Die Fans der Formel 1 fiebern diesem Tag schon lange entgegen: Am heutigen Freitag ist F1 24 von Codemasters und EA Sports erschienen. Der Storymodus „Breaking Point“ wurde gestrichen, dafür gibt es einen neuen Karrieremodus. GAMINGNERD hat das Autorennspiel bereits getestet.
Codemasters und EA Sports müssen Jahr für Jahr ein Spagat vollbringen. Das Spiel F1 will einerseits die Sim-Racer ansprechen, die teilweise mehrere tausend Euro für ihr Lenkrad bezahlt haben, muss aber auch die Gelegenheitsspieler mit dem Controller erreichen. In diesem Jahr wurde dennoch versucht, einen kleinen Schritt in Richtung Simulation zu machen.
Die Aufhängungen wurden überarbeitet und sollen die Gewichtverlagerungen noch realistischer darstellen. Die Aerodynamik und die Power Unit sind ebenfalls optimiert worden. Sogar die Motorbremse wurde in das Spiel integriert, sodass das Energiemanagement ein Faktor ist.
Gutes Fahrverhalten, enttäuschender Funkverkehr
Wie sich das auswirkt? Das Auto fährt sich etwas realistischer und direkter. Vor allem bei Regen hat sich das Spiel weiterentwickelt. Allerdings geht es nicht nur darum, so schnell wie möglich zu fahren. In F1 24 ist es wichtiger als je zuvor, dass man die Reifen und auch die Power Unit managt. Es kann schon einmal passieren, dass sich der Renningenieur meldet und dazu auffordert, den Motor zu schonen.
Apropos Funkverkehr: EA Sports hat bei der Ankündigung groß damit geworben, dass es nun Original Funksprüche der Formel-1-Stars gibt. Diese Neuerung ist allerdings enttäuschend. Pro Fahrer gibt es nur sehr wenige Funksprüche, die auch nicht immer zu einem passenden Zeitpunkt eingespielt werden. Als Renningenier meldet sich weiterhin der deutschsprachige „Jeff“. Hier ist der F1 Manager 2024 wesentlich besser, weil hier der komplette Funkverkehr über Original-Aufnahmen vonstatten geht.
Ansonsten allerdings gelingt es F1 24 erneut, viel Formel-1-Atmosphäre zu versprühen. Zwar gibt es in der Formel 1 Saison 2024 keine neuen Strecken und auch keine neuen Fahrer, weshalb hier keine Neuerungen notwendig waren. Dafür aber wurden die Strecken von Silverstone, Spa, Jeddah und Katar noch einmal überarbeitet. Besonders Silverstone und Spa sehen nun deutlich besser aus und gehören somit zu den schönsten Strecken im Spiel.
Die F1 World, über die sich verschiedene Herausforderungen meistern lassen, hat sich gegenüber F1 23 nicht großartig verändert. Es ist davon auszugehen, dass im Verlaufe des Jahres immer wieder neue Challenges hinzugefügt werden. Mir persönlich gefiel zum Beispiel immer besonders gut, wenn echte Formel-1-Stars wie Max Verstappen und Charles Leclerc im Spiel eine Zeit vorgelegt haben und man sich mit ihnen messen konnte.
Der Story-Modus „Breaking Point“ ist verschwunden. Ich persönlich bedauere das sehr, weil mich die Geschichte mit all den Zwischensequenzen und den glaubhaft dargestellten Persönlichkeiten sehr ansprach. Allerdings war dieser Modus nach wenigen Stunden durchgespielt.
Der Karrieremodus: In die Haut von Max Verstappen schlüpfen
Die Entwickler sind offenbar um mehr Langzeitmotivation bemüht und bauten daher einen neuen Karrieremodus ein. Der Spieler kann entscheiden, ob er direkt in der Formel 1 oder in der Formel 2 beginnt und sich in die Königsklasse des Motorsports hocharbeitet. Die Karriere lässt sich nicht mit einem selbst erstellten oder einem echten Fahrer bestreiten.
Grundsätzlich gilt es, mit guten Leistungen auf der Strecke bessere Verträge auszuhandeln und (besonders wichtig) Anerkennung zu bekommen. Insbesondere die Rivalität unter den Teamkollegen spiegelt sich nun im Karrieremodus wieder. Der Pilot, der schneller ist und somit mehr Anerkennung einheimst, wird als Nummer-1-Fahrer anerkannt, kann mehr Einfluss auf die Entwicklung des Fahrzeugs nehmen und bekommt eventuell früher ein Fahrzeug-Upgrade. Zudem gibt es auch Rivalitäten zu anderen Fahrern, die auf einem ähnlichen Niveau fahren wie man selber.
Eine Neuerung sind die Teammeetings, bei denen man von Mitarbeitern verschiedener Abteilungen (Windkanal, Rennstrategie, Power Unit etc.) kurz- oder langfristige Ziele vorgesetzt bekommt. Erreicht man diese, gibt es Belohnungen. Die Vielseitigkeit des Spiels ist hier beachtlich, allerdings besteht die Gefahr, dass einem die verschiedenen Ziele, Statistiken und Werte erschlagen. Dafür ist die optische Darstellung gut. Die Fahrer, die zum Beispiel vor dem Rennen beim Teammeeting vor ihrem Monitor sitzen, sehen realistisch aus.
Ein wichtiger Punkt in dem Spiel sind die Vertragsgespräche: Diese finden diesmal nicht erst zum Jahresende statt, sondern sind ein fortlaufender Prozess im Verlaufe einer Saison. Dabei werden immer wieder die gemeinsam festgelegten Ziele überprüft oder angepasst. Zudem gibt es Geheimverhandlungen mit anderen Teams. Hier kann man frei entscheiden, ob man sich die Angebote anhören möchte oder nicht. Kommt das heraus – und das ist mir gleich beim ersten Mal passiert – wirkt sich das negativ auf die Anerkennung innerhalb des Teams aus.
Es gibt noch drei weitere Karriere-Varianten: Den altbekannten MyTeam-Modus, in dem man auch als Teamchef aktiv ist. Den neuen Challenge-Karriere-Modus, der praktisch eine episodische Spielvariante des Karrieremodus ist. Und eine Zwei-Spieler-Variante des Karrieremodus. Hier können zwei Spieler online entweder als Teamkollegen oder als Konkurrenten auf die Rennstrecke gehen.
Insgesamt gelingt es dem Karrieremodus sehr gut, den Spieler immer wieder mit neuen Aufgaben herauszufordern. Allerdings wäre es schön gewesen, durch Interviews, Pressekonferenzen oder Zwischensequenzen noch mehr Atmosphäre in das Spiel einzubringen. Dies ist allerdings Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau.