Rezension: Let’s code Minecraft – Programmieren lernen mit Minecraft

Programmieren! Ein Ding, was für viele bestimmt ein Buch mit sieben Siegeln ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für einen leichten Einstieg in die Welt der Programmierung. Sei es mithilfe eines Programmierspiels wie Tom Wendels AntMe oder eine vereinfachte Programmiersprache für Designorientierte, wie Processing, machen das Thema einsteigerfreundlich. Schnell stößt man aber bei solchen Sachen auch an erste Grenzen, da die Dinge nur auf bestimmte Themen ausgelegt sind. Aber man bekommt ein erstes Grundverständnis für die Welt der Programmierung. Nun werfen Tom Wendel und Patrick Kirsch ein Spiel in den Ring für die Vermittlung eines solchen Grundverständnisses. Minecraft!

Lets-Code-Minecraft-3Ich wusste durchaus, dass man in Minecraft kleinere Spielereien mit Logik und Programmcode machen konnte, habe mich aber nie tiefer damit beschäftigt. Umso mehr war ich überrascht, welche Tiefe ein Sandbox-Spiel haben kann und langsam begreifen ich auch, warum der Hype um Minecraft so groß ist. In Minecraft sind, nicht wie eingangs erwähnt und vermutet, kleinere Spielereien möglich sondern komplette Themen können hier abgegriffen werden. Sei es eine virtuelle Hausautomatisierung im virtuellen Bauklötzchen-Haus, Automatisierung außerhalb von Gebäuden, wie zum Beispiel Forstwirtschaft oder automatisierte Erntemaschinen. Aber nicht nur programmiertechnisch ist hier einiges möglich, auch Grundzüge der Elektrotechnik werden vermittelt. Logische Schaltungen, Vernetzung unserer Infrastruktur bis zur Signalverarbeitung. Eine riesige Spielwiese, bei der wir mit ein wenig Zusatzmods, ein großes Lern- und Forschgebiet in Minecraft erschließen.

Lets-Code-Minecraft-2Hierbei fängt der Videoworkshop bei Null an. Tom erklärt uns eingangs, wie die Welt von Minecraft funktioniert. Worauf es zu achten gilt und welche Ressourcen wir benötigen. Danach erklärt uns Patrick erste Grundzüge der Redstone-Technik in Minecraft, welche Parallelen zur Elektrotechnik besitzt. Logische Schaltungen sind mit Repeatern, welche sich wie Dioden verhalten, möglich, wodurch UND-, OR-, NOR-Verknüpfungen (Physik und Elektrotechnik-Unterricht lässt grüßen) entstehen. So zeigt Patrick uns eine logische Schaltung für einen Lichtflur, welcher von beiden Seiten an- und ausgeschaltet werden kann. Was sich anfangs ein wenig banal anhört, entpuppt sich als waschechte Logikschaltung.

Anschließend bekommt Tom seinen ersten Ingame-Computer (einen Command-Block), mit dem er uns die ersten Bewegungen auf der Konsole zeigt. Hier kommt LUA zum Einsatz, welches uns eine komplette Kommandozeile zur Verfügung stellt. Auch hier ist die Analogie zur realen Welt gegeben. Befehle wie „cd“ „ls“ oder „dir“ sind bekannt. Wer also auch dort noch keine Erfahrung hat, lernt auch hier dazu. Die Programmiersprache ist, wie eingangs erwähnt, eher vereinfacht.

Bei Let’s code Minecraft! Fangen Tom Wendel und Patrick Kirsch wirklich bei Null an. Sie erklären alles von Grund auf. Fachbegriffe werden erklärt und all ihr Tun wird immer begründet. Es wird viel mehr an praktischen Beispielen erklärt und nur selten geht es am Reißbrett an die Theorie. Wie die zwei sich die Bälle als Übergang zuwerfen, ist gut konzipiert und hält den Zuschauer bei Laune. Mit schnellen Erfolgen wird versucht, den Teilnehmer möglichst motiviert zu halten. Tom und Patrick werfen sich dabei gekonnt die Bälle zu und ergänzen sich hierbei hervorragend. Man merkt schnell, wie eingespielt die Zwei bereits durch ihr Livestream-Projekt “Octo Awesome” sind. Wie nah hierbei die gelernten Techniken an der Realität sind, zeigt Tom im letzten Kapitel eindrucksvoll an einer JavaScript-App für den Web Browser. Es wird deutlich, wie viel Potential ein Sandbox-Spiel wie Minecraft auch im Lernbereich hat. Toll!

Der Rheinwerk-Verlag verpackt das Videotraining in ihrem Player gewohnt gut. Alle Zusatzmaterialien liegen bei der Disc-Fassung bei. Einzig die zusätzlichen Mods für Minecraft müssen extern besorgt werden, was bei dem heutigen Updateverhalten der meisten Spiele und Software aber auch Sinn macht. Wir können Lesezeichen setzen, uns bestimmte Kapitel durch das übersichtliche Inhaltsverzeichnis noch einmal anschauen, oder einfach nur für uns relevante Themen herauspicken. Für 29,99 € bekommt man den Videoworkshop der Beiden entweder als DVD oder als Download. Minecraft muss, wenn nicht schon vorhanden, separat Erworben werden. Zwar ist es auch möglich, die Techniken ohne Minecraft zu lernen, für eigene schnelle Versuche zum besseren Verstehen ist es aber eine Voraussetzung. Nicht nur Programmierung, sondern auch Kommandozeilenbefehle sowie Grundzüge von Schaltunglogiken können hier erlernt werden. Wer sich anschließend noch weiter in die Programmierung vertiefen will, kann sich ergänzend Tom Wendel’s Spieleprogrammierung für Einsteiger holen.

Let’s Code Minecraft
Tom Wendel & Patrick Kirsch, Rheinwerk Video
ISBN 978-3836240550

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