Preview: The Other 99 im Early Access Test – Last Man Standing

Bei dem Erstling The Other 99 des kleinen, englischen Entwicklerstudios Burning Arrow handelt es sich um ein First-Person Survival-Horror-Erlebnis, welches sich zur Zeit noch im Early Access befindet und voraussichtlich 2017 auch auf den Next-Gen-Konsolen spielbar sein soll. Ob das Spiel jetzt schon aus dem riesigen Survivalspiele-Dschungel heraussticht, erfahrt in in diesem Preview-Test.

Konzept aus Young Adult Büchern

Wir wachen in einer düsteren, zugewucherten Umgebung auf. Der Regen prasselt ununterbrochen herunter und vor uns liegt ein Zettel. Wir sind einer von insgesamt 99. Wie sich herausstellt befinden wir uns auf einer Insel und der einzige Weg von dort fort, ist als Einziger zu überleben. An unserem Handgelenk eine Uhr mit der momentanen Anzeige von 99. Ob wir dazu die anderen töten oder ihnen jegliche Vorräte klauen und sie dadurch an Hunger oder Durst sterben, bleibt dem Spieler überlassen. Gleiches gilt selbstverständlich auch für uns. Wir müssen unsere Hunger und Durst Anzeige stets im Auge behalten.

Solch eine Art von Spielen gibt es bereits, entweder als Mod in Minecraft, Arma 3 oder als eigenständiges Spiel wie beispielsweise The Culling. Was bietet The Other 99 also als Alleinstellungsmerkmal, um sich von dieser Konkurrenz zu unterscheiden? Was The Other 99 vom Rest unterscheidet ist ein im Singleplayer spielbares Konzept, welches an ein berühmtes Young Adult Buch beziehungsweise den gleichnamigen Film – The Hunger Games – erinnert. Um auch jegliche Unsicherheit über diesen Zusammenhang zu verlieren, wird der Spieler während seines Überlebenskampfes mit einer großen Anzahl an Überwachungskameras gefilmt. Doch wer hat uns hierher gebracht und warum machen wir das alles? Fragen, die uns das Spiel in kryptischen Nachrichten vergangener Teilnehmer – in Stein geritzt oder auf Notizzetteln geschrieben – versucht zu erklären.

Scrollen bis zum Tod

Wenn wir auf einen Kontrahenten treffen, haben wir, wie eben angesprochen, die Wahl, ob wir ihn töten oder nicht. Die Personen, die wir an Lagerfeuern treffen, sind oft verängstigt und laufen sogar vor uns davon. Ein Großteil begegnet uns jedoch sehr aggressiv, wodurch wir keine andere Wahl haben, als uns mit Stöcken und Knochen bis zum Tode zu bekriegen. Ist dieser erledigt, piepst unsere Armbanduhr auf. Die Zahl wird von mal zu mal kleiner. Immer dann, wenn ein Kontrahent stirbt. Wenn wir wiederum sterben, werden wir mit dem Perma Death bestraft und müssen von vorne anfangen.

Der Kampf gestaltet sich dabei nicht so einfach, wie anfangs vielleicht vermutet. Was wahrscheinlich auch an der Steuerung liegen mag. Unterschiedliche Attacken werden nur über die Maus ausgelöst, und sogar über das Mausrad. Diese Umstellung braucht einige Eingewöhnungszeit und fühlt sich bis zum Schluss nicht wirklich organisch an. Nicht zuletzt durch die paar Sekunden Delay, die es braucht bis unser Held die Attacken ausführt, die wir ihm aufzwingen. Die Controller-Steuerung scheint zum Zeitpunkt des Tests noch mehr in Babyschuhen zu stehen. Durch Verwendung der L2-Taste gelangen wir in ummittelbarer Gegner-Nähe in den Kampfmodus. Daraufhin haben wir die Möglichkeit per Analogstick diverse Attacken auszuführen, je nachdem in welche Richtung wir den Stick bewegen. Das klingt nicht nur unhandlich. Es führt zu chaotischen und unkoordinierten Kämpfen bei denen man jedes Mal hofft, dass der Gegner zuerst stirbt.

Wenn wir nicht gerade durch die Gegend streunen und Hinweise zu der Story sammeln, sind wir auf der Suche nach Wasser und jegliche Form von Essen. An Lagerfeuer-Camps finden wir größtenteils unsere Vorräte. Gegner, die wir auf offenem Felde attackieren, lassen häufig nur Waffen fallen. Dadurch ist oftmals Lagerfeuer-Farmen angesagt, um nicht zu Verhungern oder zu Verdursten. Ob das Crafting auch Möglichkeiten bietet, sich Nahrung zu besorgen, ist noch unklar. Zum Zeitpunkt des Tests konnten wir das Crafting-System noch nicht ausprobieren.

Work in Progress

Woran man merkt, dass sich The Other 99 noch in der Entwicklung befindet? Es wird konstant an der Grafik geschraubt. Deswegen wäre es nur ungerecht, jetzt schon über die Grafik zu urteilen, wie bei einem fertigen Spiel.

Die Atmosphäre hingegen ist in jedem Fall schon sehr stimmig. Die spärlich vorhandene Musik, der Regen, Blitz und darauf folgende Donner, die stetige Angst auf einen der 99 zu treffen und das Piepsen der Uhr, wenn jemand stirbt. All das macht The Other 99 zu einem packenden Survival-Spiel.

Langzeitmotivation?

Obwohl die Story durchaus Potenzial hat, ist fraglich, ob einen das Singleplayer-Spiel mit dem „Last Man Standing“-Prinzip dauerhaft packen kann. Das, was DayZ oder The Culling ausmacht und fesselt – die Konfrontation mit anderen, realen Mitspielern –, fehlt in The Other 99. Dennoch fühlt man sich oftmals in der moralischen Zwickmühle. Töten oder nicht töten? Das ist hier die Frage. Des weiteren ist die Steuerung per Mausrad und das Analogstick-Attack-Mashen beim Controller sehr gewagt und braucht vor allem in der Reaktionszeit der Attacken einige Verbesserungen. Hier versucht The Other 99 krampfhaft etwas Neues, was grundsätzlich nichts schlechtes ist, aber an der Umsetzung scheitert. Die Atmosphäre wird, trotz der frühen Entwicklungsphase, dennoch bereits spannend und nervenaufreibend präsentiert. The Other 99 könnte vor allem Fans von Dystopie- und Survival-Geschichten durchaus Spaß machen.