PGA Tour im Test: EA Sports Rückkehr auf den Golfplatz glänzt grafisch und hat nur wenige Defizite

Acht Jahre hielt sich EA Sports vom Golfplatz fern. Nach der Tiger-Woods-Reihe und dem 2015 erhältlichen Rory McIlroy PGA Tour wurde von dem Erfolgs-Entwicklerstudio kein Golfspiel mehr auf den Markt gebracht. PGA Tour 2K war über diese Zeitspanne die einzige Alternative – bis jetzt. Am vergangenen Freitag brachte EA Sports PGA Tour für die PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC auf den Markt. GAMINGNERD hat getestet, ob sich der Umstieg von PGA Tour 2K23 auf EA SPORTS PGA TOUR lohnt.

Wie es typisch für EA Sports ist, glänzt das Spiel zunächst einmal mit vielen Lizenzen. Der Entwickler bezeichnet das Game als die exklusive Heimat aller vier Majors im Golf der Herren – dem Masters Tournament, den PGA Championship, den U.S. Open Championship und den The Open Championship. Das Spiel bietet zur Veröffentlichung 30 Plätze. Diese sollen mit Hilfe von Drohnentechnologie und LiDAR-Helikoptern sehr realitätsnah abgebildet worden sein.

Zwar kann der Golf-Laie kaum nachprüfen, ob die legendären Golfplätze vom Augusta National Golf Club & Co. tatsächlich bis auf die letzte Bodenunebenheit wahrheitsgemäß nachgebildet wurden. Der Gesamteindruck ist allerdings sehr positiv. Die Grafik ist erheblich besser als bei PGA Tour 2K23. Dies bezieht sich einmal auf die Darstellung der Golfspieler, die deutlich detaillierter gezeichnet sind und nicht so klotzig aussehen wie bei 2K, aber auch auf die Golfplätze an sich.

Die Golfplätze überzeugen mit ihrer Farbenpracht

Die Golfplätze sind toll dargestellt und glänzen vor allem durch die Farbpracht, die einem das Gefühl gibt, man würde wirklich an einem Sommertag die schönsten Golfplätze der Welt erkunden. Auch die Darstellung der Zuschauer ist sehr gelungen. Diese sind nicht nur detailliert gestaltet, sie verhalten sich auch unterschiedlich. Manche verfolgen sehr interessiert das Geschehen auf dem Golfplatz, andere blicken eher auf ihr Handy.

Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Bewegungen der Zuschauer sich nach einer gewissen Zeit doch widerholen und sie nicht unbedingt immer passend zum Golfspiel reagieren. Aber das ist meckern auf sehr hohem Niveau. Was die optische Darstellung und Atmosphäre betrifft, ist EA SPORTS PGA TOUR vielleicht noch kein Hole-in-one, zumindest aber ein Birdie – also richtig gut.

Keine deutsche Sprache, keine deutschen Spieler

Weniger erfreulich ist aus deutscher Sicht, dass es anders als bei PGA Tour 2K23 keine deutsche Sprachfassung gibt. Alle Menüs und Erklärungen sind auf Englisch. Was man im Spiel ebenfalls vergeblich sucht, sind deutsche Spieler. Das ist allerdings nachvollziehbar, weil deutsche Golfspieler derzeit weit von der Weltspitze entfernt sind und selbst der zweimalige Major-Sieger Martin Kaymer längst nicht mehr ganz oben mitmischt.

Auch der berühmteste Golfspieler aller Zeiten, nämlich Tiger Woods, fehlt in dem Spiel. Dass noch einige weitere bekannte Namen nicht dabei sind, hängt damit zusammen, dass einige Golf-Stars zur Konkurrenzliga LIV gewechselt sind und die PGA daher keine Rechte mehr an ihnen hat. Dafür allerdings sind weibliche Spielerinnen und eine weibliche Kommentatorin in dem Game enthalten.

Die Steuerung dürfte sowohl Einsteiger wie auch Fortgeschrittene ansprechen. Vor dem Schlag lässt sich unter anderem auswählen, welchen Schläger man benutzen will, welche der insgesamt 20 Schlagtechniken zum Einsatz kommen und an welcher Stelle der Ball getroffen werden soll. Golfexperten können dadurch lange an ihrem perfekten Schwung feilen.

Einsteiger finden sich schnell zurecht

Das Gute ist aber: Notwendig ist das nicht. Wer einfach nur unkompliziert ein paar Bälle schlagen möchte, kann auf die vielen Einstellungsmöglichkeiten verzichten und einfach die vorgeschlagene Einstellung belassen. Der Golfschlag wird ausgerührt, indem man mit dem Stick nach hinten ausholt und diesen dann (möglichst gerade) nach vorne durchschwingt. Selbst Einsteigern gelingt es auf diese Art und Weise relativ schnell, auf Par zu spielen.

Diesen Vorteil hat dieses Spiel allerdings nicht exklusiv. Auf PGA 2K23 trifft selbiges zu. Ein Unterschied zwischen den beiden Spielen zeigt sich allerdings beim Putten: Während man sich bei PGA 2K vor dem Einlochen einmal eine Linie anzeigen lassen kann, die den prognostizierten Ballverlauf anzeigt, fehlt dies bei PGA Tour. Der Spieler ist umso mehr gefordert, anhand der Bodenunebenheiten und dem Wind den Ball richtig zu spielen. Mir persönlich fehlt die Linie nicht – aber das mag jeder anders beurteilen.

Bedauerlich ist, dass es in dem Spiel kein echtes Tutorial gibt. Dies hätte Einsteigern dabei geholfen, die Komplexität dieses Spiels und des Golfsports insgesamt besser zu verstehen. Dass gelegentlich (englischsprachige) Tipps eingeblendet werden, kann dieses Defizit nicht kompensieren. Zwar gibt es sogenannte Coaching Challenges, sodass man an seiner Schlagtechnik arbeiten kann. Allerdings sind das eher Mini-Spiele ohne einen echten Trainingseffekt.

Der Karrieremodus: Motivierend, aber eintönig

Für Einzelspieler dürfte der Karrieremodus im Vordergrund stehen. Dabei lässt sich ein eigener Golfspieler erstellen, mit dem der Spieler die Weltspitze anstrebt. Der User kann selber entscheiden, welche Turniere er spielt. Eine Infografik klärt darüber auf, inwiefern die verschiedenen Golfplätze mit den eigenen Stärken kompatibel sind. Der Karrieremodus bietet durchaus eine Langzeitmotivation, könnte aber mehr Vielseitigkeit haben.

Letztendlich spult der Spieler ein Turnier (entweder komplett oder in einer gekürzten Fassung) nach dem anderen ab und entwickelt zwischenzeitlich lediglich die Attribute seines Golfspielers weiter. Nebenschauplätze, zum Beispiel Rivalitäten zu anderen Golfspielern oder TV-Interviews, sucht man vergeblich. Möglicherweise sind das Aspekte, die in einem eventuellen Nachfolgerspiel integriert werden könnten.

Ansonsten bietet das Spiel eine gute Vielfalt an Modis. Diese reichen von den Herausforderungen, die von aktuellen und historischen Golfmomenten inspiriert sind, bis hin zu Online-Turnieren mit bis zu 16 Spielern.

Tolle Grafik, viele Lizenzen
Grafisch ist PGA Tour eines der schönsten Sportspiele aller Zeiten. Die Golfkurse sind so schön dargestellt, dass man kein Fan dieses Sports sein muss, um Lust auf ein paar Abschläge zu bekommen. Die Lizenzen für die großen Golfturniere und die Einsteigerfreundlichkeit sind ebenfalls Argumente für dieses Spiel. Das fehlende Tutorial und die englische Sprachfassung sind bedauerlich, aber damit lässt sich möglicherweise noch leben. Der Karrieremodus hätte allerdings wirklich vielseitiger sein können. Trotzdem ist PGA Tour ein sehr gelungenes Golfspiel, von dem man sich weitere Jahresversionen mit ein paar Verbesserungen wünschen kann.
Leserwertung38 Bewertungen
44
Pros
Die Lizenzen für die großen Turniere
Schöne Grafik, tolle Atmosphäre
Für Einsteiger und Profis geeignet
Cons
Kein Tutorial
Nur englische Sprachfassung
Karrieremodus ist etwas eintönig
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