Happy Birthday: 25 Jahre PlayStation

Kaum zu glauben, aber es gab mal eine Zeit, in der Sony bei vielen als Underdog im Games Business galt. Die Platzhirsche hießen Nintendo und Sega. Konkurrenten, die mit neuen 32Bit Konsolen auf den Markt drängten, gab es gleich mehrere und Sony schien nur eines von mehreren Unternehmen zu sein, die, zumindest in den anderen Fällen, mit eher wenig Erfolg versuchten, sich ein Stück vom Konsolenkuchen zu ergattern. Die Herausforderer setzten fast alle auf CD-ROM’s und nahezu durch die Bank auf 32Bit Technik. Und verglichen mit Firmen wie der 3DO Company, Commodore oder Atari schien Sony tatsächlich spät dran zu sein. Stattdessen kann man heute wohl sagen, die Japaner machten nicht nur alles richtig, sondern legten direkt noch den Grundstein für die erfolgreichste Konsolenfamilie überhaupt.

GamingNerd History

Die Geschichte hinter der PlayStation kennt mittlerweile wohl längst jeder interessierte Videospieler. Anfangs als CD-ROM Laufwerk samt Zusatzchips für das SNES geplant, ähnlich Segas Mega-CD, konnten Sony und Nintendo sich in manchen Punkten nicht einig werden. Beide Unternehmen gingen getrennte Wege, Nintendo beauftragte Philips mit einem CD-Laufwerk, das nie erscheinen würde und Sony entwickelte die PlayStation, wie wir sie heute kennen.

Ein ganz wichtiger Punkt dabei war der Fokus auf 3D Grafiken. Das sollte sogar Schockwellen durch Segas Entwicklungsabteilung jagen, angeblich strickten die ihren Saturn noch mal auf den letzten Drücker zur vollwertigen 3D Maschine um, denn anfangs setzte Sega den Schwerpunkt wohl eher auf 2D Grafiken und FMV-Videos. Erste Screenshots zu Grafikdemos und Spielen im ganz frühen Entwicklungsstand wirkten so detailliert, dass selbst PC-Highlights wie Doom plötzlich nicht mehr so großartig aussahen, die Konsolenkonkurrenz von Atari, 3DO und Co. plötzlich sowieso schon antiquiert wirkte und Arcade Games wie Ridge Racer, die abertausende Euro teure Spezialhardware verwendeten, plötzlich ohne Abstriche möglich schienen. Damit nicht genug, die PlayStation sollte auch noch günstiger werden als 3DO und Co. Zugegeben, mit Preisen von anfangs 999,-DM konnten sich die meisten von uns den Interactive Multiplayer ohnehin erstmal nicht leisten, die Modulkonsole Jaguar wirkte wiederum schon von der Spieleauswahl so gar nicht überzeugend und dank Commodore-Insolvenz war das Amiga CD32 ohnehin ganz schnell kein Thema mehr.

Das Maß für Konsolenspieler blieben also erstmal SNES und Mega Drive, auch aus Kostengründen. Eine neue Konsole dürfte also nicht zu viel kosten. Wie der Flop Jaguar zeigte und der Erfolg des GameBoy genauso, es brauchte auch eine echte Killer App. Und die Grafikbombe der Zeit hörte eben auf den Namen Riiiidge Racer, nur mit weniger i’s. Tatsächlich sollte Ridge Racer erstmal ausreichen, um direkt zum ersten Tag des Japan-Starts über 100.000 Konsolen zu verkaufen. Zum Vergleich, der Atari Jaguar soll sich weltweit kaum mehr als 200.000 Mal verkauft haben, über seine gesamte Lebensdauer.

Nun mussten wir Europäer fast zehn Monate warten. Erst am 29. September 1995 sollte die PlayStation bei uns erschienen. Für stolze 599,-DM, was zwar nicht gerade wenig war, aber deutlich günstiger als Segas Saturn und mit besserer Grafik als jeder High End PC damals vorzeigen konnte. Klar musste ich die Wunderkiste im Releasezeitraum haben, wofür dummerweise mein Super Nintendo dran glauben musste und verkauft wurde. Aber dank WipEout, Tekken, dem für damalige Verhältnisse mit extrem realistischer Crash Physik überzeugenden Destruction Derby, Krazy Ivan und so einigen anderen Titeln, natürlich auch Ridge Racer, war der Haben-Will Faktor einfach zu groß. Dazu kam noch offensives Marketing samt abgedrehter Fernsehwerbung, die sich Sega oder Nintendo wohl nicht in dem Maß getraut hätten. Die PlayStation war anders, erwachsener als die ‘Kinderkonsolen‘ und deutlich potenter als der 486DX50, natürlich von Highscreen, an dem ich eh schon deutlich mehr Zeit verbrachte als mein Vater. Gut, der hätte auch nie Doom gespielt.

Entwicklerfreundlichkeit, Ergonomie und clevere Deals

Natürlich sieht man mit 15, 16 Jahren so einiges noch gar nicht wirklich. Wie Nintendo mit ziemlich harten Bandagen die Third Party Hersteller kontrollierte, das war uns kaum bekannt. Entwicklerfreundliche Hardware war für uns auch kein Thema. Ebenso wenig wie Deals hinter der Bühne. In der Praxis war das aber ein wichtiges Thema. Sony war gegenüber den Drittherstellern zum Beispiel deutlich offener als Nintendo, und konnte so beispielsweise Namco für sich gewinnen, mit denen Hiroshi Yamauchi, der langjährige Nintendo Präsident, es sich einige Jahre zuvor verscherzt hatte.

Genauso wichtig war zugängliche Hardware. Die PlayStation hatte zwar ein paar quasi schon eingebaute Grafikfehler, davon ab machte sie es Entwicklern aber in fast allen Punkten extrem viel einfacher, als beispielsweise Segas Saturn. Dazu kam noch, dass Sony vieles, wie Grafikbibliotheken, zur Verfügung stellte, was Spieleentwicklern das Leben einfacher machte. Genauso wichtig waren die richtigen Studio Zukäufe. So erwarb man mit Psygnosis eines der bekanntesten, britischen Studios, arbeitete eng mit amerikanischen Studios wie SingleTrac (u.a. Twisted Metal) zusammen und konnte gleichzeitig bei den großen, japanischen Publishern punkten, was in den Folgejahren sicher besonders wichtig werden würde. Dazu kamen noch andere smarte Deals. So sicherte sich Sony kurz nach Release des ersten Teils die exklusiven Konsolenrechte für die Tomb Raider Reihe auf Jahre hinaus. Der gute Draht zu den japanischen Publishern brachte letztlich so wichtige Rollenspielreihen wie Final Fantasy, Breath of Fire und schließlich Dragon Quest auf Sonys Konsole. Und gleichzeitig war Sony bereit, sehr viel Geld in Projekte wie Gran Turismo zu stecken. Hunderte lizensierte Autos und bekannte Musik in einem vergleichsweise simulationslastigen Rennspiel, wo andere Titel Fantasiewagen oder bestenfalls eine Handvoll Autos auf die Piste brachten, das war schon eine Ansage.

Auch in anderen Punkten war die PlayStation ein echter Vorreiter. Zwar nicht bei der Musik-CD Wiedergabe, auch wenn die ganz zu Beginn für manche ein netter Bonus war. Aber bei der Ergonomie setzte Sony Maßstäbe. So soll die Anzahl der Controllerprototypen insgesamt in die Hunderte gegangen sein. Ein ziemlich prominentes Bild zeigt beispielsweise 60 teils völlig unterschiedliche Dummies. Viele ohne Griffhörner, einige als anscheinend zweiteiligen Controller, aber offensichtlich mit Schwerpunkt auf Ergonomie. Ein anderes zeigt zwei PlayStations mit immerhin acht unterschiedlichen Controllern, alle schon mit den bekannten Griffhörnern. Und tatsächlich, auch wenn das Layout ziemlich direkt vom SNES geklaut war, in Punkto Ergonomie war der PlayStation Controller ein großer Wurf. Das wurde mit der späteren Addition von zwei Analogsticks und dann einer Rumble Funktion kein bisschen schlechter, was sich wohl auch darin widerspiegelt, dass uns die Form bis zum Dual Shock 3 weitgehend unverändert erhalten blieb. Und vier Schultertasten, die sind längst Industriestandard geworden. Das scheinbar in vier Teile getrennte Steuerkreuz, das aber unter der Frontabdeckung ganz konventionell aufgebaut ist, hat übrigens den schlichten Grund, dass Nintendo das kreuzförmige D-Pad 1985 pantentiert hatte und sich Konkurrenten deswegen etwas einfallen lassen mussten, um das Patent zu umgehen.

Schwarzbrennereien und der Kopfstand

Zugegeben, manches hat dem Erfolg der PlayStation sicher noch auf die Sprünge geholfen, das so nicht geplant war. Als CD-Brenner ab 1997 langsam aber sicher immer bezahlbarer wurden, machte das Kopien plötzlich deutlich leichter. In Verbindung mit dem Modchip, der eigentlich Importe abspielbar machen sollte, war der Kopierszene Tür und Tor geöffnet. Meine PS1 war natürlich auch gechippt, wobei der Grund dafür Resident Evil 2 hieß. Ich kaufte sogar noch fleißig Originale, etwas sämtliche Final Fantasy Teile oder Gran Turismo 2. Kopieren war aber zum Jahrtausendwechsel so sehr Gang und Gäbe, dass ich Kopien teilweise geschenkt bekam, wenn ich etwas von Freunden ausleihen wollte. Für arme Schüler war es natürlich ohnehin verlockend, einfach etwas in der Videothek auszuleihen und zu kopieren, statt 100,-DM für ein Spiel auf den Tresen zu legen. Die spannende Frage ist, ob es den Verkäufen überhaupt geschadet hat. Wenn man bedenkt, dass sich gerade späte Titel noch millionenfach verkauften und oft besser, als ihre Vorgänger, dann lautet die Antwort wohl ganz klar nein. So viele Millionenseller wie auf der PlayStation hatte bis zur PlayStation 2 auch keine andere Konsole, auch wenn das vermutlich bestverkaufte PS1 Spiel, Gran Turismo ‘nur‘ auf etwas über zehn Millionen Einheiten kommt und damit nicht auf den gleichen Erfolg, wie manche Nintendo Titel.

Leider zeigte sich bei den ersten Baureihen nach einiger Zeit auch, dass die Hardware manche Macken haben konnte. Die ersten Baureihen konnten unter Umständen im Sommer zu warm werden, was dann zu Problemen und zum Absturz führen konnte. Auch das Laufwerk litt unter der Wärme, die übrigens vom Netzteil und nicht von den Prozessoren verursacht wurde. Spätere Baureihen verstärkten deswegen die Abschirmung und setzten das Laufwerk auf die rechte Seite um.

Wer so eine ältere PlayStation besaß, der war nach einiger Zeit oft gezwungen, die Konsolen hochkant zu stellen oder auf den Kopf zu drehen, damit sie die Spiele noch richtig lesen konnte. Als Early Adopter hatte ich natürlich genau so ein Gerät. Irgendwie lief die dank diverser Maßnahmen wie zusätzlichen Luftlöchern im Bereich des Netzteils am Ende aber trotzdem zehn Jahre lang.

Meilensteine und Klassiker

In ihrer elfjährigen Bauzeit sollte die PlayStation am Ende die erfolgreichste Heimkonsole überhaupt werden, auch wenn sie dann später von der zweiten und erst kürzlich der vierten Generation überholt wurde. Nintendos N64 sollte nie auch nur ansatzweise so erfolgreich sein, was unter anderem an Sonys gutem Draht zu Third Party Entwicklern und der größeren Offenheit lag, aber auch an knallharten Geschäftsentscheidungen und knackigem Preiskampf. Segas Saturn wurde, auch durch Segas eigene Fehler, schon nach kurzer Zeit geschlagen. Und auch der Nachfolger Dreamcast sollte von der ab 2000 als PSOne verkauften Sony Konsole deutlich überlebt werden.

Zum Großteil lag das natürlich an den Spielen. Neben Arcade Ports wie Ridge Racer konnte bereits zum Europa Release WipEout überzeugen. Der zweite Teil war ein Jahr später sogar noch mal deutlich besser. Das lag neben der guten Musikauswahl und dem damals herausragenden Design auch am erstklassigen Fahrgefühl, dem Streckendesign und der Tatsache, dass die F-Zero meets Mario Kart Mischung einfach erstklassig funktionierte. Ebenfalls 1996 erschien Resident Evil. Eigentlich kannten manche von uns das Spielprinzip schon von Alone in the Dark, so wirklich neu war Resi also nicht. Dafür machte es nahezu alles deutlich besser, ob Präsentation, Spieldesign oder Grafik. Auch wenn die Panzersteuerung mittlerweile ein Graus ist und die B-Movie Dialoge oft unfreiwillig komisch wirken, damals war das ein echter Meilenstein. Mit Tomb Raider erschien auch ein vollwertiges 3D Action Adventure, ein Konzept, das vorher einfach nie wirklich gut funktioniert hatte, jetzt aber voll aufging und mit seinem weiblichen Indiana Jones Verschnitt popkulturell auch noch extrem erfolgreich werden sollte.

Final Fantasy VII war natürlich ein weiterer Meilenstein auf der PlayStation und nebenbei ein harter Schlag für Nintendo. Mit Exklusivtiteln wie Metal Gear Solid konnte Sonys Konsole tatsächlich bis zum Generationswechsel immer wieder punkten. Obendrein bekam man oft Ports von PC-Spielen. Doom, Descent und sogar Star Wars: Dark Forces fanden ihren Weg ebenso auf die Konsole wie Warcraft 2, Command & Conquer oder Diablo. Und natürlich Wing Commander 3 und 4. Oder Star Wars:Rebel Assault 2. Auch wenn die Zeit der FMV Schießbuden ziemlich schnell wieder vorbei war.

Leider sind viele 3D Titel extrem schlecht gealtert, oft natürlich wegen der Grafik, aber genauso oft wegen der Steuerung. Neben ein paar Vs. Fightern wie Soul Blade sind es vor allem arcadige Rennspiele, die sich immer noch ordentlich spielen, natürlich gerade auch Ridge Racer und WipeEout 2097. Viel interessanter sind heutzutage aber 2D Titel. Viele gute Shoot em Ups wie Raiden Project oder Raystorm lassen sich für die PlayStation finden. Run & Gun Titel wie Rapid Reload, zum Release von den meisten ignoriert, oder auch 2D Action Adventures wie die beiden Oddworld Titel oder Alundra. Natürlich machen auch viele Rollenspiele bis heute eine gute Figur, nicht zuletzt Final Fantasy IX. Aber sogar bei klassischen Point & Click Adventures findet man einige, etwa die Discworld Trilogie oder Baphomets Fluch. Einige Titel, etwa das gute, aber bockschwere Hearts of Darkness, bekommt man bis heute selbst in gutem Zustand für nen Appel und ein Ei. Andere, wie Rapid Reload, sind mittlerweile vergleichsweise teuer. Viele dieser Spiele sind aber heute immer noch einen Blick wert, auch wenn sie nie so sehr im Fokus der Aufmerksamkeit standen.

Ein Meilenstein für sich war übrigens die beiliegende Demo CD, ich weiß nicht, wie viele Stunden ich alleine mit der T-Rex Grafikdemo verbracht habe und wenn man dem Internet glauben darf, dann war ich damit nicht der einzige. Also dann, Happy Birthday, PlayStation!