Headsets – Frequently unasked Questions

Ob Online zocken oder guter Ton zu später Stunde, lautstärkeempfindliche Eltern oder Kinder, Headsets gehören mittlerweile bei den meisten Zockern zur festen Grundausstattung. Trotzdem wissen die meisten von uns nicht wirklich viel über die Kopfhörer mit Mikrofon. Warum auch? Soll ja in erster Linie gut klingen, gut passen und vielleicht auch noch schick aussehen? Tja, genau die ersten beiden Punkte sind das Problem. Alleine schon bei der Passform scheiden sich die Geister schnell, vom Sound mal ganz zu schweigen. Deswegen sollen die wichtigsten Fragen, die ihr euch vielleicht noch gar nicht gestellt hab, deren Antworten aber trotzdem nützlich sein können hier beantwortet werden.

Round 1: Ohrenwärmer versus Stöpsel

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Die ersten ganz großen Unterschiede finden sich direkt bei der Bauform. Besonders gängig sind bei Gaming-Headsets Over Ear Kopfhörer (für Angeber: Circumaural, da klingt ums Ohr herum doch richtig toll). Over Ears können, wenn sie denn richtig passen, lange Zeit bequem sitzen. Das mit dem Passen ist aber nicht immer so ganz einfach. Wie der Name schon sagt soll der Over Ear das Ohr umschließen, dabei aber nirgends drücken. Weil so ein Over Ear groß ist ist er meist auch etwas schwerer, also muss das Kopfpolster auch passen. Nicht immer so einfach.

Bei Gamingheadsets eher unüblich, bei PC Peripherie und neuerdings auch bei Smartphonehörern aber häufiger zu finden sind On Ears, manchmal auch unter der Bezeichnung Supraaural zu finden. On Ears findet man von billig mit Schaumstoffpolstern bis ziemlich teuer. Kinder der Achtziger kennen erstere Variante wahrscheinlich noch vom ersten Walkman. Und damit auch zwei grundlegende Probleme. Ein On Ear muss zwar nur bedingt zu den Ohren passen, darf dafür aber weder zu locker sitzen noch zu feste drücken.

Eher aus der mobilen Ecke kommen schließlich Earbuds und in Ears. Beide sitzen mehr oder weniger weit im Ohr. Gerade letztere bieten aber normalerweise mehrere ‘Stöpsel’. Wer nicht übermäßig empfindlich auf in Ears reagiert kann die also prima auf sich anpassen. Außerdem sitzen sie normalerweise ordentlich fest. Earbuds drücken oder drücken nicht, sitzen entwder fest oder fallen raus und damit hat es sich. Und was ist nun das richtige für mich? Ganz doof gesagt, das was passt und gefällt! Das beste Over Ear Headset bringt nix, wenn es einem nicht sitzt. Und noch weniger, wenn man generell keine Over Ears mag. Andererseits will auch nicht jeder was in den Ohren stecken haben.

Round 2: Offen versus Geschlossen

So ziemlich alle Kopfhörerformen gibt es ‘offen’ oder ‘geschlossen’.Headset Beyerdynamic-Custom-One-Pro-Plus

Ein offenes Headset (oder Kopfhörer) ist wie der Name schon sagt hinter dem Treiber offen, meist auch die Schallwand, also das Ding wo der ‘Lautsprecher’ drauf sitzt. Vorteil der Bauform gerade bei Over Ears, etwas weniger bei On Ears, entsprechende Hörer sind im wahrsten Sinne des Wortes luftiger, die Ohren werden nicht so heiß. Allgemein gelten offene Hörer auch als räumlicher. Das muss aber nicht immer so sein. Nachteil, es schirmt wenig bis gar nicht vor Umgebungsgeräuschen ab und die Umgebung nicht vor eurem Sound.

Die meisten Gamingheadsets sind allerdings geschlossen. Im Prinzip gilt hier denn auch genau das Gegenteil. Prima Ohrenwärmer aber eben auch ein gewisser Schutz vor Umgebungsgeräuschen. Natürlich schirmen nicht alle geschlossenen gleich gut ab, die Ohren werden auch nicht immer gleich warm, das ist also als Richtwert zu sehen. Sollte euch übrigens mal die Bezeichnung halboffen über den Weg laufen, nein, die liegen nicht dazwischen sondern sind einfach nicht ganz so offene Offene. Kleine Analogie dazu, Straßenlärm bei Fenster ganz auf, Fenster auf Kipp und Fenster zu. Erst wenn das Fenster zu ist wird es wirklich leiser. Generell bekommt man hier leider nix geschenkt und muss seine Prioritäten abwägen. Oder zwei verschiedene Headsets kaufen.

Round 3: 103dB versus 40mm

Die lieben technischen Daten. Überall stehen sie drauf, oft weiß man nur bedingt, was das jetzt wirklich heißt. Das fängt bei der Treibergröße an. Bei Over Ears gängig sind aktuell 40mm und 50mm Lautsprecher im Kopfhörer. Größer heißt hier aber nicht zwingend besser und auch nicht unbedingt lauter. Ganz große Treiber können unter Umständen sogar zu Hochtonproblemen führen.

In der Praxis sollte der Sound also einfach passen. Passt mir der Bass? Geht der Hörer laut genug ohne zu verzerren? Ist der Hochton mir zu schlapp oder zu scharf? Stimmt die Sprachverständlichkeit? Die beste Klangbewertung hilft am Ende nix, wenn der Sound einfach nicht gefallen will.

Dann wären da die Ohm oder Nennimpedanz. Die Ohmzahl bestimmt sozusagen, wie viel Saft am Ende ankommt. Sehr hohe Ohmzahlen heißen theoretisch erstmal, dass der Kopfhörer leiser ist. Der Verstärker muss also eigentlich mehr Saft liefern. In der Praxis sieht auch das oft anders aus. Hier spielt der sogenannte Kennschalldruckpegel rein, also wie laut ein Kopfhörer oder Headset bei einer bestimmten Leistung tatsächlich ist. Leider geben das nicht alle Hersteller an und wenn doch dann oft unterschiedlich. In der Praxis bleibt also auch hier meist nix über als ausprobieren.

Round 4: Wireless vs. Kabelsalat

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Unter HiFi Freaks fast schon eine Glaubensfrage aus Klanggründen. Bei Konsolen muss das nicht wirklich sein. Die meisten werden wohl entweder ihr Headset direkt in den Controller einstecken oder eben auf ein kabelloses zurückgreifen. In beiden Fällen wird der Sound eh wireless übertragen. Klanglich sind Wireless Headsets also nicht zwingend schlechter. Allerdings sind sie eigentlich immer teurer als gleich gute mit Kabel. Ihr wollt das Ding eh nur an PS4 und/oder One nutzen und die Kabel nerven? Dann spricht nicht wirklich was gegen ein Wireless. Es soll auch an Wii U, Vita und 3DS laufen? Ganz klar mit Kabel.

Definitiv beachten sollte man bei Wireless Headsets aber den Funktionsumfang. Es gibt z.B. kabellose Modelle mit Surroundsound, die genau den Surroundsound nur am PC bieten. Außerdem sollten nach Möglichkeit die Akkus auswechselbar sein. Andernfalls kann das schöne, teure kabellose in die Tonne, sollten sich die Akkus doch irgendwann verabschieden.

Round 5: Mic vs. Mike

Das Mikrofon. Immer ein Knackpunkt. Gibt es Störgeräusche, wie viel Umgebungslärm hört die andere Seite, wie ist die Sprachverständlichkeit? Bei Gamingheadsets üblich sind meist sogenannte Schwanenhalsmikros. Eher im Bereich mobiler Headsets findet man ins Kabel integrierte Mikrofone. Allgemein gelten erstere zwar als besser, können aber auch mal nervig sein. Ganz sicher sind sie schon lange kein Muss mehr. Gewisse Vorteile haben sie trotzdem noch. Kabelmikros können schneller mal über das Shirt rutschen und Störgeräusche verursachen. Außerdem haben Schwanenhalsmikros oft eine bessere Richtwirkung und nehmen alleine deswegen schon weniger Umgebungsgeräusche mit.

Wer nur ab und an chattet, von Mikros vor der Nase genervt ist oder eben was nicht nur zum Zocken sucht, der kann hier mittlerweile auch mehr und mehr Kopfhörer mit Kabelmikro finden. In Ear Headsets haben ohnehin so eines.

Round 6: Headset versus Headphone

Headset 10Warum kann ich eigentlich nicht meinen Kopfhörer als Headset benutzen? Oder mein supertolles PC-Headset? Muss es unbedingt noch ein Konsolenheadset sein?
Nö.

Braucht aber etwas Kabelsalat. PC-Headsets haben üblicherweise zwei Klinkenstecker, einmal Kopfhörer und einmal Mikro. Alle aktuellen Konsolen haben einen CTIA Stecker. Also brauchen wir einen Adapter. Kostet ein paar Euro. Für den Kopfhörer brauchen wir noch ein Mikrofon. Hier findet man vom Clip-On oder Lavaliermikrofon für ca. 10,-€ (Zalman ZM-mic1 und andere) bis zum Schwanenhalsmikro das am Kopfhörer befestigt wird alles mögliche.

Der größte Haken an der Sache ist in beiden Fällen das zusätzliche Kabelgeraffel. Beim besonders “highendigen”, hochohmigen HiFi Kopfhörer kann es auch sein, dass die Lautstärke nicht ausreicht und ein Kopfhörerverstärker nötig wird. Dann gilt natürlich abzuwägen, ob es den Aufwand wert ist. Leider fehlt hier allen Konsolen aktuell ein praktisches Feature der guten alten Xbox 360. Nämlich Chatton einfach ‘Über Lautsprecher’ auszugeben.

Round 7: Stereo versus Surround

Auch wieder oft eine Glaubensfrage, hört man Stereo oder mit Raumklang? Tatsächlich bietet Raumklang einfach die bessere Richtungsortung. Wie wichtig das ist hängt auch vom jeweiligen Spiel ab. Bei Rennspielen brauch ich das nicht zwingend, bei einem 2D Plattformer sowieso nicht, bei Ballereien aus der ersten oder dritten Person ist es dagegen schon sehr praktisch, eine saubere vorne/hinten Lokalisation zu haben.

Bei Headsets stoßen wir hier ganz schnell auf True Surround und Virtual Surround. Und True ist doch ganz bestimmt besser oder? Kurz gesagt, nein. Nicht ganz so kurz, das hat mit unserem Gehör zu tun. Für genaue Richtungslokalisation brauchen wir nämlich beide, bzw. die Unterschiede, die beide wahrnehmen. Die Langfassung finden Interessierte u.a. bei Wikipedia (ja, Kollege Weber) unter räumliches Hören und HRTF. Letztere brauchen wir gleich nochmal kurz. Ganz kurz.

Virtuelles Surround mit Kopfhörern simuliert eben genau diese Dinge. Die vermeintlich überlegenen True Surround Hörer tun das nicht. Und sie haben noch einen Nachteil, es stecken eigentlich immer kleinere Treiber drin, weil eben mehr rein müssen. Und weil es mehrere sind dürfen die auch nicht so superteuer sein.

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Die gängigsten Systeme im Konsolenbereich sind aktuell DTS Headphone X und Dolby Headphone. Weil Headphone X neuer ist finden wir das auch in den neuesten Surroundhörern. Auf dem Papier sieht Headphone X auch viel besser aus. Es kann nämlich mehr. Während Dolby Headphone noch mit mickrigen 7.1 auskommen muss emuliert Headphone X bis zu 11.1 Lautsprecher.

In der Praxis kann das leider etwas anders aussehen und das hat mit der doofen HRTF von oben zu tun. Die HRTF ist nämlich unsere Kopfbezogene Übertragungsfunktion. In kurz, jeder Kopf ist anders, deswegen hört jeder anders und unser biologischer Supercomputer biegt das ganz nebenbei alles wieder gerade, während er errechnet, wo denn all die Geräusche herkommen.

Und das heißt leider, dass verschiedene virtuelle Surroundverfahren bei jedem etwas unterschiedlich gut funktionieren.

In meinem Fall etwa ist die Richtungsortung mit Dolby Headphone eine nette Ecke genauer. Klanglich überzeugend fand ich die Dolby Lösung aber bisher nur bei angepassten Versionen wie von Turtle Beach. Wer das vor dem Kauf austesten will findet übrigens ein paar Demos bei Youtube, natürlich mit Kopfhörer oder Headset und unbedingt in Stereowiedergabe anhören.

Knock Out!

Sicher, das Thema ist etwas trocken. Dennoch lohnt es sich, auch mal etwas über den Tellerrand zu schauen. Das Superheadset für jeden gibt es leider nicht. Dafür sind Vorstellungen und Bedürfnisse alleine schon zu unterschiedlich. Ganz sicher gibt es aber für jeden etwas passendes. Wir werden in nächster Zeit noch ein paar wirklich unterschiedliche Headsets testen, die ihr vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hattet.