Stories: The Path of Destinies im Test – Ein Spiel. Viele Geschichten

Über die multiplen Entscheidungsmöglichkeiten eines Telltale-Spiels können die Entwickler von Stories: The Path of Destinies nur müde lachen. Ganze 24 unterschiedliche Enden haben sich Spearhead Games für ihr aktuelles Action-Abenteuer ausgedacht. Das mehrfache Durchspielen ist also in diesem Fall lohnenswert, zumal sich viele Enden extrem voneinander unterscheiden. Ob Stories mit seiner ambitioniert offenen Erzählweise überzeugen kann und ob das Gameplay und die Technik da mithalten können, klärt der folgende Test.

Fabelhafte Popkultur

Stories zeigt sich optisch in einem cartoonhaften Look und alle Teilnehmer werden durch vermenschlichte Tiere dargestellt. So auch unser Charakter Reynardo, den wir in Gestalt eines Fuchses spielen. Zudem wird jede Aktion des Spiels, sowie alle Figuren von einem Leser kommentiert und gesprochen. The Bastion lässt an dieser Stelle freundlich grüßen. Die Geschichte bedient sich vielen popkulturellen Phänomenen wie Star Wars oder Herr Der Ringe. Da sind ein böses Imperium und eine tapfere Rebellenarmee. Da gibt es dieses wundersame Artefakt, das den Krieg beenden könnte. Alles in allem bedient sich Stories hier zu genüge aus anderen Geschichten, schafft es jedoch trotzdem durch den eigenen Look und einige nette Ideen auch eine eigene Identität aufzubauen, deren märchenhaften Charme angenehm auffällt. Nur schade, dass hier von grafischer Seite etwas wenig Abwechslung geboten wird.

Die Umgebung wirkt trotz ihrer Vielzahl an Orten wie Dschungel, Tempel oder Eislandschaften etwas leblos und steril. Hier hätten einige Kleinigkeiten wie Windböen die Bäume und Felder bewegen direkt für etwas mehr Stimmung gesorgt. Was auf grafischer Ebene nicht ganz aufgeht, klappt bei der Vertonung jedoch umso besser. Der Leser, der jeden Schritt von Reynardo kommentiert und uns auch mit wichtigen Zwischeninfos zur Geschichte oder der Gefühlswelt unseres Protagonisten erzählt, fügt sich wunderbar in die spielbare Fabel ein. Manchmal bringt sie uns sogar zum Schmunzeln, wenn wir in klassischer Videospielmanier Vasen zerhauen und der Leser diese Aktion mit „einem plötzlichen Ansturm von Wut in Reynardo“ kommentiert werden. Die Sprachausgabe ist nur auf Englisch verfügbar, jedoch werden deutsche Untertitel optional angeboten.

Von allem etwas

Gespielt wird Stories in einer Diablo-ähnlichen Iso-Perspektive, welche zu jeder Zeit gute Übersicht in Kämpfen bietet. Und wo wir geradebei Kämpfen sind. Auch hier ließen sich Spearhead von anderen Spielen inspirieren. Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab, doch statt in bester Diablo-Manier alles möglichst schnell und effektiv zu Klump zu hauen, geht es bei Stories eine Spur filigraner zu. Bei den Gefechten gegen die zahlreichen Schergen des Imperiums kommt eine Konterfunktion zum Einsatz. Leuchtet über einem Gegner ein rotes Ausrufezeichen auf liegt es an uns, schnell die Angriffstaste in Richtung des Angreifers zu drücken um somit seine Attacke optisch beeindruckend zu kontern und selbst einen schnellen Gegenangriff auszuführen. Das alles erinnert sehr stark an das Kampfsystem aus der Batman Arkham-Reihe, funktioniert in der Iso-Perspektive und dank intuitiver Steuerung  jedoch ganz gut. Wie in einem klassischen RPG sammeln wir in jedem Kampf Erfahrungspunkte um unsere Kampffähigkeiten zu verbessern. Die Zahl an Upgrades bleibt zwar überschaubar, reicht aber für das Kampfsystem allemal aus. Reynardo erhält zudem recht früh im Spiel einen Enterhaken. Zum einen können wir so weit entfernte Gegner wie Fernkämpfer zu uns ziehen oder wir können uns an obligatorisch auffälligen Stangen über Klippen und Abgründe hangeln. Damit eröffnet sich für aufmerksame Spieler auch der ein oder andere Geheimpfad, was ein wenig an Zelda erinnert. Insgesamt bedient sich Stories bei vielen anderen großen Spielmarken, was aber nie wie eine dreiste Kopie vorkommt, sondern in seinen mosaikhaften Design- und Gameplayelementen ein angenehmes Gesamtbild ergeben.

Noch eine Runde?

Nach etwa 4 Stunden ist der erste Durchgang beendet und wir erfahren wie sich unsere Entscheidungen auf den Gesamtverlauf derGeschichte auswirken. Während dieser 4 Stunden, hat uns das Spiel vor jedem Kapitel immer die Möglichkeit gegeben zwischen 2 Wegen zu entscheiden. Suche ich das mächtige Artefakt oder helfe ich lieber einem alten Freund aus der Patsche? Lasse ich mein Artefakt erst von Wissenschaftlern untersuchen oder nutzte ich es einfach blind gegen den Feind da die Zeit drängt?

Alle Entscheidungen haben Einfluss auf die Geschichte und auch Level die es zu meistern gilt. Nach dem ersten Durchgang, können wir manche Entscheidungen für die nächste Reise besser einschätzen oder gar entscheidend beeinflussen. In den ersten 3 Durchgängen macht es durchaus noch Spaß neue Orte und Gegner zu treffen, doch spätestens im vierten Anlauf hat man das meiste schon gesehen und kennt die Level zu gut. Während auf der erzählerischen Seite die Spannung weitestgehend erhalten bleibt, nutzt sich das Gameplay mit der Zeit leider sehr stark ab. Die Kämpfe werden von Mal zu Mal einfacher und berechenbarer und auch die ständige Wiederholung gleicher Level- und Gegnerdesigns ermüden auf Dauer doch ein wenig.

Fazit

Stories: The Path of Destinies hat mich mit seinem erfrischend anderen Ansatz eine Geschichte zu erleben schnell in seinen Bann gezogen. Die Spielmechanik gestaltet sich angenehm einsteigerfreundlich und trägt zu einem guten Spielfluss bei. Die Entscheidungen die in im Verlauf meiner Reise treffen kann beeinflussen die Geschichte merklich und sind in ihrer Konsequenz teilweise nicht zu erahnen. Das mehrfache Durchspielen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse machen dabei den Hauptreiz des Spiels aus. So interessant es jedoch sein mag die Geschichte zum „perfekten Ende“ durchzuspielen, so müßig und re¬pe¬ti¬tiv werden Level- und Gameplaydesgin nach einer Weile. Schade, dass an diesem Punkt das Kampfsystem und die Levelarchitektur nicht mehr Abwechslung bieten, denn spätestens im vierten Durchgang hat man alle Gegner- und Areale gesehen und auch der Erzähler weiß während des Spielens nicht mehr viel Neues zu erzählen. Auf technischer Seite machten sich zudem einige fiese Ruckler bemerkbar, die gerade in Kämpfen störend auffallen.

Insgesamt bietet Stories ein Unterhaltsames Abenteuer das zu mehrfachen Durchspielen motiviert, jedoch an seinen sich wiederholenden und schnell ermüdenden Spielmechaniken selbst ein Bein stellt. Wem Geschichte und Entscheidungsmöglichkeiten innerhalb einer Spielwelt das Wichtigste sind, sollte dem Spiel auf jeden Fall mal eine Chance geben. Leute die ein ähnliches Spielerlebnis mit einer besseren Gameplaymechanik haben möchten, wären mit The Bastion von Supergiant Games besser beraten.

Stories: The Path of Destinies
Grafik/Präsentation
80
Story/Atmosphäre
85
Gameplay
75
Spielspaß
79
Leserwertung0 Bewertungen
0
80