Wenn ich Early Access höre rümpfe ich normalerweise instinktiv die Nase. Ein Spiel, welches sich noch in der Entwicklung befindet, für das ich jetzt schon zur Kasse gebeten werde. Im Grunde also eine Art Beta, für deren Zugang ich allerdings bezahlen muss. Normalerweise wiederstrebt es mir, für jemanden die Qualitätssicherung zu machen und dafür auch noch bezahlen zu müssen. Oder habe ich dadurch viel mehr das Privileg, noch Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen? Egal, das soll nun hier nicht das Thema sein und könnte doch tatsächlich ein andermal thematisiert werden. Hauptsächlich bin ich auf Konsolen unterwegs aber hin und wieder zieht es mich doch an den heimischen PC zurück und an die schiere Masse an Auswahl im Steam Store. Gerade wenn ich nach Indie Perlen Ausschau halte, ist in Steam, Kickstarter und Co wohl die erste Anlaufstelle. So kam es, dass ich auf Dead Cells des französischen Teams von Motion Twin gestoßen bin. Ein Spiel, bei dem ich nur mal kurz reinschauen wollte, da der Early Access Zugang 16,99 € kostet. Gut das man bei Steam ein Spiel unter zwei Stunden Spielzeit auch wieder zurückgeben kann. Dumm nur, wenn man das Spiel um 20 Uhr anfängt und dann nach ein paar Runden auf die Uhr schaut und es 1 Uhr morgens ist. Zwar ist Dead Cells aktuell lediglich für den PC im Early Access verfügbar, gibt es aber bereits Berichte, dass Dead Cells auch auf Xbox One, PlayStation 4 und Nintendo Switch kommen soll. Ein Grund mehr über diese Roguelike Indie Perle zu berichten.
@motiontwin Nous avons un rêve bleu … Pas très secret ! 😉#deadcells #Ninentdo #Switch pic.twitter.com/5ZTg1v2PyE
— GeekORama (@Geekorama_Team) May 10, 2017
Jede Zelle meines Körpers ist glücklich
Naja, fast. Schließlich übernimmt ein schleimig grüner Zellhaufen eine frisch geköpfte Leiche. In unserem ersten Durchlauf begegnen wir noch einem Ritter, der uns den ein oder anderen Hinweis gibt. Wir sind auf einer Insel gefangen und kämpfen uns nach und nach durch verschiedene Stages. Ob sich hier Storymäßig noch mehr entwickelt, ist offen, allerdings geht es in einem Roguelike nicht wirklich zwingend um eine Geschichte. Hier kann man ganz Klischeehaft mit der Phrase: „Der Weg ist das Ziel!“ um sich schmeißen. Schließlich starten wir jedes Mal, wenn wir ableben wieder im Kerker.
Was Dead Cells so besonders macht ist das Gameplay in Kombination mit der Steuerung. Typisch für einen Action Sidescroller können wir springen und rollen. Mit einem Doppelsprung erreichen wir auch höher gelegene Stellen. Gegnerischen Angriffen können wir mit einer Rolle geschickt ausweichen. So können wir mehr Distanz zwischen uns und den Gegner bringen oder direkt in seinen Rücken gelangen. Gepaart mit unseren Bewaffnungen tüfteln wir verschiedene Taktiken aus. Jede Nahkampfwaffe bedarf eines komplett eigenen Timings und man kommt mit reinem Buttonsmashing nicht wirklich weit. Bis zu fünf Gegenstände können wir mit uns führen. Davon sind zwei Waffen, zwei Gadgets in Form von Fallen, Granaten und ähnlichem und ein Slot für ein Artefakt. Die Waffen sind bereits jetzt im Early Access schon sehr umfangreich. Neben verschiedenen Schwertern finden wir auch Hammer, Speer und in bester Castlevania Manier eine Peitsche. Aber auch Distanzwaffen finden sich in unserem Arsenal wieder. Bögen, Armbrüste und Wurfmesser wie auch Magie. In Kombination mit Fallen und Granaten können wir uns durch Horden von Gegnern schnetzeln. Durch die meisten getöteten Gegner bekommen wir Gold und Zellen. Mit Gold können wir beim Händler neue stärkere Ausrüstung kaufen oder aber Goldtüren öffnen. Wollen wir den Sold in Gold den Türen nicht zahlen, können wir diese alternativ auch aufbrechen, werden dann aber mit einem Fluch belegt und müssen mit Blut bezahlen. Der Fluch bedeutet für uns den Tod sobald wir Schaden erleiden und ist nur zu brechen in dem wir eine bestimmte Anzahl an Gegnern besiegen.
Loot, Loot, Loot
Mit den Zellen können wir nach jedem Abschnitt bei einer zwielichtigen Gestalt unsere Ausrüstung verbessern oder weitere freischalten. Um neue Ausrüstung freischalten zu können müssen wir allerdings vorher die entsprechenden Baupläne finden. Sollten wir es mit den Bauplänen und gesammelten Seelen nicht schaffen eine Ebene abzuschließen, verlieren wir diesen Fortschritt. So haben wir nach und nach immer mehr Ausrüstung zur Verfügung, welche stetig stärker wird. Es lohnt immer, Ausschau nach neuen Waffen und Gegenständen zu halten, da diese im Spielverlauf immer stärker werden. Ein weiteres Gameplay Element ist zwar bereits rudimentär vorhanden, hier fehlt es aber noch an ein wenig mehr Abwechslung. In die Actionreiche Zellsuppe wird neben Roguelike Elementen noch ein wenig Würze mit Metroidvania Elementen hinzugefügt. So gibt es aktuell zwei Fähigkeiten die wir im Kampf erwerben können und uns danach für immer zur Verfügung stehen. Zum einen eine Ranke die wir an bestimmten Stellen wachsen lassen können und ein Teleportzauber den wir an Götzen einsetzen können. Beide geben uns die Möglichkeiten in neue Gebiete vorzustoßen. An gewissen Stellen können wir sogar Runen finden, die wir aktivieren können. Dadurch öffnen sich kleine Herausforderungsräume, in denen wir unter Zeitdruck meistens komplett schadenfrei bestehen müssen. Als Belohnung winken zusätzliche Zellen, Gold und häufig auch ein Bauplan.
Mit dem letzten Update ist kleiner Herausforderungsmodus hinzugekommen. Jeden Tag gibt es eine neue zufällig generierte Challenge in der ihr euch unabhängig vom Hauptspiel gegen Freunde und allen anderen Spielen messen könnt. Der Progress aus dem Hauptspiel nimmt dabei keinen Einfluss bei der täglichen Herausforderung, so dass alle Teilnehmer auf dem selben Stand sind. Auch hier wählt ihr zwischen zwei Waffen zu Beginn aus und müsst euch dann immer weiter kämpfen, wobei die Zeit dabei eine entscheidende Rolle spielt. Ein Zähler schnellt in die Höhe, wenn wir möglichst viele Gegner in kurzer Zeit erledigen, was sich positiv auf den Punktezähler auswirkt.
Der zeitlose Pixellook wird immer häufiger für Indies verwendet. Dennoch hat Dead Cells einen etwas eigenen Look. Die leicht dreidimensionalen Figuren ragen aus dem Hintergrund hervor. Effekte wie Feuer, Blitze oder Giftwolken heben sich schön ab und es ist wirklich ein befriedigendes Gefühl, wenn sich der Gegner über den Boden verteilt. Die Ebenen sind klar voneinander zu unterscheiden und man bekommt durch die zufällig generierten Abschnitte immer wieder neue Kost. Selbst die Soundkulisse kann bereits jetzt für jede Ebene mit einem eigenen Track aufwarten und das bringt mit schneller gezupfter Gitarre einen Hauch von Mittelalter und eine ordentliche Geschwindigkeit mit. Auch die Soundeffekte für Waffen und Granaten machen Spaß und sind stimmig. Aktuell kann Dead Cells mit elf verschiedenen Stages, zwei Boss Gegnern, über 50 Waffen und Gadgets und einem sich bereits fertig anfühlenden Gameplay aufwarten und mitreißen. Ich freue mich jetzt schon unheimlich, das fertige Spiel in den Händen zu behalten.