Angry Nerd – Die Crux mit verschlossenen Truhen

Wer kennt es nicht? Fröhlich pfeifend wandern wir durch die Einöde oder springen von Dach zu Dach. Man ist in einem Open World Spiel unterwegs, sammelt Gegenstände und löst Rätsel, dann auf einmal kommt ein kleines eckiges Ding daher. Häufig mit Eisen beschlagen und mit einer kleinen Öffnung versehen, in der wir zu meist einen metallenen Gegenstand hineinstecken können und durch drehen eben jenes Frässtückes ein leises Klick ertönt. Natürlich sind verschlossene Kisten gemeint.

In Assassins Creed kann man neben Attentaten auch diesem wunderschönen Minispiel fröhnen und im richtigen Moment einen Knopf drücken

Sie enthalten häufig weitere Sammelgegenstände, gute Ausrüstung oder auch einfach mal nur Müll. Ob die Spieleentwickler unsere kleptomanische Veranlagung ausprägen wollen oder einfach nur ärgern möchten, bleibt wohl ein ungelüftetes Mysterium. Allerdings scheint fest zu stehen, dass Entwickler Minispiele, um die meist metallenen Versiegelungen aufzubrechen, für ein valides Mittel zum Zweck halten. Das Ganze gilt natürlich nicht nur für Kisten, sondern ganz klar auch für alles andere was sich versiegeln oder abriegeln lässt. Warum muss ich unbedingt mit Dietrichen in den Schlössern rumstochern? Wieso muss ich jetzt schon wieder eine Heerschar an Quick Time Events überwinden, um dieses lästige kleine, mir den Weg versperrende, Stück Metal zu öffnen oder die Tür zu hacken?

Pipe Mania war schon 1989 unterhaltsam. In Bioshock ist es eher nervig

Vom klassischen Dietrich in die richtige Richtung drücken, über die einzelnen Zähne im Schloss hochdrücken bis hin zu Minispielen die in vergangenen Tagen als vollständige Puzzle Spiele durchgingen, ist in der heutigen Welt der Videospiele so ziemlich alles vertreten. Die Entwickler haben im laufe der Zeit eine Fülle an verschiedenen Rätselmechaniken erfunden um die Spieler dieses kleine „Erfolgserlebnis“ zu geben, welches das Spiel nach vermeintlich 100 Anwendungen der Mechanik so ungemein aufwertet. Natürlich, bei dem ein oder anderem Spiel gehört es einfach dazu oder macht einen wirklich großen Teil des Spiels aus, bei anderen Spielen ist es einfach nur lästig. Ich bin immer froh, wenn ich mich dieser lästigen Minispiele entledigen kann, die doch meistens nur dazu dienen die Spielzeit zu verlängern und meinen Spielfluss stören. Konkrete Beispiele sind wohl Mass Effect, das aktuelle Fallout oder Bioshock. Der erste Teil der galaktischen Oper hat mich mit seiner QTE-Mechanik schier zur Verzweiflung gebracht.

In Prey müssen wir unter Zeitdruck durch ein Labyrinth navigieren.

Nicht weil ich es nicht geschafft habe, sondern weil es einfach nur lästig war, die vier Knöpfe schnell nach aufblinken zu drücken. Hat man sich dann doch mal verdrückt hatte man die Wahl: Speicherstand laden oder einfach drauf sch**** und weiter gehen. Ich habe mich meist für letzteres entschieden. Wenn ich die Möglichkeit hatte, gab es ja immer noch das Universalgel, mit dem man das Minispiel aushebeln konnte. Im Steampunk Shooter Bioshock hat man sich dann sogar dafür entscheiden ein Spiel aus vergangenen Tagen einzubauen. Jeder der Bioshock gespielt hat, wird es kennen. Pipemania, ein altes Puzzle Spiel, wird dazu missbraucht mich von der nächsten Ballerei abzuhalten. Für die die es nicht kennen: Pipemania ist ein Puzzlespiel in dem es gilt mit verschiedenen Röhrenteilen einen Weg zwischen Zwei festgelegten Punkten zu bauen. Dabei müssen wir durch geschicktes legen der vorhandenen Röhrenteilen eine Strecke erstellen. Der Puzzler an sich ist ja schön und gut, in Bioshock störte es mich aber doch immens und trotzdem gehört Bioshock zu einem meiner Lieblingsshooter. Das vorhandene Geld wird einfach für Soforthacks an den Läden ausgegeben, damit ich mich nicht weiter mit dieser lästigen Mechanik auseinander setzten muss. Wenn ich dann doch mal Lust habe ein Rohr zu verlegen lade ich mir Pipemania oder einen entsprechenden Klon auf mein Handy.

Bioware hat sich bei Mass Effect Andromeda wohl gedacht, dass Sudoku ein innovatives Rätsel wäre, um die Alientechnologie zu knacken.

Aber auch das allseits beliebte Dietrichspielchen mit den beiden Analogsticks sind häufig einfach nur zeitraubend. Macht man es nicht richtig zerbricht im besten Fall auch unser Dietrich und wenn es dann noch unser letzter war, dann würde man sich am liebsten ne Brechstange besorgen. Was tut man stattdessen? Man sucht sich neue Dietriche. Am besten ist dann am Ende in der Truhe auch nur ein Bündel Dietriche und man würd am liebsten die Kiste mit einem deftigen Tritt wieder zuschlagen. Die aktuellsten Beispiele für nervige Schlossmechaniken sind wohl Mass Effect Andromeda und Prey. In Mass Effect Andromeda haben wir das Privileg, zum öffnen der Alienanlagen ein Sudoku lösen zu dürfen. Himmel…. Wenn ich nen Zahlenrätsel oder Symbolrätsel lösen möchte, dann kauf ich mir ein Heft im Kiosk. In Prey dürfen wir dagegen einen auf Dr. Bibber machen und eine Kugel unter Zeitdruck durch ein Labyrinth bewegen. Ich für meinen Teil könnte auf diese Schlossmechanik verzichten, ein einfaches langes drücken auf einen Knopf würde es in den meisten Spielen auch tun. Wer jetzt sagt, ja das ist aber doch ein Element des Spieldesigns und soll Backtracking und andere Elemente ermöglichen, dem soll gesagt sein, ja in manchen Punkten ist es vielleicht sogar sinnvoll aber es gibt häufig andere Möglichkeiten die einfach besser funktionieren und ich für meinen Teil kann einfach auf die meisten Schlossmechaniken verzichten.