RiME im Test – Ein Nerd ist gestrandet

Ursprünglich war das Entwicklerstudio Tequila Works von RiME einen Vertrag mit Sony eingegangen und sollte entsprechend exklusiv für die PlayStation 4 erscheinen. Ende letzten Jahres hat Sony das Projekt allerdings fallen lassen. Ziemlich schnell hat man aber mit Grey Box Games einen neuen Publisher finden können und nun kommen Besitzer der Xbox One, PlayStation 4 und im späteren auch der Nintendo Switch in den Genuss des Puzzle Adventures. Was der Entwickler von Deadlight und The Sexy Brutale nun aus dem dritten Teil gemacht hat und ob man merkt, warum Sony das Projekt RiME hat fallen lassen, erzähle ich euch im Test.

Der Weg ist das Ziel

Wir spielen einen kleinen namenlosen Jungen, welcher mit seinem Schiff in einen Sturm geriet. Im nächsten Moment wachen wir auf einer einsamen Insel auf, in dessen Mitte ein auffälliger weißer Turm in den Himmel ragt. Wir erkunden die Insel und begegnen einem Fuchs, welcher uns zu verstehen gibt, ihm zu folgen. So bahnen wir uns einen Weg bis zum Turm und lösen dabei allerhand Rätsel. Die Geschichte wird dabei immer wieder in kleinen Zwischensequenzen und durch unser Tun erzählt. In besagten Sequenzen bekommen wir immer mehr Informationen über den Schiffbruch. Auf eine Sprachausgabe wurde in dem Spiel bewusst verzichtet. Einzig das Bellen des Fuchses und der per Knopfdruck aktivierbare Schrei des Jungens, welcher später noch eine Rolle spielen wird, sind die einzigen Mundgeformten Sounds. RiME versucht bewusst mit Bildern zu sprechen und so finden wir immer wieder Wandgemälde, die uns mehr über die Insel verraten. Ab und an sehen wir auch eine schwarze Gestalt mit einem Roten Umhang, welche wir zu kennen scheinen. Über den Turm öffnen wir nach und nach Portale in andere Welten, welche uns den Weg zur Spitze des Turms öffnen. Mehr möchte ich auch gar nicht über die Story erzählen, da es die Spielerfahrung ansonsten zerstört und es ja auch erfrischend ist mal nicht mehr zu wissen. Ich möchte nur verraten, dass das Ende des Spiels die Erfahrung wirklich abrundet und zu einem weiteren Durchlauf anregt. Generell ist das Spiel, die Story und die gesamte Atmosphäre unheimlich entspannend, was mich öfters an The Journey hat erinnern lassen.

Spiel mit Licht und Schatten

Auf unserer Reise begegnen wir immer wieder kleinen Rätseln. Neben bekannter Schalter und Schieberätseln, gesellen sich noch zwei originellere Mechaniken dazu. Mit dem Schrei können wir kleine smaragdfarbene Götzen aktivieren, um Plattformen, Türen und ähnliches zu aktivieren. Mithilfe von blauen Sphären, die wir auf Sockeln positionieren können oder per Schrei in eine Art Druckwelle verwandeln können, erweitern wir unseren Radius um entfernte Schalter benutzen zu können. Das Spiel mit Licht und Schatten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, um beispielsweise bestimmte Schalter zu aktivieren. Ein wirklich besonderer Effekt war eine Art Sonnenuhr. Eine goldene Kugel rollt gemütlich in einem Kreis, als ich diese verschob beziehungsweise einen Schwung gab, sah ich den Mond und die Sonne nur so an mich vorbei rasen. Solche Momente bringt RiME immer wieder und konnten mich über das gesamte Spiel wirklich gut unterhalten. Direkten Gefahren begegnen wir nur in zwei der insgesamt fünf verschiedenen Welten und sind auch eher indirekt präsent. Lediglich der Raubvogel, der auch schon in den Trailern zu sehen war und die ein wenig gespenstig anmutenden Schattenkreaturen, stoßen wir kaum auf anderes „Leben“.  Neben den Rätseln beinhaltet RiME aber auch Plattformer Elemente. So können wir uns an bestimmten Kanten entlang hangeln, welche durch eine Textur speziell hervorgehoben sind oder müssen von Plattform zu Plattform springen. Auch Unterwasser werden wir nur mit der Gefahr konfrontiert, dass uns der Sauerstoff ausgehen kann. Schnell an eine Luftblase am Boden geschwommen und weiter geht es. Auf unserer Reise lässt sich aber auch einiges finden. So können wir nach und nach ein Schlaflied zusammensuchen oder finden Amulette, welche verschiedene Outfits freischalten. Zusätzlich gibt es noch Bilder und Spielzeug, die ein wenig mehr über die Hintergrundgeschichte erzählen, allerdings nicht zwingend notwendig sind. Die Sammelobjekte sind insgesamt wirklich gut versteckt und der Ambitionierte Spieler wird wohl immer mal wieder im Menü nachschauen, in welchem Abschnitt ihm noch etwas fehlt. Benötigen man für den ersten Durchlauf ungefähr fünf bis sechs Stunden, hat man danach die Möglichkeit die Abschnitte einzeln zu starten.

Die Reise durch eine Traumwelt

RiME setzt mit Hilfe der Unreal Engine 4 einen farbenfrohen Grafikstil in Szene, welcher vom Erscheinungsbild ein wenig an das Rätselspiel The Witness erinnert. Man könnte auch den aktuellen Zelda-Ableger Breath of the Wild als Inspiration nennen, wäre RiME nicht schon 2013, also vor Zelda, erstmals angekündigt worden. Die recht Detailarmen Texturen und die leichte Low Poly Optik sehen wirklich schön aus. Leider leidet die Xbox One-Version und laut anderen Berichten auch die PlayStation 4-Fassung gerade in den Außenbereichen und in der Weitsicht unter Framerate Problemen. So wird unser Lauf über die Insel von ständigen kleinen Mikrorucklern begleitet, die uns die Stimmung ein wenig verhageln. Auch beim Sprung ins Wasser, ist es wohl nur das Wasser, welches glänzen kann. Denn die Schulterkamera, die unseren Protagonisten verfolgt, springt förmlich Unterwasser, was mir unangenehm aufgefallen ist. Technisch hat RiME also noch ordentlich Luft nach oben, was sich aber auch mit Patches beheben lassen sollte. Durch das sehr entspannte Gameplay ist es beim Spielverlauf aber nicht ganz so gravierend. Direkt begeistern kann dagegen der Soundtrack. Eine liebe- und geheimnisvolle musikalische Untermalung ist für David Garcia Diaz vielleicht eine neue Herausforderung gewesen. Der Komponist, der schon für den Deadlight Soundtrack verantwortlich war, kann also nicht nur düster und gruselig. Einzig die punktuelle Inszenierung der Musik ist den Entwicklern nicht wirklich gelungen, hebt man bei besonderen Momenten lediglich die Lautstärke der Musik an. So läuft der Soundtrack eher inflationär in Schleife, was in den fünf bis sechs Stunden und darüber hinaus zwar nicht stört aber einfach besser in Szene gesetzt werden könnte.

Fazit

Was soll ich sagen, ich war 2013 bei der ersten Ankündigung schon sehr angetan von dem Setting und dem Look von RiME. Als es dann hieß, dass es doch ein Multiplattformtitel werden soll, war ich noch mehr angetan. RiME erinnert durchaus an andere Spiele macht aber dennoch gerade in Sachen Geschichtserzählung sein anderes Ding. Das Ende hat mich ehrlich gesagt ein wenig überrascht und der Kniff den Twist zum Ende zu bringen umso mehr. Am Ende überlegt man sogar ob die ganzen Rätsel überhaupt notwendig sind und man ohne jegliche Ablenkung den Fokus auf die Narration hätte legen sollen. Jeder der Spiele wie Gone Home, The Journey oder ICO gepaart mit Puzzle Elementen mag, für den ist RiME ein Pflichttitel.

RiME
Grafik/Präsentation
84
Story/Atmosphäre
87
Gameplay
82
Spielspaß
85
Leserwertung0 Bewertungen
0
85