Dinge produziert oder transportiert, mit denen man besser nicht handeln möchte? Können wir es uns leisten, das lukrative Angebot des Omega-Kartells abzulehnen? Könnten sie uns später mit dem Wissen über unsere Handlungen erpressen oder müssen wir ohnehin kooperieren, weil wir uns das Kartell nicht zum Feind machen wollen? Am Ende der Story-Kampagne könnte das Spiel dann noch in einen Endlosmodus übergehen. Ich kann mir aber auch einen weiteren Ableger im Echtzeitstrategiegenre vorstellen. Natürlich würde meine Wahl des Startvolkes auf die Volus fallen, die kleinen, etwas kräftigeren Händler und Finanzkünstler, die sich immer in ihren Anzügen und hinter ihren Atemgeräten verstecken. Vielleicht könnten wir dann auch einen Blick auf ihr wahres Äußeres, ohne Maske und Helm, werfen.

Was haltet ihr von diesen Ideen? Hättest ihr Interesse daran, auch Games anderer Genres im Mass Effect Universum zu spielen? Habt ihr noch weitere Ideen, welche Art von Spiel man in der Galaxie von Mass Effect einbinden könnte? Lasst es uns gerne hier in den Kommentaren unter dem Artikel und auf unseren Social-Media-Kanälen wissen.