Preview: Everspace – Schurken im Weltall

‘From the makers of Galaxy on Fire’, so bewirbt das deutsche Studio Rockfish Games seine aktuell in Entwicklung befindliche Weltraumballerei Everspace. Wer sich nun wundert, dass er von dieser brennenden Galaxie noch nie gehört hat, der spielt wahrscheinlich nicht auf Smartphone oder Tablet. Denn genau dort hatten die Rockfish Games Entwickler, damals noch bei Fishlabs tätig, ihren Ursprung. Tatsächlich gilt die Galaxy on Fire-Reihe auch zu den wirklich guten unter den Smartphone Spielen, hat sich hier im Laufe der Zeit doch auch eine ausgewachsene Space Opera samt umfangreicher Handlung entwickelt, die tatsächlich an alte Klassiker wie Wing Commander, Privateer, Epic und Konsorten erinnert. Natürlich mussten für ein Mobile Game auch Abstriche gemacht werden, so ist die Steuerung wesentlich simpler gehalten als bei den Genre Klassikern, für ein Mobile Game aber dennoch komplex.

Womöglich der Insolvenz mit anschließender Umstrukturierung von Fishlabs haben wir wiederum die Gründung von Rockfish Games zu verdanken, die sich mit Everspace an ein Weltraum-Epos auf den großen Konsolen sowie PC wagen und zwar ausgerechnet ein prozedural generiertes. Ob das gut geht?

Vorweg, prozedural generierte Weltraum-Epen sind gar nicht neu, die gab es schon lange vor No Mans Sky. Bereits das erste Elite fiel in diese Kategorie, Frontiers ebenso und auch auf Elite Dangerous trifft es zu. Everspace macht aber gleich zwei Dinge anders und zwar sehr grundlegend. Zum einen konzentriert es sich auf actionreiches Spielgeschehen, zum anderen werden räumlich wesentlich kompaktere Umgebungen eher kurz erkundet. Und die Mechanik funktioniert im Prinzip wirklich gut, gerade auch für eine schnelle Runde zwischendurch. Trotzdem verlangt Everspace ein wenig Einarbeitungszeit, natürlich bei der Steuerung. Diese kommt ohne unzählige Doppelbelegungen aus, hat aber trotzdem ihre Eigenheiten. Ausgehend von der Standardbelegung liegen alle grundlegenden Funktionen auf Schultertasten und Sticks. Dabei ist die linke Seite für Gas und Bremse/Rückwärtsgang zuständig, während auf dem rechten Trigger die Primär- und dem rechten Bumper die Sekundärwaffe (samt eingeschränkter Munitionskapazität) liegt. So weit so simpel, allerdings fordern die Sticks von uns etwas Umdenken. Denn während der rechte für normale Rechts-Links-Oben-Unten Flugbewegungen verantwortlich ist, darf man mit dem linken ‘strafen’. Und zwar wird es hier anfangs kompliziert, auch nach oben und unten. Das klingt gar nicht mal so wild, ist aber doch erstmal gewöhnungsbedürftig und erlaubt überraschend viele Manöver. Spätestens auf den höheren Schwierigkeitsgraden braucht es jene auch. Entsprechend sollte man grundsätzliche Abläufe verinnerlichen und sich vielleicht auch das ein oder andere Flugmanöver ausgearbeitet haben.

Praktischerweise haben Rockfish Games bereits eine ganze Reihe Controllerkonfigurationen implementiert und auch Empfindlichkeit sowie Achseninvertierung für X und Y lassen sich einstellen.

Sieht man davon ab, darf eigentlich geballert werden, was das Zeug hält. Nicht nur Gegner werden beschossen, auch Ressourcen ballert ihr aus Containern, Asteroiden, Kristallen oder was auch immer man so entdeckt. Wehrhaft sind dabei nur feindliche Schiffe, in der Anfangsphase vor allem Outlaws. Die haben es allerdings, zumindest für Neulinge, schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad in sich. Drei oder vier Outlaws können dem eigenen Schiff ernsthaft gefährlich werden. Andere Raumschiffe werden euch eventuell nur gefährlich, wenn ihr sie attackiert. Es sollte also auch nicht immer direkt darauf losgeschossen werden, bloß weil sich etwas bewegt.

Die einzelnen Systeme bei Everspace sind immer zufallsgeneriert, hier wurden Spaceshooter Elemente munter mit Roguelike Anleihen erweitert. So ist jedes Spiel anders. Das hat aber, gerade in der Anfangsphase, auch massiven Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad. So kann es sein, dass ihr in den ersten paar Systemen fröhlich Ressourcen sammeln dürft, mit etwas Pech kleben aber vielleicht auch direkt ein Haufen Piraten an eurem Heck. Dabei macht der prozedurale Generator von Rockfish Games im Prinzip gute Arbeit. Ressourcen in einem ausgehöhlten Asteroiden abzubauen, ist durchaus spektakulär. Es hapert aber noch am Balancing. Immerhin, Tode kosten nicht wirklich etwas, gesammelte Ressourcen dürfen auch nach dem Exitus in Schiffsupgrades investiert werden. Es ist aber auch möglich, mit den richtigen Ressourcen im laufenden Spiel aufzurüsten.

Eine andere Baustelle ist derzeit die Story. Dummerweise hängt das auch mit der grundsätzlichen Mechanik der Pilotentode zusammen. Die eher belanglosen Sätze, die der Pilot ab und an raushaut, bieten wesentlich weniger Identifikationspotenzial als Bemerkungen oder Antworten unseres Bordcomputers. In dem Zusammenhang wirkt es leider auch nicht wirklich konsequent, nach jedem Ableben einfach das Schiff aufrüsten zu können, sofern man genug Kohle hat. Unsere Pilotenfigur ist als reiner Avatar nicht wirklich brauchbar und wirkt inhaltlich ziemlich belanglos. Auch sonst ist die Spielhandlung derzeit eher im Aufbau. Zwar gibt es im Spiel zufällige Begegnungen oder Momente, in denen man Handlungsfetzen zumindest in Textform präsentiert bekommt, momentan will sich daraus aber noch keine richtige oder gar kontinuierliche Handlung entwickeln.

Spannender ist da tatsächlich das eigene Schiff. Seit dem Start der Preview ist hier der mittlere Jäger verfügbar, vor kurzem kam der leichte Fighter dazu und allem Anschein nach wird, Überraschung, ein schweres Schiff als nächstes folgen. Zusätzliche Schiffe müssen dabei erstmal gekauft werden, alternativ darf man sein sauber verdientes Geld aber auch in Upgrades stecken. Gerade in den ersten Spielstunden ist letzteres dann auch deutlich sinnvoller.

Das Roguelike Konzept von Everspace funktioniert auch im All. Gleichzeitig hat Rockfish Games noch reichlich Potenzial für zukünftige Verbesserungen. Das betrifft die Technik allerdings nicht wirklich. Everspace sieht schick aus und läuft durchgehend rund. Natürlich ist nicht jedes System gleich eindrucksvoll, das ein oder andere dafür aber umso mehr. Auch Soundkulisse und Sprecher machen bereits einen runden Eindruck. Bestenfalls der Musik könnte man nachsagen, dass sie belanglos vor sich hinplätschert oder sich unauffällig integriert. Generell lässt Rockfish hier aber nix anbrennen. Baustellen hat der Titel derzeit noch eher beim Gameplay. Gerade der Spieleinstieg sollte mit zukünftigen Updates besser ausbalanciert werden. Mit fortschreitendem Spielverlauf wird das weniger kritisch, kann den ein oder anderen aber anfangs ernsthaft frustrieren. Auch bei Story und Piloten darf sich gerne noch ein wenig tun. Letztere spielen, anders als das Schiff, derzeit nicht wirklich eine Rolle. Ob der Pilot nun lebt oder stirbt, ist damit aktuell ziemlich belanglos.

Gleichzeitig kann Everspace schon jetzt reichlich Spaß machen und das für eine schnelle Runde zwischendurch genauso gut wie für eine längere Session am Stück.