Preview: The Legend of Zelda: Breath of the Wild – Ganz schön frischer Atem

Du glaubst, alles über Zelda zu wissen? Du weißt genau welche Rätsel kommen wenn du den Enterhaken gefunden hast? Dann wird es jetzt Zeit, alles zu vergessen was du über die Jahre gelernt hast. Denn Breath of the Wild macht alles anders als bisherige Zelda Teile. Na gut. Vielleicht nicht alles, aber verdammt vieles. Sicher, auf der E³ hatte sich das schon mehr als angedeutet. Gameplay-Material zu Links neuestem Abenteuer wirkte erstmal mehr wie manch ein moderner Open World Titel, denn als klassisches 3D Zelda. Grund zu Freude oder Sorge? Während im Netz beide Reaktionen zu finden waren gehörte ich zur Fraktion der Unschlüssigen. Immerhin, die ein oder andere Änderung des langsam etwas festgefahrenen Rezepts hatte ich mir schon länger gewünscht. Aber ist Breath of the Wild nicht vielleicht ein zu generischer Open World Titel geworden? Die Anspielmöglichkeit auf der Gamescom sollte diese und weitere Fragen beantworten.

Immer der Nase nach

screenshot-gamescom-zelda-breath-of-the-wild-01Wo muss ich eigentlich lang? Muss ich überhaupt irgendwo lang? Ziemlich schnell wird klar, die Gamescom Demo lässt mir wirklich große Freiheiten. Mehr als die meisten anderen Open World Titel. Ziemlich direkt kreuzt ein Wildschwein meinen Pfad. Natürlich versuche ich das Tier zu erlegen, mache dummerweise aber viel zu viel Lärm. Hätte ich mal auf meinen Soundmeter geachtet. Der befindet sich links neben der Karte unter dem Thermometer. Immerhin erspäh ich zwischen den Bäumen ein paar Bokoblins an einem kleinen Lager. Dieses Mal mach ich nicht so viel Lärm, ziele aber mit dem Gyroskop des Gamepads nicht ganz sauber und mach die Gegner damit auf mich aufmerksam. Zeit für den Nahkampf also.

Praktischerweise darf ich wie bisher einen Lock-On per ZL nutzen, also flugs das Schwert gezogen, die Bokoblins niedergestreckt und meinen Loot eingesammelt. Davon gibt’s zwar tatsächlich eine Menge, praktischerweise wird der in Breath of the Wild aber anscheinend so strukturiert, dass man nicht ewig in Menüs herumturnen kann. So finden sich im kleinen Lager ein Feuer und eine Kochstelle. Die muss ich erstmal entzünden. Dafür kann man zwar ins Inventar wechseln, eine ganze Reihe Items können aber praktischerweise auf dem Steuerkreuz per Schnellwahl rausgesucht werden. Stock genommen, am Feuer entzündet um wiederum die Kochstelle in Gang zu bringen. Dummerweise steh ich mit meinem Holzschild etwas nah an der Kochstelle und das geht prompt in Flammen auf.

screenshot-gamescom-zelda-breath-of-the-wild-02Gekocht werden kann übrigens was man an Lebensmitteln bei sich hat. Kombinieren lässt sich dabei praktisch alles. Man kann aber auch nach Rezept arbeiten. Wer in kalte Regionen vordringen will kann aber auch passend ein heißes Chiligericht kochen. Nun gut, weiter geht’s. In weiter Ferne hab ich einen Turm erspäht, den ich natürlich erklimmen will. Und das geht, nachdem ich endlich da bin, auch ziemlich einfach. Auf dem Weg dorthin komm ich allerdings auch endlich dazu, meinen Bogen richtig zu benutzen. Die Pfeile fliegen dabei nicht nur physikalisch korrekt, man kann sie auch wieder einsammeln, vorausgesetzt man findet sie wieder.

Zurück zum Turm. Den kann man praktischerweise einfach so hinaufkraxeln. Allerdings zehrt das an Links Ausdaueranzeige. Das gilt ganz besonders wenn ich auch noch hochspringe. Also werden sämtliche Absätze brav für Pausen genutzt. Endlich oben angekommen, weiß ich allerdings gar nicht so genau, was man hier eigentlich machen kann. Die per Rune beschwörbare Remote Bomb hilft nicht wirklich weiter. Und weil ich etwas zu wild auf dem Turm herumturne, stürze ich kurzerhand ab. An der Stelle, nein, man kann keine Rolle mehr im letzten Augenblick machen. Stattdessen stürzt mein armer Link sogar zu Tode. Praktischerweise gibt es in der Demo eine sehr gnädige Autosave-Funktion und ich darf wieder oben starten. Wie mir der nette Nintendo-Mitarbeiter auf der Gamescom erklärte, geht es in der Demo an dieser Stelle noch nicht weiter, ich muss also wieder runter und erkunde die weitere Umgebung.

Irgendwie anders

Es sticht einfach ins Auge, jeder Demo Durchgang den ich mir ansehen konnte war grundlegend unterschiedlich. Ein Journalist vor mir fand in seinem Durchgang einen kleinen Dungeon in einer anderen Richtung. Kollege Köckerling dagegen hätte zwei Bockoblins Felsen auf den Kopf fallen lassen können, wenn er denn sauberer gezielt hätte. Immerhin hat er die Remote Bomben genutzt um eine kleine Höhle freizusprengen und dort Steinsalz sowie Bernstein gefunden. Wofür man das alles braucht? Das wissen wir noch gar nicht. Was wir allerdings dank entsprechender Rasentrimmer-Tätigkeiten unseres aufopferungsvollen Chefredakteuers sagen können; Rubine findet ihr keine mehr im Gras, zumindest war dies in der Demo der Fall.

screenshot-gamescom-zelda-breath-of-the-wild-07Wieder ein anderer Spieler übte sich fleißig als Jäger mit Pfeil und Bogen. Auch Brückenbau per Baum fällen konnte beobachtet werden. Der ‘kleine’ Ausschnitt den die Gamescom Demo bot war gar nicht so klein. In jedem Fall reichte er bereits für wesentlich einmaligere Spielerlebnisse als man von Zelda gewohnt ist. Und ehrlich gesagt auch einmaliger als bei den allermeisten Open World Titeln.

Wie viel Freiheit am Ende im finalen Spiel stecken wird, wann man wo überall hin kann, ob sich Dungeons in völlig beliebiger Reihenfolge abschließen lassen, konnte oder wollte man bei Nintendo noch nicht verraten. Es macht aber ganz den Eindruck als dürften wir uns vom mittlerweile ziemlich schematischen Aufbau eines typischen Zelda verabschieden.

Wie sich das nach vielen Spielstunden auf die Motivation auswirken könnte kann man zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht sicher sagen. Das wird auch von Storytelling und anderen Faktoren abhängen. Wie sich Loot und Gegenstandsabnutzung auf Dauer machen kann man nach so kurzer Spielzeit nunmal noch nicht sagen. Dennoch macht Breath of the Wild vieles neu und wie es scheint noch weit mehr richtig.

Schön hier

Wie machen die das eigentlich mit dem ganzen Gras und den Blumen? Der Gedanke schoss mir schon bei der 2014er Grafikdemo durch den Kopf. 2016 frag ich mich das immer noch. Ganz ehrlich, manche Normal Map passt nicht so ganz zum Look des Spiels. Andere Texturen sind wiederum etwas matschig. Der ein oder andere Baum könnte ruhig ein paar Details mehr haben. Und ja, Breath of the Wild kämpft etwas mit Aliasing. Alles in allem sieht es gerade in Bewegung für ein Wii U-Spiel aber einfach sehr gut aus. Erst recht wenn man bedenkt dass man wirklich zu jedem Ort laufen kann den man sieht.

screenshot-gamescom-zelda-breath-of-the-wild-06Stellenweise ist auf dem Bildschirm ziemlich viel los, man bemerkt selten sichtbaren Grafikaufbau und die Bildrate fühlt sich eigentlich immer sehr stabil an. Sicher spielt das Artdesign Zelda auch in die Hände. Dafür kann man Nintendo aber wohl kaum einen Vorwurf machen. Den leicht milchigen Eindruck, gerade von YouTube-Material, hatten wir in der Messedemo höchstens bei weit entferntem Objekten. Im Gegenzug darf so mancher schicke Lichteffekt glänzen, etwa wenn eine Bombe hochgeht oder bei Feuern.

Zwar gibt es das ein oder andere, was noch Feinschliff vertragen könnte, wozu aus meiner Sicht die ganze Baum fällen Animation gehört. In der Praxis macht Links bisher umfangreichstes Abenteuer aber bereits auf der Wii U eine sehr gute Figur. Spannend dürfte noch die Frage sein, wie viel optischen und vielleicht auch inhaltlichen Mehrwert die NX Fassung bieten wird. Aber auch für die gar nicht so alte Hardware kann sich das Gesamtpaket einfach sehen lassen.

Kurz gut, lang noch viel besser?

Nach der E³ war ich schon etwas kritisch. Läuft Nintendo in die Open World Falle? Warum so viel Loot? Wie steht es insgesamt um die Rätseleinlagen? Wird es viele Runen wie die Bombe geben oder doch nur ein paar? Ganz sicher kann die Gamescom-Demo nicht alle Fragen beantworten, dafür war sie am Ende einfach zu kurz. Und viel zu schnell vorbei. Genau das ist allerdings auch der Punkt. Die Demo hat mir trotz massig Open World Erfahrungen einfach viel Spaß gemacht, reizte zum Ausprobieren und Erkunden wie kaum ein Spiel der letzten Jahre. Und machte einfach Spaß. Vermutlich wird nicht jeder alte Hase mit Breath of the Wild glücklich. Es bringt aber viel frischen Wind in die vielleicht doch etwas angestaubte Reihe. Und tatsächlich hat es mir wesentlich mehr Spaß gemacht als ich alter Pessimist erwartet hatte. Das Dumme an der Sache, jetzt heißt es mindestens noch ein halbes Jahr warten. Und sogar Kollege Köckerling war sehr angetan, auch wenn er mit Zelda in der Vergangenheit nicht wirklich warm geworden ist und fand den Preis für das Beste Spiel auf der Gamescom mehr als verdient.

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