Wie ich bereits in meinem Gamescom Fazit geschrieben habe, wachsen mir die kleinen Spiele immer mehr ans Herz. Die sogenannten Indie-Games haben auf Steam schon jetzt eine riesige Fangemeinde und mit der aktuellen Konsolen-Generation sind sie auch endlich im Wohnzimmer angekommen.
Die kleine Münchener Spieleschmiede Klonk Games war auf der Gamescom in Köln mit ihrem Werk Shift Happens vertreten, welches wir natürlich direkt angetestet haben. Die Stärken des Plattformers mit Puzzle-Elementen entfaltet sich vor allem im Zusammenspiel mit einem zweiten Spieler. Die hübsch gestalteten und abwechslungsreichen Level stellen einen nicht selten vor scheinbar unlösbare Hindernisse. Mit einem bisschen rumprobieren und dem ein oder anderen Fehlversuch haben wir während der kurzen Spielsession auf der Gamescom aber trotzdem alle Rätsel lösen können. Ein wirklich kurzweiliges und schon nach der kurzen Zeit sehr packendes Spiel, auf das wir uns schon jetzt sehr freuen.
Wir haben Mathias Neukam, Game- und Leveldesigner bei Klonk Games ein paar Fragen zu Shift Happens und die Arbeit daran stellen können.
Hallo Mathias, wie viele andere haben auch wir „Shift Happens“ auf der Gamescom anspielen dürfen. Wie ist das generelle Feedback auf euer Spiel nach der Messe? Immerhin berichten auch größere Seiten vermehrt darüber.
Mathias: Shift Happens ist wirklich immer sehr beliebt. Das schönste dabei ist, dass es sogar eine große, gemischte Zielgruppe anspricht. Der Look ist auf jeden Fall auffallend und für gewöhnlich sind gerade Frauen und Kinder sehr davon angetan. Bismo und Plom, unsere zwei Hauptcharaktere, sind sehr sympathisch und freundlich. Das Gameplay ist zusätzlich so einsteigerfreundlich, dass auch unerfahrene Spieler, wie z.B. Mütter oder Väter, ohne Probleme einen Spieleinstieg finden, aber zugleich auch so knifflig und herausfordernd, das geübte Spieler nicht sofort unterfordert und gelangweilt sind. Sprich Shift Happens ist weder ein reines „Kinderspiel“ noch ein schwerer „Hardcore“ Plattformer. Unser Ziel bei der Entwicklung von Shift Happens war ja immer, dass zusammen gespielt werden muss. Und vorallem das man dabei miteinander kommunizieren muss. Daher ja auch die Mechanik des Shifts, der beide Charaktere gleichzeitig beeinflusst und somit eine Kommunikation fast schon erzwingt. Ich glaube, dass das Spiel gerade deshalb so viel Anklang findet.
Wie muss man sich das vorstellen, wie läuft die Arbeit als kleines Entwicklerstudio an einem Spiel wie „Shift Happens“ ab?
Mathias: Klonk wurde direkt aus dem Studium mit 9 anderen Studenten gegründet. Das Konzept von Shift Happens haben wir aus dem Studium heraus mitgenommen und weiterentwickelt. Shift Happens ist somit unser „Baby“, unser erstes großes Projekt als Entwicklerstudio, dementsprechend ist jedem vom Team sehr wichtig, was ins Spiel kommt, wie es sich anfühlt und aussieht. Die Quality Assurance ist dadurch natürlich sehr hoch. Jeder steckt mit ganzem Herzen drin. Das führt natürlich zu viel Diskussion und Meinungsverschiedenheit aber bringt das Spiel immer weiter und macht es letzten Endes zu einem qualitativ hochwertigeren Produkt.
Mit „Shiftlings“ ist vor kurzem ein Spiel mit ähnlichem Spielkonzept erschienen. Wie unterscheidet sich „Shift Happens“ davon?
Mathias: Aus Entwicklersicht unterscheiden sich die beiden Spiele sehr voneinander. Mit dem völlig unterschiedlichen Grafikstil angefangen, bis hin zur Spielmechanik. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als wäre es „dasselbe“, erkennt man beim Spielen der Titel im direkten Vergleich, dass sie ein völlig anderes Spielgefühl erzeugen. Gerade die Rätsel bei Shiftlings drehen sich vor allem um den Schlauch, der die beiden Aliens miteinander verbindet. Er ist oft der Dreh- und Angelpunkt. Bei Shift Happens kann man sich gegenseitig heben und werfen, was eine völlig andere Dynamik ins Spiel bringt. Witzigerweise waren Rockpocket Games, die Entwickler von Shiftlings, direkt gegenüber von unserem Stand auf der Indie Arena Booth. Wir kannten uns schon vorher ein wenig durch Emailverkehr und haben uns auch über das gleiche Thema unterhalten. Für uns stand fest: Die Spiele sind völlig anders. Die Rockpockets sind uns als Team auch gar nicht so unähnlich: Sie sind ebenfalls „Indie“ und bestehen aus 10 Mitgliedern. Das interessanteste dabei ist, dass zwei doch so gleiche Ideen durch unterschiedlichen Input verschiedenster Personen, so anders werden kann.
„Shift Happens“ erscheint am 9. September per Early Access auf Steam, werden sich auch Konsolenspieler auf das Spiel freuen dürfen?
Mathias: Ja. Das Spiel wird auch auf XBOX One erscheinen. Weitere angestrebte Plattformen sind die PS4 und die WiiU, doch hier hat sich noch keine definitive Zusage ergeben.
Seit der aktuellen Konsolen-Generation um die Xbox One und PlayStation 4 sind Indie-Games jetzt auch so richtig auf Konsolen angekommen. Spürt ihr das immer weiter steigende Interesse an Indie-Games?
Mathias: Ja, sehr. Davon abgesehen, dass ich den Begriff „Indie-Games“ nicht mag, weil er mittlerweile als „Genre“ angesehen und oft nur noch mit schlechter Entwicklung und Pixelgrafik in Verbindung gebracht wird, finde ich es schön zu sehen, dass die Vielfalt an Spielen in den letzten Jahren wirklich zugenommen hat. Gerade die Gamescom 2015 dieses Jahr hat mit der Indie Arena Booth gezeigt, was für ein großes Publikum es auch für Indie-Games gibt. Und Indie-Games sind eben nicht nur „kleine Titel“. Mittlerweile gibt es wirkliche Große Spieleentwicklungen bei denen die Anzahl der Personen eines Teams die 10er Marke nicht überschreitet. Da wir ja auch direkt den Stand betreut haben, kamen somit auch viele Interessenten, die das Spiel gespielt haben und anschließend fragen darüber gestellt haben. Das war schön und zeigt mir, dass „Indie-Games“ keine Nische mehr sind und ein Interesse besteht.