Ori and the Blind Forest für die Xbox One im Test

Was gibt es nicht alles für tolle Dinge, die aus Österreich stammen? Unsere freundlichen Nachbarn aus den Bergen schenken der Welt neben tollen Dingen wie Kaiserschmarrn oder Arnold Schwarzenegger nun auch noch ein Videospiel. Die Moon Studios entführen Xbox One-Spieler auf eine fantastisch-schöne Reise rund um das namensgebende Lichtwesen und Waisenkind Ori. Es verschlägt euch durch dunkle Wälder, windige Täler, finstere Höhlen und auf verschneite Berggipfel. Der Hintergrund eurer Reise ist eine traurige Geschichte, die ihr gleich zu Beginn des Spiels erlebt. Überhaupt kommt die Geschichte um das kleine Irrlicht Ori absichtlich recht minimalistisch aus, überzeugt aber mit einigen Wendungen und Überraschungen. Es sind aber vor allem die tolle Optik, die emotionalen Momente und der traumhafte Soundtrack, die Ori neben dem reinen Gameplay zu einem echten Überflieger machen. Ich habe mich für euch auf das Abenteuer in den Wald der Welt Nibel begeben und erlebte Verzückung, Wut und Trauer.

Die Traurige Geschichte hinter Ori and the Blind Forest

Das Spiel heimste im Vorfeld auf vielen Messen einiges an Lorbeeren ein und ist eines der am meisten erwartetsten Xbox One-Titel im Jahr 2015 – obwohl es nur ein reiner Download-Titel ist. Bei Ori and the Blind Forest handelt es sich um ein sogenanntes Metroidvania mit Fokus auf Jump´n´Run-Elementen und einigen leichten RPG-Einschlägen. Wie der Name schon verrät, schlüpft ihr in die Rolle des Lichtwesens Ori. Gleich zu Beginn des Spiels nehmt ihr als Spieler Anteil am traurigen Schicksal unseres kleinen Helden. Denn Ori ist der letzte seiner Art und liegt, mit dem Tode ringend, in der Dunkelheit des Waldes. Zu seinem Glück findet ihn das lustig-tollpatschig aussehende Wesen Naru, nimmt ihn auf und zieht ihn wie sein eigenes Kind auf. Die beiden werden beste Freunde und unterstützen sich gegenseitig im Überlebenskampf in der Welt des mehr und mehr von der Dunkelheit verschlungenen Waldes. Überall wuchern tödliche Dornenranken, das Wasser ist ungenießbar geworden und die Bewohner des Waldes werden aufgrund der Dunkelheit zu Feinden. Die Erzählweise des Schicksals der beiden ist – wie eingangs erwähnt – absichtlich minimalistisch genial und genau deshalb berührt einen das baldige traurige Schicksal von Naru auch nach so kurzer Zeit. Und so zieht Ori in die Welt hinaus, um dem Wald das Licht zurückzubringen und die Bewohner von Nibel vor ähnlichen Schicksalen zu bewahren.

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Die Fähigkeiten hinter Ori and the Blind Forest

Kurz nach seinem holprigen Aufbruch erhält er Unterstützung einer kleinen Lichterfee, die ihm fortan mit Rat und Tat zur Seite steht – dem Spieler also die Steuerung und Moves erklärt. Diese gestaltet sich am Anfang eurer Tour noch recht simpel. Ori kann lediglich rennen, springen und sich mit einer flammenden Blitzattacke, dem Geisterblitz, vor feindlichen Übergriffen schützen. Für ausgeschaltete Gegner bekommt ihr Lichtpartikel, die im Spiel als Erfahrungspunkte herhalten. Habt ihr genug gesammelt und die Anzeige einmal gefüllt, erhaltet ihr einen Fähigkeitspunkt, den ihr im dreigliedrigen Skill-Tree ausgeben dürft. Der erste Bereich widmet sich den zusätzlichen Verbesserungen von Ori selber. So erhaltet ihr beispielsweise beim Speichern Energie zurück, könnt irgendwann in sauberem Wasser atmen oder lernt statt des Doppelsprungs sogar noch den äußerst praktischen Dreifachsprung. Der zweite Ast bezieht sich auf die Entdeckernaturen. So könnt ihr eure Punkte auch für das bessere Finden der Items spezialisieren. Dadurch werden euch zum Beispiel sämtliche Kristalle zur Verbesserung eurer Energie und eurer Lebenspunkte auf eurer Karte angezeigt. Der letzte und längste Weg konzentriert sich voll auf die Kampffertigkeiten Oris; mehr Schaden und schnellere Nutzung durch den Geisterblitz oder höherer Explosionsradius der Stichflamme.

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Der Weg ist immer das Ziel

Wie bei einem Metroidvania typisch bleiben euch in der ersten Zeit viele Wege erst einmal verwehrt. Euch fehlen einfach die speziellen Fertigkeiten, die man benötigt um bestimmte Areale im Wald betreten zu können. So erreicht ihr nach Erhalt des Doppelsprungs bald Gebiete, die ihr mit dem einfachen Sprung nicht überwinden konntet. So offenbaren sich euch nach und nach immer mehr Wege und ihr seid gefordert eure neuen Talente geschickt zu kombinieren und einzusetzen, um zum nächsten Zielort zu gelangen. Im späteren Spielverlauf zerstört ihr bröckelige Wände, schwingt euch über feindliche Geschosse in ungeahnte Höhen oder könnt Wände hinauf laufen und euch in bester Spider-Man-Manier an ihnen festklammern und dort verharren. Ab der Hälfte des Spiels werden diese Geschicklichkeitspassagen zudem recht anspruchsvoll. Toll dabei ist, dass die Moon Studios ihrer Kreativität bei der Puzzle- und Levelgestaltung freien Lauf gelassen haben und somit atemberaubende Spielmomente auf den Bildschirm zaubern. Ohne cleveres Kombinieren eurer Fähigkeiten kommt ihr bald nicht mehr weiter. Der Aufbau der einzelnen Abschnitte ist dabei perfekt durchdacht und offenbart euch herrlich viele und gute Ideen. So lohnt es sich, jeden Abschnitt nach Erhalt aller Fähigkeiten erneut zu besuchen, um auch alle Geheimnisse zu entdecken. Und davon gibt es reichlich. Einige Passagen, besonders die drei Fluchtszenen des Spiels, werdet ihr jedoch unfreiwillig einige Male wiederholen müssen, da sie zusätzlich zum fiesen Zeitdruck noch ein wenig Trial and Error erfordern und euch nicht zwischendrin speichern lassen. Unfair ist das Spiel dabei aber zu keinem Zeitpunkt.

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Angenehm positiv fällt vor allem die Steuerung auf. Punktgenaue Sprünge und die volle Kontrolle über unseren kleinen Freund Ori gehen prima von der Hand und lassen euch wunderbar leichtgängig durch die Welt flitzen. Kleinerer Verbesserungsvorschlag wäre vielleicht eine etwas höhere Anzahl an Gegnertypen. Skillt ihr zudem eure Kampf-Fertigkeiten spät im Spiel, stecken die Gegner relativ viel Schaden ein und erschweren die Kämpfe daher. Sehr selten hat das Spiel auch kürzere Slowdowns; diese halten sich aber in der Anzahl wirklich in Grenzen. Speichern könnt ihr prinzipiell an jeder Stelle des Spiels, vorausgesetzt ihr habt genug Energie übrig und steht auf festem Grund. Neben einer Lebenspunkte-Anzeige verfügt Ori nämlich noch über eine Energie-Anzeige. Einmal Speichern kostet euch einen Energie-Kristall, die an bestimmten Stellen im Spiel aufgefüllt werden können. Energie wird außerdem durch eure Spezialattacken verbraucht. Ein sinnvolles Haushalten ist also unabdingbar notwendig um nicht zu sehr in Bedrängnis zu geraten.

Fazit

Ori and the Blind Forest ist ein wunderschön anzusehendes Metroidvania der klassischen Schule und bietet auch für erfahrene Spieler eine ordentliche Herausforderung. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass Ori and the Blind Forest auch mit seinem Gameplay und dem Leveldesign so klar überzeugen kann. Hier haben die Moon Studios grandiose Arbeit abgeliefert und euch erwartet eine Welt voller toller knackiger Pad-Akrobatik bei den abwechslungsreichen Sprungpassagen, einige Kopfnüsse bei der Wegfindung und eben eine wunderbare Atmosphäre rund um die traurige Geschichte von Ori und den Wald von Nibel. Den klasse Soundtrack gibt es noch oben drauf. Die Investition der zwanzig Euro sollten es jedem Besitzer einer Xbox One daher wert sein. Ori and the Blind Forest verbindet tadelloses Gameplay, geniales Leveldesign, rührendes Story-Telling und wohl eine der besten und schönsten 2D-Grafiken aller Zeiten zu einem grandios guten Gesamtpaket. Daher mein Rat: Unbedingt zugreifen, am besten Urlaub nehmen und in diese herrliche Welt abtauchen.

Ori and the Blind Forest
Grafik/Präsentation
92
Story/Atmosphäre
85
Gameplay
92
Spielspaß
92
Leserwertung8 Bewertungen
33
90