Nachdem die ersten beiden Jahre die Halle Münsterland in Münster der Treffpunkt der Rollenspiel-Fans war, findet die Role Play Convention aufgrund des großen Erfolgs seit 2009 in den Kölner Messehallen statt. Wer mich ein wenig kennt, wird sich vielleicht wundern, warum ausgerechnet ich mich auf der RPC rumgetrieben habe. Ich bin schließlich nicht unbedingt als Rollenspiel-Enthusiast bekannt und immerhin war Fallout 4 mein persönlicher Fehlkauf im vergangenen Jahr.
Kleine aber feine Convention
Wenn man sich bisher nur auf der Gamescom und dem Vorgänger Games Convention rumgetrieben hat und das erste Mal auf der RPC zugegen ist, wird sich vermutlich über die Größe der Messe wundern. Neben einem kleinen Außengelände finden sich in gerade mal zwei Hallen die Stände der zahlreichen Aussteller wieder. Allerdings bedeutet das nicht, dass wenig geboten wird.
Auf der gesamten Fläche bekommt man die vielen Facetten der Rollenspiele dargeboten: Von aktuellen Videospielen aus dem RPG-Genre, über zahlreiche Tabletop-Aussteller mit ihren detailverliebten Kreationen, bis hin zu Pen & Paper, Brett- und Kartenspiele oder LARPer (Live Action Roleplaying), die sich in Showkämpfen duellieren oder die Besucher mit Schaumstoffwaffen zum Mitmachen einladen. Ein großes Thema ist naturgemäß auch das Cosplay auf Messen dieser Art. Neben vielen tollen und teilweise beeindruckend aufwändigen Kostümen aus Star Wars, Overwatch & Co., gab es auch Workshops zu diesem Thema und zahlreiche Stände, um seine nächste Kostümidee zu verfeinern oder zu perfektionieren. Ich selbst habe bisher wenig Berührungspunkte mit Cosplay, finde es aber immer wieder erstaunlich, wie viel Zeit und Aufwand Cosplayer in die Kostüme stecken, um sie so originalgetreu wie möglich nachzubauen.
Mein Hauptaugenmerk lag aber natürlich aufgrund der Natur von GamingNerd auf die gezeigten Videospiele. Die Review zu The Surge hatten wir ja bereits vor einigen Tagen veröffentlicht und das Urteil von Dominik und Christoph zum Spiel von Deck 13 war durchaus positiv. Noch unentschlossene Spieler hatten auf der RPC nochmal die Möglichkeit das Spiel ausgiebig anzuspielen. Am gleichen Stand konnte ebenfalls Kingdome Come: Deliverance angespielt werden, das im Mittelalter angesiedelte Rollenspiel, auf das unser Redakteur Michael schon seit längeren wartet. Am meisten Platz nahmen allerdings die Spiele The Elder Scrolls Online, wozu demnächst die Erweiterung Morrowind erscheint, Final Fantasy XIV Online und das vom deutschen Studio Piranya Bytes in der Entwicklung befindliche Science-Fantasy Rollenspiel Elex ein.
Ihr fragt euch jetzt sicher: Waren etwa keine Schauspieler dort, die in weltbekannten Serien oder Filmen irgendeine Nebenrolle gespielt haben? Natürlich waren sie das. Beispielsweise Rob Morgan (Luka Cage, Daredevil, Stranger Things), Sarah Louise Madison (Doctor Who), Ian Beattie (Game of Thrones) oder Daniel Logan, der in Star Wars Episode II den kleinen Boba Fett spielte, saßen für die Fans parat. Für 19 Euro konnte man sich dort ein Autogramm abholen und für 25 Euro sogar einmal mit dem Star fotografieren lassen. Um ehrlich zu sein war der Andrang dort relativ gering und man konnte recht zügig die Schlange hinter sich lassen.
Fast wie ein Klassentreffen
Besonders positiv aufgefallen ist mir die Stimmung auf der Messe. Sie wirkt fast wie ein Klassentreffen von Gleichgesinnten. Die Besucher gehen respektvoll miteinander um und die Cosplayer erfüllen gerne jeden Fotowunsch. Um wieder diesen Vergleich zu ziehen, auf der Gamescom läuft das etwas anders ab. Zwar gibt es auch dort rücksichtsvolle Gamer, aber insgesamt geht es dort nach dem Motto „Ich zuerst“ ab und der Ellenbogen wird auch ausgepackt wenn nötig. Am liebsten als Erstes in der Schlange stehen, wenn das nicht klappt, wird gerne vorgedrängelt und wenn ich mal dran bin, dann ist es mir auch egal, wenn hinter mir noch welche warten. All das konnte ich angenehmerweise auf der RPC nicht beobachten.
Die entspannte Atmosphäre wie auf der RPC sucht man in den großen Hallen der Gamescom vergebens. Insgesamt lädt die RPC aber auch mehr zum Mitmachen ein. Wie bereits erwähnt, gibt es Workshops beispielsweise in der Herstellung von Lederwaren, um sich seine eigenen Utensilien als Accessoire oder fürs Cosplay-Kostüm herzustellen. An den Ständen der Karten- und Brettspiele gibt es zahlreiche Möglichkeiten die ausgestellten Spiele zu spielen. So fand ich es beispielsweise faszinierend, wie unter Anleitung 12 völlig fremde Menschen im Kreis saßen und das Spiel „Werwölfe“ spielten, bei dem ein Erzähler eine Geschichte erzählt und man gemeinschaftlich herausfinden muss, wer in der Gruppe Werwolf ist und wer nicht.
Auch die Wahrsagerin wusste nicht, wann Half Life 3 kommt.
Den entspannten Gesamteindruck rundete schlussendlich der Mittelaltermarkt auf dem Außengelände ab. Neben zahlreich passenden Ständen vom Dr. Seltsams Absinth-Kontor, der Grillbude mit riesigen Zyklopenspieß, der Bier-Taverne mit dem ziemlich süßen Met-Bier, bis hin zur Wahrsagerin, die leider auch nicht die Frage klären konnte, wann denn endlich Half Life 3 auf den Markt kommt, waren auch viele Krambuden vertreten, wo man Ocarinas, Schmuck und diverse andere Dinge erstehen konnte. Durch das sonnige Wetter, den sommerlichen Temperaturen und der Untermalung von Live-Musik herrschte regelrechte Volksfeststimmung auf dem Außengelände.
Für mich war die Role Play Convention 2017 in Köln ein voller Erfolg und ich werde sicherlich auch im kommenden Jahr wieder zur Messe schlendern, wenn sich die Rollenspieler und Cosplayer ein “Stelldichein” in der schönsten Stadt am Rhein geben.