Test: Monsterjagd mit Evolve auf der Xbox One

Mit Vorschusslorbeeren in Form von zahlreichen Auszeichnungen und Awards von vergangenen Videospiele-Messen wurde endlich die Multiplayer Monsterjagd Evolve der Turtle Rock Studios auf uns los gelassen. Die Turtle Rock Studios, bekannt für die Left 4 Dead-Reihe, wollten mit Evolve den nächsten Schritt der Evolution und einen eSport tauglichen Multiplayer-Shooter entwickeln. Ob sie das geschafft haben, zeigen wir euch in unserem Test.

Vier gegen einen, Mensch gegen Monster!

Wie in den meisten Online Shootern, ist auch in Evolve die Story hinter dem ganzen Spiel eher nebensächlich und vernachlässigbar. In diesem Fall gehen vier menschliche Jäger auf die Jagd nach einem bis zu zwei Stockwerke großen Alienmonsters, welches versucht auch die letzten intakten Einrichtungen in der fernen Kolonie auf dem Planeten Shear zu zerstören. Und genau das müssen die Jäger verhindern, indem sie dem Monster den Garaus machen. Vier Jäger, gegen ein Monster, wobei alle fünf Figuren von menschlichen Spielern gesteuert werden können. Das ist das Rezept von Evolve.

Das Team der Jäger besteht immer aus einem Schützen, der die größte Feuerkraft und besitzt und somit den meisten Schaden mit seinen Waffen bewirken kann, einem Fallensteller, dessen Stärke es ist das Monster aufzuspüren und festzusetzen, einem Sanitäter, der erlittenen Schaden der Team-Mitglieder wieder heilen kann, und einem Unterstützer, der seine Mitspieler dabei hilft mehr Schaden anzurichten, aus der Gefahr zu entkommen oder dem Monster ganz den Garaus zu machen.

Diese Vorgaben und Konzept ziehen sich durch alle vier im Spiel enthaltenen Modis: Rettung, Nest, Verteidigung und den Hauptmodus Jagd. Mal müssen Überlebende Personen vom Planeten Shear gerettet, mal Eier des Monster zerstört oder die Betankung eines Raumschiffes verteidigt werden. Keiner der Modi ist aber so motivierend, ausgefeilt und so viel Platz ein wie der Jagd-Modus. Daher wird es in unserer Review vorwiegend darum gehen. Auch weil sich Spielelemente von Modus zu Modus wiederholen.

Im Jagd-Modus müssen die Jäger in meist sehr düsteren und Dank der CryEngine sehr lebendig wirkenden und hervorragend aussehenden Arenen verhindern, dass das Monster ein Stromrelais zerstört oder es gleich ganz töten. Zu Beginn einer jeden Runde ist das Monster eher Schwach auf der Brust und muss sich durch töten und fressen von in der Map verteilten Wildtieren weiter entwickeln. Erst wenn sich das Monster zwei Stufen hochgefressen hat, ist es in der Lage das Stromrelais anzugreifen und zu zerstören. Um die Runde für sich zu entscheiden, kann das Monster natürlich auch die Jäger töten, aber je nachdem wie diese sich anstellen und zusammen arbeiten, kann das als Monster in niedrigeren Evolutions-Stufen einem Himmelfahrtskommando gleichkommen.

Ohne Taktik geht es nicht!

Auch wenn man es anfangs vielleicht noch anders versucht, es ist als Jäger zwingend notwendig im Team vorzugehen. Alleingänge enden meist übel für den Jäger, sofern die restlichen Team-Mitglieder nicht schnell genug zur Stelle sind und außerdem schadet man auch dem gesamten Team damit. Nichts ist nerviger, wenn ein Sanitäter Jagd auf das Monster macht, anstatt seine Team-Mitglieder von erlittenen Verletzungen zu heilen. Denn nur wenn jedes Team-Mitglied seine Rolle einhält und die individuellen Stärken einsetzt, hat man eine Chance als Sieger aus der Arena zu gehen. Besonders Anfänger sollten sich allerdings von anfänglichen Misserfolgen nicht entmutigen lassen, denn nach eigener Erfahrung ist die Lernkurve sehr steil und man lernt schnell die vielen Facetten der Monsterjagd kennen und richtig einzusetzen.

Denn genau wie das Monster auch, haben alle Jäger vier spezielle Fähigkeiten, die richtig eingesetzt enorm effektiv sein können. Damit man auch ganz genau weiß, was jeder Jäger und Monster so drauf hat, wird beim ersten Benutzen das jeweilige Tutorial-Video abgespielt, welches sehr gut veranschaulicht, was die jeweiligen Waffen des Jägers beziehungsweise Angriffs-Methoden des Monsters so drauf haben. Mit fortschreitender Spieldauer und mehr Erfahrungen werden diese immer stärker und die Durchschlagskraft von Jäger, aber auch dem Monster erhöht sich und Spezialfähigkeiten, als auch Skins und neue Charaktere können so freigeschaltet werden. Dabei ist zu beachten, dass es nötig ist alle Fähigkeiten des jeweiligen Jägers beziehungsweise Monsters gleichermaßen einzusetzen. Denn sind nicht alle Ziele für die nächste Stufe erreicht, bleibt einem die nächste Stufe verwehrt.

Wenn man all das beherzigt und Mitglieder in seinem Team hat, die das ähnlich sehen, dann entfaltet Evolve seine volle Stärke und es entwickeln sich von Duell zu Duell sehr rasante und abwechslungsreiche Schlachten zwischen Monster und Jäger.

Besonders positiv finde ich, dass die Spielweise zwischen Monster und Jäger so unterschiedlich ist. Sie kommen fast zwei verschiedenen Spielen gleichen und drehen sich im Laufe des Duells fast um 180 Grad. Während man sich als Jäger zu Anfang auf einer Treibjagd befindet und das Monster anhand von Spuren auf dem Boden, aufgeschreckten Vögeln, Zerstörungen der Umgebung oder selbst gelegten Fallen versucht aufzuspüren, befindet sich das Monster mit einem Vorsprung von 30 Sekunden auf der Flucht vor den Jägern, um sich zu stärken und Mächtiger zu werden. Je nach Geschick und Fähigkeiten der Spieler, vor allem von dem jenigen, der das Monster steuert, kann es schon mal passieren, dass man minutenlang durch die schön gestalteten Maps hetzt und sich nicht begegnet. Besonders hilfreich dabei die Jäger auf Abstand zu halten ist für das Monster das Wittern, welches per Tastendruck ausgelöst wird und ähnlich wie ein Radar Jäger, aber auch potentielle Beute, in der näheren Umgebung hervorhebt. Hat das Monster allerdings die Stufe drei erreicht, wendet sich das Blatt schnell. Jetzt sind die Jäger plötzlich die gejagten und müssen ihre speziellen Fähigkeiten in Kombination mit taktischen Vorgehen so einsetzen, dass das Monster es nicht schafft das Stromrelais zu zerstören. In dieser Stufe das Monster noch zu töten verlangt den Jägern einiges ab und ist mir während zahlreichen Duellen nur einmal passiert. Als Jäger sollte man sich demnach eher um die Verteidigung des Stromrelais kümmern, sobald das Monster die Stufe die erreicht hat.

Begrenzte Energie der Jäger-Jetpacks bzw. nachlassende Sprungkraft des Monsters, durch das töten kleinere Kreaturen und dadurch verfügbare Buffs wie schnellere Regeneration oder bessere Jetpacks, aggressiv reagierende Wildtiere oder Wasser und der Schleichmodus, der es dem Monster erlaubt keine Spuren auf dem Boden zu hinterlassen, sind weitere Spielelemente, die jedes Duell individuell beeinflussen.

Grafischer Leckerbissen, authentischer Sound, gute Steuerung

Wie bereits erwähnt macht Evolve dank der CryEngine grafisch einiges her. Die Atmosphäre ist düster und bedrohlich, so wie man sie sich bei einer Monsterjagd auf einem fremden Planeten vorstellen würde. Lebendig gestaltete Umgebung mit zahlreichen Pflanzen, Bäumen und wilden Tieren runden den optischen Eindruck ab. Je nach Szenario und Map runden eine ordentliche Weitsicht und schnell ladende Texturen das optische Gesamtergebnis ab. Allerdings sind mir hier und da noch ein paar kleinere grafische Bugs aufgefallen, die aber mit Sicherheit in Form eines Patch ausgebessert werden. Zu erwähnen sei hier der Schatten-Bug, der vereinzelt auftritt und Schatten durch Objekte hindurch sichtbar sein lässt. Dieser Bug ist zwar störend, aber ist auch der einzige bisher, der mir in dieser Hinsicht aufgefallen ist.

Etwas fühlt man sich anfänglich aufgrund der vielen Symbole, Balken und Informationen, die das HUD auf den Bildschirm darstellt. Im späteren Spielverlauf wird man aber verstehen, um was es sich bei den einzelnen Balken und Symbolen handelt und weiß diese zu deuten und zur Hilfe zu nehmen.

Die gebotene Soundkulisse passt ebenfalls hervorragend zu dem, was sich auf dem Bildschirm vor einem abspielt und das bedrohliche und düstere Szenario noch einmal verstärken. Auch wird man als erfahrener Jäger oder Monster-Spieler mit einem guten Gehör wissen, wie man die sich bietenden Geräusche auf der Jagd oder Flucht sinnvoll einsetzen kann. Denn Jäger als auch Monster verursachen nicht nur direkte Geräusche durch ihre Fortbewegung, sondern auch die Umgebung wie Pflanzen und Wildtiere reagieren soundtechnisch auf das Geschehen.

Generell ist die Steuerung des Spiels leicht zu verinnerlichen, auch wenn mich der Wechsel der Waffen anfangs etwas verwirrt hat. Jede Waffe hat mit LB, RB, Y und B ihren festen Button um die Waffe auszurüsten. Genau das und die Position der Buttons hatte mich das ein oder andere mal durcheinander gebracht. Aufgrund der Anordnung der Waffen im HUD erscheint mir die Platzierung auf dem D-Pad logischer, allerdings hätte man zum Wechsel der Waffen etwas umgreifen müssen. Aber auch dieses Problem habe ich mittlerweile abgelegt. Geübte Shooter-Spieler werden keine Probleme mit der Controller-Belegung haben.

Macht das auf Dauer Spaß?

Wenn man sich auf das Spiel einlässt und es einem liegt im Team zu spielen, dann könnte Evolve das ideale Spiel für einen sein und auch einen hohen Langzeitspaß bieten. Auch wenn das Ziel immer heißt das Monster zu jagen, es zu töten oder je nach Modus etwas zu verteidigen, wird das Spiel aufgrund der vielen Faktoren, die ein Duell beeinflussen, nicht so schnell langweilig. Neue Jäger und Monster bringen noch einmal neue Möglichkeiten und Taktiken in das Spiel ein. Denn zu jeder Jäger-Gattung und Monster, können zusätzlich, zu dem zu Anfang zur Verfügung stehenden Charaktere, noch zwei weitere freigeschaltet werden. Alles freigeschaltet, stehen einem insgesamt 12 Jäger und 3 Monster zur Verfügung, welche wiederum vielfältige neue Möglichkeiten einbringen Duelle für sich zu entscheiden. Ebenfalls hat 2K bereits angekündigt zu einem späteren Zeitpunkt weitere Jäger und Monster im integrierten Shop anzubieten.

In den letzten Tagen wurde allerdings gerade diese DLC-Politik stark kritisiert. Zugegeben, die Preise für die zusätzlichen Jäger und Monster sind sehr hoch und man kann darüber streiten, ob diese gerechtfertigt sind. Allerdings bin ich der Meinung, dass der Umfang und die Möglichkeiten mit den für alle Verfügbaren Jäger und Monster so vielfältig sind, dass man die kostenpflichtigen Spielfiguren nicht zwingend braucht. Auch wird es einige Zeit dauern, bis man alle Figuren freigespielt hat. Wenn die zusätzlichen Figuren dann auch noch ähnlich gut ausbalanciert sind, wie die bereits verfügbaren, haben die Spieler lediglich andere Möglichkeiten, woraus aber kein kräftemäßiger Vorteil entsteht.

Aber um die Kritiker erstmal zu beruhigen. 2K hat immerhin angekündigt, dass alle zukünftigen Maps und Spielmodi für alle Spieler kostenlos angeboten werden, um keine Zweiklassengesellschaft entstehen zu lassen.

Fazit

Für mich könnte Evolve DER Multiplayer-Shooter des Jahres werden. Jedes Duell zwischen Monster und Jäger ist einzigartig und gleicht nicht dem anderen. Besonders die verschiedenen Fähigkeiten der Charaktere und die vielfältigen Möglichkeiten, welche die Maps den Spielern überlassen, sorgen für einen hohen Maß an Abwechslung. Zwar ist die Frustration anfangs hoch, aber die Lernkurve dafür stark ansteigend, so dass man sich schnell zurecht findet. Der Spaßfaktor und Erfolg ist allerdings sehr stark von der taktischen Spielweise des Teams abhängig und ob alle die übernommene Rolle verinnerlicht haben.

Datasheet

Publisher: 2K Games
Entwickler: Turtle Rock Studios
Release: 10. Februar 2015
Genre: Shooter
Konsole: Xbox One
Spieleranzahl: Offline 1, Online bis zu 5
USK: 16

Evolve
Grafik/Präsentation
88
Story/Atmosphäre
80
Gameplay
80
Spielspaß
90
Leserwertung1 Bewertung
24
85