Tippen ohne Tipp-Ex – Xbox One Chatpad im Test

Ein Chatpad? Wirklich? Das ist doch sowas von 2007. Wozu brauch ich das in Zeiten von Smartglass und Xbox App? Ist doch viel praktischer wenn ich beim Zocken Nachrichten nebenbei lesen und schreiben kann. Oder eben per Touchscreen navigieren. Oder etwa nicht?

So ungefähr war mein erster Gedankengang zu Microsofts kleinem Zubehör. Vom Bedarf überzeugt war ich definitiv nicht. Obwohl es natürlich auch gewisse Vorteile bei physischen Tasten gibt, die auch immer direkt und ohne Gekrame nach dem vielleicht gar nicht so smarten Mobiltelefon erreichbar sind. Gerade deswegen war ich allerdings neugierig das Chatpad in der Praxis und umfassend zu testen. Und der Frage auf den Grund zu gehen, ob so ein Zubehör eigentlich noch zeitgemäß ist.

Die Verpackung und LieferumfangXbox-One-Chatpad 1

Wer die nicht ganz so kleine grüne Schachtel genau beäugt, oder online die Produktbeschreibung durchliest, stellt erstmal fest, dass neben dem Chatpad auch ein Chat Headset, ein USB Kabel und unfassbarer Weise sogar eine dreiteilige Anleitung den Weg in die Verpackung gefunden haben. Letztere besteht aus dem nicht gerade bunt illustrierten Quickstart Guide, einem vielsprachigen Zettelchen das auf ein nötiges Controllerupdate hinweist und der ebensolchen, umfangreichen aber nicht wirklich informativen Langanleitung. Mittleres brauchen wir natürlich für Controllerupdates, davon ab sticht nur die sehr geringe Länge von ca. 50cm ins Auge. Bleibt ersteres, das Chat Headset. Das ist insofern eine kleine Überraschung, als es bis auf schwarze Farbe und CTIA-Stecker einz zu eins dem 360 Chat Headset gleicht und nicht dem neueren Xbox One Modell.

Klanglich tut sich hier aus meiner Sicht nicht wirklich viel, beide erfüllen ziemlich problemlos ihre Funktion. Trotzdem ist mir die alte Variante etwas lieber weil höhenverstellbar, mit biegbarem Mikrofon und vor allem beidseitig tragbar dank wirklich frei drehbarem Mikrofon. Davon ab kann der klassische Regler am Kabel auch ein Vorteil sein, wäre da nicht das Chatpad. Und nein, das ist gar nicht negativ gemeint, aber dazu später mehr.

Das Chatpad im Detail

XBox-One-Chatpad 5

Zeit für das Objekt der leicht gestiegenen Begierde. Das Chatpad. Das macht bereits optisch einen grundsoliden Eindruck, daran ändert auch die Haptik nix. Mit 57 Gramm ist es zwar nicht wirklich schwer, erhöht das Gewicht des mit Akkus bestückten Controllers aber um runde 20 Prozent.

Augenfällig sind ein CTIA-Klinkenstecker an der Unterseite und sämtliche Tasten die man vom Chatadapter kennt. Kurzum, das Chatpad macht alle alten Xbox One Controller fit für Standard Headsets, bietet aber auch den Komfort des Adapters für neue Controller. Und das ganz nebenbei.

Kennern des Xbox 360 Messenger Kits fällt aber noch etwas auf, links und rechts der Leertaste gibt es keine Pfeiltasten mehr. Stattdessen sind die beiden Drücker mit X1 und X2 gekennzeichnet. Wer sich jetzt wirklich die Mühe gemacht hat wenigstens in den Quickstartguide zu schauen weiß bereits, dass diese beiden Tasten relativ frei mit verschiedensten Funktionen belegt werden können. Der Rest findet es beim obligatorischen Blick ins Menü heraus. Standardmäßig vorkonfiguriert sind die beiden übrigens mit Screenshot erstellen und Aufzeichnen. Praktisch für alle virtuellen Hobbyfotografen. Genauso gut lässt sich aber Nachricht senden oder Party anzeigen einstellen.

Noch was ist anders als früher, die Nummerntasten haben die gleiche Größe wie alle anderen. Alles zusammen sorgt allerdings auch dafür, dass es zwischen den Tasten, anders als beim Vorgänger, keine Lücken mehr gibt. In der Praxis stört das beim tippen aber absolut nicht, auch weil alle Tasten eine leichte Wölbung haben.

Ergonomie und Handling

Xbox-One-Chatpad 6Damit sind wir auch schon beim Handling und der Ergonomie.Wer das Chatpad an den Controller steckt stellt fest, dass es am Übergangsbereich eine leichte Stufe gibt. Flache Übergänge wären hier zwar schöner, würden aber die Gefahr ausbrechender Kanten erhöhen, vielleicht der Hauptgrund warum sich Microsoft dagegen entschieden hat. In der Praxis stört die kleine Stufe denn auch nicht wirklich. Davon ab macht das Chatpad sich am Controller ganz gut, auch auch das Mehrgewicht stört nicht wirklich. Schreibarbeit geht mit etwas Übung gut von der Hand. Dazu tragen auch die sauberen Druckpunkte der Kunststofftasten bei, überraschender Weise hat die Leertaste übrigens gleich zwei Schalter links und rechts was auch hier eine saubere Funktion garantiert. Etwas gewöhnungsbedürftig können (Sonder-) Zeichen und Umlaute sein, die über die grüne und orangene Funktionstaste genutzt werden. Die Farbcodierung macht den Aufbau zwar völlig nachvollziehbar, man muss sich aber erstmal an die, durchaus logische, Position der jeweiligen Zeichen gewöhnen. Trotzdem kann man mit etwas Eingewöhnungszeit auch ‘blind’ tippen, beim Touchscreen geht das mangels haptischem Feedback eher schlecht. Um wirklich bequem zu tippen muss auch geringfügig umgegriffen werden. Das liegt einfach an der Position so ziemlich aller Chatpads, die immer recht weit unten zwischen den Griffhörnern sitzen, ist in der Praxis aber völlig unkompliziert.

Aber braucht man das nur zum Chatten? Genau an der Stelle ist der große Knackpunkt. Das Chatpad kann überall zur Texteingabe genutzt werden. Ob es im Spiel ist, bei der Eingabe von Guthaben- und Downloadcodes, in der Suche, im Edge Browser oder anderen Apps mit Texteingabe. Gerade den Edge Browser hatte ich mir einmal angesehen und dann mangels Bedienbarkeit nicht mal mehr mit der Kehrseite angesehen. Mit Chatpad ist es vielleicht nicht so gut wie mit Maus und Tastatur, aber vernünftig von der Couch aus bedienbar. In der Praxis ist der Browser so vergleichbar gut wie der Wii U Browser nutzbar, dabei aber wesentlich schneller.

Textnachrichten sind ohnehin schneller geschrieben. Mit etwas Eingewöhnung auch schneller als per Smartphone. Und eben ohne das erst rauskramen zu müssen.

XBox-One-Chatpad 4

Auch die beiden X-Tasten mit ihrer ziemlich freien Konfigurierbarkeit überzeugen in der Praxis ziemlich schnell. Die Wunschfunktion, ob nun Screenshot oder Textnachricht, ist so viel schneller erreicht oder eben mit einem Tastendruck komplett erledigt. Gerade wenn man eine actionreiche Szene ablichten will sehr praktisch. Erst recht wenn ein Spiel beim Bildschirmfoto nicht pausiert, der ein oder andere dürfte das von Dark Souls kennen.

Da fehlt aber noch was, nämlich die Funktionalität als Headset Adapter. Und zwas als vollwertiger Stereo Adapter. Damit kann das Chatpad exakt die Funktionen eines immerhin 20,-€ teuren Zubehörs übernehmen, und das komplett. Masterlautstärke, Mikrofon Mute, Chatlautstärke und Spiellautstärke, alle haben ihre eigene Taste. Da diese auch alle außen liegen sind sie zu jeder Zeit problemlos erreichbar. Auch qualitativ muss man gegenüber dem Adapter keine Abstriche machen.

Sicher, wer eh die neueren Controller mit Klinkenstecker verwendet gewinnt hier ‘nur’ Komfort. Davon aber eine ganze Menge. Gerade Situationen in denen der Umweg übers Menü besonders stört. Der einzige Nachteil gegenüber dem Stereo Headset Adapter ist dabei tatsächlich die Größe des Chatpads. Ersterer kommt nunmal einfach kleiner und leichter daher.

Xbox One Chatpad 7

Auf die Laufzeit des Akkus geht der gesamte Funktionsumfang dabei übrigens nicht großartig. Gerade mit eingestecktem Headset konnte ich bisher keine großen Unterschiede zwischen Controller mit und ohne Chatpad feststellen. Das mag auch daran liegen, dass die ziemlich praktische Beleuchtung nach drücken einer Taste nur für wenige Sekunden aktiv ist falls man nicht weitertippt.

Braucht man das? Tja, was braucht man überhaupt? Sicher, im Prinzip gehen alle Funktionen auch ohne physische Tastatur. Sei es nun mit Smartglass oder mit Controller und virtueller Tastatur oder eben einigen Umwegen übers Menü. Von daher ist das Chatpad erstmal kein Must Have Zubehör und wird wohl bei wenigen Zockern oben auf der Wunschliste stehen. Tatsächlich hätte es aber viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Anders als der Stereo Headset Adapter, den ich nach wie vor völlig überteuert finde bekommt man erstmal sehr viel für sein Geld. Unter anderem eben dessen kompletten Funktionsumfang. Wer eines der neueren Xbox One Bundles ohne Headset gekauft hat bekommt das hier auch direkt mit dazu.

Dazu gesellt sich dann ganz nebenbei die überraschend praktische Tastatur. Denn die macht sich auch im Zeitalter von Smartphones und Apps wirklich gut. Die saubere und sehr robuste Verarbeitung tut dabei ihr übriges. Microsofts Chatpad mag erstmal kein Must Have sein. In der Praxis ist es ein ungemein nützliches und wirklich geldwertes Zubehör.

Fazit

Theoretisch unnötig, in der Praxis praktisch. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe das Chatpad unterschätzt. Und zwar ordentlich. Zu einem guten Teil liegt das auch am Mehrwert, den das aktuelle gegenüber seinem Xbox 360 Vorgänger liegt. Es liegt aber auch an der Menge an Apps und Eingabefelder, in denen man hiermit wirklich Vorteile hat. Ganz nebenbei bezahlt man für das Chatpad weniger als für den Headset Adapter und ein Chat Headset, der Preis ist also mehr als fair. Ich persönlich will würde mittlerweile ungern darauf verzichten. Eben weil es einfach praktisch ist.

Xbox One Chatpad
Optik
82
Verarbeitung
91
Handling
85
Zuverlässigkeit
92
Leserwertung0 Bewertungen
0
88