Song of the Deep im Test: Märchenhaftes Unterseeabenteuer im Geiste Metroids

Dass es unter dem Meer im Allgemeinen besser und toller ist als hier oben am Land wusste auch schon mein Namensvetter Sebastian die Krabbe. Die Jungs von Insomniac Games, die sonst eher für große Titel wie die Resistence-Reihe oder Sunset Overdrive bekannt sind, haben sich die Lebensweisheit des singenden Krustentiers zu Herzen genommen und präsentieren mit Song of the Deep für PS4 und Xbox One ein kleines Abenteuerspiel im Stile eines klassischen 2D-Metroids bzw. Castlevainias. Dabei schlüpfen wir in die Rolle des kleinen Mädchens  Marryn, welches sich in ihrem selbstgebauten U-Boot auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater macht. Auf ihrer Reise durch die Tiefen des Meeres stößt sie auf allerhand wundersame Meeresbewohner und fantastischer Orte. Ob sich Tauchfahrt der Ratchet und Clank-Macher lohnt oder man doch lieber im Trockenen bleiben sollte, klärt der folgende Test für euch auf.

„Somewhere beyond the sea…“

Unsere Protagonistin Marryn macht sich Sorgen, ihr Vater ist von einem seiner Fahrten hinaus aufs Meer nicht zurück nach Hause gekommen. Doch statt sich hilflos dem Kummer und den Sorgen hinzugeben, macht sich das kleine zwölfjährige Mädchen daran, ihren Vater selbst zu suchen. Sie baut sich kurzerhand ein eigenes Unterseeboot zusammen mit dem sie sich auf die spannende Reise in die Tiefen des Meeres macht. Wem das etwas zunächst etwas unglaubwürdig erscheint sei gesagt, dass Song oft he Deep wie ein klassisches Märchen aufgebaut ist. Die Optik erinnert leicht an einen Anime aus dem Hause der Ghibli Studios und, wie in Stories oder The Bastion, erzählt hier eine Erzählerin den Verlauf der Geschichte, als lese sie aus einem Buch vor. Wer sich von diesem Look nicht abschrecken lässt wird für die nächsten dreizehn bis fünfzehn Stunden ein Abenteuer geboten bekommen, das sich stark von Spielen wie Metroid hat inspirieren lassen.

Auf unserer Tiefseefahrt kommen wir an allerhand verträumten, schönen, manchmal aber auch unheimlichen Orten vorbei. Mal durchsuchen wir die Ruinen einer versunkenen Stadt, mal ein Schiffswrack oder dunkle Höhlensysteme. All diese Orte werden durch stimmungsvolle Musik oder die passende Geräuschkulisse untermalt, so dass wir sprichwörtlich in die märchenhafte Welt eintauchen können. Das Unterseefeeling wird dabei sehr schön durch die weiche Steuerung unseres Tiefseebootes unterstrichen, welche übrigens angenehm präzise funktioniert.

“Der Fisch der entwischt, ist immer der beste Fisch.”

Während unserer Tour durch versunkene Städte und dunkle Grotten gibt es jede Menge zu entdecken. Viele Hinweise werden dabei nur dezent angedeutet, so weist beispielsweise die Hand eines alten Skelettes grob in die Richtung eines versteckten Schatzes. Mit Hilfe unseres Suchscheinwerfers verscheuchen wir kleine Schalentiere die uns das ein oder andere hilfreiche Objekt offenbaren, sobald sich alle gleichzeitig versteckt halten. Auch die großen Muscheln sollten wir uns genauer anschauen. Mittels unseres im U-Boot integrierten Greifarms können wir allerhand Gegenstände an die Muscheln verfüttern, doch diese Vielfraße erweisen sich als verdammt wählerisch, denn nur wenn wir ihnen den richtigen Gegenstand zu essen geben, schenken sie uns dafür Gold oder andere wertvolle Gegenstände.

Diese und noch viel mehr kleine Rätsel finden sich an allen Ecken und Enden der Spielewelt und verleihen unserem Abenteuer einen zusätzlichen Reiz.

„Das muss das Boot abkönnen“

Unsere gewonnen Schätze können wir bei einem uns freundlich gesinntem Händler in Form eines  Hummers in neue Upgrades investieren. Manche dieser Upgrades lassen sich allerdings erst im späteren Verlauf des Spiels freischalten. So rüsten wir uns während unserer Odyssee durch das Meer mit einem bereits erwähnten Greifhaken auf. Ein sehr nützliches Gerät, dient es uns doch dazu Gegner zu attackieren und uns bei unerwarteten Strömungen an einem geeigneten Hacken festzuhalten. Ein weiteres hilfreiches Werkzeug ist unsere Schubturbine. Mit ihrer Hilfe können wir uns kurzfristig schneller bewegen, was bei unregelmäßigen Tiefenströmungen in engen Passagen durchaus hilfreich ist, da wir sonst immer wieder weggespült werden. Alsbald stehen uns Torpedos zur Verfügung und auch der Ausbau unseres Rumpfes sollte uns das ein oder andere Upgrade wert sein, hilft es uns doch mehr Schaden einzustecken oder durch ein stärkeres Magnetfeld Gegenstände aus größerer Entfernung einzusammeln.

Die Aufrüstung geht jedoch mächtig ins Geld und nur wer fleißig nach vielen Schätzen Ausschau hält wird zum Ende hin ein voll aufgerüstetes U-Boot sein eigen nennen können. Eine durchaus lohnendes Vorhaben den so süß und verträumt das Spiel auch daher kommen mag, „Song oft he Deep“ ist teilweise ganz schön knifflig. Seien es einige fiese Gegnerkombinationen oder fordernde Endbosse wie eine riesige Spinne (ja, selbst unter Wasser ist man vor denen nicht sicher). Glücklicherweise sind unsere Rücksetzpunkte, welche gleichzeitig auch als Savepoints fungieren, meist recht fair verteilt und längere Wege zur gescheiterten Spielstellen bleiben uns erspart.

“… natürlich weiß ich, wo er langgeschwommen ist. Aber ich werds dir nicht sagen…“

Wie es sich für ein klassisches Metroidvania gehört, öffnen sich uns bestimmte Türen und Blockaden erst mit dem erlangen bestimmter Fähigkeiten. Mal will eine Tür per Torpedierung oder mittels Rammen per Schub geöffnet werden. Leider werden die Türen nicht entsprechend auf unserer Minikarte markiert, was dazu führt, dass wir hin und wieder weite Strecken mehrfach zurücklegen müssen und es manchmal auch schwerfällt zu wissen, welche Orte wir mit erlangen einer neuen Fähigkeit noch nicht besucht haben. Auch das typische Gefühl, nicht mehr weiter zu können kann sich das ein oder andere Mal einstellen, was für gelegentliche Frustmomente sorgen wird.

Zudem gestalteten sich manche Rätsel aufgrund der Unterwasserphysik etwas schwammig, vor allem wenn Präzisionsarbeit mit dem Greifhaken verlangt wird. Diese kleinen Ärgernisse bleiben aber glücklicherweise selten.

Fazit

Song of the Deep weiß mit seinem charmanten Look und einer stimmungsvollen Sound- und Musikkulisse zu überzeugen. Das verträumte Unterwasserambiente erinnert an die Romane von Jules Verne und weckt durch seine groß angelegten Labyrinthe wahrlich den Forschergeist. Die Kämpfe gegen die Unterwasserbewohner gestalten sich abwechslungsreich und vor allem die Bossgegner werden einiges an Reaktionsvermögen abverlangen. Auch das Aufrüstsystem unseres Tiefseebootes ist motivierend und reizt zusätzlich an, jeden Winkel der Unterwasserwelt zu erkunden.

Leider wird auf der Minikarte nicht vermerkt, mit welcher Fähigkeit sich vormals geschlossene Türen öffnen lassen und auch so manches Zeit- und Reaktionsrätsel kann für Frustmomente sorgen. Ebenso können aufgrund der teilweise langen Rückwege zu vormals besuchten Gebieten etwas Langeweile und Frust aufkommen doch das Gefühl ein neues Gebiet erstmals zu betreten lässt diese Unannehmlichkeiten schnell vergessen. Wer auf Abenteuer wie Castlevainia oder Metroid steht und sich für die Unterwasserthematik mit Steampunkeinflüssen interessiert, sollte sich Song oft he Deep auf jeden Fall mal anschauen. Wer hingegen lieber mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht und mit der Meerthematik nicht viel anfangen kann, ist bei Salt and Sanctuary womöglich besser aufgehoben.

Song of the Deep
Grafik/Präsentation
83
Story/Atmosphäre
88
Gameplay
85
Spielspaß
85
Leserwertung0 Bewertungen
0
85